ades Ktesilaos, in einer Wiederholung des Sosikles, im grossen Saale des Museo capitolino.
b
Eine interessante kleine Bronzewiederholung der Amazone des Phi- dias findet sich in den Uffizien (Bronzen, II. Zimmer, 2. Schrank; mit restaurirtem Arm.)
c
An der bekannten Statuette des Museums von Neapel (grosse Bronzen), welche eine behelmte kämpfende Amazone zu Pferd dar- stellt, ist der Typus nur wenig zu erkennen.
Die Gestalt Apolls wie wir sie aus den Statuen der Blüthezeit und deren Nachahmungen kennen lernen, ist das gemeinsame Resultat sehr verschiedener mythischer Grundanschauungen und einer bestimm- ten künstlerischen Absicht auf eine Darstellung des Höchsten. Apoll ist ein kämpfender Gott, welcher Ungeheuer und trotzige Menschen zernichtet, er ist zugleich der Gott alles heilvollen, harmonischen Da- seins, dessen Sinnbild und Beihülfe Musik und Dichtung sind; als Theilhaber an der höchsten Weisheit gehört ihm auch vorzugsweise die Weissagung und deren Ausdruck, die Orakel. Die ausgebildete Kunst aber konnte diese Charakterzüge nicht alle einzeln darstellen; sie gab als gemeinsames Symbol aller Ordnung und alles Heiles ein Bild der höchsten, man könnte sagen, centralen Jugendschönheit, wie dies dem Geiste des Griechen gemäss war. Kithara, Lyra, Bogen und Köcher bleiben nur als Attribute; das wahre Kennzeichen des Apoll ist eine Idealform, welche von jeder Spur einer Befangenheit, eines Bedürfnisses vollkommen rein ist, und nicht bloss zwischen dem gymna- nastischen Hermes und dem weichen Dionysos, sondern zwischen allen Göttergestalten die höchste Mitte hält. Schlanke Körperformen, mit so viel Andeutung von Kraft als die jedesmalige Bewegung verlangt; ein ovales Haupt, durch den mächtigen Lockenbund über der Stirn noch verlängert erscheinend; Züge von erhabener Schönheit und Klarheit.
Von den in Italien vorhandenen Statuen gewähren allerdings nur wenige eine volle Anschauung dieses Ideals; die meisten sind römi- sche, sogar nur decorative Arbeiten. Doch befindet sich darunter der dvaticanische Apoll (in einem besondern Gemach des Belvedere); als Sieger über den Drachen Python, vielleicht über die Niobiden, ja
Antike Sculptur. Apoll.
ades Ktesilaos, in einer Wiederholung des Sosikles, im grossen Saale des Museo capitolino.
b
Eine interessante kleine Bronzewiederholung der Amazone des Phi- dias findet sich in den Uffizien (Bronzen, II. Zimmer, 2. Schrank; mit restaurirtem Arm.)
c
An der bekannten Statuette des Museums von Neapel (grosse Bronzen), welche eine behelmte kämpfende Amazone zu Pferd dar- stellt, ist der Typus nur wenig zu erkennen.
