Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Gräber von Padua.
zu machen, ist seine Aufstellung auf kurzen Säulen, wie z. B. der ver-
meintliche Sarcophag des Trojaners Antenor in Padua aufgestellt ist;a
man vergleiche auch das bescheidene Grabmal Gregors X (+ 1276) imb
Dom von Arezzo. -- Auch, wenn ich mich recht entsinne, das Grabc
des Cardinals Anchera (+ 1286) in einer Nebencapelle rechts in S. Pras-
sede zu Rom. -- Oder der Sarcophag wird hoch an einer Wand auf
Consolen angebracht, welche dann oft prächtig und kraftvoll gestaltet
sind; vgl. die Gräber in mehreren älteren Kirchen Venedigs, im Dom
von Florenz, im rechten Querschiff von S. Maria novella und im Kreuz-d
gang von S. Croce daselbst u. s. w.

In Padua sind die Grabmäler dieser Art eigenthümlich und nicht
unschön aus allen drei Künsten gemischt. Über dem auf Consolen
schwebenden Sarcophag, der bisweilen schöne Eckfiguren und eine
fein individuelle Portraitstatue aufweist, wölbt sich ein Spitzbogen mit
quadratischer Einfassung; auch dieser hat an den Ecken Statuetten,
in der Leibung gemalte oder Relieffiguren; die Innenfläche des Bogens
aber und seine Füllungen gehören regelmässig der Malerei an, welche
die erstere meist mit einer thronenden Maria zwischen Heiligen, oder
mit Mariä Krönung u. dgl. geschmückt hat. Ausser dem malerischen
Werthe dieser Darstellungen, in welchen sich die paduanischen Giottes-
ken mit mehr Glück und Liebe bewegen, als in den grossen Fresken-
cyclen, ist auch die Sculptur mit ihrem oft sehr kenntlichen pisanischen
Nachklang nicht zu verachten. An den beiden stattlichsten Gräbern
dieser Art, von Mitgliedern der Fürstenfamilie Carrara, in den Ere-e
mitani (rechts und links von der Thür) sind leider die Malereien ver-
loren gegangen. Wohlerhaltene findet man z. B. in andern Theilen
derselben Kirche, sodann im Santo (Durchgang rechts zum erstenf
Klosterhof), im rechten Querschiff des Domes u. a. a. O.g

Ausserhalb Padua's kommen ähnliche, zum Theil recht schöne
Gräber vor, z. B. in S. Corona zu Vicenza (Capelle rechts vom Chor);h
sodann in Verona, nur dass hier der Oberbau insgemein wieder die
Giebelform annimmt.

Wo antike figurirte Sarcophage vorhanden sind, bedient man sich
derselben in einzelnen Fällen und verziert sie mit sonderbaren Zu-
sätzen, wie das Grabmal Savelli im Querschiff von Araceli zu Rom zeigt.i

Endlich werden grössere Architekturen bei wachsendem Gräber-

Gräber von Padua.
zu machen, ist seine Aufstellung auf kurzen Säulen, wie z. B. der ver-
meintliche Sarcophag des Trojaners Antenor in Padua aufgestellt ist;a
man vergleiche auch das bescheidene Grabmal Gregors X († 1276) imb
Dom von Arezzo. — Auch, wenn ich mich recht entsinne, das Grabc
des Cardinals Anchera († 1286) in einer Nebencapelle rechts in S. Pras-
sede zu Rom. — Oder der Sarcophag wird hoch an einer Wand auf
Consolen angebracht, welche dann oft prächtig und kraftvoll gestaltet
sind; vgl. die Gräber in mehreren älteren Kirchen Venedigs, im Dom
von Florenz, im rechten Querschiff von S. Maria novella und im Kreuz-d
gang von S. Croce daselbst u. s. w.

