lichen, aber immerhin einen heitern und angenehmen Eindruck. -- aSonst erbaute Baccio auch den Ponte Sisto und hatte Antheil an bdem Hospital von S. Spirito (die Kuppel beim mittlern Eingang? Der Glockenthurm der Kirche? welcher der erste und vielleicht der beste des neuen Styles in Rom ist; vgl. S. 85, b.) Bloss durch Ver- muthung wird ihm auch das kleine Schiff und der achteckige Kup- cpelraum von S. Maria della Pace zugeschrieben, alles mit Capel- lennischen. Pietro da Cortona hat später dem Äussern einen ganz neuen Sinn gegeben.
Die achteckigen Pfeiler, von welchen die Rede war, sind in die- ser Zeit das Zeugniss für das gänzliche Ausgehen der bequem und für Jedermann zur Hand liegenden antiken Säulen; über die noch verfügbaren begann damals schon eine höhere Aufsicht, sei es, dass sie erhalten oder vernutzt werden sollten. Der unverjüngte achteckige Pfeiler kann in jeder Steinhütte geliefert werden und die toscanische Baukunst hatte ihn in der gothischen Zeit und schon früher auf alle Weise angewandt. In Rom ist vielleicht eines der frühesten Bei- dspiele der Hof des Governo vecchio, malerisch unregelmässig, von mehrern Stockwerken, etwa aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhun- ederts. -- Etwas später: der Hof von Pal. Sforza-Cesarini (unweit der Chiesa nuova). -- Wiederum später und sehr hübsch: der Hof des fHospitals S. Giovanni de' Genovesi (im Trastevere).
g
Im Jahr 1500 begann der Bau von S. Maria dell' Anima. Das Innere ist dergestalt durch moderne Stuccatur verändert, dass nur die halbrunden Wandnischen sich noch deutlich als florentinisches Eigenthum zu erkennen geben. Die Fassade wird dem einen ältern San-Gallo, Giuliano, zugeschrieben; die Verbindung von Backstein- flächen und drei Ordnungen korinthischer Pilaster über einander, ob- wohl rein decorativer Natur, wirkt doch edel; bei der bescheidenen Bildung der Pilaster und Gesimse kann die schöne Mittelthür kräftig heraustreten. Für eine schmale Strasse und für beschränkte Mittel ist hier das Mögliche geleistet; eine spätere Zeit hat bei ähnlichen Aufgaben mit den dreifachen Kosten ganze Säulen nebst einer Be- gleitung vielfach abgestufter Wandpilaster dahinter und weit vortreten- den Gebälken darüber aufgewandt und einen Schattenwurf erreicht, der diesem Gebäude fehlt, allein hier stehen die Ziermittel gerade im rich-
Frührenaissance. Rom. Anima.
lichen, aber immerhin einen heitern und angenehmen Eindruck. — aSonst erbaute Baccio auch den Ponte Sisto und hatte Antheil an bdem Hospital von S. Spirito (die Kuppel beim mittlern Eingang? Der Glockenthurm der Kirche? welcher der erste und vielleicht der beste des neuen Styles in Rom ist; vgl. S. 85, b.) Bloss durch Ver- muthung wird ihm auch das kleine Schiff und der achteckige Kup- cpelraum von S. Maria della Pace zugeschrieben, alles mit Capel- lennischen. Pietro da Cortona hat später dem Äussern einen ganz neuen Sinn gegeben.
Die achteckigen Pfeiler, von welchen die Rede war, sind in die- ser Zeit das Zeugniss für das gänzliche Ausgehen der bequem und für Jedermann zur Hand liegenden antiken Säulen; über die noch verfügbaren begann damals schon eine höhere Aufsicht, sei es, dass sie erhalten oder vernutzt werden sollten. Der unverjüngte achteckige Pfeiler kann in jeder Steinhütte geliefert werden und die toscanische Baukunst hatte ihn in der gothischen Zeit und schon früher auf alle Weise angewandt. In Rom ist vielleicht eines der frühesten Bei- dspiele der Hof des Governo vecchio, malerisch unregelmässig, von mehrern Stockwerken, etwa aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhun- ederts. — Etwas später: der Hof von Pal. Sforza-Cesarini (unweit der Chiesa nuova). — Wiederum später und sehr hübsch: der Hof des fHospitals S. Giovanni de’ Genovesi (im Trastevere).
