bei antiken Helden, Gesetzgebern und Propheten, Mangel der wahren aThatkraft und Ersatz durch Sentimentalität. -- In S. Agostino sind die acht Täfelchen mit Brustbildern von Heiligen (in der Sacristei) bnaiver als die übrigen Bilder. -- In S. Pietro enthält die Sacristei wieder eine Reihe Täfelchen mit Halbfiguren, zu welcher einst auch die drei in der vatican. Galerie gehörten; in der Kirche mehrere Co- pien Sassoferrato's nach ähnlichen Halbfiguren. -- Zahlreiche, meist cschwache Bilder in vielen Kirchen, sowie in der Academie, wo auch ddie ganze Schule vertreten ist. -- In S. Severo hat P. nach Rafaels Tode, im Jahr 1521, den Muth gehabt, unterhalb von dessen Fresco- ebild Heilige auf die Mauer zu malen. -- Das Frescobild einer Anbetung der Hirten in einer innern Capelle von S. Francesco del monte soll fein schönes Werk sein; ebenso dasjenige der Anbetung der Könige in S. Maria de' bianchi in dem nahen Citta della pieve.
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In Florenz enthält der Pal. Pitti die berühmte Grablegung (1495), eine Sammlung von passiven Stimmungsköpfen, deren Wirkung bei der Abwesenheit anderer Contraste sich aufhebt; der Kopf Christi höchst unwürdig; das Ganze mehr durch die gleichmässige Vollendung als durch wahre Tiefe ausgezeichnet; -- ebenda: Madonna das Kind anbetend, eins der wahrhaft empfundenen Bilder, leider sehr übermalt. h-- Uffizien: thronende Madonna mit 2 Heiligen, 1493, schon conventio- inell; -- zwei Bildnisse. -- Academie: Grosse Himmelfahrt Mariä, unten 4 Heilige, vom Jahr 1500, in engster Beziehung mit den Fres- ken des Cambio, theilweise conventionell, in einzelnen Köpfen aber von grösster Herrlichkeit; -- ebenda: Gethsemane (früh?); die übri- gen Bilder, auch die untere Gruppe in Filippino's Kreuzabnahme spät und zum Theil ganz fad.
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In der Pinacothek von Bologna: Madonna schwebend über vier Heiligen, Prachtbild vom Rang der eben genannten Himmelfahrt.
Von den Gehülfen Pietro's wird Ingegno mit besonderm Nach- druck genannt. Allein die zugänglichern Arbeiten, die man ihm bei- llegt, sind streitig, so die treffliche Frescomadonna in der Capelle des Conservatorenpalastes auf dem Capitol, mit dem mässigen Ausdruck
Malerei des XV. Jahrhunderts. Umbrien.
bei antiken Helden, Gesetzgebern und Propheten, Mangel der wahren aThatkraft und Ersatz durch Sentimentalität. — In S. Agostino sind die acht Täfelchen mit Brustbildern von Heiligen (in der Sacristei) bnaiver als die übrigen Bilder. — In S. Pietro enthält die Sacristei wieder eine Reihe Täfelchen mit Halbfiguren, zu welcher einst auch die drei in der vatican. Galerie gehörten; in der Kirche mehrere Co- pien Sassoferrato’s nach ähnlichen Halbfiguren. — Zahlreiche, meist cschwache Bilder in vielen Kirchen, sowie in der Academie, wo auch ddie ganze Schule vertreten ist. — In S. Severo hat P. nach Rafaels Tode, im Jahr 1521, den Muth gehabt, unterhalb von dessen Fresco- ebild Heilige auf die Mauer zu malen. — Das Frescobild einer Anbetung der Hirten in einer innern Capelle von S. Francesco del monte soll fein schönes Werk sein; ebenso dasjenige der Anbetung der Könige in S. Maria de’ bianchi in dem nahen Città della pieve.
