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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Benedetto da Majano.
fangenes. -- Von A's Schülern Silvio und Maso Boscoli von
Fiesole ist u. a. das Grabmal des Antonio Strozzi, im linken Seiten-a
schiff von S. Maria novella.


Ein freierer florent. Nachfolger Mino's ist der Baumeister Bene-
detto da Majano
(1444--98). Die wenigen erhaltenen Arbeiten
verrathen einen der grössten Bildhauer der Zeit. An Schönheitssinn
und Geschick ist er dem Mino weit überlegen und erscheint eher als
der Fortsetzer Ghiberti's. Die Reliefs der Kanzel in S. Croce zei-b
gen höchst lebendig entwickelte Scenen mit den herrlichsten Motiven
(zum Theil auf der Dreiviertelansicht beruhend); die Statuetten in
den Nischen unten sind bei winzigem Massstab vom Köstlichsten
dieser Zeit. -- In der Capelle Strozzi in S. Maria novella (rechtesc
Querschiff) ist das Grabmal hinter dem Altar von ihm; über dem Sar-
cophag das Rundrelief der Madonna, von Engeln umschwebt, träume-
risch süss und holdselig, wie etwa ein frühes Werk des Andrea San-
sovino könnte ausgesehen haben. In seinen Freisculpturen ist Benedetto
allerdings noch etwas befangen. Sein Johannes der Täufer in dend
Uffizien (Ende des zweiten Ganges) ist aber in dieser Befangenheit
sehr liebenswürdig durch den naiven Ausdruck; ebenso die Sta-
tue des S. Sebastian in einem Nebenraum des Kirchleins der Mise-e
ricordia (auf dem Domplatz). Die in demselben Raum (auf dem Altar)
befindliche Madonna deutet schon entschieden auf die Weise des XVI.
Jahrhunderts, auf Lorenzetto und Jac. Sansovino hin. Seine anmuth-
reiche Phantasie erräth das, wozu seine formelle Bildung wohl nicht
hingereicht hätte. -- Das Denkmal Giotto's (1490) im rechten Seiten-f
schiff des Domes, ein blosser Reliefmedaillon, ist wie andere Ehren-
denkmäler dieser Kirche ein Beweis dafür, wie wenig Prunk damals
von Staatswegen ("cives posuere") mit dem Andenken verstorbener
grosser Männer getrieben wurde; es lebten ihrer noch welche 1). Fast

1) Dagegen haben die in Auftrag des Staates (der "Gemeine") bloss grau in
grau gemalten Denkmäler im Dom von Florenz und anderswo allerdings*
das Ansehen, als ob man gern gemocht und nicht gekonnt hätte. Es sind
gleichsam Anweisungen auf künftige Marmordenkmäler. Vgl. Vasari im Leben
des Lor. di Bicci.
B. Cicerone. 39

Benedetto da Majano.
fangenes. — Von A’s Schülern Silvio und Maso Boscoli von
Fiesole ist u. a. das Grabmal des Antonio Strozzi, im linken Seiten-a
schiff von S. Maria novella.


Ein freierer florent. Nachfolger Mino’s ist der Baumeister Bene-
detto da Majano
(1444—98). Die wenigen erhaltenen Arbeiten
verrathen einen der grössten Bildhauer der Zeit. An Schönheitssinn
und Geschick ist er dem Mino weit überlegen und erscheint eher als
der Fortsetzer Ghiberti’s. Die Reliefs der Kanzel in S. Croce zei-b
gen höchst lebendig entwickelte Scenen mit den herrlichsten Motiven
(zum Theil auf der Dreiviertelansicht beruhend); die Statuetten in
den Nischen unten sind bei winzigem Massstab vom Köstlichsten
dieser Zeit. — In der Capelle Strozzi in S. Maria novella (rechtesc
Querschiff) ist das Grabmal hinter dem Altar von ihm; über dem Sar-
cophag das Rundrelief der Madonna, von Engeln umschwebt, träume-
risch süss und holdselig, wie etwa ein frühes Werk des Andrea San-
sovino könnte ausgesehen haben. In seinen Freisculpturen ist Benedetto
allerdings noch etwas befangen. Sein Johannes der Täufer in dend
Uffizien (Ende des zweiten Ganges) ist aber in dieser Befangenheit
sehr liebenswürdig durch den naiven Ausdruck; ebenso die Sta-
tue des S. Sebastian in einem Nebenraum des Kirchleins der Mise-e
ricordia (auf dem Domplatz). Die in demselben Raum (auf dem Altar)
befindliche Madonna deutet schon entschieden auf die Weise des XVI.
Jahrhunderts, auf Lorenzetto und Jac. Sansovino hin. Seine anmuth-
reiche Phantasie erräth das, wozu seine formelle Bildung wohl nicht
hingereicht hätte. — Das Denkmal Giotto’s (1490) im rechten Seiten-f
schiff des Domes, ein blosser Reliefmedaillon, ist wie andere Ehren-
denkmäler dieser Kirche ein Beweis dafür, wie wenig Prunk damals
von Staatswegen („cives posuere“) mit dem Andenken verstorbener
grosser Männer getrieben wurde; es lebten ihrer noch welche 1). Fast

