selber spricht, indem sie ein notorisches Verhältniss ausdrückt. Die Allegorien z. B. gerade der meisten übrigen Monumente von S. Croce sind entweder nur durch einen weiten Verstandesumweg zu erkennen oder ganz müssig.
Weiter zehrt von Michelangelo der als Baumeister so bedeutende Bartol. Ammanati (1511--92, anfangs Schüler des Jacopo San- asovino), von welchem der Brunnen auf Piazza del Granduca herrührt. Der grosse Neptun ist ein sehr unglücklicher Akt, ohne Sinn und Handlung, die Tritonen welche ihm als Tronco dienen undeutlich; das Postament würde man ohne die (für diese Last doch gar zu kleinen) Seepferde nicht für ein Räderschiff halten. Von den unten herum sitzenden Bronzefiguren sind die mit möglichster Absicht auf leichtes Schweben gestalteten Satyrn und Pane allein erträglich, übrigens zum Theil den Kranzträgern an der Decke der sixtin. Capelle nachgebildet; bhier sind ihre Attituden müssig. -- (Ganz gering die Gypsstatuen im cBaptisterium). -- Im linken Querschiff von S. Pietro in Montorio zu Rom sind die Grabmäler zweier Verwandten des Papstes Julius III sammt den beiden Nischenfiguren der Religion und Gerechtigkeit von Amm.; zwischen der manierirten Nachahmung des Michelangelo schim- mern doch einige schönere Züge durch. -- Ebenso verhält es sich mit ddem Mausoleum der Verwandten Gregors XIII im Campo santo zu Pisa. -- Einige frühere Arbeiten A.'s finden sich in Padua. So der eGigant im Hof des Pal. Aremberg. Das Grabmal des Juristen Man- ftova Benavides in den Eremitani (links) ist im Styl der allegorischen Figuren ganz der prahlerischen Absicht würdig, mit welcher es gesetzt wurde. (Unten Wissenschaft und Ermüdung, zu beiden Seiten des Professors Ehre und Ruhm, oben drei Genien, deren mittlerer die Un- sterblichkeit bedeutet. Alles bei Lebzeiten.)
Unläugbar höher steht der in Florenz vollauf beschäftigte Flamän- der Giovanni da Bologna (1524--1608). Das Gesetz des Con- trastes, das bei Michelangelo oft so quälerisch durchgeführt wird, muss sich bei ihm mit einer Formenschönheit vertragen, die allerdings keine
Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Ammanati.
selber spricht, indem sie ein notorisches Verhältniss ausdrückt. Die Allegorien z. B. gerade der meisten übrigen Monumente von S. Croce sind entweder nur durch einen weiten Verstandesumweg zu erkennen oder ganz müssig.
Weiter zehrt von Michelangelo der als Baumeister so bedeutende Bartol. Ammanati (1511—92, anfangs Schüler des Jacopo San- asovino), von welchem der Brunnen auf Piazza del Granduca herrührt. Der grosse Neptun ist ein sehr unglücklicher Akt, ohne Sinn und Handlung, die Tritonen welche ihm als Tronco dienen undeutlich; das Postament würde man ohne die (für diese Last doch gar zu kleinen) Seepferde nicht für ein Räderschiff halten. Von den unten herum sitzenden Bronzefiguren sind die mit möglichster Absicht auf leichtes Schweben gestalteten Satyrn und Pane allein erträglich, übrigens zum Theil den Kranzträgern an der Decke der sixtin. Capelle nachgebildet; bhier sind ihre Attituden müssig. — (Ganz gering die Gypsstatuen im cBaptisterium). — Im linken Querschiff von S. Pietro in Montorio zu Rom sind die Grabmäler zweier Verwandten des Papstes Julius III sammt den beiden Nischenfiguren der Religion und Gerechtigkeit von Amm.; zwischen der manierirten Nachahmung des Michelangelo schim- mern doch einige schönere Züge durch. — Ebenso verhält es sich mit ddem Mausoleum der Verwandten Gregors XIII im Campo santo zu Pisa. — Einige frühere Arbeiten A.’s finden sich in Padua. So der eGigant im Hof des Pal. Aremberg. Das Grabmal des Juristen Man- ftova Benavides in den Eremitani (links) ist im Styl der allegorischen Figuren ganz der prahlerischen Absicht würdig, mit welcher es gesetzt wurde. (Unten Wissenschaft und Ermüdung, zu beiden Seiten des Professors Ehre und Ruhm, oben drei Genien, deren mittlerer die Un- sterblichkeit bedeutet. Alles bei Lebzeiten.)
Unläugbar höher steht der in Florenz vollauf beschäftigte Flamän- der Giovanni da Bologna (1524—1608). Das Gesetz des Con- trastes, das bei Michelangelo oft so quälerisch durchgeführt wird, muss sich bei ihm mit einer Formenschönheit vertragen, die allerdings keine
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Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Ammanati.
selber spricht, indem sie ein notorisches Verhältniss ausdrückt. Die
Allegorien z. B. gerade der meisten übrigen Monumente von S. Croce
sind entweder nur durch einen weiten Verstandesumweg zu erkennen
oder ganz müssig.
Weiter zehrt von Michelangelo der als Baumeister so bedeutende
Bartol. Ammanati (1511—92, anfangs Schüler des Jacopo San-
sovino), von welchem der Brunnen auf Piazza del Granduca herrührt.
Der grosse Neptun ist ein sehr unglücklicher Akt, ohne Sinn und
Handlung, die Tritonen welche ihm als Tronco dienen undeutlich; das
Postament würde man ohne die (für diese Last doch gar zu kleinen)
Seepferde nicht für ein Räderschiff halten. Von den unten herum
sitzenden Bronzefiguren sind die mit möglichster Absicht auf leichtes
Schweben gestalteten Satyrn und Pane allein erträglich, übrigens zum
Theil den Kranzträgern an der Decke der sixtin. Capelle nachgebildet;
hier sind ihre Attituden müssig. — (Ganz gering die Gypsstatuen im
Baptisterium). — Im linken Querschiff von S. Pietro in Montorio zu
Rom sind die Grabmäler zweier Verwandten des Papstes Julius III
sammt den beiden Nischenfiguren der Religion und Gerechtigkeit von
Amm.; zwischen der manierirten Nachahmung des Michelangelo schim-
mern doch einige schönere Züge durch. — Ebenso verhält es sich mit
dem Mausoleum der Verwandten Gregors XIII im Campo santo zu
Pisa. — Einige frühere Arbeiten A.’s finden sich in Padua. So der
Gigant im Hof des Pal. Aremberg. Das Grabmal des Juristen Man-
tova Benavides in den Eremitani (links) ist im Styl der allegorischen
Figuren ganz der prahlerischen Absicht würdig, mit welcher es gesetzt
wurde. (Unten Wissenschaft und Ermüdung, zu beiden Seiten des
Professors Ehre und Ruhm, oben drei Genien, deren mittlerer die Un-
sterblichkeit bedeutet. Alles bei Lebzeiten.)
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Unläugbar höher steht der in Florenz vollauf beschäftigte Flamän-
der Giovanni da Bologna (1524—1608). Das Gesetz des Con-
trastes, das bei Michelangelo oft so quälerisch durchgeführt wird, muss
sich bei ihm mit einer Formenschönheit vertragen, die allerdings keine
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/704>, abgerufen am 18.12.2024.
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