Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.ein bloß schriftlich eingesandtes Werk 1). Ja wie man Verfall der "Die Aufführungen des Plautus und Terenz, einst 1) Und zwar keines von den bessern. Das Bemerkenswertheste ist die Floskel am Schlusse: Esto tibi ipsi archetypon et exemplar, teipsum imitare etc. 2) Briefe sowohl als Reden dieser Art schrieb Alberto di Ripalta, vgl. die von ihm verfaßten Annales Placentini, bei Murat. XX, Col. 914, s. wo der Pedant seinen literarischen Lebenslauf ganz lehrreich beschreibt. 3) Pauli Jovii Dialogus de viris literis illustribus, bei Tira-
boschi, Tom. VII, Parte IV. -- Doch meint er noch wohl ein Jahrzehnd später, am Schluß der Elogia literaria: Tenemus ad- huc, nachdem das Primat der Philologie auf Deutschland überge- gangen, sincerae et constantis eloquentiae munitam arcem etc. 3. Abſchnitt.ein bloß ſchriftlich eingeſandtes Werk 1). Ja wie man Verfall der „Die Aufführungen des Plautus und Terenz, einſt 1) Und zwar keines von den beſſern. Das Bemerkenswertheſte iſt die Floskel am Schluſſe: Esto tibi ipsi archetypon et exemplar, teipsum imitare etc. 2) Briefe ſowohl als Reden dieſer Art ſchrieb Alberto di Ripalta, vgl. die von ihm verfaßten Annales Placentini, bei Murat. XX, Col. 914, s. wo der Pedant ſeinen literariſchen Lebenslauf ganz lehrreich beſchreibt. 3) Pauli Jovii Dialogus de viris literis illustribus, bei Tira-
boschi, Tom. VII, Parte IV. — Doch meint er noch wohl ein Jahrzehnd ſpäter, am Schluß der Elogia literaria: Tenemus ad- huc, nachdem das Primat der Philologie auf Deutſchland überge- gangen, sinceræ et constantis eloquentiæ munitam arcem etc. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="236"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>ein bloß ſchriftlich eingeſandtes Werk <note place="foot" n="1)">Und zwar keines von den beſſern. Das Bemerkenswertheſte iſt die<lb/> Floskel am Schluſſe: <hi rendition="#aq">Esto tibi ipsi archetypon et exemplar,<lb/> teipsum imitare etc.</hi></note>. Ja wie man<lb/> Briefe mit imaginären Adreſſen nach allen Gegenden der<lb/> Welt componirte als Exercitium, als Formulare, auch wohl<lb/> als Tendenzſchriften, ſo gab es auch Reden auf erdichtete<lb/> Anläſſe <note place="foot" n="2)">Briefe ſowohl als Reden dieſer Art ſchrieb Alberto di Ripalta, vgl.<lb/> die von ihm verfaßten <hi rendition="#aq">Annales Placentini,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XX,<lb/> Col. 914, s.</hi> wo der Pedant ſeinen literariſchen Lebenslauf ganz<lb/> lehrreich beſchreibt.</note>, als Formulare für Begrüßung großer Beamten,<lb/> Fürſten und Biſchöfe u. dgl. m.</p><lb/> <p><note place="left">Verfall der<lb/> Eloquenz.</note>Auch für die Redekunſt gilt der Tod Leo's <hi rendition="#aq">X.</hi> (1521)<lb/> und die Verwüſtung von Rom (1527) als der Termin des<lb/> Verfalls. Aus dem Jammer der ewigen Stadt kaum ge-<lb/> flüchtet, verzeichnet Giovio <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Pauli Jovii Dialogus de viris literis illustribus,</hi> bei <hi rendition="#aq">Tira-<lb/> boschi, Tom. VII, Parte IV.