in der Heimath wenigstens ein wichtiges Gebäude, den Palazzoa del Consiglio (am Signorenplatz) hinterlassen. Bei grosser Eleganz ist dasselbe doch in der Anordnung weniger gelungen als die ähn- liche Loggia del Consiglio zu Padua; viertheilig, sodass ein Pfeiler auf die Mitte trifft; die Flachrundgiebel der obern Fensterreihe an das Gesimse stossend; die Sculpturnischen in der Mitte nicht gut an- gebracht. Vorzüglich fein und gediegen ist das bauliche Detail (Ge- simse, Archivolten etc.), weniger das bloss decorative. Die Spuren der gemalten Arabesken an sämmtlichen Mauerflächen sind so weit erhalten, dass man sich das Untergegangene hinzudenken kann. -- Sonst gilt z. B. noch das schöne Portal von S. Maria della Scala alsb Werk Fra Giocondo's; anderes ist weder bedeutend, noch sicher von ihm.
Von den Privatpalästen der Frührenaissance ist kein einziger baulich wichtig; der Ersatz hiefür lag in der speciell veronesischen Sitte, die Fassaden von oben bis unten zu bemalen, wovon bei spä- terem Anlass.
Von den Kirchen ist S. Nazario e Celso gothisch angefangenc und gegen 1500 ausgebaut; S. Maria in Organo vom Jahr 1481 (died Fassade 1592); erstere dreischiffig mit Pfeilern, letztere eine Säulen- kirche mit Tonnengewölbe, einigermassen an S. Sisto in Piacenza erinnernd, nur dass der Fries über den Bogen mit vollfarbigen Ge- schichten bemalt ist. (Viereckige Kuppel.) Beide Kirchen sind mehr durch ihre decorativen Zuthaten bedeutend.
Brescia besitzt vor Allem einen höchst ansehnlichen Palazzoe communale, der 1508 von einem einheimischen Künstler, For- mentone, erbaut oder doch begonnen wurde. Das Erdgeschoss, nach lombardischem Brauch mehr als zur Hälfte eine offene Halle bildend, hat innen Säulen, aussen Pfeiler mit sonderbar hineingestell- ten Wandsäulen (an den Seitenfronten nur glatte Pilaster); in den Bogenfüllungen tiefe Medaillons mit Büsten römischer Kaiser u. s. w.; der Fries trägt bereits tüchtige Löwenköpfe. Das Obergeschoss tritt, wie am Pal. del Podesta zu Bologna, beträchtlich zurück; die Ba- lustrade, welche einigermassen vermitteln sollte, ist nur vorn aus-
B. Cicerone. 15
Verona. Brescia.
in der Heimath wenigstens ein wichtiges Gebäude, den Palazzoa del Consiglio (am Signorenplatz) hinterlassen. Bei grosser Eleganz ist dasselbe doch in der Anordnung weniger gelungen als die ähn- liche Loggia del Consiglio zu Padua; viertheilig, sodass ein Pfeiler auf die Mitte trifft; die Flachrundgiebel der obern Fensterreihe an das Gesimse stossend; die Sculpturnischen in der Mitte nicht gut an- gebracht. Vorzüglich fein und gediegen ist das bauliche Detail (Ge- simse, Archivolten etc.), weniger das bloss decorative. Die Spuren der gemalten Arabesken an sämmtlichen Mauerflächen sind so weit erhalten, dass man sich das Untergegangene hinzudenken kann. — Sonst gilt z. B. noch das schöne Portal von S. Maria della Scala alsb Werk Fra Giocondo’s; anderes ist weder bedeutend, noch sicher von ihm.
Von den Privatpalästen der Frührenaissance ist kein einziger baulich wichtig; der Ersatz hiefür lag in der speciell veronesischen Sitte, die Fassaden von oben bis unten zu bemalen, wovon bei spä- terem Anlass.
