Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.ihn der alte Geograph Solinus begleitet wie Virgil den Letzte große 1) Dittamondo, II, cap. 3. Der Zug erinnert noch theilweise an die naiven Bilder der heil. drei Könige und ihres Gefolges. -- Die Schilderung der Stadt, II, cap. 31, ist archäologisch nicht ganz ohne Werth. -- Laut dem Polistore (Murat. XXIV, Col. 845) reisten 1366 Nicolo und Ugo von Este nach Rom: per vedere quelle magnificenze antiche, che al presente si possono ve- dere in Roma. 2) Beiläufig hier ein Beleg, wie auch das Ausland Rom im Mittel-
alter als einen Steinbruch betrachtete: Der berühmte Abt Sugerius, der sich (um 1140) für seinen Neubau von St. Denis um gewal- tige Säulenschäfte umsah, dachte an nichts geringeres als an die Granitmonolithen der Diocletiansthermen, besann sich aber doch eines Andern. Sugerii libellus alter, bei Duchesne, scriptores, IV, p. 352. -- Carl d. Gr. war ohne Zweifel bescheidener verfahren. 3. Abſchnitt.ihn der alte Geograph Solinus begleitet wie Virgil den Letzte große 1) Dittamondo, II, cap. 3. Der Zug erinnert noch theilweiſe an die naiven Bilder der heil. drei Könige und ihres Gefolges. — Die Schilderung der Stadt, II, cap. 31, iſt archäologiſch nicht ganz ohne Werth. — Laut dem Polistore (Murat. XXIV, Col. 845) reisten 1366 Nicolò und Ugo von Eſte nach Rom: per vedere quelle magnificenze antiche, che al presente si possono ve- dere in Roma. 2) Beiläufig hier ein Beleg, wie auch das Ausland Rom im Mittel-
alter als einen Steinbruch betrachtete: Der berühmte Abt Sugerius, der ſich (um 1140) für ſeinen Neubau von St. Denis um gewal- tige Säulenſchäfte umſah, dachte an nichts geringeres als an die Granitmonolithen der Diocletiansthermen, beſann ſich aber doch eines Andern. Sugerii libellus alter, bei Duchesne, scriptores, IV, p. 352. — Carl d. Gr. war ohne Zweifel beſcheidener verfahren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="178"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>ihn der alte Geograph Solinus begleitet wie Virgil den<lb/> Dante. So wie ſie Bari zu Ehren des S. Nicolaus,<lb/> Monte Gargano aus Andacht zum Erzengel Michael be-<lb/> ſuchen, ſo wird auch in Rom die Legende von Araceli und<lb/> die von S. Maria in Traſtevere erwähnt, doch hat die<lb/> profane Herrlichkeit des alten Rom ſchon merklich das<lb/> Uebergewicht; eine hehre Greiſinn in zerriſſenem Gewand —<lb/> es iſt Roma ſelber — erzählt ihnen die glorreiche Geſchichte<lb/> und ſchildert umſtändlich die alten Triumphe <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dittamondo, II, cap. 3.</hi> Der Zug erinnert noch theilweiſe an<lb/> die naiven Bilder der heil. drei Könige und ihres Gefolges. — Die<lb/> Schilderung der Stadt, <hi rendition="#aq">II, cap. 31,</hi> iſt archäologiſch nicht ganz<lb/> ohne Werth. — Laut dem <hi rendition="#aq">Polistore (Murat. XXIV, Col. 845)</hi><lb/> reisten 1366 Nicol<hi rendition="#aq">ò</hi> und Ugo von Eſte nach Rom: <hi rendition="#aq">per vedere<lb/> quelle magnificenze antiche, che al presente si possono ve-<lb/> dere in Roma.</hi></note>; dann führt<lb/> ſie die Fremdlinge in der Stadt herum und erklärt ihnen<lb/> die ſieben Hügel und eine Menge Ruinen — <hi rendition="#aq">che com-<lb/> prender potrai, quanto fui bella!