Malerei des Mittelalters. Mosaiken des VI. und VII. Jahrh.
a
Im Dom von Triest enthält die Seitentribune links unten im Halbrund ein paar gute Apostelfiguren in der Art der eben genann- ten. (Die Madonna in der Halbkuppel und die sämmtlichen Mosaiken der Seitentribune rechts gehören schon dem vorgerückten byzantini- schen Styl an.)
b
In Mailand enthält die Cap. S. Aquilino, ein achteckiger Anbau von S. Lorenzo, zwei Nischen-Halbkuppeln mit Mosaiken, welche Christus zwischen den Aposteln und die auf Abrahams Opfer warten- den Hirten (?) vorstellen, leidliche Werke des VI. oder noch des V. Jahrh.
c
Streitig ist der Ursprung des Mosaiks in S. Pudenziana zu Rom, welches in unbekannter Zeit nach einem Original etwa des IV. Jahrh. gearbeitet sein muss und noch in seiner starken Überarbeitung immer- hin eine Composition der constantinischen Zeit repräsentiren mag. -- dDie Tribuna in S. Teodoro zu Rom (VII. Jahrh.) zeigt eine theilweise Wiederholung des Mosaiks von SS. Cosma e Damiano. -- Die Mo- esaiken in der hintern Kirche von S. Lorenzo fuori (578--590), über dem Triumphbogen, sind in jüngster Zeit so viel als neu gemacht worden.
Der Übergang in das Byzantinische war begreiflicher Weise ein allmäliger; das Erstarren in den bisherigen Typen war eben der By- zantinismus.
In Ravenna bezeichnet diesen Übergang das grosse, sachlich sehr fmerkwürdige Mosaik der Tribuna von S. Apollinare in Classe (671--677); ausser der Wiederholung der alttestamentlichen Opfer (aus S. Vitale) findet sich auch hier ein kaiserliches Ceremonienbild. Die Bogenfüllungen über den Säulen des Mittelschiffes sind mit der vollständigsten Sammlung altchristlicher Embleme, theils in altem Mo- saik, theils in moderner Copie (?) geschmückt; die Reihe von Bild- nissen der Erzbischöfe, welche als Fries darüber hingehen, ist fast das einzige (wenigstens in Copie erhaltene) Beispiel jener Porträtfolgen frühmittelalterlicher Kirchen 1).
1) In S. Paul bei Rom wird eben an einer Reihe von Mosaikbildnissen gearbei- t et, welche die Stelle der alten einnehmen soll. Vgl. die Papstköpfe als Consolen im Dom von Siena, S. 134.
Malerei des Mittelalters. Mosaiken des VI. und VII. Jahrh.
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Im Dom von Triest enthält die Seitentribune links unten im Halbrund ein paar gute Apostelfiguren in der Art der eben genann- ten. (Die Madonna in der Halbkuppel und die sämmtlichen Mosaiken der Seitentribune rechts gehören schon dem vorgerückten byzantini- schen Styl an.)
b
In Mailand enthält die Cap. S. Aquilino, ein achteckiger Anbau von S. Lorenzo, zwei Nischen-Halbkuppeln mit Mosaiken, welche Christus zwischen den Aposteln und die auf Abrahams Opfer warten- den Hirten (?) vorstellen, leidliche Werke des VI. oder noch des V. Jahrh.
c
Streitig ist der Ursprung des Mosaiks in S. Pudenziana zu Rom, welches in unbekannter Zeit nach einem Original etwa des IV. Jahrh. gearbeitet sein muss und noch in seiner starken Überarbeitung immer- hin eine Composition der constantinischen Zeit repräsentiren mag. — dDie Tribuna in S. Teodoro zu Rom (VII. Jahrh.) zeigt eine theilweise Wiederholung des Mosaiks von SS. Cosma e Damiano. — Die Mo- esaiken in der hintern Kirche von S. Lorenzo fuori (578—590), über dem Triumphbogen, sind in jüngster Zeit so viel als neu gemacht worden.
