schrieben; die untern meist von einem energischen, aber etwas ver- wilderten Giottesken; oben sehr schön die kieenden Jünger und Engel um den Auferstandenen. -- In der Altarcapelle der Sacristei: das Le-a ben der Magdalena und das der Maria, nebst den Gewölbemalereien und dem Altarbild, dat. 1379, aus der Schule der Gaddi. (Von Andern zu kühn dem Taddeo zugeschrieben.)
In dem ehemaligen Refectorium des anstossenden Klosters (jetztb zur Teppichfabrik eingerichtet, zugänglich vom Platze aus, rechts von der Klosterpforte): ein grosses, im Ganzen wohl erhaltenes Abend- mahl von Giotto. Eines der reinsten und gewaltigsten Werke des XIV. Jahrhunderts, bei dessen Anblick ich mich immer vergebens gefragt habe, wesshalb man es so beharrlich dem Giotto abspreche, ohne doch einen andern Meister dafür nennen zu können. Darüber: Der Stammbaum der Franciscaner und einige Scenen aus der Legende des heil. Franz, von geringern Händen.
(Fast alle diese Fresken haben Morgens das beste Licht.)
S. Maria novella. Cap. Strozzi, am Ende des linken Quer-c schiffes: das Weltgericht (hinten), das Paradies (links) und das Altar- bild (1357) von Andrea Orcagna; die Hölle (rechts) von dessen Bruder Bernardo. Das Paradies bezeichnend als die höchste Grenze des Holdseligen und Schönen in der Gesichtsbildung, welche die Schule erreicht hat.
Chiostro verde: Die ältern Theile der grün in grün gemalten Ge-d schichten der Genesis. (Die spätern von Paolo Uccello.)
Anstossend an diesen Kreuzgang: Die berühmte Capella deglie Spagnuoli, ausgemalt nach 1322 bis nach 1355, laut Vasari von Tad- deo Gaddi und Symon von Siena, welchen man sie gegen- wärtig aus Gründen abspricht. (Dass indess wenigstens die Köpfe der Tugenden und Wissenschaften von einem trefflichen alten Siene- ser sind, lehrt der erste Blick.) Ein Hauptdenkmal der Schule, in Beziehung auf die Zusammenstellung des Ganzen, auf den Reichthum der Composition in den biblischen Scenen und auf die Allegorik in den beiden grossen Seitenbildern, dem "Triumph des heil. Thomas von Aquino" und der "streitenden und triumphirenden Kirche". (Be- stes Licht: 10--12 Uhr.)
Ausser geringern Überresten in verschiedenen Räumen des Klo-
Fresken in Florenz.
schrieben; die untern meist von einem energischen, aber etwas ver- wilderten Giottesken; oben sehr schön die kieenden Jünger und Engel um den Auferstandenen. — In der Altarcapelle der Sacristei: das Le-a ben der Magdalena und das der Maria, nebst den Gewölbemalereien und dem Altarbild, dat. 1379, aus der Schule der Gaddi. (Von Andern zu kühn dem Taddeo zugeschrieben.)
In dem ehemaligen Refectorium des anstossenden Klosters (jetztb zur Teppichfabrik eingerichtet, zugänglich vom Platze aus, rechts von der Klosterpforte): ein grosses, im Ganzen wohl erhaltenes Abend- mahl von Giotto. Eines der reinsten und gewaltigsten Werke des XIV. Jahrhunderts, bei dessen Anblick ich mich immer vergebens gefragt habe, wesshalb man es so beharrlich dem Giotto abspreche, ohne doch einen andern Meister dafür nennen zu können. Darüber: Der Stammbaum der Franciscaner und einige Scenen aus der Legende des heil. Franz, von geringern Händen.
(Fast alle diese Fresken haben Morgens das beste Licht.)