</hi> —</p><lb/> <p><note place="left">Letzte große<lb/> Zerſtörungen.</note>Leider war dieſes Rom der avignoneſiſchen und ſchis-<lb/> matiſchen Päpſte in Bezug auf die Reſte des Alterthums<lb/> ſchon bei Weitem nicht mehr was es einige Menſchenalter<lb/> vorher geweſen war. Eine tödtliche Verwüſtung, welche<lb/> den wichtigſten noch vorhandenen Gebäuden ihren Character<lb/> genommen haben muß, war die Schleifung von 140 feſten<lb/> Wohnungen römiſcher Großen, durch den Senator Bran-<lb/> caleone um 1258; der Adel hatte ſich ohne Zweifel in den<lb/> beſterhaltenen und höchſten Ruinen eingeniſtet gehabt <note place="foot" n="2)">Beiläufig hier ein Beleg, wie auch das Ausland Rom im Mittel-<lb/> alter als einen Steinbruch betrachtete: Der berühmte Abt Sugerius,<lb/> der ſich (um 1140) für ſeinen Neubau von St. Denis um gewal-<lb/> tige Säulenſchäfte umſah, dachte an nichts geringeres als an die<lb/> Granitmonolithen der Diocletiansthermen, beſann ſich aber doch eines<lb/> Andern. <hi rendition="#aq">Sugerii libellus alter,</hi> bei <hi rendition="#aq">Duchesne, scriptores, IV,<lb/> p. 352.</hi> — Carl d. Gr. war ohne Zweifel beſcheidener verfahren.</note>.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0188]
ihn der alte Geograph Solinus begleitet wie Virgil den
Dante. So wie ſie Bari zu Ehren des S. Nicolaus,
Monte Gargano aus Andacht zum Erzengel Michael be-
ſuchen, ſo wird auch in Rom die Legende von Araceli und
die von S. Maria in Traſtevere erwähnt, doch hat die
profane Herrlichkeit des alten Rom ſchon merklich das
Uebergewicht; eine hehre Greiſinn in zerriſſenem Gewand —
es iſt Roma ſelber — erzählt ihnen die glorreiche Geſchichte
und ſchildert umſtändlich die alten Triumphe 1); dann führt
ſie die Fremdlinge in der Stadt herum und erklärt ihnen
die ſieben Hügel und eine Menge Ruinen — che com-
prender potrai, quanto fui bella! —
3. Abſchnitt.
Leider war dieſes Rom der avignoneſiſchen und ſchis-
matiſchen Päpſte in Bezug auf die Reſte des Alterthums
ſchon bei Weitem nicht mehr was es einige Menſchenalter
vorher geweſen war. Eine tödtliche Verwüſtung, welche
den wichtigſten noch vorhandenen Gebäuden ihren Character
genommen haben muß, war die Schleifung von 140 feſten
Wohnungen römiſcher Großen, durch den Senator Bran-
caleone um 1258; der Adel hatte ſich ohne Zweifel in den
beſterhaltenen und höchſten Ruinen eingeniſtet gehabt 2).
Letzte große
Zerſtörungen.
1) Dittamondo, II, cap. 3. Der Zug erinnert noch theilweiſe an
die naiven Bilder der heil. drei Könige und ihres Gefolges. — Die
Schilderung der Stadt, II, cap. 31, iſt archäologiſch nicht ganz
ohne Werth. — Laut dem Polistore (Murat. XXIV, Col. 845)
reisten 1366 Nicolò und Ugo von Eſte nach Rom: per vedere
quelle magnificenze antiche, che al presente si possono ve-
dere in Roma.
2) Beiläufig hier ein Beleg, wie auch das Ausland Rom im Mittel-
alter als einen Steinbruch betrachtete: Der berühmte Abt Sugerius,
der ſich (um 1140) für ſeinen Neubau von St. Denis um gewal-
tige Säulenſchäfte umſah, dachte an nichts geringeres als an die
Granitmonolithen der Diocletiansthermen, beſann ſich aber doch eines
Andern. Sugerii libellus alter, bei Duchesne, scriptores, IV,
p. 352. — Carl d. Gr. war ohne Zweifel beſcheidener verfahren.
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