Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.Fürsten, die des Wortes mächtig waren, gerne und gut3. Abschnitt. Sodann wurden die Fürsten bei jedem feierlichenEmpfangs- ganz ernsthaft unter den Ursachen auf, welche das Unglück Italiens 1494 herbeiführen halfen. 1) Mitgetheilt von Marin Sanudo, bei Murat. XXII, Col. 1160. 2) Pii II. Comment. L. II. p. 107. Vgl. p. 87. -- Eine andere lateinische Rednerin fürstlichen Standes war Madonna Battista Mon- tefeltro, vermählte Malatesta, welche Sigismund und Martin haran- guirte Vgl. Arch. stor. IV, I. p. 442, Nota. 3) De expeditione in Turcas, bei Murat. XXIII, Col. 68. Nihil enim Pii concionantis maiestate sublimius. -- Außer dem naiven Wohlgefallen, womit Pius selbst seine Erfolge schildert, vgl. Cam- panus, Vita Pii II, bei Murat. III, II, passim. 4) Carl V. hat doch einmal, als er in Genua der Blumensprache eines
latein. Redners nicht folgen konnte, vor Giovio's Ohren geseufzt: "Ach wie hat mein Lehrer Hadrian einst Recht gehabt, als er mir "weissagte, ich würde für meinen kindischen Unfleiß im Lateinischen "gezüchtigt werden!" -- Paul. Jov. vita Hadriani VI. Fürſten, die des Wortes mächtig waren, gerne und gut3. Abſchnitt. Sodann wurden die Fürſten bei jedem feierlichenEmpfangs- ganz ernſthaft unter den Urſachen auf, welche das Unglück Italiens 1494 herbeiführen halfen. 1) Mitgetheilt von Marin Sanudo, bei Murat. XXII, Col. 1160. 2) Pii II. Comment. L. II. p. 107. Vgl. p. 87. — Eine andere lateiniſche Rednerin fürſtlichen Standes war Madonna Battiſta Mon- tefeltro, vermählte Malateſta, welche Sigismund und Martin haran- guirte Vgl. Arch. stor. IV, I. p. 442, Nota. 3) De expeditione in Turcas, bei Murat. XXIII, Col. 68. Nihil enim Pii concionantis maiestate sublimius. — Außer dem naiven Wohlgefallen, womit Pius ſelbſt ſeine Erfolge ſchildert, vgl. Cam- panus, Vita Pii II, bei Murat. III, II, passim. 4) Carl V. hat doch einmal, als er in Genua der Blumenſprache eines
latein. Redners nicht folgen konnte, vor Giovio's Ohren geſeufzt: „Ach wie hat mein Lehrer Hadrian einſt Recht gehabt, als er mir „weiſſagte, ich würde für meinen kindiſchen Unfleiß im Lateiniſchen „gezüchtigt werden!“ — Paul. Jov. vita Hadriani VI. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0239" n="229"/> Fürſten, die des Wortes mächtig waren, gerne und gut<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> ſelber, italieniſch oder lateiniſch. Die Kinder des Hauſes<lb/> Sforza waren hierauf eingeſchult, der ganz junge Galeazzo<lb/> Maria ſagte ſchon 1455 im großen Rath zu Venedig ein<lb/> fließendes Exercitium her <note place="foot" n="1)">Mitgetheilt von <hi rendition="#aq">Marin Sanudo,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXII, Col. 1160.</hi></note>, und ſeine Schweſter Ippolita<lb/> begrüßte den Papſt Pius <hi rendition="#aq">II.</hi> auf dem Congreß zu Mantua<lb/> 1459 mit einer zierlichen Rede <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Pii II. Comment. L. II. p.</hi> 107. Vgl. <hi rendition="#aq">p.</hi> 87. — Eine andere<lb/> lateiniſche Rednerin fürſtlichen Standes war Madonna Battiſta Mon-<lb/> tefeltro, vermählte Malateſta, welche Sigismund und Martin haran-<lb/> guirte Vgl. <hi rendition="#aq">Arch. stor. IV, I. p. 442, Nota.</hi></note>. Pius <hi rendition="#aq">II.</hi> ſelbſt hat offen-<lb/> bar als Redner in allen Zeiten ſeines Lebens ſeiner letzten<lb/> Standeserhöhung mächtig vorgearbeitet; als größter curialer<lb/> Diplomat und Gelehrter wäre er vielleicht doch nicht Papſt<lb/> geworden ohne den Ruhm und den Zauber ſeiner Be-<lb/> redſamkeit. „Denn nichts war erhabener als der Schwung<lb/> „ſeiner Rede <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">De expeditione in Turcas,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIII, Col. 68. Nihil<lb/> enim Pii concionantis maiestate sublimius.