Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.
a
In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen, in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna.
Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch mehreres Einzelne angehört 1).
b
In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino.
rom.
c
In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur- sprünglich eine Composition Giotto's, allein durch mehrmalige Er- neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne Formenbildung übersetzt.
d
In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene Tafeln eines Altarwerkes von Giotto.
e
Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer Bilder beim Museo cristiano.
f
Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben- schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto's: Bonifaz VIII die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be- gleitern.
neapel.
g
Kirchlein dell' Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina): das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin- derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher, so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-
1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit Fresken Giottino's, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent- fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An- gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853, unter strömendem Regen in's Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum- niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.
Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.
a
In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen, in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna.
Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch mehreres Einzelne angehört 1).
b
In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino.
rom.
c
In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur- sprünglich eine Composition Giotto’s, allein durch mehrmalige Er- neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne Formenbildung übersetzt.
d
In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene Tafeln eines Altarwerkes von Giotto.
e
Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer Bilder beim Museo cristiano.
f
Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben- schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto’s: Bonifaz VIII die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be- gleitern.
neapel.
g
Kirchlein dell’ Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina): das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin- derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher, so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-
1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit Fresken Giottino’s, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent- fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An- gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853, unter strömendem Regen in’s Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum- niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0778"n="756"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.</hi></fw><lb/><noteplace="left">a</note><p>In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen,<lb/>
in zehn Bildern, angeblich von <hirendition="#g">Puccio Capanna</hi>.</p><lb/><p>Über der Kanzel: Krönung Mariä, von <hirendition="#g">Giottino</hi>, welchem noch<lb/>
mehreres Einzelne angehört <noteplace="foot"n="1)">Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist<lb/>
flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit<lb/>
Fresken <hirendition="#g">Giottino’s</hi>, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent-<lb/>
fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An-<lb/>
gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen<lb/>
so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im<lb/>
J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853,<lb/>
unter strömendem Regen in’s Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum-<lb/>
niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene<lb/>
Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.</note>.</p><lb/><noteplace="left">b</note><p>In S. <hirendition="#g">Chiara</hi>: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei<lb/>
heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von <hirendition="#g">Giottino</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#b"><hirendition="#k">rom</hi>.</hi></p><lb/><noteplace="left">c</note><p>In S. <hirendition="#g">Peter</hi>, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur-<lb/>
sprünglich eine Composition <hirendition="#g">Giotto’s</hi>, allein durch mehrmalige Er-<lb/>
neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne<lb/>
Formenbildung übersetzt.</p><lb/><noteplace="left">d</note><p>In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene<lb/>
Tafeln eines Altarwerkes von <hirendition="#g">Giotto</hi>.</p><lb/><noteplace="left">e</note><p>Im <hirendition="#g">Vatican</hi> die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer<lb/>
Bilder beim Museo cristiano.</p><lb/><noteplace="left">f</note><p>Im <hirendition="#g">Lateran</hi>: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben-<lb/>
schiffes rechts: gerettetes Frescofragment <hirendition="#g">Giotto’s</hi>: Bonifaz VIII<lb/>
die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be-<lb/>
gleitern.</p><lb/><p><hirendition="#b"><hirendition="#k">neapel</hi>.</hi></p><lb/><noteplace="left">g</note><p>Kirchlein dell’<hirendition="#g">Incoronata</hi> (nicht weit von der Fontana Medina):<lb/>
das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt<lb/>
von <hirendition="#g">Giotto</hi>; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als<lb/>
Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin-<lb/>
derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher,<lb/>
so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[756/0778]
Malerei des germanischen Styles. Giotto und Schule.
In der Cap. des heil. Martinus die Geschichten dieses Heiligen,
in zehn Bildern, angeblich von Puccio Capanna.
Über der Kanzel: Krönung Mariä, von Giottino, welchem noch
mehreres Einzelne angehört 1).
In S. Chiara: an den vier Feldern des Kreuzgewölbes je zwei
heil. Frauen unter Baldachinen, von Engeln umgeben; von Giottino.
rom.
In S. Peter, an der Innenseite der Fassade: die Navicella, ur-
sprünglich eine Composition Giotto’s, allein durch mehrmalige Er-
neuerung, ja ganz neue Zusammensetzung des Mosaikes in moderne
Formenbildung übersetzt.
In der Stanza capitolare der Sacristei: Auseinander genommene
Tafeln eines Altarwerkes von Giotto.
Im Vatican die schon (S. 739, b) genannte Sammlung älterer
Bilder beim Museo cristiano.
Im Lateran: an einem der ersten Pfeiler des äussersten Neben-
schiffes rechts: gerettetes Frescofragment Giotto’s: Bonifaz VIII
die Indulgenzbulle des Jubiläums von 1300 verkündend, mit zwei Be-
gleitern.
neapel.
Kirchlein dell’ Incoronata (nicht weit von der Fontana Medina):
das Kreuzgewölbe über der Empore links vom Eingang ausgemalt
von Giotto; seine Urheberschaft wird bestritten wegen mehrerer als
Porträts gedeuteter Köpfe, welche allerdings ein chronologisches Hin-
derniss sein würden; allein diese Deutungen sind auch nicht sicher,
so dass es bei Giotto sein Bewenden haben mag. In sieben Gewölbe-
1) Vorliegendes grösserntheils nach Witte. Ausserdem finde ich in meinen meist
flüchtigen Notizen von 1848 noch eine Cap. der h. Magdalena angemerkt, mit
Fresken Giottino’s, von geistreichen und lebendigen Motiven. In der Ent-
fernung von allen Abbildungen und nähern Nachweisen kann ich diese An-
gabe nicht mehr verificiren, rathe aber jedem Kunstfreund, wenn er einen
so wundervollen Frühlingstag in Assisi zum Geschenk erhält wie ich im
J. 1848, seine Notizen bei Zeiten zu machen. Ein zweiter Besuch im J. 1853,
unter strömendem Regen in’s Werk gesetzt, liess mich die frühere Versäum-
niss schwer bereuen. Die Unterkirche war nachtdunkel; nur das goldene
Gewand des heil. Franciscus schimmerte vom Gewölbe hernieder.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/778>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.