mäler des Card. Stefaneschi, st. 1417, im linken Querschiff von S. Mariaa in Trastevere, -- und des Comthurs Carafa im Priorato di Malta; --b vielleicht schon dasjenige des Card. Adam, st. 1398, in S. Cecilia). --c Von zweien Schülern Paolo's, Niccolo della Guardia und Pier- paolo da Todi das aus einer Anzahl erzählender u. a. Reliefs be- stehende Denkmal Pius II (st. 1464), im Hauptschiff von S. Andread della Valle; später als Gegenstück hinzugearbeitet das Denkmal Pius III; beide ungünstig aufgestellt. -- Von den sichern Arbeiten des Filarete, A. Pollajuolo1) und Mino da Fiesole (s. oben) war schon die Rede; sodann ist hier der Abschnitt über das Decorative (S. 242) zu vergleichen.
Ausser dem was dort über den römischen Gräberluxus seit 1460 im Allgemeinen gesagt ist (vgl. auch S. 229), muss hier zugestanden werden, dass der schönste Eindruck dieser römischen Sculpturen ein collectiver ist. Sie geben zusammen, in ihrer edeln Marmorpracht, das Gefühl eines endlosen Reichthums an Stoff und Kunst; die Gleich- artigkeit ihres Inhaltes, der doch hundertfach variirt wird, erregt das tröstliche Bewusstsein einer dauernden Kunstsitte, bei welcher das Gute und Schöne so viel sicherer gedeiht, als bei der Verpflichtung, stets "originell" im neuern Sinne sein zu müssen. An den Grab- mälern ist der Todte in einfache Beziehung gesetzt mit den höchsten Tröstungen; ihn umstehen, in den Seitennischen, seine Schutzpatrone und die symbolischen Gestalten der Tugenden; oben erscheint, zwi- schen Engeln, die Gnadenmutter mit dem Kinde oder ein segnender Gottvater -- Elemente genug für die wahre Originalität, welche her- gebrachte Typen gerne mit stets neuem Leben füllt, und dabei stets neue künstlerische Gedanken zu Tage fördert, anstatt bei der Poesie und andern ausserhalb der Kunst liegenden Grossmächten um neue "Erfindungen" anzuklopfen.
Ein ganzes Museum von Sculpturen findet sich in S. Maria dele popolo; hundert andere Denkmäler sind durch alle ältern Kirchen zerstreut. Wir nennen bloss das Bedeutendere.
1) Ob die bronzene Grabstatue eines Bischofs in S. M. del popolo (3. Capelle* rechts) von ihm sein mag?
Sculpturen in Rom.
mäler des Card. Stefaneschi, st. 1417, im linken Querschiff von S. Mariaa in Trastevere, — und des Comthurs Carafa im Priorato di Malta; —b vielleicht schon dasjenige des Card. Adam, st. 1398, in S. Cecilia). —c Von zweien Schülern Paolo’s, Niccolò della Guardia und Pier- paolo da Todi das aus einer Anzahl erzählender u. a. Reliefs be- stehende Denkmal Pius II (st. 1464), im Hauptschiff von S. Andread della Valle; später als Gegenstück hinzugearbeitet das Denkmal Pius III; beide ungünstig aufgestellt. — Von den sichern Arbeiten des Filarete, A. Pollajuolo1) und Mino da Fiesole (s. oben) war schon die Rede; sodann ist hier der Abschnitt über das Decorative (S. 242) zu vergleichen.
