Eindruck auf D. gemacht zu haben; obwohl er denselben an leichtem und edelm Wurf der Gewänder, und ihn und andere in der Stoffdar- stellung und Farbenharmonie nicht erreicht hat, so ist er dafür in an- derm Betracht Allen überlegen, äusserlich auch in den Linien der Com- position, sowie in der Frescotechnik.
a
In Ognissanti sieht man (links) sein Fresco des S. Hieronymus (1480), wo er in der Schilderung der Örtlichkeit und der Nebensachen beinmal der flandrischen Weise nachgiebt. -- Im Refectorium von S. Marco ein Abendmahl, dessen Anordnung noch die alterthümliche, cgiotteske ist. -- Vom Jahr 1485 die Fresken der Cap. Sassetti in S. Trinita (die hinterste im rechten Querschiff), die Legende des heil. Franciscus darstellend, schon ein reifes Meisterwerk (bestes Licht: d9 Uhr.) -- Endlich die Fresken im Chor von S. Maria novella1) (1490) mit dem Leben der Maria, des Täufers u. a. Heiligen. Nicht ein bedeutender dramatischer Inhalt ist hier das Ergreifende, sondern das würdige, hochbedeutende Dasein, von welchem wir wissen, dass es die Verklärung der damaligen florentinischen Wirklichkeit ist. Diese anmuthigen, edel-kräftigen Existenzen erheben uns um so viel mehr, als sie uns real nahe treten 2).
Unter den Staffeleibildern in Florenz sind zu nennen die Anbe- etung der Könige hinten im Chor der Findelhauskirche (Innocenti); fdann, in der Academie, die Madonna mit den sechs Heiligen und die herrliche Anbetung der Hirten (1485), in holdseliger Bildung, schöner und glücklicher Anordnung ein Hauptwerk jener Zeit. -- Einzelnes gin den Uffizien und im Pal. Corsini. -- In der Sacristei des Domes hvon Lucca eine (frühe) Madonna mit vier Heiligen.
Von Domenico's Brüdern Davide und Benedetto sind keine namhaften selbständigen Arbeiten vorhanden; von seinem Schwager iBastiano Mainardi (S. 750, b) Fresken in S. Gimignano. Von sei- knem Schüler Francesco Granacci u. a. in der Academie eine lHimmelfahrt Mariä mit vier Heiligen, in den Uffizien eine den Gürtel
1) Sie sind immer schlecht beleuchtet. Die leidlichen Augenblicke, sowohl vor als nach Mittag, hängen von dem Stand der Sonne je nach den Jahreszeiten ab.
2) Ist vielleicht das Fresco einer Pieta mit Johannes und Magdalena, in einer *Ecke der Stadtmauer am Arno, unweit Porta S. Frediano, von Domenico? Noch in Zerfall und Übermalung ein herrliches Werk.
Malerei des XV. Jahrhunderts. Florentiner.
Eindruck auf D. gemacht zu haben; obwohl er denselben an leichtem und edelm Wurf der Gewänder, und ihn und andere in der Stoffdar- stellung und Farbenharmonie nicht erreicht hat, so ist er dafür in an- derm Betracht Allen überlegen, äusserlich auch in den Linien der Com- position, sowie in der Frescotechnik.
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In Ognissanti sieht man (links) sein Fresco des S. Hieronymus (1480), wo er in der Schilderung der Örtlichkeit und der Nebensachen beinmal der flandrischen Weise nachgiebt. — Im Refectorium von S. Marco ein Abendmahl, dessen Anordnung noch die alterthümliche, cgiotteske ist. — Vom Jahr 1485 die Fresken der Cap. Sassetti in S. Trinità (die hinterste im rechten Querschiff), die Legende des heil. Franciscus darstellend, schon ein reifes Meisterwerk (bestes Licht: d9 Uhr.) — Endlich die Fresken im Chor von S. Maria novella1) (1490) mit dem Leben der Maria, des Täufers u. a. Heiligen. Nicht ein bedeutender dramatischer Inhalt ist hier das Ergreifende, sondern das würdige, hochbedeutende Dasein, von welchem wir wissen, dass es die Verklärung der damaligen florentinischen Wirklichkeit ist. Diese anmuthigen, edel-kräftigen Existenzen erheben uns um so viel mehr, als sie uns real nahe treten 2).
