ganze Hierarchie von verschiedenartig beschäftigten Engeln und Put- ten, über die Massen liebliche Gestalten enthält. (Luca.) -- Und ebenso trefflich in seiner Art: der Sacristeibrunnen von S. Maria novella, mita den guirlandentragenden Putten und einer in die Lunette gemalten Landschaft; ein Prachtwerk, haarscharf innerhalb der Bedingungen des Stoffes gehalten.
Neben diesen grössern Arbeiten existiren noch eine Menge von kleinern Reliefs für die Andacht; man benützte den unzerstörbaren Stoff statt der Malerei besonders gerne, wenn an Häusern, an Stras- senecken oder sonst im Freien eine Madonna mit Kind, oder das Kind anbetend, oder eine heilige Familie angebracht werden sollten. Dieses Ursprunges sind wohl die meisten der jetzt im Hof der Academieb eingemauerten Reliefs. Man glaubt, das Mögliche an vielartiger und dabei stets frischer Auffassung dieses so eng begrenzten Gegenstandes hier erschöpft zu sehen und besinnt sich, wie Andere auf einen solchen Reichthum hin noch neu sein konnten.
Die ganzen Statuen waren für die späteren Robbia zwar tech- nisch keine Sache der Unmöglichkeit, allein doch nichts Leichtes und von Seiten des Styles keine starke Seite, da der Entwicklung der Körper- formen im Grossen die Entschiedenheit fehlte. Die Robbia beschränk- ten sich auch gerne auf Halbfiguren, deren man in Florenz noch eine ziemliche Anzahl vorfindet. (Ganze fast lebensgrosse Statuen u. a. in der Sacramentscapelle von S. Croce; eine sitzende Madonna in einemc Nebenraum von S. Domenico, Via della Pergola.) Ihren schönend ganzen Sinn offenbaren solche Statuen nur, wenn sie noch in ihrer echten alten Nische mit farbigen, von Putten getragenen Fruchtkrän- zen stehen; so der S. Petrus martyr im Gang vor der Sacristei vone S. Croce; der heil. Romulus (1521) über dem Portal im Dom zuf Fiesole u. s. w. Hier erst hat man das Heilige im Gewande der Lebensfreude, welches ja der durchgehende Gedanke der ganzen Schule ist.
Wir knüpfen wieder da an, von wo die Robbia ausgegangen. Zwischen Ghiberti und Donatello steht der Baumeister Filippo Bru- nellesco, der Erwecker der Renaissance (1375--1444). In dem
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Die Robbia.
ganze Hierarchie von verschiedenartig beschäftigten Engeln und Put- ten, über die Massen liebliche Gestalten enthält. (Luca.) — Und ebenso trefflich in seiner Art: der Sacristeibrunnen von S. Maria novella, mita den guirlandentragenden Putten und einer in die Lunette gemalten Landschaft; ein Prachtwerk, haarscharf innerhalb der Bedingungen des Stoffes gehalten.
Neben diesen grössern Arbeiten existiren noch eine Menge von kleinern Reliefs für die Andacht; man benützte den unzerstörbaren Stoff statt der Malerei besonders gerne, wenn an Häusern, an Stras- senecken oder sonst im Freien eine Madonna mit Kind, oder das Kind anbetend, oder eine heilige Familie angebracht werden sollten. Dieses Ursprunges sind wohl die meisten der jetzt im Hof der Academieb eingemauerten Reliefs. Man glaubt, das Mögliche an vielartiger und dabei stets frischer Auffassung dieses so eng begrenzten Gegenstandes hier erschöpft zu sehen und besinnt sich, wie Andere auf einen solchen Reichthum hin noch neu sein konnten.
Die ganzen Statuen waren für die späteren Robbia zwar tech- nisch keine Sache der Unmöglichkeit, allein doch nichts Leichtes und von Seiten des Styles keine starke Seite, da der Entwicklung der Körper- formen im Grossen die Entschiedenheit fehlte. Die Robbia beschränk- ten sich auch gerne auf Halbfiguren, deren man in Florenz noch eine ziemliche Anzahl vorfindet. (Ganze fast lebensgrosse Statuen u. a. in der Sacramentscapelle von S. Croce; eine sitzende Madonna in einemc Nebenraum von S. Domenico, Via della Pergola.) Ihren schönend ganzen Sinn offenbaren solche Statuen nur, wenn sie noch in ihrer echten alten Nische mit farbigen, von Putten getragenen Fruchtkrän- zen stehen; so der S. Petrus martyr im Gang vor der Sacristei vone S. Croce; der heil. Romulus (1521) über dem Portal im Dom zuf Fiesole u. s. w. Hier erst hat man das Heilige im Gewande der Lebensfreude, welches ja der durchgehende Gedanke der ganzen Schule ist.
Wir knüpfen wieder da an, von wo die Robbia ausgegangen. Zwischen Ghiberti und Donatello steht der Baumeister Filippo Bru- nellesco, der Erwecker der Renaissance (1375—1444). In dem
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Die Robbia.
ganze Hierarchie von verschiedenartig beschäftigten Engeln und Put-
ten, über die Massen liebliche Gestalten enthält. (Luca.) — Und ebenso
trefflich in seiner Art: der Sacristeibrunnen von S. Maria novella, mit
den guirlandentragenden Putten und einer in die Lunette gemalten
Landschaft; ein Prachtwerk, haarscharf innerhalb der Bedingungen
des Stoffes gehalten.
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Neben diesen grössern Arbeiten existiren noch eine Menge von
kleinern Reliefs für die Andacht; man benützte den unzerstörbaren
Stoff statt der Malerei besonders gerne, wenn an Häusern, an Stras-
senecken oder sonst im Freien eine Madonna mit Kind, oder das Kind
anbetend, oder eine heilige Familie angebracht werden sollten. Dieses
Ursprunges sind wohl die meisten der jetzt im Hof der Academie
eingemauerten Reliefs. Man glaubt, das Mögliche an vielartiger und
dabei stets frischer Auffassung dieses so eng begrenzten Gegenstandes
hier erschöpft zu sehen und besinnt sich, wie Andere auf einen solchen
Reichthum hin noch neu sein konnten.
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Die ganzen Statuen waren für die späteren Robbia zwar tech-
nisch keine Sache der Unmöglichkeit, allein doch nichts Leichtes und
von Seiten des Styles keine starke Seite, da der Entwicklung der Körper-
formen im Grossen die Entschiedenheit fehlte. Die Robbia beschränk-
ten sich auch gerne auf Halbfiguren, deren man in Florenz noch eine
ziemliche Anzahl vorfindet. (Ganze fast lebensgrosse Statuen u. a. in
der Sacramentscapelle von S. Croce; eine sitzende Madonna in einem
Nebenraum von S. Domenico, Via della Pergola.) Ihren schönen
ganzen Sinn offenbaren solche Statuen nur, wenn sie noch in ihrer
echten alten Nische mit farbigen, von Putten getragenen Fruchtkrän-
zen stehen; so der S. Petrus martyr im Gang vor der Sacristei von
S. Croce; der heil. Romulus (1521) über dem Portal im Dom zu
Fiesole u. s. w. Hier erst hat man das Heilige im Gewande der
Lebensfreude, welches ja der durchgehende Gedanke der ganzen
Schule ist.
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Wir knüpfen wieder da an, von wo die Robbia ausgegangen.
Zwischen Ghiberti und Donatello steht der Baumeister Filippo Bru-
nellesco, der Erwecker der Renaissance (1375—1444). In dem
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/617>, abgerufen am 18.12.2024.
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