Aber Brunellesco verstand auch den reizvollsten Zierbau, wie der aPal. Quaratesi (ehemals Pazzi, Via del Proconsole, N. 476) be- weist. Die Fenster der Fassade und des auf Bogenhallen ruhenden Hofes sind mit Laubwerk eingefasst, die Bogenfüllungen mit Me- daillons verziert, welche antike Köpfe enthalten; Rustica nur am un- tern Stockwerk, dessen Aussenseite offenbar einem ältern Bau angehört. Die Capitäle im Hof mit Delphinen und Candelabern.
Von den antiken Capitälen hat Brunellesco mit Vorliebe die ein- fachern Formen der korinthischen und der Composita-Ordnung nach- geahmt, und zwar in eigenthümlicher Umgestaltung; für die obern Stockwerke brauchte er die ionische, freilich nach sehr geringen rö- mischen Vorbildern, worin der Missverstand überwogen haben muss. Von dem vollständigen korinthischen Capitäl hatte er einen nur man- gelhaften Begriff und bildete z. B. die Stengel der Mitte ebenso zu Voluten aus wie die der Ecken. (Cap. Pazzi, Findelhaus, selbst S. Lorenzo 1).
Was Brunellesco angefangen hatte, führte der Florentiner Michelozzo weiter, nicht mit bahnbrechenden, genialen Neuerungen, wohl aber mit vielem Verstand und Geschick für die Behandlung des einzelnen Falles im Verhältniss zu den vorhandenen Mitteln. Er er- bbaute den gewaltigen Palazzo Riccardi (damals Medici) und stufte dabei zum erstenmal die Rustica nach Stockwerken ab, vom Rohern zum Feinern. Wohl sehen die zierlichen Fenster der zwei obern Stock- werke etwas gedrückt aus zwischen dem ungeheuern Quaderbau des Erdgeschosses und dem grossen Hauptgesimse; wohl sieht man den Baumeister bei der Behandlung des erwähnten Hauptgesimses schwan- ken und irre gehen sowohl in den Formen als in der Dimension; allein ohne diesen Palast hätten Bern. Rosellino und Benedetto da Majano später die ihrigen nicht zu Stande gebracht. Der Hof mit seiner Säu- lenhalle, den beiden Gesimsen drüber und den rundbogigen Fenstern der obern Stockwerke ist das Vorbild für zahllose Hofbauten des XV. Jahrhunderts geworden.
1)*Das angefangene Polygon bei den Angeli (Gamaldulenserkloster) in Florenz ist eine formlose Ruine geblieben.
Frührenaissance. Brunellesco. Michelozzo.
Aber Brunellesco verstand auch den reizvollsten Zierbau, wie der aPal. Quaratesi (ehemals Pazzi, Via del Proconsole, N. 476) be- weist. Die Fenster der Fassade und des auf Bogenhallen ruhenden Hofes sind mit Laubwerk eingefasst, die Bogenfüllungen mit Me- daillons verziert, welche antike Köpfe enthalten; Rustica nur am un- tern Stockwerk, dessen Aussenseite offenbar einem ältern Bau angehört. Die Capitäle im Hof mit Delphinen und Candelabern.
Von den antiken Capitälen hat Brunellesco mit Vorliebe die ein- fachern Formen der korinthischen und der Composita-Ordnung nach- geahmt, und zwar in eigenthümlicher Umgestaltung; für die obern Stockwerke brauchte er die ionische, freilich nach sehr geringen rö- mischen Vorbildern, worin der Missverstand überwogen haben muss. Von dem vollständigen korinthischen Capitäl hatte er einen nur man- gelhaften Begriff und bildete z. B. die Stengel der Mitte ebenso zu Voluten aus wie die der Ecken. (Cap. Pazzi, Findelhaus, selbst S. Lorenzo 1).
