liche Gehalt des Gebäudes fast null ist. Der grosse runde Abschluss, mit buntem Scheibenwerk ausgefüllt, erdrückt die beiden delicaten Pilasterordnungen; der mittlere Bogen der obern wird auf barbarische Weise breit gezogen, um der Thür unten zu entsprechen. Auch am Chor tragen runde Abschlüsse das Quadrat, auf welchem sich die kleine Kuppel erhebt. Innen hat das Schiff ein Tonnengewölbe; die bemalte Cassettirung ist sehr verschwärzt und geht ihrem Untergang entgegen. Der Chorbau, auf zierlicher Treppe mit Balustraden bedeu- tend erhöht (um darunter die Sacristei anzubringen), ist in Betreff seiner innern Gestalt ein florentinischer Gedanke auf venezianischem Boden. Die Pilasterbekleidung des Innern und Äussern ist fast ohne alle Abstufung als blosse Decoration mitgegeben; von dem Werth ihrer Ornamente wird unten die Rede sein.
S. Giovanni Crisostomo, 1483 von Tullio Lombardo erbaut,a wiederholt die Anlage kleiner frühvenezianischer Kirchen (Seite 94, b) in einem neuen und höhern Sinne; das griechische Kreuz mit seiner Flachkuppel wird durch glückliche Abstufung in Haupträume und Eck- räume, durch Schlankheit der Pfeiler zu einem perspectivisch reizen- den Innenbau. Aussen zwar runde Mauerschlüsse u. a. Spielereien, aber einfaches und gutes Detail, wie auch im Innern. -- Eine in den meisten Beziehungen entsprechende Nachbildung, S. Felice, ist etwab 50 Jahre jünger. -- Auch S. Giovanni Elemosinario ist (1527, vonc Scarpagnino) nach diesem Vorbild gebaut. -- S. Maria Materd Domini (von Sansovino vollendet) nähert sich durch Verlängerung des vordern Kreuzarmes wieder mehr der Langkirche und hat minder leichte Stützen. -- S. Maria Formosa mit ihren tiefen, durch Zwi-e schenfenster verbundenen Capellen, durch welche das meiste Licht kömmt, ist ein unglückliches Gebäude. -- Eine moderne Nachahmung des Systemes von S. Giovanni Crisostomo, vom Jahr 1806, bietet S. Maurizio. Auch die demolirte Kirche S. Geminiano (von Sansovino)f hatte dieselbe Anlage.
Um 1500 wurde die Kirche S. Fantino begonnen; der Urheberg ist unbekannt. Als sehr glücklich gedachter Binnenraum bildet sie die Vorstufe zu S. Salvatore (s. d.); nur dass statt der Kuppelge- wölbe noch Kreuzgewölbe angewandt sind. Der Chor wurde 1564 von Sansovino hinzugebaut. -- Neben all diesen dem Centralbau sich
Miracoli. Typus von S. Giov. Crisostomo.
liche Gehalt des Gebäudes fast null ist. Der grosse runde Abschluss, mit buntem Scheibenwerk ausgefüllt, erdrückt die beiden delicaten Pilasterordnungen; der mittlere Bogen der obern wird auf barbarische Weise breit gezogen, um der Thür unten zu entsprechen. Auch am Chor tragen runde Abschlüsse das Quadrat, auf welchem sich die kleine Kuppel erhebt. Innen hat das Schiff ein Tonnengewölbe; die bemalte Cassettirung ist sehr verschwärzt und geht ihrem Untergang entgegen. Der Chorbau, auf zierlicher Treppe mit Balustraden bedeu- tend erhöht (um darunter die Sacristei anzubringen), ist in Betreff seiner innern Gestalt ein florentinischer Gedanke auf venezianischem Boden. Die Pilasterbekleidung des Innern und Äussern ist fast ohne alle Abstufung als blosse Decoration mitgegeben; von dem Werth ihrer Ornamente wird unten die Rede sein.