In Padua sind die Grabmäler dieser Art eigenthümlich und nicht
unschön aus allen drei Künsten gemischt. Über dem auf Consolen
schwebenden Sarcophag, der bisweilen schöne Eckfiguren und eine
fein individuelle Portraitstatue aufweist, wölbt sich ein Spitzbogen mit
quadratischer Einfassung; auch dieser hat an den Ecken Statuetten,
in der Leibung gemalte oder Relieffiguren; die Innenfläche des Bogens
aber und seine Füllungen gehören regelmässig der Malerei an, welche
die erstere meist mit einer thronenden Maria zwischen Heiligen, oder
mit Mariä Krönung u. dgl. geschmückt hat. Ausser dem malerischen
Werthe dieser Darstellungen, in welchen sich die paduanischen Giottes-
ken mit mehr Glück und Liebe bewegen, als in den grossen Fresken-
cyclen, ist auch die Sculptur mit ihrem oft sehr kenntlichen pisanischen
Nachklang nicht zu verachten. An den beiden stattlichsten Gräbern
dieser Art, von Mitgliedern der Fürstenfamilie Carrara, in den Ere-e
mitani (rechts und links von der Thür) sind leider die Malereien ver-
loren gegangen. Wohlerhaltene findet man z. B. in andern Theilen
derselben Kirche, sodann im Santo (Durchgang rechts zum erstenf
Klosterhof), im rechten Querschiff des Domes u. a. a. O.g

Ausserhalb Padua’s kommen ähnliche, zum Theil recht schöne
Gräber vor, z. B. in S. Corona zu Vicenza (Capelle rechts vom Chor);h
sodann in Verona, nur dass hier der Oberbau insgemein wieder die
Giebelform annimmt.

Wo antike figurirte Sarcophage vorhanden sind, bedient man sich
derselben in einzelnen Fällen und verziert sie mit sonderbaren Zu-
sätzen, wie das Grabmal Savelli im Querschiff von Araceli zu Rom zeigt.i

