thümlicher und gedrückter; von aussen bietet der tüchtige Backstein- bau mit Anbauten und Umgebung einen malerischen Anblick 1).
a
S. Anastasia in Verona (Dominicanerkirche), nach 1261 be- gonnen, hat eine nur theilweise und spät incrustirte Fassade, ist aber in Betreff des Innern eine der schönsten und schlanksten Kirchen die- ser Gattung, mit reinem Oberlicht und trefflicher Vertheilung des innern Schmuckes. Auch der äussere Anblick malerisch. (Das Kirch- lein links vor der Fassade heisst S. Pietro martire.)
b
Das Innere des Domes von Verona verbindet eine ähnliche An- lage mit gegliederten schlanken Pfeilern statt der Rundsäulen. Diese Gliederung nähert sich schon etwas derjenigen im Dom von Mailand, allein die Leichtigkeit der Bildung und die Wohlräumigkeit des Ganzen lassen diess vergessen. Da die Seitenschiffe fensterlos blieben, brach man in die (ältere) Fassade grosse gothische Fenster ein.
Die einschiffigen gothischen Kirchen Verona's theilen mit den üb- rigen die schöne, malerisch glückliche Behandlung des Äussern. Nichts, was nicht auch anderswo vorkäme, aber Alles vorzüglich hübsch bei- sammen und selbst durch Unsymmetrie reizend. Einen solchen Anblick cgewährt besonders S. Fermo mit seiner aus Backstein und Marmor gemischten Fassade, dem Vorbogen des Seitenportals, den Giebeln und Spitzthürmchen des Chores und Querbaues. Im Innern das voll- ständigste Beispiel eines grossen Holzgewölbes, aus je drei Reihen Consolen mit zwei halben und einem mittlern ganzen Tonnengewölbe bestehend; den constructiven Werth können nur Leute vom Fach be- durtheilen. S. Eufemia ist von Aussen weniger bedeutend und im Innern ganz erneuert.
Die gothischen Kirchen Venedigs sind mit Ausnahme der bei- den genannten von keinem Belang; meist auf Säulen ruhend, deren Capitäle insgemein von auffallend roher Bildung sind. Sie wiederholen
1) Der Dom von Vicenza, innen einschiffig mit Capellen auf beiden Seiten, gehört dagegen zu den gedanken- und principlosen Gebäuden der italienischen Gothik; die Marmorfassade hat eine jener matratzenartigen Incrustationen, wie sie sonst hauptsächlich in Mittelitalien vorkommen. Der Chor geringe Re- naissance.
Gothische Architektur. Verona. Venedig.
thümlicher und gedrückter; von aussen bietet der tüchtige Backstein- bau mit Anbauten und Umgebung einen malerischen Anblick 1).
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S. Anastasia in Verona (Dominicanerkirche), nach 1261 be- gonnen, hat eine nur theilweise und spät incrustirte Fassade, ist aber in Betreff des Innern eine der schönsten und schlanksten Kirchen die- ser Gattung, mit reinem Oberlicht und trefflicher Vertheilung des innern Schmuckes. Auch der äussere Anblick malerisch. (Das Kirch- lein links vor der Fassade heisst S. Pietro martire.)
b
Das Innere des Domes von Verona verbindet eine ähnliche An- lage mit gegliederten schlanken Pfeilern statt der Rundsäulen. Diese Gliederung nähert sich schon etwas derjenigen im Dom von Mailand, allein die Leichtigkeit der Bildung und die Wohlräumigkeit des Ganzen lassen diess vergessen. Da die Seitenschiffe fensterlos blieben, brach man in die (ältere) Fassade grosse gothische Fenster ein.
Die einschiffigen gothischen Kirchen Verona’s theilen mit den üb- rigen die schöne, malerisch glückliche Behandlung des Äussern. Nichts, was nicht auch anderswo vorkäme, aber Alles vorzüglich hübsch bei- sammen und selbst durch Unsymmetrie reizend. Einen solchen Anblick cgewährt besonders S. Fermo mit seiner aus Backstein und Marmor gemischten Fassade, dem Vorbogen des Seitenportals, den Giebeln und Spitzthürmchen des Chores und Querbaues. Im Innern das voll- ständigste Beispiel eines grossen Holzgewölbes, aus je drei Reihen Consolen mit zwei halben und einem mittlern ganzen Tonnengewölbe bestehend; den constructiven Werth können nur Leute vom Fach be- durtheilen. S. Eufemia ist von Aussen weniger bedeutend und im Innern ganz erneuert.
Die gothischen Kirchen Venedigs sind mit Ausnahme der bei- den genannten von keinem Belang; meist auf Säulen ruhend, deren Capitäle insgemein von auffallend roher Bildung sind. Sie wiederholen
1) Der Dom von Vicenza, innen einschiffig mit Capellen auf beiden Seiten, gehört dagegen zu den gedanken- und principlosen Gebäuden der italienischen Gothik; die Marmorfassade hat eine jener matratzenartigen Incrustationen, wie sie sonst hauptsächlich in Mittelitalien vorkommen. Der Chor geringe Re- naissance.
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Gothische Architektur. Verona. Venedig.
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bau mit Anbauten und Umgebung einen malerischen Anblick 1).
S. Anastasia in Verona (Dominicanerkirche), nach 1261 be-
gonnen, hat eine nur theilweise und spät incrustirte Fassade, ist aber
in Betreff des Innern eine der schönsten und schlanksten Kirchen die-
ser Gattung, mit reinem Oberlicht und trefflicher Vertheilung des
innern Schmuckes. Auch der äussere Anblick malerisch. (Das Kirch-
lein links vor der Fassade heisst S. Pietro martire.)
Das Innere des Domes von Verona verbindet eine ähnliche An-
lage mit gegliederten schlanken Pfeilern statt der Rundsäulen. Diese
Gliederung nähert sich schon etwas derjenigen im Dom von Mailand,
allein die Leichtigkeit der Bildung und die Wohlräumigkeit des Ganzen
lassen diess vergessen. Da die Seitenschiffe fensterlos blieben, brach
man in die (ältere) Fassade grosse gothische Fenster ein.
Die einschiffigen gothischen Kirchen Verona’s theilen mit den üb-
rigen die schöne, malerisch glückliche Behandlung des Äussern. Nichts,
was nicht auch anderswo vorkäme, aber Alles vorzüglich hübsch bei-
sammen und selbst durch Unsymmetrie reizend. Einen solchen Anblick
gewährt besonders S. Fermo mit seiner aus Backstein und Marmor
gemischten Fassade, dem Vorbogen des Seitenportals, den Giebeln
und Spitzthürmchen des Chores und Querbaues. Im Innern das voll-
ständigste Beispiel eines grossen Holzgewölbes, aus je drei Reihen
Consolen mit zwei halben und einem mittlern ganzen Tonnengewölbe
bestehend; den constructiven Werth können nur Leute vom Fach be-
urtheilen. S. Eufemia ist von Aussen weniger bedeutend und im
Innern ganz erneuert.
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Die gothischen Kirchen Venedigs sind mit Ausnahme der bei-
den genannten von keinem Belang; meist auf Säulen ruhend, deren
Capitäle insgemein von auffallend roher Bildung sind. Sie wiederholen
1) Der Dom von Vicenza, innen einschiffig mit Capellen auf beiden Seiten,
gehört dagegen zu den gedanken- und principlosen Gebäuden der italienischen
Gothik; die Marmorfassade hat eine jener matratzenartigen Incrustationen, wie
sie sonst hauptsächlich in Mittelitalien vorkommen. Der Chor geringe Re-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/172>, abgerufen am 26.11.2024.
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