Das Bild in S. Maria maggiore (Cap. Pauls V) war einst (IX. Jahrh.a gewiss hell gemalt; neuere Copien aber, zumal wenn sie noch von sich aus nachdunkeln, werden die Vorstellung der tiefsten braunen Hautfarbe erwecken.
Einige besonders instructive byzantinische Tafelbilder finden sich in der Gemäldesammlung beim Museo cristiano des Vaticans, welcheb von dem verstorbenen Msgr. Laureani angelegt worden ist und ausser- dem eine grosse Menge zum Theil werthvoller kleiner Bilder aus Giotto's Schule und aus dem Anfang des XV. Jahrh. enthält. Da Rom gerade für diese Perioden nur wenig Monumentales aufzuweisen hat, so nimmt man eine solche Ergänzung gerne an. -- Daselbst u. a. der Tod des heil. Ephrem, im XI. Jahrh. gemalt von dem Griechen Emanuel Tzanfurnari. -- Viele byzant. Tafelbilder auch im Museum vonc Neapel.
Schliesslich sind noch zwei Kunstwerke zu nennen, von welchen das eine gewiss, das andere wahrscheinlich in Constantinopel selbst gefertigt wurde. Die Altartafel (Pala d'oro, S. 556, b) im Schatzd von S. Marco 1) zu Venedig (bestellt 976?) zeigt auf ihren seit dem XIV. Jahrh. neu zusammengesetzten Goldplättchen eine ziemliche Anzahl Figuren und ganze Scenen in Email; der Styl ist ungefähr derselbe wie in den zuletzt genannten Mosaiken, die Ausführung prächtig delicat; in Ermanglung der Farbennuancen, welche dem da- maligen Email nicht zu Gebote standen, sind Lichter und Gewand- falten durch die feinsten Gold-Schraffirungen ausgedrückt. -- Sodann sicht man im Schatz von S. Peter zu Rom die sog. Dalmaticae Carls des Grossen, d. h. ein Diaconenkleid wahrscheinlich des XII. Jahrh., welches wenigstens spätern Kaisern bei der Krönung diente. Auf dunkelblauer Seide sind in Gold, Silber und einigen Farben figurenreiche Darstellungen gestickt, vorn Christus in einer Glorie mit Engeln und Heiligen, hinten die Verklärung auf Tabor,
1) Wo ich sie 1846 sah. Im Jahr 1854 stand eine verdeckte Tafel auf dem Hochaltar selbst, mit einer im Jahr 1344 (von unbedeutenden venezianischen Künstlern der Richtung Giotto's) bemalten Rückseite; ob sie die Pala d'oro enthielt, ist mir nicht bekannt. Letztere gehört eigentlich vor den Altartisch.
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Tafelbilder. Email. Stickerei.
Das Bild in S. Maria maggiore (Cap. Pauls V) war einst (IX. Jahrh.a gewiss hell gemalt; neuere Copien aber, zumal wenn sie noch von sich aus nachdunkeln, werden die Vorstellung der tiefsten braunen Hautfarbe erwecken.
Einige besonders instructive byzantinische Tafelbilder finden sich in der Gemäldesammlung beim Museo cristiano des Vaticans, welcheb von dem verstorbenen Msgr. Laureani angelegt worden ist und ausser- dem eine grosse Menge zum Theil werthvoller kleiner Bilder aus Giotto’s Schule und aus dem Anfang des XV. Jahrh. enthält. Da Rom gerade für diese Perioden nur wenig Monumentales aufzuweisen hat, so nimmt man eine solche Ergänzung gerne an. — Daselbst u. a. der Tod des heil. Ephrem, im XI. Jahrh. gemalt von dem Griechen Emanuel Tzanfurnari. — Viele byzant. Tafelbilder auch im Museum vonc Neapel.