Die Gestalt Apolls wie wir sie aus den Statuen der Blüthezeit und deren Nachahmungen kennen lernen, ist das gemeinsame Resultat sehr verschiedener mythischer Grundanschauungen und einer bestimm- ten künstlerischen Absicht auf eine Darstellung des Höchsten. Apoll ist ein kämpfender Gott, welcher Ungeheuer und trotzige Menschen zernichtet, er ist zugleich der Gott alles heilvollen, harmonischen Da- seins, dessen Sinnbild und Beihülfe Musik und Dichtung sind; als Theilhaber an der höchsten Weisheit gehört ihm auch vorzugsweise die Weissagung und deren Ausdruck, die Orakel. Die ausgebildete Kunst aber konnte diese Charakterzüge nicht alle einzeln darstellen; sie gab als gemeinsames Symbol aller Ordnung und alles Heiles ein Bild der höchsten, man könnte sagen, centralen Jugendschönheit, wie dies dem Geiste des Griechen gemäss war. Kithara, Lyra, Bogen und Köcher bleiben nur als Attribute; das wahre Kennzeichen des Apoll ist eine Idealform, welche von jeder Spur einer Befangenheit, eines Bedürfnisses vollkommen rein ist, und nicht bloss zwischen dem gymna- nastischen Hermes und dem weichen Dionysos, sondern zwischen allen Göttergestalten die höchste Mitte hält. Schlanke Körperformen, mit so viel Andeutung von Kraft als die jedesmalige Bewegung verlangt; ein ovales Haupt, durch den mächtigen Lockenbund über der Stirn noch verlängert erscheinend; Züge von erhabener Schönheit und Klarheit.
Von den in Italien vorhandenen Statuen gewähren allerdings nur wenige eine volle Anschauung dieses Ideals; die meisten sind römi- sche, sogar nur decorative Arbeiten. Doch befindet sich darunter der dvaticanische Apoll (in einem besondern Gemach des Belvedere); als Sieger über den Drachen Python, vielleicht über die Niobiden, ja
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Antike Sculptur. Apoll.
des Ktesilaos, in einer Wiederholung des Sosikles, im grossen Saale
des Museo capitolino.
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Eine interessante kleine Bronzewiederholung der Amazone des Phi-
dias findet sich in den Uffizien (Bronzen, II. Zimmer, 2. Schrank; mit
restaurirtem Arm.)
An der bekannten Statuette des Museums von Neapel (grosse
Bronzen), welche eine behelmte kämpfende Amazone zu Pferd dar-
stellt, ist der Typus nur wenig zu erkennen.
Die Gestalt Apolls wie wir sie aus den Statuen der Blüthezeit
und deren Nachahmungen kennen lernen, ist das gemeinsame Resultat
sehr verschiedener mythischer Grundanschauungen und einer bestimm-
ten künstlerischen Absicht auf eine Darstellung des Höchsten. Apoll
ist ein kämpfender Gott, welcher Ungeheuer und trotzige Menschen
zernichtet, er ist zugleich der Gott alles heilvollen, harmonischen Da-
seins, dessen Sinnbild und Beihülfe Musik und Dichtung sind; als
Theilhaber an der höchsten Weisheit gehört ihm auch vorzugsweise
die Weissagung und deren Ausdruck, die Orakel. Die ausgebildete
Kunst aber konnte diese Charakterzüge nicht alle einzeln darstellen;
sie gab als gemeinsames Symbol aller Ordnung und alles Heiles ein
Bild der höchsten, man könnte sagen, centralen Jugendschönheit, wie
dies dem Geiste des Griechen gemäss war. Kithara, Lyra, Bogen und
Köcher bleiben nur als Attribute; das wahre Kennzeichen des Apoll
ist eine Idealform, welche von jeder Spur einer Befangenheit, eines
Bedürfnisses vollkommen rein ist, und nicht bloss zwischen dem gymna-
nastischen Hermes und dem weichen Dionysos, sondern zwischen allen
Göttergestalten die höchste Mitte hält. Schlanke Körperformen, mit so
viel Andeutung von Kraft als die jedesmalige Bewegung verlangt; ein
ovales Haupt, durch den mächtigen Lockenbund über der Stirn noch
verlängert erscheinend; Züge von erhabener Schönheit und Klarheit.
Von den in Italien vorhandenen Statuen gewähren allerdings nur
wenige eine volle Anschauung dieses Ideals; die meisten sind römi-
sche, sogar nur decorative Arbeiten. Doch befindet sich darunter der
vaticanische Apoll (in einem besondern Gemach des Belvedere);
als Sieger über den Drachen Python, vielleicht über die Niobiden, ja
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/464>, abgerufen am 18.12.2024.
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