Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Venedig. Vittoria.
aRest; der Doge starb schon 1525.) -- Weniger manierirt die Statuen des ersten Altars rechts in S. Anastasia zu Verona.
Ammanati selbst war übrigens eine Zeitlang J. Sansovino's Schü- ler gewesen und hatte z. B. in Padua gearbeitet (wovon unten).
Am stärksten repräsentirt von allen Schülern ist Alessandro Vittoria (+ 1605). Im günstigen Fall dem Campagna beinahe ge- wachsen, hat er doch nirgends die Seele desselben. Er producirte leicht und machte sich mit den Hauptmotiven keine grosse Mühe, wäh- rend Campagna wenigstens gerne plastisch rein gestaltet hätte. Sein an- bgenehmstes Werk ist wohl sein eigenes Grabmal in S. Zaccaria (Ende des linken Seitenschiffes), eine vortreffliche Büste zwischen den Alle- gorien der Scultura und Architettura, oben im Giebel eine Ruhmesgöt- ctin, echt venezianische Figuren. Auch die Statue des Propheten über der Hauptthür ist schön und würdig. -- Sein bester bewegter Akt ist dder S. Sebastian in S. Salvatore (3. Alt. links, als Gegenstück eines egeringen S. Rochus), seine sorgfältigste Anatomiefigur der S. Hiero- fnymus in den Frari (3. Alt. rechts). Auch S. Catharina und Daniel auf dem Löwen, in S. Giulian, sind wenigstens resolut behandelt. gGeringer und zum Theil sehr manierirt: die Arbeiten im Dogenpalast h(Sala dell'anticollegio, Thürgiebel), an der Biblioteca (die zwei Karya- itiden der Thür), in S. Giovanni e Paolo (Mehreres), in der Abbazia k(zwei grosse Apostelstatuen), in S. Giorgio maggiore, in S. Francesco della Vigna (2. Cap. links) u. a. a. O. Auch an dem sehr überfüllten lGrabmal Contareno (+ 1553) im Santo zu Padua (am ersten Pfeiler links) sind mehrere Figuren von ihm.
Ein leidlicher Nachahmer des Vittoria, Franc. Terilli, hat die mStatuetten des Christus und Johannes über den beiden Weihbecken des Redentore mit vielem Fleiss gearbeitet.
Tiziano Aspetti (+ 1607) steht wieder um eine grosse Stufe niedriger und nähert sich den schlimmsten Manieren der florentini- nschen Schule. Sein Moses und Paulus, grosse Erzbilder, verunzieren Palladio's Fassade von S. Francesco della Vigna, seine beiden Engel
Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Venedig. Vittoria.
aRest; der Doge starb schon 1525.) — Weniger manierirt die Statuen des ersten Altars rechts in S. Anastasia zu Verona.
Ammanati selbst war übrigens eine Zeitlang J. Sansovino’s Schü- ler gewesen und hatte z. B. in Padua gearbeitet (wovon unten).
Am stärksten repräsentirt von allen Schülern ist Alessandro Vittoria († 1605). Im günstigen Fall dem Campagna beinahe ge- wachsen, hat er doch nirgends die Seele desselben. Er producirte leicht und machte sich mit den Hauptmotiven keine grosse Mühe, wäh- rend Campagna wenigstens gerne plastisch rein gestaltet hätte. Sein an- bgenehmstes Werk ist wohl sein eigenes Grabmal in S. Zaccaria (Ende des linken Seitenschiffes), eine vortreffliche Büste zwischen den Alle- gorien der Scultura und Architettura, oben im Giebel eine Ruhmesgöt- ctin, echt venezianische Figuren. Auch die Statue des Propheten über der Hauptthür ist schön und würdig. — Sein bester bewegter Akt ist dder S. Sebastian in S. Salvatore (3. Alt. links, als Gegenstück eines egeringen S. Rochus), seine sorgfältigste Anatomiefigur der S. Hiero- fnymus in den Frari (3. Alt. rechts). Auch S. Catharina und Daniel auf dem Löwen, in S. Giulian, sind wenigstens resolut behandelt. gGeringer und zum Theil sehr manierirt: die Arbeiten im Dogenpalast h(Sala dell’anticollegio, Thürgiebel), an der Biblioteca (die zwei Karya- itiden der Thür), in S. Giovanni e Paolo (Mehreres), in der Abbazia k(zwei grosse Apostelstatuen), in S. Giorgio maggiore, in S. Francesco della Vigna (2. Cap. links) u. a. a. O. Auch an dem sehr überfüllten lGrabmal Contareno († 1553) im Santo zu Padua (am ersten Pfeiler links) sind mehrere Figuren von ihm.