Schliesslich sind noch zwei Kunstwerke zu nennen, von welchen das eine gewiss, das andere wahrscheinlich in Constantinopel selbst gefertigt wurde. Die Altartafel (Pala d’oro, S. 556, b) im Schatzd von S. Marco 1) zu Venedig (bestellt 976?) zeigt auf ihren seit dem XIV. Jahrh. neu zusammengesetzten Goldplättchen eine ziemliche Anzahl Figuren und ganze Scenen in Email; der Styl ist ungefähr derselbe wie in den zuletzt genannten Mosaiken, die Ausführung prächtig delicat; in Ermanglung der Farbennuancen, welche dem da- maligen Email nicht zu Gebote standen, sind Lichter und Gewand- falten durch die feinsten Gold-Schraffirungen ausgedrückt. — Sodann sicht man im Schatz von S. Peter zu Rom die sog. Dalmaticae Carls des Grossen, d. h. ein Diaconenkleid wahrscheinlich des XII. Jahrh., welches wenigstens spätern Kaisern bei der Krönung diente. Auf dunkelblauer Seide sind in Gold, Silber und einigen Farben figurenreiche Darstellungen gestickt, vorn Christus in einer Glorie mit Engeln und Heiligen, hinten die Verklärung auf Tabor,
1) Wo ich sie 1846 sah. Im Jahr 1854 stand eine verdeckte Tafel auf dem Hochaltar selbst, mit einer im Jahr 1344 (von unbedeutenden venezianischen Künstlern der Richtung Giotto’s) bemalten Rückseite; ob sie die Pala d’oro enthielt, ist mir nicht bekannt. Letztere gehört eigentlich vor den Altartisch.
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Tafelbilder. Email. Stickerei.
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sich aus nachdunkeln, werden die Vorstellung der tiefsten braunen
Hautfarbe erwecken.
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Einige besonders instructive byzantinische Tafelbilder finden sich
in der Gemäldesammlung beim Museo cristiano des Vaticans, welche
von dem verstorbenen Msgr. Laureani angelegt worden ist und ausser-
dem eine grosse Menge zum Theil werthvoller kleiner Bilder aus
Giotto’s Schule und aus dem Anfang des XV. Jahrh. enthält. Da
Rom gerade für diese Perioden nur wenig Monumentales aufzuweisen
hat, so nimmt man eine solche Ergänzung gerne an. — Daselbst u. a.
der Tod des heil. Ephrem, im XI. Jahrh. gemalt von dem Griechen
Emanuel Tzanfurnari. — Viele byzant. Tafelbilder auch im Museum von
Neapel.
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Schliesslich sind noch zwei Kunstwerke zu nennen, von welchen
das eine gewiss, das andere wahrscheinlich in Constantinopel selbst
gefertigt wurde. Die Altartafel (Pala d’oro, S. 556, b) im Schatz
von S. Marco 1) zu Venedig (bestellt 976?) zeigt auf ihren seit dem
XIV. Jahrh. neu zusammengesetzten Goldplättchen eine ziemliche
Anzahl Figuren und ganze Scenen in Email; der Styl ist ungefähr
derselbe wie in den zuletzt genannten Mosaiken, die Ausführung
prächtig delicat; in Ermanglung der Farbennuancen, welche dem da-
maligen Email nicht zu Gebote standen, sind Lichter und Gewand-
falten durch die feinsten Gold-Schraffirungen ausgedrückt. — Sodann
sicht man im Schatz von S. Peter zu Rom die sog. Dalmatica
Carls des Grossen, d. h. ein Diaconenkleid wahrscheinlich des
XII. Jahrh., welches wenigstens spätern Kaisern bei der Krönung
diente. Auf dunkelblauer Seide sind in Gold, Silber und einigen
Farben figurenreiche Darstellungen gestickt, vorn Christus in einer
Glorie mit Engeln und Heiligen, hinten die Verklärung auf Tabor,
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1) Wo ich sie 1846 sah. Im Jahr 1854 stand eine verdeckte Tafel auf dem
Hochaltar selbst, mit einer im Jahr 1344 (von unbedeutenden venezianischen
Künstlern der Richtung Giotto’s) bemalten Rückseite; ob sie die Pala d’oro
enthielt, ist mir nicht bekannt. Letztere gehört eigentlich vor den Altartisch.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/761>, abgerufen am 18.12.2024.
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