ascheinender Erfindung; in demjenigen mit Attis und Cybele z. B. eine sehr schöne Dienerin; -- treffliches römisches Relief einer Seeschlacht in reichfigurirten Schiffen; -- Putten mit den Waffen des Mars, rö- misch; -- ausgezeichnete vierseitige Ara mit bacchischen Scenen von nur flüchtiger römischer Arbeit, aber schön erfunden. -- Camera ba letto: drei Horen mit verschlungenen Händen eine Herme umschrei- tend, vielleicht altgriechisch, in römischer Zeit als Fussgestell für eine marmorne Cista benützt; -- dreiseitiger Untersatz mit vortrefflichen cbacchischen Figuren. -- Corridojo: zwei Dreifussbasen mit dem be- kannnten römischen Motiv waffenschleppender Genien. (Zwei andere mit Hierodulen scheinen verdächtig.)
Nach diesen Schätzen zum Theil ersten Ranges folgen eine An- zahl Arbeiten, welche wenigstens einen Vorzug, nämlich das feste Datum, vor ihnen voraus haben: die Sculpturen der Kaiser- bauten in Rom.
Schon überfüllt, doch noch von schöner und nobler Arbeit: die dBildwerke des Titusbogens, namentlich die beiden Reliefs mit dem Triumphzug wegen Judäa's; in den Bogenfüllungen die schönsten eschwebenden Victorien 1). -- Am Forum des Nerva (oder Domitian) Hochreliefs von tüchtiger, energischer Zeichnung, auf die Ferne be- rechnet. -- Aus Trajans und Hadrians Zeit: die sehr ausgezeich- fneten ältern Bildwerke am Constantinsbogen, zumal die Kampf- scenen, doch ebenfalls nicht mehr rein im Geiste des Reliefs gedacht; (diejenigen des Bogens von Benevent sind dem Verfasser nur aus gAbbildungen bekannt;) -- die ungeheure Spirale der Trajanssäule, durchweg trefflich gearbeitet und reich an einzeinen der besten Zeit würdigen Motiven, doch als Gesammtaufgabe in hohem Grade geeig- net, das nur an einer unvergleichlichen Mythologie grossgewachsene Relief durch tödtlich trockene historische Erzählung gleichartiger Facta hauf immer zu ermüden. -- Vom Forum Trajans stammen ein paar herr- liche Friesstücke (Genien in halber Figur mit Arabesken, sowie Greife
1) Noch früher, höchst wahrscheinlich von einem Triumphbogen des Claudius: die Relieffragmente in der Vorhalle der Villa Borghese; aus der Zerstörung leuchten noch Züge der grössten Schönheit hervor.
Antike Sculptur. Reliefs römischer Denkmäler.
ascheinender Erfindung; in demjenigen mit Attis und Cybele z. B. eine sehr schöne Dienerin; — treffliches römisches Relief einer Seeschlacht in reichfigurirten Schiffen; — Putten mit den Waffen des Mars, rö- misch; — ausgezeichnete vierseitige Ara mit bacchischen Scenen von nur flüchtiger römischer Arbeit, aber schön erfunden. — Camera ba letto: drei Horen mit verschlungenen Händen eine Herme umschrei- tend, vielleicht altgriechisch, in römischer Zeit als Fussgestell für eine marmorne Cista benützt; — dreiseitiger Untersatz mit vortrefflichen cbacchischen Figuren. — Corridojo: zwei Dreifussbasen mit dem be- kannnten römischen Motiv waffenschleppender Genien. (Zwei andere mit Hierodulen scheinen verdächtig.)
Nach diesen Schätzen zum Theil ersten Ranges folgen eine An- zahl Arbeiten, welche wenigstens einen Vorzug, nämlich das feste Datum, vor ihnen voraus haben: die Sculpturen der Kaiser- bauten in Rom.
