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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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3. Abschnitt.liche Mittheilung sich zu vergegenwärtigen, das Auge von
unsern jetzigen academischen Einrichtungen möglichst ent-
wöhnen müssen. Persönlicher Umgang, Disputationen, be-
ständiger Gebrauch des Lateinischen und bei nicht wenigen
auch des Griechischen, endlich der häufige Wechsel der
Lehrer und die Seltenheit der Bücher gaben den damaligen
Studien eine Gestalt, die wir uns nur mit Mühe verge-
genwärtigen können.

Lateinische
Schulen.
Lateinische Schulen gab es in allen irgend namhaften
Städten und zwar bei Weitem nicht bloß für die Vorbildung
zu den höhern Studien, sondern weil die Kenntniß des
Lateinischen hier nothwendig gleich nach dem Lesen, Schrei-
ben und Rechnen kam, worauf dann die Logik folgte. We-
sentlich erscheint es, daß diese Schulen nicht von der Kirche
abhingen sondern von der städtischen Verwaltung; mehrere
waren auch wohl bloße Privatunternehmungen.

Nun erhob sich aber dieses Schulwesen, unter der
Führung einzelner ausgezeichneter Humanisten, nicht nur
zu einer großen rationellen Vervollkommnung, sondern es
wurde höhere Erziehung. An die Ausbildung der Kinder
zweier oberitalienischer Fürstenhäuser schließen sich Institute
an, welche in ihrer Art einzig heißen konnten.

Freie Erzie-
hung; Vitto-
rino.
An dem Hofe des Giovan Francesco Gonzaga zu
Mantua (reg. 1407 bis 1444) trat der herrliche Vitto-
rino da Feltre 1) auf, einer jener Menschen, die ihr ganzes
Dasein Einem Zwecke widmen, für welchen sie durch Kraft
und Einsicht im höchsten Grade ausgerüstet sind. Er erzog
zunächst die Söhne und Töchter des Herrscherhauses, und
zwar auch von den letztern Eine bis zu wahrer Gelehr-
samkeit; als aber sein Ruhm sich weit über Italien ver-
breitete und sich Schüler aus großen und reichen Familien
von nahe und ferne meldeten, ließ es der Gonzaga nicht

1) Vespas. Fior. p. 640. -- Die besondern Biographien des Vittorino
und des Guarino von Rosmini kenne ich nicht.

3. Abſchnitt.liche Mittheilung ſich zu vergegenwärtigen, das Auge von
unſern jetzigen academiſchen Einrichtungen möglichſt ent-
wöhnen müſſen. Perſönlicher Umgang, Disputationen, be-
ſtändiger Gebrauch des Lateiniſchen und bei nicht wenigen
auch des Griechiſchen, endlich der häufige Wechſel der
Lehrer und die Seltenheit der Bücher gaben den damaligen
Studien eine Geſtalt, die wir uns nur mit Mühe verge-
genwärtigen können.

Lateiniſche
Schulen.
Lateiniſche Schulen gab es in allen irgend namhaften
Städten und zwar bei Weitem nicht bloß für die Vorbildung
zu den höhern Studien, ſondern weil die Kenntniß des
Lateiniſchen hier nothwendig gleich nach dem Leſen, Schrei-
ben und Rechnen kam, worauf dann die Logik folgte. We-
ſentlich erſcheint es, daß dieſe Schulen nicht von der Kirche
abhingen ſondern von der ſtädtiſchen Verwaltung; mehrere
waren auch wohl bloße Privatunternehmungen.

Nun erhob ſich aber dieſes Schulweſen, unter der
Führung einzelner ausgezeichneter Humaniſten, nicht nur
zu einer großen rationellen Vervollkommnung, ſondern es
wurde höhere Erziehung. An die Ausbildung der Kinder
zweier oberitalieniſcher Fürſtenhäuſer ſchließen ſich Inſtitute
an, welche in ihrer Art einzig heißen konnten.

Freie Erzie-
hung; Vitto-
rino.
An dem Hofe des Giovan Francesco Gonzaga zu
Mantua (reg. 1407 bis 1444) trat der herrliche Vitto-
rino da Feltre 1) auf, einer jener Menſchen, die ihr ganzes
Daſein Einem Zwecke widmen, für welchen ſie durch Kraft
und Einſicht im höchſten Grade ausgerüſtet ſind. Er erzog
zunächſt die Söhne und Töchter des Herrſcherhauſes, und
zwar auch von den letztern Eine bis zu wahrer Gelehr-
ſamkeit; als aber ſein Ruhm ſich weit über Italien ver-
breitete und ſich Schüler aus großen und reichen Familien
von nahe und ferne meldeten, ließ es der Gonzaga nicht

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[208/0218] liche Mittheilung ſich zu vergegenwärtigen, das Auge von unſern jetzigen academiſchen Einrichtungen möglichſt ent- wöhnen müſſen. Perſönlicher Umgang, Disputationen, be- ſtändiger Gebrauch des Lateiniſchen und bei nicht wenigen auch des Griechiſchen, endlich der häufige Wechſel der Lehrer und die Seltenheit der Bücher gaben den damaligen Studien eine Geſtalt, die wir uns nur mit Mühe verge- genwärtigen können. 3. Abſchnitt. Lateiniſche Schulen gab es in allen irgend namhaften Städten und zwar bei Weitem nicht bloß für die Vorbildung zu den höhern Studien, ſondern weil die Kenntniß des Lateiniſchen hier nothwendig gleich nach dem Leſen, Schrei- ben und Rechnen kam, worauf dann die Logik folgte. We- ſentlich erſcheint es, daß dieſe Schulen nicht von der Kirche abhingen ſondern von der ſtädtiſchen Verwaltung; mehrere waren auch wohl bloße Privatunternehmungen. Lateiniſche Schulen. Nun erhob ſich aber dieſes Schulweſen, unter der Führung einzelner ausgezeichneter Humaniſten, nicht nur zu einer großen rationellen Vervollkommnung, ſondern es wurde höhere Erziehung. An die Ausbildung der Kinder zweier oberitalieniſcher Fürſtenhäuſer ſchließen ſich Inſtitute an, welche in ihrer Art einzig heißen konnten. An dem Hofe des Giovan Francesco Gonzaga zu Mantua (reg. 1407 bis 1444) trat der herrliche Vitto- rino da Feltre 1) auf, einer jener Menſchen, die ihr ganzes Daſein Einem Zwecke widmen, für welchen ſie durch Kraft und Einſicht im höchſten Grade ausgerüſtet ſind. Er erzog zunächſt die Söhne und Töchter des Herrſcherhauſes, und zwar auch von den letztern Eine bis zu wahrer Gelehr- ſamkeit; als aber ſein Ruhm ſich weit über Italien ver- breitete und ſich Schüler aus großen und reichen Familien von nahe und ferne meldeten, ließ es der Gonzaga nicht Freie Erzie- hung; Vitto- rino. 1) Vespas. Fior. p. 640. — Die beſondern Biographien des Vittorino und des Guarino von Rosmini kenne ich nicht.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/218>, abgerufen am 27.11.2024.