1) Dagegen haben die in Auftrag des Staates (der „Gemeine“) bloss grau in
grau gemalten Denkmäler im Dom von Florenz und anderswo allerdings*
das Ansehen, als ob man gern gemocht und nicht gekonnt hätte. Es sind
gleichsam Anweisungen auf künftige Marmordenkmäler. Vgl. Vasari im Leben
des Lor. di Bicci.
B. Cicerone. 39
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[609/0631] Benedetto da Majano. fangenes. — Von A’s Schülern Silvio und Maso Boscoli von Fiesole ist u. a. das Grabmal des Antonio Strozzi, im linken Seiten- schiff von S. Maria novella. a Ein freierer florent. Nachfolger Mino’s ist der Baumeister Bene- detto da Majano (1444—98). Die wenigen erhaltenen Arbeiten verrathen einen der grössten Bildhauer der Zeit. An Schönheitssinn und Geschick ist er dem Mino weit überlegen und erscheint eher als der Fortsetzer Ghiberti’s. Die Reliefs der Kanzel in S. Croce zei- gen höchst lebendig entwickelte Scenen mit den herrlichsten Motiven (zum Theil auf der Dreiviertelansicht beruhend); die Statuetten in den Nischen unten sind bei winzigem Massstab vom Köstlichsten dieser Zeit. — In der Capelle Strozzi in S. Maria novella (rechtes Querschiff) ist das Grabmal hinter dem Altar von ihm; über dem Sar- cophag das Rundrelief der Madonna, von Engeln umschwebt, träume- risch süss und holdselig, wie etwa ein frühes Werk des Andrea San- sovino könnte ausgesehen haben. In seinen Freisculpturen ist Benedetto allerdings noch etwas befangen. Sein Johannes der Täufer in den Uffizien (Ende des zweiten Ganges) ist aber in dieser Befangenheit sehr liebenswürdig durch den naiven Ausdruck; ebenso die Sta- tue des S. Sebastian in einem Nebenraum des Kirchleins der Mise- ricordia (auf dem Domplatz). Die in demselben Raum (auf dem Altar) befindliche Madonna deutet schon entschieden auf die Weise des XVI. Jahrhunderts, auf Lorenzetto und Jac. Sansovino hin. Seine anmuth- reiche Phantasie erräth das, wozu seine formelle Bildung wohl nicht hingereicht hätte. — Das Denkmal Giotto’s (1490) im rechten Seiten- schiff des Domes, ein blosser Reliefmedaillon, ist wie andere Ehren- denkmäler dieser Kirche ein Beweis dafür, wie wenig Prunk damals von Staatswegen („cives posuere“) mit dem Andenken verstorbener grosser Männer getrieben wurde; es lebten ihrer noch welche 1). Fast b c d e f 1) Dagegen haben die in Auftrag des Staates (der „Gemeine“) bloss grau in grau gemalten Denkmäler im Dom von Florenz und anderswo allerdings das Ansehen, als ob man gern gemocht und nicht gekonnt hätte. Es sind gleichsam Anweisungen auf künftige Marmordenkmäler. Vgl. Vasari im Leben des Lor. di Bicci. B. Cicerone. 39

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/631>, abgerufen am 18.12.2024.