Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Antike Sculptur. Sarcophage.
ademselben Gang, ein anderer steht im Garten Boboli); -- eine grosse
Anzahl geringerer Sarcophage nach bekannten Motiven.

b

Im Camposanto zu Pisa: eine sehr grosse Anzahl Sarco-
phage aller Style, von den Pisanern von nah und fern zusammen-
geholt, um als Särge für die Ihrigen zu dienen, deren Namen oft
dareingemeisselt zu lesen sind. Von erstem Werthe ist wohl nichts
darunter; das Beste geben: II. Sarcophag mit einer Schlacht; --
V. ein altchristlicher Sarcophag mit dem guten Hirten, aus dem drit-
ten wenn nicht zweiten Jahrhundert; -- VIII. gutes bacchisches
Fragment
(mit Centauren); -- XX. schöner starkverwitterter Bac-
chuszug
; -- XXI. Geschichte von Phädra und Hippolyt, gut spät-
römisch, mit der Asche der Gräfin Beatrix von Toscana, Mutter der
berühmten Mathildis; -- XXIX. bacchischer Sarcophag mit der Grab-
inschrift Camurenus Myron; -- XXXI. Sarcophag mit grossem Schlacht-
relief, etwa gleichzeitig mit der Basis der Antoninssäule im Gardino
della Pigna des Vaticans. -- U. a. m. -- Einige von diesen Särgen,
die schon vor der Erbauung des Camposanto in Pisa gewesen sein
müssen, dienten dem Niccolo Pisano zur Grundlage für seine (kurze)
Wiederbelebung des antiken Styles.

c

Im Dogenpalast zu Venedig: Sala de' Rilievi: einer der
besten und merkwürdigsten Niobidensarcophage (S. 506, *).


Die Sammlungen von Gemmen und Münzen, an welchen Ita-
lien nach allen Plünderungen noch so reich ist, müssen wir trotz ihres
hohen künstlerischen Werthes gänzlich übergehen, weil ihre Zugäng-
lichkeit und die dadurch mit bedingte Theilnahme des Reisenden in
einem allzu ungleichen Verhältniss zu diesem Werthe steht. Doch
muss wenigstens im Allgemeinen mit Nachdruck auf die bestausge-
stellte Gemmensammlung hingewiesen werden: die neapolitanische
d(Museum, Zimmer der oggetti preziosi, bestentheils aus der farnesi-
schen Erbschaft). Die köstlichsten Schätze finden sich unter den sog.
Cameen (Steinen mit erhabenen Figuren von anderer, meist hellerer

Antike Sculptur. Sarcophage.
ademselben Gang, ein anderer steht im Garten Boboli); — eine grosse
Anzahl geringerer Sarcophage nach bekannten Motiven.

b

Im Camposanto zu Pisa: eine sehr grosse Anzahl Sarco-
phage aller Style, von den Pisanern von nah und fern zusammen-
geholt, um als Särge für die Ihrigen zu dienen, deren Namen oft
dareingemeisselt zu lesen sind. Von erstem Werthe ist wohl nichts
darunter; das Beste geben: II. Sarcophag mit einer Schlacht; —
V. ein altchristlicher Sarcophag mit dem guten Hirten, aus dem drit-
ten wenn nicht zweiten Jahrhundert; — VIII. gutes bacchisches
Fragment
(mit Centauren); — XX. schöner starkverwitterter Bac-
chuszug
; — XXI. Geschichte von Phädra und Hippolyt, gut spät-
römisch, mit der Asche der Gräfin Beatrix von Toscana, Mutter der
berühmten Mathildis; — XXIX. bacchischer Sarcophag mit der Grab-
inschrift Camurenus Myron; — XXXI. Sarcophag mit grossem Schlacht-
relief, etwa gleichzeitig mit der Basis der Antoninssäule im Gardino
della Pigna des Vaticans. — U. a. m. — Einige von diesen Särgen,
die schon vor der Erbauung des Camposanto in Pisa gewesen sein
müssen, dienten dem Niccolò Pisano zur Grundlage für seine (kurze)
Wiederbelebung des antiken Styles.

c

Im Dogenpalast zu Venedig: Sala de’ Rilievi: einer der
besten und merkwürdigsten Niobidensarcophage (S. 506, *).