S. Maria novella. Cap. Strozzi, am Ende des linken Quer-c schiffes: das Weltgericht (hinten), das Paradies (links) und das Altar- bild (1357) von Andrea Orcagna; die Hölle (rechts) von dessen Bruder Bernardo. Das Paradies bezeichnend als die höchste Grenze des Holdseligen und Schönen in der Gesichtsbildung, welche die Schule erreicht hat.
Chiostro verde: Die ältern Theile der grün in grün gemalten Ge-d schichten der Genesis. (Die spätern von Paolo Uccello.)
Anstossend an diesen Kreuzgang: Die berühmte Capella deglie Spagnuoli, ausgemalt nach 1322 bis nach 1355, laut Vasari von Tad- deo Gaddi und Symon von Siena, welchen man sie gegen- wärtig aus Gründen abspricht. (Dass indess wenigstens die Köpfe der Tugenden und Wissenschaften von einem trefflichen alten Siene- ser sind, lehrt der erste Blick.) Ein Hauptdenkmal der Schule, in Beziehung auf die Zusammenstellung des Ganzen, auf den Reichthum der Composition in den biblischen Scenen und auf die Allegorik in den beiden grossen Seitenbildern, dem „Triumph des heil. Thomas von Aquino“ und der „streitenden und triumphirenden Kirche“. (Be- stes Licht: 10—12 Uhr.)
Ausser geringern Überresten in verschiedenen Räumen des Klo-
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schrieben; die untern meist von einem energischen, aber etwas ver-
wilderten Giottesken; oben sehr schön die kieenden Jünger und Engel
um den Auferstandenen. — In der Altarcapelle der Sacristei: das Le-
ben der Magdalena und das der Maria, nebst den Gewölbemalereien
und dem Altarbild, dat. 1379, aus der Schule der Gaddi. (Von
Andern zu kühn dem Taddeo zugeschrieben.)
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In dem ehemaligen Refectorium des anstossenden Klosters (jetzt
zur Teppichfabrik eingerichtet, zugänglich vom Platze aus, rechts von
der Klosterpforte): ein grosses, im Ganzen wohl erhaltenes Abend-
mahl von Giotto. Eines der reinsten und gewaltigsten Werke des
XIV. Jahrhunderts, bei dessen Anblick ich mich immer vergebens
gefragt habe, wesshalb man es so beharrlich dem Giotto abspreche,
ohne doch einen andern Meister dafür nennen zu können. Darüber:
Der Stammbaum der Franciscaner und einige Scenen aus der Legende
des heil. Franz, von geringern Händen.
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(Fast alle diese Fresken haben Morgens das beste Licht.)
S. Maria novella. Cap. Strozzi, am Ende des linken Quer-
schiffes: das Weltgericht (hinten), das Paradies (links) und das Altar-
bild (1357) von Andrea Orcagna; die Hölle (rechts) von dessen
Bruder Bernardo. Das Paradies bezeichnend als die höchste Grenze
des Holdseligen und Schönen in der Gesichtsbildung, welche die Schule
erreicht hat.
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Chiostro verde: Die ältern Theile der grün in grün gemalten Ge-
schichten der Genesis. (Die spätern von Paolo Uccello.)
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Anstossend an diesen Kreuzgang: Die berühmte Capella degli
Spagnuoli, ausgemalt nach 1322 bis nach 1355, laut Vasari von Tad-
deo Gaddi und Symon von Siena, welchen man sie gegen-
wärtig aus Gründen abspricht. (Dass indess wenigstens die Köpfe
der Tugenden und Wissenschaften von einem trefflichen alten Siene-
ser sind, lehrt der erste Blick.) Ein Hauptdenkmal der Schule, in
Beziehung auf die Zusammenstellung des Ganzen, auf den Reichthum
der Composition in den biblischen Scenen und auf die Allegorik in
den beiden grossen Seitenbildern, dem „Triumph des heil. Thomas
von Aquino“ und der „streitenden und triumphirenden Kirche“. (Be-
stes Licht: 10—12 Uhr.)
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/773>, abgerufen am 18.12.2024.
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