Ausser dem was dort über den römischen Gräberluxus seit 1460 im Allgemeinen gesagt ist (vgl. auch S. 229), muss hier zugestanden werden, dass der schönste Eindruck dieser römischen Sculpturen ein collectiver ist. Sie geben zusammen, in ihrer edeln Marmorpracht, das Gefühl eines endlosen Reichthums an Stoff und Kunst; die Gleich- artigkeit ihres Inhaltes, der doch hundertfach variirt wird, erregt das tröstliche Bewusstsein einer dauernden Kunstsitte, bei welcher das Gute und Schöne so viel sicherer gedeiht, als bei der Verpflichtung, stets „originell“ im neuern Sinne sein zu müssen. An den Grab- mälern ist der Todte in einfache Beziehung gesetzt mit den höchsten Tröstungen; ihn umstehen, in den Seitennischen, seine Schutzpatrone und die symbolischen Gestalten der Tugenden; oben erscheint, zwi- schen Engeln, die Gnadenmutter mit dem Kinde oder ein segnender Gottvater — Elemente genug für die wahre Originalität, welche her- gebrachte Typen gerne mit stets neuem Leben füllt, und dabei stets neue künstlerische Gedanken zu Tage fördert, anstatt bei der Poesie und andern ausserhalb der Kunst liegenden Grossmächten um neue „Erfindungen“ anzuklopfen.
Ein ganzes Museum von Sculpturen findet sich in S. Maria dele popolo; hundert andere Denkmäler sind durch alle ältern Kirchen zerstreut. Wir nennen bloss das Bedeutendere.
1) Ob die bronzene Grabstatue eines Bischofs in S. M. del popolo (3. Capelle* rechts) von ihm sein mag?
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Sculpturen in Rom.
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in Trastevere, — und des Comthurs Carafa im Priorato di Malta; —
vielleicht schon dasjenige des Card. Adam, st. 1398, in S. Cecilia). —
Von zweien Schülern Paolo’s, Niccolò della Guardia und Pier-
paolo da Todi das aus einer Anzahl erzählender u. a. Reliefs be-
stehende Denkmal Pius II (st. 1464), im Hauptschiff von S. Andrea
della Valle; später als Gegenstück hinzugearbeitet das Denkmal
Pius III; beide ungünstig aufgestellt. — Von den sichern Arbeiten
des Filarete, A. Pollajuolo 1) und Mino da Fiesole (s. oben)
war schon die Rede; sodann ist hier der Abschnitt über das Decorative
(S. 242) zu vergleichen.
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b
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Ausser dem was dort über den römischen Gräberluxus seit 1460
im Allgemeinen gesagt ist (vgl. auch S. 229), muss hier zugestanden
werden, dass der schönste Eindruck dieser römischen Sculpturen ein
collectiver ist. Sie geben zusammen, in ihrer edeln Marmorpracht,
das Gefühl eines endlosen Reichthums an Stoff und Kunst; die Gleich-
artigkeit ihres Inhaltes, der doch hundertfach variirt wird, erregt das
tröstliche Bewusstsein einer dauernden Kunstsitte, bei welcher das
Gute und Schöne so viel sicherer gedeiht, als bei der Verpflichtung,
stets „originell“ im neuern Sinne sein zu müssen. An den Grab-
mälern ist der Todte in einfache Beziehung gesetzt mit den höchsten
Tröstungen; ihn umstehen, in den Seitennischen, seine Schutzpatrone
und die symbolischen Gestalten der Tugenden; oben erscheint, zwi-
schen Engeln, die Gnadenmutter mit dem Kinde oder ein segnender
Gottvater — Elemente genug für die wahre Originalität, welche her-
gebrachte Typen gerne mit stets neuem Leben füllt, und dabei stets
neue künstlerische Gedanken zu Tage fördert, anstatt bei der
Poesie und andern ausserhalb der Kunst liegenden Grossmächten um
neue „Erfindungen“ anzuklopfen.
Ein ganzes Museum von Sculpturen findet sich in S. Maria del
popolo; hundert andere Denkmäler sind durch alle ältern Kirchen
zerstreut. Wir nennen bloss das Bedeutendere.
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1) Ob die bronzene Grabstatue eines Bischofs in S. M. del popolo (3. Capelle
rechts) von ihm sein mag?
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/637>, abgerufen am 18.12.2024.
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