Von den Kirchen ist S. Nazario e Celso gothisch angefangenc und gegen 1500 ausgebaut; S. Maria in Organo vom Jahr 1481 (died Fassade 1592); erstere dreischiffig mit Pfeilern, letztere eine Säulen- kirche mit Tonnengewölbe, einigermassen an S. Sisto in Piacenza erinnernd, nur dass der Fries über den Bogen mit vollfarbigen Ge- schichten bemalt ist. (Viereckige Kuppel.) Beide Kirchen sind mehr durch ihre decorativen Zuthaten bedeutend.
Brescia besitzt vor Allem einen höchst ansehnlichen Palazzoe communale, der 1508 von einem einheimischen Künstler, For- mentone, erbaut oder doch begonnen wurde. Das Erdgeschoss, nach lombardischem Brauch mehr als zur Hälfte eine offene Halle bildend, hat innen Säulen, aussen Pfeiler mit sonderbar hineingestell- ten Wandsäulen (an den Seitenfronten nur glatte Pilaster); in den Bogenfüllungen tiefe Medaillons mit Büsten römischer Kaiser u. s. w.; der Fries trägt bereits tüchtige Löwenköpfe. Das Obergeschoss tritt, wie am Pal. del Podestà zu Bologna, beträchtlich zurück; die Ba- lustrade, welche einigermassen vermitteln sollte, ist nur vorn aus-
B. Cicerone. 15
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Verona. Brescia.
in der Heimath wenigstens ein wichtiges Gebäude, den Palazzo
del Consiglio (am Signorenplatz) hinterlassen. Bei grosser Eleganz
ist dasselbe doch in der Anordnung weniger gelungen als die ähn-
liche Loggia del Consiglio zu Padua; viertheilig, sodass ein Pfeiler
auf die Mitte trifft; die Flachrundgiebel der obern Fensterreihe an
das Gesimse stossend; die Sculpturnischen in der Mitte nicht gut an-
gebracht. Vorzüglich fein und gediegen ist das bauliche Detail (Ge-
simse, Archivolten etc.), weniger das bloss decorative. Die Spuren
der gemalten Arabesken an sämmtlichen Mauerflächen sind so weit
erhalten, dass man sich das Untergegangene hinzudenken kann. —
Sonst gilt z. B. noch das schöne Portal von S. Maria della Scala als
Werk Fra Giocondo’s; anderes ist weder bedeutend, noch sicher
von ihm.
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Von den Privatpalästen der Frührenaissance ist kein einziger
baulich wichtig; der Ersatz hiefür lag in der speciell veronesischen
Sitte, die Fassaden von oben bis unten zu bemalen, wovon bei spä-
terem Anlass.
Von den Kirchen ist S. Nazario e Celso gothisch angefangen
und gegen 1500 ausgebaut; S. Maria in Organo vom Jahr 1481 (die
Fassade 1592); erstere dreischiffig mit Pfeilern, letztere eine Säulen-
kirche mit Tonnengewölbe, einigermassen an S. Sisto in Piacenza
erinnernd, nur dass der Fries über den Bogen mit vollfarbigen Ge-
schichten bemalt ist. (Viereckige Kuppel.) Beide Kirchen sind mehr
durch ihre decorativen Zuthaten bedeutend.
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Brescia besitzt vor Allem einen höchst ansehnlichen Palazzo
communale, der 1508 von einem einheimischen Künstler, For-
mentone, erbaut oder doch begonnen wurde. Das Erdgeschoss,
nach lombardischem Brauch mehr als zur Hälfte eine offene Halle
bildend, hat innen Säulen, aussen Pfeiler mit sonderbar hineingestell-
ten Wandsäulen (an den Seitenfronten nur glatte Pilaster); in den
Bogenfüllungen tiefe Medaillons mit Büsten römischer Kaiser u. s. w.;
der Fries trägt bereits tüchtige Löwenköpfe. Das Obergeschoss tritt,
wie am Pal. del Podestà zu Bologna, beträchtlich zurück; die Ba-
lustrade, welche einigermassen vermitteln sollte, ist nur vorn aus-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/247>, abgerufen am 05.12.2024.
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