S. Giovanni Crisostomo, 1483 von Tullio Lombardo erbaut,a wiederholt die Anlage kleiner frühvenezianischer Kirchen (Seite 94, b) in einem neuen und höhern Sinne; das griechische Kreuz mit seiner Flachkuppel wird durch glückliche Abstufung in Haupträume und Eck- räume, durch Schlankheit der Pfeiler zu einem perspectivisch reizen- den Innenbau. Aussen zwar runde Mauerschlüsse u. a. Spielereien, aber einfaches und gutes Detail, wie auch im Innern. — Eine in den meisten Beziehungen entsprechende Nachbildung, S. Felice, ist etwab 50 Jahre jünger. — Auch S. Giovanni Elemosinario ist (1527, vonc Scarpagnino) nach diesem Vorbild gebaut. — S. Maria Materd Domini (von Sansovino vollendet) nähert sich durch Verlängerung des vordern Kreuzarmes wieder mehr der Langkirche und hat minder leichte Stützen. — S. Maria Formosa mit ihren tiefen, durch Zwi-e schenfenster verbundenen Capellen, durch welche das meiste Licht kömmt, ist ein unglückliches Gebäude. — Eine moderne Nachahmung des Systemes von S. Giovanni Crisostomo, vom Jahr 1806, bietet S. Maurizio. Auch die demolirte Kirche S. Geminiano (von Sansovino)f hatte dieselbe Anlage.
Um 1500 wurde die Kirche S. Fantino begonnen; der Urheberg ist unbekannt. Als sehr glücklich gedachter Binnenraum bildet sie die Vorstufe zu S. Salvatore (s. d.); nur dass statt der Kuppelge- wölbe noch Kreuzgewölbe angewandt sind. Der Chor wurde 1564 von Sansovino hinzugebaut. — Neben all diesen dem Centralbau sich
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Miracoli. Typus von S. Giov. Crisostomo.
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Pilasterordnungen; der mittlere Bogen der obern wird auf barbarische
Weise breit gezogen, um der Thür unten zu entsprechen. Auch am
Chor tragen runde Abschlüsse das Quadrat, auf welchem sich die
kleine Kuppel erhebt. Innen hat das Schiff ein Tonnengewölbe; die
bemalte Cassettirung ist sehr verschwärzt und geht ihrem Untergang
entgegen. Der Chorbau, auf zierlicher Treppe mit Balustraden bedeu-
tend erhöht (um darunter die Sacristei anzubringen), ist in Betreff
seiner innern Gestalt ein florentinischer Gedanke auf venezianischem
Boden. Die Pilasterbekleidung des Innern und Äussern ist fast ohne
alle Abstufung als blosse Decoration mitgegeben; von dem Werth ihrer
Ornamente wird unten die Rede sein.
S. Giovanni Crisostomo, 1483 von Tullio Lombardo erbaut,
wiederholt die Anlage kleiner frühvenezianischer Kirchen (Seite 94, b)
in einem neuen und höhern Sinne; das griechische Kreuz mit seiner
Flachkuppel wird durch glückliche Abstufung in Haupträume und Eck-
räume, durch Schlankheit der Pfeiler zu einem perspectivisch reizen-
den Innenbau. Aussen zwar runde Mauerschlüsse u. a. Spielereien,
aber einfaches und gutes Detail, wie auch im Innern. — Eine in den
meisten Beziehungen entsprechende Nachbildung, S. Felice, ist etwa
50 Jahre jünger. — Auch S. Giovanni Elemosinario ist (1527, von
Scarpagnino) nach diesem Vorbild gebaut. — S. Maria Mater
Domini (von Sansovino vollendet) nähert sich durch Verlängerung
des vordern Kreuzarmes wieder mehr der Langkirche und hat minder
leichte Stützen. — S. Maria Formosa mit ihren tiefen, durch Zwi-
schenfenster verbundenen Capellen, durch welche das meiste Licht
kömmt, ist ein unglückliches Gebäude. — Eine moderne Nachahmung
des Systemes von S. Giovanni Crisostomo, vom Jahr 1806, bietet
S. Maurizio. Auch die demolirte Kirche S. Geminiano (von Sansovino)
hatte dieselbe Anlage.
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Um 1500 wurde die Kirche S. Fantino begonnen; der Urheber
ist unbekannt. Als sehr glücklich gedachter Binnenraum bildet sie
die Vorstufe zu S. Salvatore (s. d.); nur dass statt der Kuppelge-
wölbe noch Kreuzgewölbe angewandt sind. Der Chor wurde 1564
von Sansovino hinzugebaut. — Neben all diesen dem Centralbau sich
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/239>, abgerufen am 05.12.2024.
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