Der Übergang in das Byzantinische war begreiflicher Weise ein allmäliger; das Erstarren in den bisherigen Typen war eben der By- zantinismus.
In Ravenna bezeichnet diesen Übergang das grosse, sachlich sehr fmerkwürdige Mosaik der Tribuna von S. Apollinare in Classe (671—677); ausser der Wiederholung der alttestamentlichen Opfer (aus S. Vitale) findet sich auch hier ein kaiserliches Ceremonienbild. Die Bogenfüllungen über den Säulen des Mittelschiffes sind mit der vollständigsten Sammlung altchristlicher Embleme, theils in altem Mo- saik, theils in moderner Copie (?) geschmückt; die Reihe von Bild- nissen der Erzbischöfe, welche als Fries darüber hingehen, ist fast das einzige (wenigstens in Copie erhaltene) Beispiel jener Porträtfolgen frühmittelalterlicher Kirchen 1).
1) In S. Paul bei Rom wird eben an einer Reihe von Mosaikbildnissen gearbei- t et, welche die Stelle der alten einnehmen soll. Vgl. die Papstköpfe als Consolen im Dom von Siena, S. 134.
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Malerei des Mittelalters. Mosaiken des VI. und VII. Jahrh.
Im Dom von Triest enthält die Seitentribune links unten im
Halbrund ein paar gute Apostelfiguren in der Art der eben genann-
ten. (Die Madonna in der Halbkuppel und die sämmtlichen Mosaiken
der Seitentribune rechts gehören schon dem vorgerückten byzantini-
schen Styl an.)
In Mailand enthält die Cap. S. Aquilino, ein achteckiger Anbau
von S. Lorenzo, zwei Nischen-Halbkuppeln mit Mosaiken, welche
Christus zwischen den Aposteln und die auf Abrahams Opfer warten-
den Hirten (?) vorstellen, leidliche Werke des VI. oder noch des
V. Jahrh.
Streitig ist der Ursprung des Mosaiks in S. Pudenziana zu Rom,
welches in unbekannter Zeit nach einem Original etwa des IV. Jahrh.
gearbeitet sein muss und noch in seiner starken Überarbeitung immer-
hin eine Composition der constantinischen Zeit repräsentiren mag. —
Die Tribuna in S. Teodoro zu Rom (VII. Jahrh.) zeigt eine theilweise
Wiederholung des Mosaiks von SS. Cosma e Damiano. — Die Mo-
saiken in der hintern Kirche von S. Lorenzo fuori (578—590), über
dem Triumphbogen, sind in jüngster Zeit so viel als neu gemacht
worden.
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Der Übergang in das Byzantinische war begreiflicher Weise ein
allmäliger; das Erstarren in den bisherigen Typen war eben der By-
zantinismus.
In Ravenna bezeichnet diesen Übergang das grosse, sachlich sehr
merkwürdige Mosaik der Tribuna von S. Apollinare in Classe
(671—677); ausser der Wiederholung der alttestamentlichen Opfer
(aus S. Vitale) findet sich auch hier ein kaiserliches Ceremonienbild.
Die Bogenfüllungen über den Säulen des Mittelschiffes sind mit der
vollständigsten Sammlung altchristlicher Embleme, theils in altem Mo-
saik, theils in moderner Copie (?) geschmückt; die Reihe von Bild-
nissen der Erzbischöfe, welche als Fries darüber hingehen, ist fast das
einzige (wenigstens in Copie erhaltene) Beispiel jener Porträtfolgen
frühmittelalterlicher Kirchen 1).
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1) In S. Paul bei Rom wird eben an einer Reihe von Mosaikbildnissen gearbei-
t et, welche die Stelle der alten einnehmen soll. Vgl. die Papstköpfe als
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/756>, abgerufen am 18.12.2024.
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