Was Brunellesco angefangen hatte, führte der Florentiner Michelozzo weiter, nicht mit bahnbrechenden, genialen Neuerungen, wohl aber mit vielem Verstand und Geschick für die Behandlung des einzelnen Falles im Verhältniss zu den vorhandenen Mitteln. Er er- bbaute den gewaltigen Palazzo Riccardi (damals Medici) und stufte dabei zum erstenmal die Rustica nach Stockwerken ab, vom Rohern zum Feinern. Wohl sehen die zierlichen Fenster der zwei obern Stock- werke etwas gedrückt aus zwischen dem ungeheuern Quaderbau des Erdgeschosses und dem grossen Hauptgesimse; wohl sieht man den Baumeister bei der Behandlung des erwähnten Hauptgesimses schwan- ken und irre gehen sowohl in den Formen als in der Dimension; allein ohne diesen Palast hätten Bern. Rosellino und Benedetto da Majano später die ihrigen nicht zu Stande gebracht. Der Hof mit seiner Säu- lenhalle, den beiden Gesimsen drüber und den rundbogigen Fenstern der obern Stockwerke ist das Vorbild für zahllose Hofbauten des XV. Jahrhunderts geworden.
1)*Das angefangene Polygon bei den Angeli (Gamaldulenserkloster) in Florenz ist eine formlose Ruine geblieben.
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[178/0200]
Frührenaissance. Brunellesco. Michelozzo.
Aber Brunellesco verstand auch den reizvollsten Zierbau, wie der
Pal. Quaratesi (ehemals Pazzi, Via del Proconsole, N. 476) be-
weist. Die Fenster der Fassade und des auf Bogenhallen ruhenden
Hofes sind mit Laubwerk eingefasst, die Bogenfüllungen mit Me-
daillons verziert, welche antike Köpfe enthalten; Rustica nur am un-
tern Stockwerk, dessen Aussenseite offenbar einem ältern Bau angehört.
Die Capitäle im Hof mit Delphinen und Candelabern.
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Von den antiken Capitälen hat Brunellesco mit Vorliebe die ein-
fachern Formen der korinthischen und der Composita-Ordnung nach-
geahmt, und zwar in eigenthümlicher Umgestaltung; für die obern
Stockwerke brauchte er die ionische, freilich nach sehr geringen rö-
mischen Vorbildern, worin der Missverstand überwogen haben muss.
Von dem vollständigen korinthischen Capitäl hatte er einen nur man-
gelhaften Begriff und bildete z. B. die Stengel der Mitte ebenso zu
Voluten aus wie die der Ecken. (Cap. Pazzi, Findelhaus, selbst
S. Lorenzo 1).
Was Brunellesco angefangen hatte, führte der Florentiner
Michelozzo weiter, nicht mit bahnbrechenden, genialen Neuerungen,
wohl aber mit vielem Verstand und Geschick für die Behandlung des
einzelnen Falles im Verhältniss zu den vorhandenen Mitteln. Er er-
baute den gewaltigen Palazzo Riccardi (damals Medici) und stufte
dabei zum erstenmal die Rustica nach Stockwerken ab, vom Rohern
zum Feinern. Wohl sehen die zierlichen Fenster der zwei obern Stock-
werke etwas gedrückt aus zwischen dem ungeheuern Quaderbau des
Erdgeschosses und dem grossen Hauptgesimse; wohl sieht man den
Baumeister bei der Behandlung des erwähnten Hauptgesimses schwan-
ken und irre gehen sowohl in den Formen als in der Dimension; allein
ohne diesen Palast hätten Bern. Rosellino und Benedetto da Majano
später die ihrigen nicht zu Stande gebracht. Der Hof mit seiner Säu-
lenhalle, den beiden Gesimsen drüber und den rundbogigen Fenstern
der obern Stockwerke ist das Vorbild für zahllose Hofbauten des XV.
Jahrhunderts geworden.
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1) Das angefangene Polygon bei den Angeli (Gamaldulenserkloster) in Florenz
ist eine formlose Ruine geblieben.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/200>, abgerufen am 05.12.2024.
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