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In Florenz enthält der Pal. Pitti die berühmte Grablegung (1495), eine Sammlung von passiven Stimmungsköpfen, deren Wirkung bei der Abwesenheit anderer Contraste sich aufhebt; der Kopf Christi höchst unwürdig; das Ganze mehr durch die gleichmässige Vollendung als durch wahre Tiefe ausgezeichnet; — ebenda: Madonna das Kind anbetend, eins der wahrhaft empfundenen Bilder, leider sehr übermalt. h— Uffizien: thronende Madonna mit 2 Heiligen, 1493, schon conventio- inell; — zwei Bildnisse. — Academie: Grosse Himmelfahrt Mariä, unten 4 Heilige, vom Jahr 1500, in engster Beziehung mit den Fres- ken des Cambio, theilweise conventionell, in einzelnen Köpfen aber von grösster Herrlichkeit; — ebenda: Gethsemane (früh?); die übri- gen Bilder, auch die untere Gruppe in Filippino’s Kreuzabnahme spät und zum Theil ganz fad.
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In der Pinacothek von Bologna: Madonna schwebend über vier Heiligen, Prachtbild vom Rang der eben genannten Himmelfahrt.
Von den Gehülfen Pietro’s wird Ingegno mit besonderm Nach- druck genannt. Allein die zugänglichern Arbeiten, die man ihm bei- llegt, sind streitig, so die treffliche Frescomadonna in der Capelle des Conservatorenpalastes auf dem Capitol, mit dem mässigen Ausdruck
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[836/0858]
Malerei des XV. Jahrhunderts. Umbrien.
bei antiken Helden, Gesetzgebern und Propheten, Mangel der wahren
Thatkraft und Ersatz durch Sentimentalität. — In S. Agostino sind
die acht Täfelchen mit Brustbildern von Heiligen (in der Sacristei)
naiver als die übrigen Bilder. — In S. Pietro enthält die Sacristei
wieder eine Reihe Täfelchen mit Halbfiguren, zu welcher einst auch
die drei in der vatican. Galerie gehörten; in der Kirche mehrere Co-
pien Sassoferrato’s nach ähnlichen Halbfiguren. — Zahlreiche, meist
schwache Bilder in vielen Kirchen, sowie in der Academie, wo auch
die ganze Schule vertreten ist. — In S. Severo hat P. nach Rafaels
Tode, im Jahr 1521, den Muth gehabt, unterhalb von dessen Fresco-
bild Heilige auf die Mauer zu malen. — Das Frescobild einer Anbetung
der Hirten in einer innern Capelle von S. Francesco del monte soll
ein schönes Werk sein; ebenso dasjenige der Anbetung der Könige
in S. Maria de’ bianchi in dem nahen Città della pieve.
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In Florenz enthält der Pal. Pitti die berühmte Grablegung (1495),
eine Sammlung von passiven Stimmungsköpfen, deren Wirkung bei
der Abwesenheit anderer Contraste sich aufhebt; der Kopf Christi
höchst unwürdig; das Ganze mehr durch die gleichmässige Vollendung
als durch wahre Tiefe ausgezeichnet; — ebenda: Madonna das Kind
anbetend, eins der wahrhaft empfundenen Bilder, leider sehr übermalt.
— Uffizien: thronende Madonna mit 2 Heiligen, 1493, schon conventio-
nell; — zwei Bildnisse. — Academie: Grosse Himmelfahrt Mariä,
unten 4 Heilige, vom Jahr 1500, in engster Beziehung mit den Fres-
ken des Cambio, theilweise conventionell, in einzelnen Köpfen aber
von grösster Herrlichkeit; — ebenda: Gethsemane (früh?); die übri-
gen Bilder, auch die untere Gruppe in Filippino’s Kreuzabnahme spät
und zum Theil ganz fad.
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In der Pinacothek von Bologna: Madonna schwebend über vier
Heiligen, Prachtbild vom Rang der eben genannten Himmelfahrt.
Von den Gehülfen Pietro’s wird Ingegno mit besonderm Nach-
druck genannt. Allein die zugänglichern Arbeiten, die man ihm bei-
legt, sind streitig, so die treffliche Frescomadonna in der Capelle des
Conservatorenpalastes auf dem Capitol, mit dem mässigen Ausdruck
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/858>, abgerufen am 18.12.2024.
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