Endlich werden grössere Architekturen bei wachsendem Gräber-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0187" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gräber von Padua.</hi></fw><lb/>
zu machen, ist seine Aufstellung auf kurzen Säulen, wie z. B. der ver-<lb/>
meintliche Sarcophag des Trojaners Antenor in Padua aufgestellt ist;<note place="right">a</note><lb/>
man vergleiche auch das bescheidene Grabmal Gregors X (&#x2020; 1276) im<note place="right">b</note><lb/>
Dom von Arezzo. &#x2014; Auch, wenn ich mich recht entsinne, das Grab<note place="right">c</note><lb/>
des Cardinals Anchera (&#x2020; 1286) in einer Nebencapelle rechts in S. Pras-<lb/>
sede zu Rom. &#x2014; Oder der Sarcophag wird hoch an einer Wand auf<lb/>
Consolen angebracht, welche dann oft prächtig und kraftvoll gestaltet<lb/>
sind; vgl. die Gräber in mehreren älteren Kirchen Venedigs, im Dom<lb/>
von Florenz, im rechten Querschiff von S. Maria novella und im Kreuz-<note place="right">d</note><lb/>
gang von S. Croce daselbst u. s. w.</p><lb/>
        <p>In <hi rendition="#g">Padua</hi> sind die Grabmäler dieser Art eigenthümlich und nicht<lb/>
unschön aus allen drei Künsten gemischt. Über dem auf Consolen<lb/>
schwebenden Sarcophag, der bisweilen schöne Eckfiguren und eine<lb/>
fein individuelle Portraitstatue aufweist, wölbt sich ein Spitzbogen mit<lb/>
quadratischer Einfassung; auch dieser hat an den Ecken Statuetten,<lb/>
in der Leibung gemalte oder Relieffiguren; die Innenfläche des Bogens<lb/>
aber und seine Füllungen gehören regelmässig der Malerei an, welche<lb/>
die erstere meist mit einer thronenden Maria zwischen Heiligen, oder<lb/>
mit Mariä Krönung u. dgl. geschmückt hat. Ausser dem malerischen<lb/>
Werthe dieser Darstellungen, in welchen sich die paduanischen Giottes-<lb/>
ken mit mehr Glück und Liebe bewegen, als in den grossen Fresken-<lb/>
cyclen, ist auch die Sculptur mit ihrem oft sehr kenntlichen pisanischen<lb/>
Nachklang nicht zu verachten. An den beiden stattlichsten Gräbern<lb/>
dieser Art, von Mitgliedern der Fürstenfamilie Carrara, in den Ere-<note place="right">e</note><lb/>
mitani (rechts und links von der Thür) sind leider die Malereien ver-<lb/>
loren gegangen. Wohlerhaltene findet man z. B. in andern Theilen<lb/>
derselben Kirche, sodann im Santo (Durchgang rechts zum ersten<note place="right">f</note><lb/>
Klosterhof), im rechten Querschiff des Domes u. a. a. O.<note place="right">g</note></p><lb/>
        <p>Ausserhalb Padua&#x2019;s kommen ähnliche, zum Theil recht schöne<lb/>
Gräber vor, z. B. in S. Corona zu Vicenza (Capelle rechts vom Chor);<note place="right">h</note><lb/>
sodann in Verona, nur dass hier der Oberbau insgemein wieder die<lb/>
Giebelform annimmt.</p><lb/>
        <p>Wo antike figurirte Sarcophage vorhanden sind, bedient man sich<lb/>
derselben in einzelnen Fällen und verziert sie mit sonderbaren Zu-<lb/>
sätzen, wie das Grabmal Savelli im Querschiff von Araceli zu Rom zeigt.<note place="right">i</note></p><lb/>
        <p>Endlich werden grössere Architekturen bei wachsendem Gräber-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0187] Gräber von Padua. zu machen, ist seine Aufstellung auf kurzen Säulen, wie z. B. der ver- meintliche Sarcophag des Trojaners Antenor in Padua aufgestellt ist; man vergleiche auch das bescheidene Grabmal Gregors X († 1276) im Dom von Arezzo. — Auch, wenn ich mich recht entsinne, das Grab des Cardinals Anchera († 1286) in einer Nebencapelle rechts in S. Pras- sede zu Rom. — Oder der Sarcophag wird hoch an einer Wand auf Consolen angebracht, welche dann oft prächtig und kraftvoll gestaltet sind; vgl. die Gräber in mehreren älteren Kirchen Venedigs, im Dom von Florenz, im rechten Querschiff von S. Maria novella und im Kreuz- gang von S. Croce daselbst u. s. w. a b c d In Padua sind die Grabmäler dieser Art eigenthümlich und nicht unschön aus allen drei Künsten gemischt. Über dem auf Consolen schwebenden Sarcophag, der bisweilen schöne Eckfiguren und eine fein individuelle Portraitstatue aufweist, wölbt sich ein Spitzbogen mit quadratischer Einfassung; auch dieser hat an den Ecken Statuetten, in der Leibung gemalte oder Relieffiguren; die Innenfläche des Bogens aber und seine Füllungen gehören regelmässig der Malerei an, welche die erstere meist mit einer thronenden Maria zwischen Heiligen, oder mit Mariä Krönung u. dgl. geschmückt hat. Ausser dem malerischen Werthe dieser Darstellungen, in welchen sich die paduanischen Giottes- ken mit mehr Glück und Liebe bewegen, als in den grossen Fresken- cyclen, ist auch die Sculptur mit ihrem oft sehr kenntlichen pisanischen Nachklang nicht zu verachten. An den beiden stattlichsten Gräbern dieser Art, von Mitgliedern der Fürstenfamilie Carrara, in den Ere- mitani (rechts und links von der Thür) sind leider die Malereien ver- loren gegangen. Wohlerhaltene findet man z. B. in andern Theilen derselben Kirche, sodann im Santo (Durchgang rechts zum ersten Klosterhof), im rechten Querschiff des Domes u. a. a. O. e f g Ausserhalb Padua’s kommen ähnliche, zum Theil recht schöne Gräber vor, z. B. in S. Corona zu Vicenza (Capelle rechts vom Chor); sodann in Verona, nur dass hier der Oberbau insgemein wieder die Giebelform annimmt. h Wo antike figurirte Sarcophage vorhanden sind, bedient man sich derselben in einzelnen Fällen und verziert sie mit sonderbaren Zu- sätzen, wie das Grabmal Savelli im Querschiff von Araceli zu Rom zeigt. i Endlich werden grössere Architekturen bei wachsendem Gräber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/187
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/187>, abgerufen am 05.12.2024.