Unter den Staffeleibildern in Florenz sind zu nennen die Anbe- etung der Könige hinten im Chor der Findelhauskirche (Innocenti); fdann, in der Academie, die Madonna mit den sechs Heiligen und die herrliche Anbetung der Hirten (1485), in holdseliger Bildung, schöner und glücklicher Anordnung ein Hauptwerk jener Zeit. — Einzelnes gin den Uffizien und im Pal. Corsini. — In der Sacristei des Domes hvon Lucca eine (frühe) Madonna mit vier Heiligen.
Von Domenico’s Brüdern Davide und Benedetto sind keine namhaften selbständigen Arbeiten vorhanden; von seinem Schwager iBastiano Mainardi (S. 750, b) Fresken in S. Gimignano. Von sei- knem Schüler Francesco Granacci u. a. in der Academie eine lHimmelfahrt Mariä mit vier Heiligen, in den Uffizien eine den Gürtel
1) Sie sind immer schlecht beleuchtet. Die leidlichen Augenblicke, sowohl vor als nach Mittag, hängen von dem Stand der Sonne je nach den Jahreszeiten ab.
2) Ist vielleicht das Fresco einer Pietà mit Johannes und Magdalena, in einer *Ecke der Stadtmauer am Arno, unweit Porta S. Frediano, von Domenico? Noch in Zerfall und Übermalung ein herrliches Werk.
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Malerei des XV. Jahrhunderts. Florentiner.
Eindruck auf D. gemacht zu haben; obwohl er denselben an leichtem
und edelm Wurf der Gewänder, und ihn und andere in der Stoffdar-
stellung und Farbenharmonie nicht erreicht hat, so ist er dafür in an-
derm Betracht Allen überlegen, äusserlich auch in den Linien der Com-
position, sowie in der Frescotechnik.
In Ognissanti sieht man (links) sein Fresco des S. Hieronymus
(1480), wo er in der Schilderung der Örtlichkeit und der Nebensachen
einmal der flandrischen Weise nachgiebt. — Im Refectorium von
S. Marco ein Abendmahl, dessen Anordnung noch die alterthümliche,
giotteske ist. — Vom Jahr 1485 die Fresken der Cap. Sassetti in
S. Trinità (die hinterste im rechten Querschiff), die Legende des heil.
Franciscus darstellend, schon ein reifes Meisterwerk (bestes Licht:
9 Uhr.) — Endlich die Fresken im Chor von S. Maria novella 1)
(1490) mit dem Leben der Maria, des Täufers u. a. Heiligen. Nicht
ein bedeutender dramatischer Inhalt ist hier das Ergreifende, sondern
das würdige, hochbedeutende Dasein, von welchem wir wissen, dass
es die Verklärung der damaligen florentinischen Wirklichkeit ist. Diese
anmuthigen, edel-kräftigen Existenzen erheben uns um so viel mehr,
als sie uns real nahe treten 2).
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Unter den Staffeleibildern in Florenz sind zu nennen die Anbe-
tung der Könige hinten im Chor der Findelhauskirche (Innocenti);
dann, in der Academie, die Madonna mit den sechs Heiligen und die
herrliche Anbetung der Hirten (1485), in holdseliger Bildung, schöner
und glücklicher Anordnung ein Hauptwerk jener Zeit. — Einzelnes
in den Uffizien und im Pal. Corsini. — In der Sacristei des Domes
von Lucca eine (frühe) Madonna mit vier Heiligen.
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Von Domenico’s Brüdern Davide und Benedetto sind keine
namhaften selbständigen Arbeiten vorhanden; von seinem Schwager
Bastiano Mainardi (S. 750, b) Fresken in S. Gimignano. Von sei-
nem Schüler Francesco Granacci u. a. in der Academie eine
Himmelfahrt Mariä mit vier Heiligen, in den Uffizien eine den Gürtel
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1) Sie sind immer schlecht beleuchtet. Die leidlichen Augenblicke, sowohl vor
als nach Mittag, hängen von dem Stand der Sonne je nach den Jahreszeiten ab.
2) Ist vielleicht das Fresco einer Pietà mit Johannes und Magdalena, in einer
Ecke der Stadtmauer am Arno, unweit Porta S. Frediano, von Domenico?
Noch in Zerfall und Übermalung ein herrliches Werk.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/828>, abgerufen am 18.12.2024.
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