</hi> — Doch meint er noch wohl ein<lb/> Jahrzehnd ſpäter, am Schluß der <hi rendition="#aq">Elogia literaria: Tenemus ad-<lb/> huc,</hi> nachdem das Primat der Philologie auf Deutſchland überge-<lb/> gangen, <hi rendition="#aq">sinceræ et constantis eloquentiæ munitam arcem etc.</hi></note> einſeitig und doch wohl mit<lb/> überwiegender Wahrheit die Gründe dieſes Verfalls:</p><lb/> <p>„Die Aufführungen des Plautus und Terenz, einſt<lb/> eine Uebungsſchule des lateiniſchen Ausdruckes für die vor-<lb/> nehmen Römer, ſind durch italieniſche Comödien verdrängt.<lb/> Der elegante Redner findet nicht mehr Lohn und Anerken-<lb/> nung wie früher. Deßhalb arbeiten z. B. die Conſiſtorial-<lb/> advocaten an ihren Vorträgen nur noch die Proömien aus<lb/> und geben den Reſt als trüben Miſchmaſch nur noch ſtoß-<lb/> weiſe von ſich. Auch Caſualreden und Predigten ſind tief<lb/> geſunken. Handelt es ſich um die Leichenrede für einen<lb/> Cardinal oder weltlichen Großen, ſo wenden ſich die Teſta-<lb/> mentsexecutoren nicht an den trefflichſten Redner der Stadt,<lb/> den ſie mit hundert Goldſtücken honoriren müßten, ſondern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
ein bloß ſchriftlich eingeſandtes Werk 1). Ja wie man
Briefe mit imaginären Adreſſen nach allen Gegenden der
Welt componirte als Exercitium, als Formulare, auch wohl
als Tendenzſchriften, ſo gab es auch Reden auf erdichtete
Anläſſe 2), als Formulare für Begrüßung großer Beamten,
Fürſten und Biſchöfe u. dgl. m.
3. Abſchnitt.
Auch für die Redekunſt gilt der Tod Leo's X. (1521)
und die Verwüſtung von Rom (1527) als der Termin des
Verfalls. Aus dem Jammer der ewigen Stadt kaum ge-
flüchtet, verzeichnet Giovio 3) einſeitig und doch wohl mit
überwiegender Wahrheit die Gründe dieſes Verfalls:
Verfall der
Eloquenz.
„Die Aufführungen des Plautus und Terenz, einſt
eine Uebungsſchule des lateiniſchen Ausdruckes für die vor-
nehmen Römer, ſind durch italieniſche Comödien verdrängt.
Der elegante Redner findet nicht mehr Lohn und Anerken-
nung wie früher. Deßhalb arbeiten z. B. die Conſiſtorial-
advocaten an ihren Vorträgen nur noch die Proömien aus
und geben den Reſt als trüben Miſchmaſch nur noch ſtoß-
weiſe von ſich. Auch Caſualreden und Predigten ſind tief
geſunken. Handelt es ſich um die Leichenrede für einen
Cardinal oder weltlichen Großen, ſo wenden ſich die Teſta-
mentsexecutoren nicht an den trefflichſten Redner der Stadt,
den ſie mit hundert Goldſtücken honoriren müßten, ſondern
1) Und zwar keines von den beſſern. Das Bemerkenswertheſte iſt die
Floskel am Schluſſe: Esto tibi ipsi archetypon et exemplar,
teipsum imitare etc.
2) Briefe ſowohl als Reden dieſer Art ſchrieb Alberto di Ripalta, vgl.
die von ihm verfaßten Annales Placentini, bei Murat. XX,
Col. 914, s. wo der Pedant ſeinen literariſchen Lebenslauf ganz
lehrreich beſchreibt.
3) Pauli Jovii Dialogus de viris literis illustribus, bei Tira-
boschi, Tom. VII, Parte IV. — Doch meint er noch wohl ein
Jahrzehnd ſpäter, am Schluß der Elogia literaria: Tenemus ad-
huc, nachdem das Primat der Philologie auf Deutſchland überge-
gangen, sinceræ et constantis eloquentiæ munitam arcem etc.
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