Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.see Fischnetze auswarf; 1) der Bote seines Gegners fragte1. Abschnitt. Bei den damaligen florentinischen Autoren begegnetDer Pomp. 1) Petrarca, rerum memorandar. liber III. p. 460. -- Es ist wahrscheinlich Matteo II. Visconti und der damals in Mailand herrschende Erzbischof Giovanni Visconti gemeint, um 1354. 2) Matteo Villani, V, 81: die geheime Ermordung desselben Matteo II. Visconti durch seine Brüder. 3) Filippo Villani, istorie XI, 101. -- Auch Petrarca findet die
Tyrannen geputzt "wie Altäre an Festtagen". -- Den antiken Triumphzug des Castracane in Lucca findet man umständlich be- schrieben in dessen Leben von Tegrimo, bei Murat. XI, Col. 1340. ſee Fiſchnetze auswarf; 1) der Bote ſeines Gegners fragte1. Abſchnitt. Bei den damaligen florentiniſchen Autoren begegnetDer Pomp. 1) Petrarca, rerum memorandar. liber III. p. 460. — Es iſt wahrſcheinlich Matteo II. Visconti und der damals in Mailand herrſchende Erzbiſchof Giovanni Visconti gemeint, um 1354. 2) Matteo Villani, V, 81: die geheime Ermordung deſſelben Matteo II. Visconti durch ſeine Brüder. 3) Filippo Villani, istorie XI, 101. — Auch Petrarca findet die
Tyrannen geputzt „wie Altäre an Feſttagen“. — Den antiken Triumphzug des Caſtracane in Lucca findet man umſtändlich be- ſchrieben in deſſen Leben von Tegrimo, bei Murat. XI, Col. 1340. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/> ſee Fiſchnetze auswarf; <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Petrarca, rerum memorandar. liber III. p.</hi> 460. — Es iſt<lb/> wahrſcheinlich Matteo <hi rendition="#aq">II.</hi> Visconti und der damals in Mailand<lb/> herrſchende Erzbiſchof Giovanni Visconti gemeint, um 1354.</note> der Bote ſeines Gegners fragte<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> ihn ganz direct: wann er wieder nach Mailand zurückzukehren<lb/> gedenke? und erhielt die Antwort: „nicht eher als bis die<lb/> Schandthaten Jenes über meine Verbrechen das Ueber-<lb/> gewicht erlangt haben werden“. Bisweilen opfern auch die<lb/> Verwandten den regierenden Herrn der allzuſehr beleidigten<lb/> öffentlichen Moral, um dadurch das Geſammthaus zu<lb/> retten. <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Matteo Villani, V,</hi> 81: die geheime Ermordung deſſelben Matteo <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> Visconti durch ſeine Brüder.</note> Hie und da ruht die Herrſchaft noch ſo auf der<lb/> Geſammtfamilie, daß das Haupt an deren Beirath gebun-<lb/> den iſt; auch in dieſem Falle veranlaßte die Theilung des<lb/> Beſitzes und des Einfluſſes leicht den bitterſten Hader.</p><lb/> <p>Bei den damaligen florentiniſchen Autoren begegnet<note place="right">Der Pomp.</note><lb/> man einem durchgehenden tiefen Haß gegen dieſes ganze<lb/> Weſen. Schon das pomphafte Aufziehen, das Prachtcoſtüm,<lb/> wodurch die Gewaltherrſcher vielleicht weniger ihrer Eitel-<lb/> keit Genüge thun als vielmehr Eindruck auf die Phantaſie<lb/> des Volkes machen wollten, erweckt ihren ganzen Sarcas-<lb/> mus. Wehe wenn ihnen gar ein Emporkömmling in die<lb/> Hände fällt wie der neugebackene Doge Agnello von Piſa<lb/> (1364), der mit dem goldenen Scepter auszureiten pflegte<lb/> und ſich dann wieder zu Hauſe am Fenſter zeigte „wie man<lb/> Reliquien zeigt“, auf Teppich und Kiſſen von Goldſtoff ge-<lb/> lehnt; knieend mußte man ihn bedienen wie einen Papſt<lb/> oder Kaiſer. <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Filippo Villani, istorie XI,</hi> 101. — Auch Petrarca findet die<lb/> Tyrannen geputzt „wie Altäre an Feſttagen“. — Den antiken<lb/> Triumphzug des Caſtracane in Lucca findet man umſtändlich be-<lb/> ſchrieben in deſſen Leben von Tegrimo, bei Murat. <hi rendition="#aq">XI, Col. 1340.</hi></note> Oefter aber reden dieſe alten Florentiner<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
ſee Fiſchnetze auswarf; 1) der Bote ſeines Gegners fragte
ihn ganz direct: wann er wieder nach Mailand zurückzukehren
gedenke? und erhielt die Antwort: „nicht eher als bis die
Schandthaten Jenes über meine Verbrechen das Ueber-
gewicht erlangt haben werden“. Bisweilen opfern auch die
Verwandten den regierenden Herrn der allzuſehr beleidigten
öffentlichen Moral, um dadurch das Geſammthaus zu
retten. 2) Hie und da ruht die Herrſchaft noch ſo auf der
Geſammtfamilie, daß das Haupt an deren Beirath gebun-
den iſt; auch in dieſem Falle veranlaßte die Theilung des
Beſitzes und des Einfluſſes leicht den bitterſten Hader.
1. Abſchnitt.
Bei den damaligen florentiniſchen Autoren begegnet
man einem durchgehenden tiefen Haß gegen dieſes ganze
Weſen. Schon das pomphafte Aufziehen, das Prachtcoſtüm,
wodurch die Gewaltherrſcher vielleicht weniger ihrer Eitel-
keit Genüge thun als vielmehr Eindruck auf die Phantaſie
des Volkes machen wollten, erweckt ihren ganzen Sarcas-
mus. Wehe wenn ihnen gar ein Emporkömmling in die
Hände fällt wie der neugebackene Doge Agnello von Piſa
(1364), der mit dem goldenen Scepter auszureiten pflegte
und ſich dann wieder zu Hauſe am Fenſter zeigte „wie man
Reliquien zeigt“, auf Teppich und Kiſſen von Goldſtoff ge-
lehnt; knieend mußte man ihn bedienen wie einen Papſt
oder Kaiſer. 3) Oefter aber reden dieſe alten Florentiner
Der Pomp.
1) Petrarca, rerum memorandar. liber III. p. 460. — Es iſt
wahrſcheinlich Matteo II. Visconti und der damals in Mailand
herrſchende Erzbiſchof Giovanni Visconti gemeint, um 1354.
2) Matteo Villani, V, 81: die geheime Ermordung deſſelben Matteo II.
Visconti durch ſeine Brüder.
3) Filippo Villani, istorie XI, 101. — Auch Petrarca findet die
Tyrannen geputzt „wie Altäre an Feſttagen“. — Den antiken
Triumphzug des Caſtracane in Lucca findet man umſtändlich be-
ſchrieben in deſſen Leben von Tegrimo, bei Murat. XI, Col. 1340.
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