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Im Jahr 1500 begann der Bau von S. Maria dell’ Anima. Das Innere ist dergestalt durch moderne Stuccatur verändert, dass nur die halbrunden Wandnischen sich noch deutlich als florentinisches Eigenthum zu erkennen geben. Die Fassade wird dem einen ältern San-Gallo, Giuliano, zugeschrieben; die Verbindung von Backstein- flächen und drei Ordnungen korinthischer Pilaster über einander, ob- wohl rein decorativer Natur, wirkt doch edel; bei der bescheidenen Bildung der Pilaster und Gesimse kann die schöne Mittelthür kräftig heraustreten. Für eine schmale Strasse und für beschränkte Mittel ist hier das Mögliche geleistet; eine spätere Zeit hat bei ähnlichen Aufgaben mit den dreifachen Kosten ganze Säulen nebst einer Be- gleitung vielfach abgestufter Wandpilaster dahinter und weit vortreten- den Gebälken darüber aufgewandt und einen Schattenwurf erreicht, der diesem Gebäude fehlt, allein hier stehen die Ziermittel gerade im rich-
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Frührenaissance. Rom. Anima.
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Sonst erbaute Baccio auch den Ponte Sisto und hatte Antheil an
dem Hospital von S. Spirito (die Kuppel beim mittlern Eingang?
Der Glockenthurm der Kirche? welcher der erste und vielleicht der
beste des neuen Styles in Rom ist; vgl. S. 85, b.) Bloss durch Ver-
muthung wird ihm auch das kleine Schiff und der achteckige Kup-
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lennischen. Pietro da Cortona hat später dem Äussern einen ganz
neuen Sinn gegeben.
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Die achteckigen Pfeiler, von welchen die Rede war, sind in die-
ser Zeit das Zeugniss für das gänzliche Ausgehen der bequem und
für Jedermann zur Hand liegenden antiken Säulen; über die noch
verfügbaren begann damals schon eine höhere Aufsicht, sei es, dass
sie erhalten oder vernutzt werden sollten. Der unverjüngte achteckige
Pfeiler kann in jeder Steinhütte geliefert werden und die toscanische
Baukunst hatte ihn in der gothischen Zeit und schon früher auf alle
Weise angewandt. In Rom ist vielleicht eines der frühesten Bei-
spiele der Hof des Governo vecchio, malerisch unregelmässig, von
mehrern Stockwerken, etwa aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhun-
derts. — Etwas später: der Hof von Pal. Sforza-Cesarini (unweit der
Chiesa nuova). — Wiederum später und sehr hübsch: der Hof des
Hospitals S. Giovanni de’ Genovesi (im Trastevere).
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Im Jahr 1500 begann der Bau von S. Maria dell’ Anima.
Das Innere ist dergestalt durch moderne Stuccatur verändert, dass
nur die halbrunden Wandnischen sich noch deutlich als florentinisches
Eigenthum zu erkennen geben. Die Fassade wird dem einen ältern
San-Gallo, Giuliano, zugeschrieben; die Verbindung von Backstein-
flächen und drei Ordnungen korinthischer Pilaster über einander, ob-
wohl rein decorativer Natur, wirkt doch edel; bei der bescheidenen
Bildung der Pilaster und Gesimse kann die schöne Mittelthür kräftig
heraustreten. Für eine schmale Strasse und für beschränkte Mittel
ist hier das Mögliche geleistet; eine spätere Zeit hat bei ähnlichen
Aufgaben mit den dreifachen Kosten ganze Säulen nebst einer Be-
gleitung vielfach abgestufter Wandpilaster dahinter und weit vortreten-
den Gebälken darüber aufgewandt und einen Schattenwurf erreicht, der
diesem Gebäude fehlt, allein hier stehen die Ziermittel gerade im rich-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/216>, abgerufen am 05.12.2024.
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