dividuellen Lebens); Scipio Africanus d. ä. (in allen Sammlungen, oft mehrfach, vorhanden; weit das beste Exemplar, von den übrigen be- trächtlich abweichend, im Besitz des Jesuitencollegiums zu Neapel),a das wahre Urbild eines alten Römers; -- Marmorwerke erster Gang:b der vorgebliche Sulla, von vorn gesehen auffallend durch seine Ähn- lichkeit mit Napoleon, dessen Stirn jedoch weder eine so edle Form noch eine so bedeutend durchgebildete Modellirung hatte; ebenda die Statuen der Familie Balbus aus Herculanum, in der Gewandung ge- ring, in den Köpfen sehr ausgezeichnet, besonders die Mutter, deren kluge, ruhige, hochbedeutende Züge eine ehemalige Sinnlichkeit nicht verläugnen; -- zweiter Gang: die Reiterstatuen der Balbus Vater undc Sohn, in den Köpfen wiederum sehr bedeutend, ausserdem als einzig erhaltene Consularstatuen zu Pferde merkwürdig durch die ungemeine typische Einfachheit der Composition, wobei auch einige Nüchternheit mit unterläuft; -- Halle der berühmten Männer: mehrere gute Ano-d nyme und Falschbenannte; -- Halle des Tiberius: ebenso; das Bestee der sog. Aratus, geistreich seitwärts emporblickend; ein liebenswür- diges Frauenköpfchen mit verhülltem Kinn, fälschlich als Vestalin bezeichnet.
In den Uffizien zu Florenz: innere Vorhalle: ein gutesf Exemplar des sog. Seneca; -- erster Gang: Marcus Agrippa, classi-g sche Züge mit dem Ausdruck tiefer Verschlossenheit; -- Halle derh Inschriften: ein feiner durchgebildetes Exemplar desjenigen Kopfes, welcher in der capitolinischen Sammlung Cicero heisst; der "Triumvir Antonius" eine flüchtige Arbeit, die aber etwas von derjenigen Art von Grösse hat, welche wir jenem Manne zutrauen; ein anonymer Römer, welcher mit Ausnahme des noch etwas behaarten Kopfes an jenen grandiosen Scipiokopf der PP. Jesuiten in Neapel erinnert; -- Halle des Hermaphroditen: zwei tüchtige Köpfe von so zu sagen philiströ-i sem Ausdruck; eine schöne Frau von demjenigen matronalen Typus, welchen man insgemein der Livia zuschreibt, mit zahlreichen gerollten Löckchen; -- zweites Zimmer der Bronzen, sechster Schrank: einigek sehr gute kleine Bronzeköpfchen und Statuetten, worunter die winzige aber vortreffliche eines sitzenden Mannes in der Toga.
In der untern Halle des Palazzo Riccardi: ausser einerl Anzahl von Idealköpfen (worunter ein schöner und ein geringerer
Römische Porträtköpfe und Statuen.
dividuellen Lebens); Scipio Africanus d. ä. (in allen Sammlungen, oft mehrfach, vorhanden; weit das beste Exemplar, von den übrigen be- trächtlich abweichend, im Besitz des Jesuitencollegiums zu Neapel),a das wahre Urbild eines alten Römers; — Marmorwerke erster Gang:b der vorgebliche Sulla, von vorn gesehen auffallend durch seine Ähn- lichkeit mit Napoleon, dessen Stirn jedoch weder eine so edle Form noch eine so bedeutend durchgebildete Modellirung hatte; ebenda die Statuen der Familie Balbus aus Herculanum, in der Gewandung ge- ring, in den Köpfen sehr ausgezeichnet, besonders die Mutter, deren kluge, ruhige, hochbedeutende Züge eine ehemalige Sinnlichkeit nicht verläugnen; — zweiter Gang: die Reiterstatuen der Balbus Vater undc Sohn, in den Köpfen wiederum sehr bedeutend, ausserdem als einzig erhaltene Consularstatuen zu Pferde merkwürdig durch die ungemeine typische Einfachheit der Composition, wobei auch einige Nüchternheit mit unterläuft; — Halle der berühmten Männer: mehrere gute Ano-d nyme und Falschbenannte; — Halle des Tiberius: ebenso; das Bestee der sog. Aratus, geistreich seitwärts emporblickend; ein liebenswür- diges Frauenköpfchen mit verhülltem Kinn, fälschlich als Vestalin bezeichnet.