</hi> — Außer dem naiven<lb/> Wohlgefallen, womit Pius ſelbſt ſeine Erfolge ſchildert, vgl. <hi rendition="#aq">Cam-<lb/> panus, Vita Pii II,</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. III, II, passim.</hi></note>.“ Gewiß galt er für Unzählige ſchon deß-<lb/> halb als der des Papſtthums Würdigſte, bereits vor der<lb/> Wahl.</p><lb/> <p>Sodann wurden die Fürſten bei jedem feierlichen<note place="right">Empfangs-<lb/> reden ꝛc.</note><lb/> Empfang angeredet und zwar oft in ſtundenlanger Oration.<lb/> Natürlich geſchah dieß nur wenn der Fürſt als Redefreund<lb/> bekannt war oder dafür gelten wollte <note place="foot" n="4)">Carl <hi rendition="#aq">V.</hi> hat doch einmal, als er in Genua der Blumenſprache eines<lb/> latein. Redners nicht folgen konnte, vor Giovio's Ohren geſeufzt:<lb/> „Ach wie hat mein Lehrer Hadrian einſt Recht gehabt, als er mir<lb/> „weiſſagte, ich würde für meinen kindiſchen Unfleiß im Lateiniſchen<lb/> „gezüchtigt werden!“ — <hi rendition="#aq">Paul. Jov. vita Hadriani VI.</hi></note>, und wenn man<lb/> einen genügenden Redner vorräthig hatte, mochte es ein<lb/><note xml:id="seg2pn_16_2" prev="#seg2pn_16_1" place="foot" n="4)">ganz ernſthaft unter den Urſachen auf, welche das Unglück Italiens<lb/> 1494 herbeiführen halfen.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0239]
Fürſten, die des Wortes mächtig waren, gerne und gut
ſelber, italieniſch oder lateiniſch. Die Kinder des Hauſes
Sforza waren hierauf eingeſchult, der ganz junge Galeazzo
Maria ſagte ſchon 1455 im großen Rath zu Venedig ein
fließendes Exercitium her 1), und ſeine Schweſter Ippolita
begrüßte den Papſt Pius II. auf dem Congreß zu Mantua
1459 mit einer zierlichen Rede 2). Pius II. ſelbſt hat offen-
bar als Redner in allen Zeiten ſeines Lebens ſeiner letzten
Standeserhöhung mächtig vorgearbeitet; als größter curialer
Diplomat und Gelehrter wäre er vielleicht doch nicht Papſt
geworden ohne den Ruhm und den Zauber ſeiner Be-
redſamkeit. „Denn nichts war erhabener als der Schwung
„ſeiner Rede 3).“ Gewiß galt er für Unzählige ſchon deß-
halb als der des Papſtthums Würdigſte, bereits vor der
Wahl.
3. Abſchnitt.
Sodann wurden die Fürſten bei jedem feierlichen
Empfang angeredet und zwar oft in ſtundenlanger Oration.
Natürlich geſchah dieß nur wenn der Fürſt als Redefreund
bekannt war oder dafür gelten wollte 4), und wenn man
einen genügenden Redner vorräthig hatte, mochte es ein
4)
Empfangs-
reden ꝛc.
1) Mitgetheilt von Marin Sanudo, bei Murat. XXII, Col. 1160.
2) Pii II. Comment. L. II. p. 107. Vgl. p. 87. — Eine andere
lateiniſche Rednerin fürſtlichen Standes war Madonna Battiſta Mon-
tefeltro, vermählte Malateſta, welche Sigismund und Martin haran-
guirte Vgl. Arch. stor. IV, I. p. 442, Nota.
3) De expeditione in Turcas, bei Murat. XXIII, Col. 68. Nihil
enim Pii concionantis maiestate sublimius. — Außer dem naiven
Wohlgefallen, womit Pius ſelbſt ſeine Erfolge ſchildert, vgl. Cam-
panus, Vita Pii II, bei Murat. III, II, passim.
4) Carl V. hat doch einmal, als er in Genua der Blumenſprache eines
latein. Redners nicht folgen konnte, vor Giovio's Ohren geſeufzt:
„Ach wie hat mein Lehrer Hadrian einſt Recht gehabt, als er mir
„weiſſagte, ich würde für meinen kindiſchen Unfleiß im Lateiniſchen
„gezüchtigt werden!“ — Paul. Jov. vita Hadriani VI.
4) ganz ernſthaft unter den Urſachen auf, welche das Unglück Italiens
1494 herbeiführen halfen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |