Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.Malerei des germanischen Styles. Don Lorenzo. aFiesole ruht begraben zu Rom in S. Maria sopra Minerva. Viel- Ein Zeit- und Standesgenosse Fiesole's, der Camaldulenser Don Malerei des germanischen Styles. Don Lorenzo. aFiesole ruht begraben zu Rom in S. Maria sopra Minerva. Viel- Ein Zeit- und Standesgenosse Fiesole’s, der Camaldulenser Don <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0814" n="792"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Malerei des germanischen Styles. Don Lorenzo.</hi> </fw><lb/> <note place="left">a</note> <p>Fiesole ruht begraben zu Rom in S. Maria sopra Minerva. Viel-<lb/> leicht wollte man ihm eine Ehre anthun, als man in unsern Tagen<lb/> die Wölbungen dieser Kirche in seiner Manier bemalte. Es sind auch<lb/> wieder Apostel und Kirchenlehrer auf blauem goldgestirntem Grunde.<lb/> Allein er hätte sie nicht gebilligt und auch für den guten Willen<lb/> gedankt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ein Zeit- und Standesgenosse Fiesole’s, der Camaldulenser <hi rendition="#g">Don<lb/> Lorenzo</hi>, blieb in derselben Richtung beim ersten Anlauf stehen.<lb/> Es ist zu glauben, dass ihn seine wenigen Werke sehr viel Fleiss<lb/><note place="left">b</note>und Besinnens gekostet haben. Bei der Verkündigung in S. Trinità<lb/> zu Florenz (4. Cap. rechts) ist er dafür belohnt worden; die stille<lb/> Anmuth und der tiefe Charakter der beiden glücklich gestellten Fi-<lb/> guren hat dem Bilde eine Art typischer Geltung verschafft und zu<lb/><note place="left">c</note>zahlreichen Copien angeregt. Die Anbetung der Könige (in den Uf-<lb/> fizien) ist ebenfalls vortrefflich angeordnet, und dabei merkwürdig als<lb/> eines der letzten Gemälde, in welchen die Gewandung des germani-<lb/> schen Styles noch in ihrem vollen Schwung gehandhabt ist. (Das<lb/><note place="left">d</note>Hauptwerk, eine Krönung Mariä, in der Badia von Cerreto, unweit<lb/> Certaldo.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [792/0814]
Malerei des germanischen Styles. Don Lorenzo.
Fiesole ruht begraben zu Rom in S. Maria sopra Minerva. Viel-
leicht wollte man ihm eine Ehre anthun, als man in unsern Tagen
die Wölbungen dieser Kirche in seiner Manier bemalte. Es sind auch
wieder Apostel und Kirchenlehrer auf blauem goldgestirntem Grunde.
Allein er hätte sie nicht gebilligt und auch für den guten Willen
gedankt.
Ein Zeit- und Standesgenosse Fiesole’s, der Camaldulenser Don
Lorenzo, blieb in derselben Richtung beim ersten Anlauf stehen.
Es ist zu glauben, dass ihn seine wenigen Werke sehr viel Fleiss
und Besinnens gekostet haben. Bei der Verkündigung in S. Trinità
zu Florenz (4. Cap. rechts) ist er dafür belohnt worden; die stille
Anmuth und der tiefe Charakter der beiden glücklich gestellten Fi-
guren hat dem Bilde eine Art typischer Geltung verschafft und zu
zahlreichen Copien angeregt. Die Anbetung der Könige (in den Uf-
fizien) ist ebenfalls vortrefflich angeordnet, und dabei merkwürdig als
eines der letzten Gemälde, in welchen die Gewandung des germani-
schen Styles noch in ihrem vollen Schwung gehandhabt ist. (Das
Hauptwerk, eine Krönung Mariä, in der Badia von Cerreto, unweit
Certaldo.)
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Zitationshilfe: | Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/814>, abgerufen am 16.07.2024. |