Die Sammlungen von Gemmen und Münzen, an welchen Ita-
lien nach allen Plünderungen noch so reich ist, müssen wir trotz ihres
hohen künstlerischen Werthes gänzlich übergehen, weil ihre Zugäng-
lichkeit und die dadurch mit bedingte Theilnahme des Reisenden in
einem allzu ungleichen Verhältniss zu diesem Werthe steht. Doch
muss wenigstens im Allgemeinen mit Nachdruck auf die bestausge-
stellte Gemmensammlung hingewiesen werden: die neapolitanische
d(Museum, Zimmer der oggetti preziosi, bestentheils aus der farnesi-
schen Erbschaft). Die köstlichsten Schätze finden sich unter den sog.
Cameen (Steinen mit erhabenen Figuren von anderer, meist hellerer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0572" n="550"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Antike Sculptur. Sarcophage.</hi></fw><lb/><note place="left">a</note>demselben Gang, ein anderer steht im Garten Boboli); &#x2014; eine grosse<lb/>
Anzahl geringerer Sarcophage nach bekannten Motiven.</p><lb/>
        <note place="left">b</note>
        <p>Im <hi rendition="#g">Camposanto zu Pisa</hi>: eine sehr grosse Anzahl Sarco-<lb/>
phage aller Style, von den Pisanern von nah und fern zusammen-<lb/>
geholt, um als Särge für die Ihrigen zu dienen, deren Namen oft<lb/>
dareingemeisselt zu lesen sind. Von erstem Werthe ist wohl nichts<lb/>
darunter; das Beste geben: II. Sarcophag mit einer Schlacht; &#x2014;<lb/>
V. ein altchristlicher Sarcophag mit dem guten Hirten, aus dem drit-<lb/>
ten wenn nicht zweiten Jahrhundert; &#x2014; VIII. gutes <hi rendition="#g">bacchisches<lb/>
Fragment</hi> (mit Centauren); &#x2014; XX. schöner starkverwitterter <hi rendition="#g">Bac-<lb/>
chuszug</hi>; &#x2014; XXI. Geschichte von Phädra und Hippolyt, gut spät-<lb/>
römisch, mit der Asche der Gräfin Beatrix von Toscana, Mutter der<lb/>
berühmten Mathildis; &#x2014; XXIX. bacchischer Sarcophag mit der Grab-<lb/>
inschrift Camurenus Myron; &#x2014; XXXI. Sarcophag mit grossem Schlacht-<lb/>
relief, etwa gleichzeitig mit der Basis der Antoninssäule im Gardino<lb/>
della Pigna des Vaticans. &#x2014; U. a. m. &#x2014; Einige von diesen Särgen,<lb/>
die schon vor der Erbauung des Camposanto in Pisa gewesen sein<lb/>
müssen, dienten dem Niccolò Pisano zur Grundlage für seine (kurze)<lb/>
Wiederbelebung des antiken Styles.</p><lb/>
        <note place="left">c</note>
        <p>Im <hi rendition="#g">Dogenpalast zu Venedig</hi>: Sala de&#x2019; Rilievi: einer der<lb/>
besten und merkwürdigsten <hi rendition="#g">Niobidensarcophage</hi> (S. 506, *).</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Die Sammlungen von <hi rendition="#g">Gemmen</hi> und <hi rendition="#g">Münzen</hi>, an welchen Ita-<lb/>
lien nach allen Plünderungen noch so reich ist, müssen wir trotz ihres<lb/>
hohen künstlerischen Werthes gänzlich übergehen, weil ihre Zugäng-<lb/>
lichkeit und die dadurch mit bedingte Theilnahme des Reisenden in<lb/>
einem allzu ungleichen Verhältniss zu diesem Werthe steht. Doch<lb/>
muss wenigstens im Allgemeinen mit Nachdruck auf die bestausge-<lb/>
stellte Gemmensammlung hingewiesen werden: die neapolitanische<lb/><note place="left">d</note>(Museum, Zimmer der oggetti preziosi, bestentheils aus der farnesi-<lb/>
schen Erbschaft). Die köstlichsten Schätze finden sich unter den sog.<lb/>
Cameen (Steinen mit erhabenen Figuren von anderer, meist hellerer<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0572] Antike Sculptur. Sarcophage. demselben Gang, ein anderer steht im Garten Boboli); — eine grosse Anzahl geringerer Sarcophage nach bekannten Motiven. a Im Camposanto zu Pisa: eine sehr grosse Anzahl Sarco- phage aller Style, von den Pisanern von nah und fern zusammen- geholt, um als Särge für die Ihrigen zu dienen, deren Namen oft dareingemeisselt zu lesen sind. Von erstem Werthe ist wohl nichts darunter; das Beste geben: II. Sarcophag mit einer Schlacht; — V. ein altchristlicher Sarcophag mit dem guten Hirten, aus dem drit- ten wenn nicht zweiten Jahrhundert; — VIII. gutes bacchisches Fragment (mit Centauren); — XX. schöner starkverwitterter Bac- chuszug; — XXI. Geschichte von Phädra und Hippolyt, gut spät- römisch, mit der Asche der Gräfin Beatrix von Toscana, Mutter der berühmten Mathildis; — XXIX. bacchischer Sarcophag mit der Grab- inschrift Camurenus Myron; — XXXI. Sarcophag mit grossem Schlacht- relief, etwa gleichzeitig mit der Basis der Antoninssäule im Gardino della Pigna des Vaticans. — U. a. m. — Einige von diesen Särgen, die schon vor der Erbauung des Camposanto in Pisa gewesen sein müssen, dienten dem Niccolò Pisano zur Grundlage für seine (kurze) Wiederbelebung des antiken Styles. Im Dogenpalast zu Venedig: Sala de’ Rilievi: einer der besten und merkwürdigsten Niobidensarcophage (S. 506, *). Die Sammlungen von Gemmen und Münzen, an welchen Ita- lien nach allen Plünderungen noch so reich ist, müssen wir trotz ihres hohen künstlerischen Werthes gänzlich übergehen, weil ihre Zugäng- lichkeit und die dadurch mit bedingte Theilnahme des Reisenden in einem allzu ungleichen Verhältniss zu diesem Werthe steht. Doch muss wenigstens im Allgemeinen mit Nachdruck auf die bestausge- stellte Gemmensammlung hingewiesen werden: die neapolitanische (Museum, Zimmer der oggetti preziosi, bestentheils aus der farnesi- schen Erbschaft). Die köstlichsten Schätze finden sich unter den sog. Cameen (Steinen mit erhabenen Figuren von anderer, meist hellerer d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/572
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/572>, abgerufen am 18.12.2024.