Schon überfüllt, doch noch von schöner und nobler Arbeit: die dBildwerke des Titusbogens, namentlich die beiden Reliefs mit dem Triumphzug wegen Judäa’s; in den Bogenfüllungen die schönsten eschwebenden Victorien 1). — Am Forum des Nerva (oder Domitian) Hochreliefs von tüchtiger, energischer Zeichnung, auf die Ferne be- rechnet. — Aus Trajans und Hadrians Zeit: die sehr ausgezeich- fneten ältern Bildwerke am Constantinsbogen, zumal die Kampf- scenen, doch ebenfalls nicht mehr rein im Geiste des Reliefs gedacht; (diejenigen des Bogens von Benevent sind dem Verfasser nur aus gAbbildungen bekannt;) — die ungeheure Spirale der Trajanssäule, durchweg trefflich gearbeitet und reich an einzeinen der besten Zeit würdigen Motiven, doch als Gesammtaufgabe in hohem Grade geeig- net, das nur an einer unvergleichlichen Mythologie grossgewachsene Relief durch tödtlich trockene historische Erzählung gleichartiger Facta hauf immer zu ermüden. — Vom Forum Trajans stammen ein paar herr- liche Friesstücke (Genien in halber Figur mit Arabesken, sowie Greife
1) Noch früher, höchst wahrscheinlich von einem Triumphbogen des Claudius: die Relieffragmente in der Vorhalle der Villa Borghese; aus der Zerstörung leuchten noch Züge der grössten Schönheit hervor.
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Antike Sculptur. Reliefs römischer Denkmäler.
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in reichfigurirten Schiffen; — Putten mit den Waffen des Mars, rö-
misch; — ausgezeichnete vierseitige Ara mit bacchischen Scenen
von nur flüchtiger römischer Arbeit, aber schön erfunden. — Camera
a letto: drei Horen mit verschlungenen Händen eine Herme umschrei-
tend, vielleicht altgriechisch, in römischer Zeit als Fussgestell für eine
marmorne Cista benützt; — dreiseitiger Untersatz mit vortrefflichen
bacchischen Figuren. — Corridojo: zwei Dreifussbasen mit dem be-
kannnten römischen Motiv waffenschleppender Genien. (Zwei andere
mit Hierodulen scheinen verdächtig.)
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Nach diesen Schätzen zum Theil ersten Ranges folgen eine An-
zahl Arbeiten, welche wenigstens einen Vorzug, nämlich das feste
Datum, vor ihnen voraus haben: die Sculpturen der Kaiser-
bauten in Rom.
Schon überfüllt, doch noch von schöner und nobler Arbeit: die
Bildwerke des Titusbogens, namentlich die beiden Reliefs mit dem
Triumphzug wegen Judäa’s; in den Bogenfüllungen die schönsten
schwebenden Victorien 1). — Am Forum des Nerva (oder Domitian)
Hochreliefs von tüchtiger, energischer Zeichnung, auf die Ferne be-
rechnet. — Aus Trajans und Hadrians Zeit: die sehr ausgezeich-
neten ältern Bildwerke am Constantinsbogen, zumal die Kampf-
scenen, doch ebenfalls nicht mehr rein im Geiste des Reliefs gedacht;
(diejenigen des Bogens von Benevent sind dem Verfasser nur aus
Abbildungen bekannt;) — die ungeheure Spirale der Trajanssäule,
durchweg trefflich gearbeitet und reich an einzeinen der besten Zeit
würdigen Motiven, doch als Gesammtaufgabe in hohem Grade geeig-
net, das nur an einer unvergleichlichen Mythologie grossgewachsene
Relief durch tödtlich trockene historische Erzählung gleichartiger Facta
auf immer zu ermüden. — Vom Forum Trajans stammen ein paar herr-
liche Friesstücke (Genien in halber Figur mit Arabesken, sowie Greife
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1) Noch früher, höchst wahrscheinlich von einem Triumphbogen des Claudius:
die Relieffragmente in der Vorhalle der Villa Borghese; aus der Zerstörung
leuchten noch Züge der grössten Schönheit hervor.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/566>, abgerufen am 18.12.2024.
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