In den Uffizien zu Florenz: innere Vorhalle: ein gutesf Exemplar des sog. Seneca; — erster Gang: Marcus Agrippa, classi-g sche Züge mit dem Ausdruck tiefer Verschlossenheit; — Halle derh Inschriften: ein feiner durchgebildetes Exemplar desjenigen Kopfes, welcher in der capitolinischen Sammlung Cicero heisst; der „Triumvir Antonius“ eine flüchtige Arbeit, die aber etwas von derjenigen Art von Grösse hat, welche wir jenem Manne zutrauen; ein anonymer Römer, welcher mit Ausnahme des noch etwas behaarten Kopfes an jenen grandiosen Scipiokopf der PP. Jesuiten in Neapel erinnert; — Halle des Hermaphroditen: zwei tüchtige Köpfe von so zu sagen philiströ-i sem Ausdruck; eine schöne Frau von demjenigen matronalen Typus, welchen man insgemein der Livia zuschreibt, mit zahlreichen gerollten Löckchen; — zweites Zimmer der Bronzen, sechster Schrank: einigek sehr gute kleine Bronzeköpfchen und Statuetten, worunter die winzige aber vortreffliche eines sitzenden Mannes in der Toga.
In der untern Halle des Palazzo Riccardi: ausser einerl Anzahl von Idealköpfen (worunter ein schöner und ein geringerer
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Römische Porträtköpfe und Statuen.
dividuellen Lebens); Scipio Africanus d. ä. (in allen Sammlungen, oft
mehrfach, vorhanden; weit das beste Exemplar, von den übrigen be-
trächtlich abweichend, im Besitz des Jesuitencollegiums zu Neapel),
das wahre Urbild eines alten Römers; — Marmorwerke erster Gang:
der vorgebliche Sulla, von vorn gesehen auffallend durch seine Ähn-
lichkeit mit Napoleon, dessen Stirn jedoch weder eine so edle Form
noch eine so bedeutend durchgebildete Modellirung hatte; ebenda die
Statuen der Familie Balbus aus Herculanum, in der Gewandung ge-
ring, in den Köpfen sehr ausgezeichnet, besonders die Mutter, deren
kluge, ruhige, hochbedeutende Züge eine ehemalige Sinnlichkeit nicht
verläugnen; — zweiter Gang: die Reiterstatuen der Balbus Vater und
Sohn, in den Köpfen wiederum sehr bedeutend, ausserdem als einzig
erhaltene Consularstatuen zu Pferde merkwürdig durch die ungemeine
typische Einfachheit der Composition, wobei auch einige Nüchternheit
mit unterläuft; — Halle der berühmten Männer: mehrere gute Ano-
nyme und Falschbenannte; — Halle des Tiberius: ebenso; das Beste
der sog. Aratus, geistreich seitwärts emporblickend; ein liebenswür-
diges Frauenköpfchen mit verhülltem Kinn, fälschlich als Vestalin
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In den Uffizien zu Florenz: innere Vorhalle: ein gutes
Exemplar des sog. Seneca; — erster Gang: Marcus Agrippa, classi-
sche Züge mit dem Ausdruck tiefer Verschlossenheit; — Halle der
Inschriften: ein feiner durchgebildetes Exemplar desjenigen Kopfes,
welcher in der capitolinischen Sammlung Cicero heisst; der „Triumvir
Antonius“ eine flüchtige Arbeit, die aber etwas von derjenigen Art von
Grösse hat, welche wir jenem Manne zutrauen; ein anonymer Römer,
welcher mit Ausnahme des noch etwas behaarten Kopfes an jenen
grandiosen Scipiokopf der PP. Jesuiten in Neapel erinnert; — Halle
des Hermaphroditen: zwei tüchtige Köpfe von so zu sagen philiströ-
sem Ausdruck; eine schöne Frau von demjenigen matronalen Typus,
welchen man insgemein der Livia zuschreibt, mit zahlreichen gerollten
Löckchen; — zweites Zimmer der Bronzen, sechster Schrank: einige
sehr gute kleine Bronzeköpfchen und Statuetten, worunter die winzige
aber vortreffliche eines sitzenden Mannes in der Toga.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/549>, abgerufen am 18.12.2024.
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