Ein leidlicher Nachahmer des Vittoria, Franc. Terilli, hat die mStatuetten des Christus und Johannes über den beiden Weihbecken des Redentore mit vielem Fleiss gearbeitet.
Tiziano Aspetti († 1607) steht wieder um eine grosse Stufe niedriger und nähert sich den schlimmsten Manieren der florentini- nschen Schule. Sein Moses und Paulus, grosse Erzbilder, verunzieren Palladio’s Fassade von S. Francesco della Vigna, seine beiden Engel
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Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Venedig. Vittoria.
Rest; der Doge starb schon 1525.) — Weniger manierirt die Statuen
des ersten Altars rechts in S. Anastasia zu Verona.
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Ammanati selbst war übrigens eine Zeitlang J. Sansovino’s Schü-
ler gewesen und hatte z. B. in Padua gearbeitet (wovon unten).
Am stärksten repräsentirt von allen Schülern ist Alessandro
Vittoria († 1605). Im günstigen Fall dem Campagna beinahe ge-
wachsen, hat er doch nirgends die Seele desselben. Er producirte
leicht und machte sich mit den Hauptmotiven keine grosse Mühe, wäh-
rend Campagna wenigstens gerne plastisch rein gestaltet hätte. Sein an-
genehmstes Werk ist wohl sein eigenes Grabmal in S. Zaccaria (Ende
des linken Seitenschiffes), eine vortreffliche Büste zwischen den Alle-
gorien der Scultura und Architettura, oben im Giebel eine Ruhmesgöt-
tin, echt venezianische Figuren. Auch die Statue des Propheten über
der Hauptthür ist schön und würdig. — Sein bester bewegter Akt ist
der S. Sebastian in S. Salvatore (3. Alt. links, als Gegenstück eines
geringen S. Rochus), seine sorgfältigste Anatomiefigur der S. Hiero-
nymus in den Frari (3. Alt. rechts). Auch S. Catharina und Daniel
auf dem Löwen, in S. Giulian, sind wenigstens resolut behandelt.
Geringer und zum Theil sehr manierirt: die Arbeiten im Dogenpalast
(Sala dell’anticollegio, Thürgiebel), an der Biblioteca (die zwei Karya-
tiden der Thür), in S. Giovanni e Paolo (Mehreres), in der Abbazia
(zwei grosse Apostelstatuen), in S. Giorgio maggiore, in S. Francesco
della Vigna (2. Cap. links) u. a. a. O. Auch an dem sehr überfüllten
Grabmal Contareno († 1553) im Santo zu Padua (am ersten Pfeiler
links) sind mehrere Figuren von ihm.
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Ein leidlicher Nachahmer des Vittoria, Franc. Terilli, hat die
Statuetten des Christus und Johannes über den beiden Weihbecken
des Redentore mit vielem Fleiss gearbeitet.
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Tiziano Aspetti († 1607) steht wieder um eine grosse Stufe
niedriger und nähert sich den schlimmsten Manieren der florentini-
schen Schule. Sein Moses und Paulus, grosse Erzbilder, verunzieren
Palladio’s Fassade von S. Francesco della Vigna, seine beiden Engel
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/682>, abgerufen am 18.12.2024.
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