einem andern alten Anbau und wegen der Mosaiken. Sodann schlum- mert hier, hoch über dem adriatischen Meer, zwischen den Akazien- büschen die Asche desjenigen Mannes, welchem die Kunstgeschichte vor allen Andern den Schlüssel zur vergleichenden Betrachtung, ja ihr Dasein zu verdanken hat.
Wir schliessen noch eine Anzahl von Basiliken hier an, welche mit Ausnahme ihrer antiken Säulen nicht mehr viel kenntliches Alter- thum aufweisen; vielleicht ist selbst die jetzige Aufstellung der Säulen nicht mehr durchgängig die der ursprünglichen Kirchen.
S. Alessandro in Fiesole, hat nur noch seine ionischen Säulen;a angeblich VI. Jahrhundert.
S. Pietro de' Cassinensi in Perugia, ebenfalls ionisch und starkb verändert.
Der Dom von Terracina, mit modernisirten Capitälen; Vorhallec mit ionischen, durch Pfeiler verstärkten, auf Doppelthieren ruhenden Säulen, über welchen ein Mosaikfries und über diesem offene Spitz- bogen (XII. Jahrhundert?). Der Glockenthurm mit Säulchenstellungen bekleidet, welche kleine Spitzbogen tragen; ähnlich ein Thurm in Velletri.
Der Dom von Sessa (bei S. Agata), mit korinthischen Säulen undd einer gewölbten Vorhalle auf Pfeilern. Am mittlern der drei Bogen sind in der Hohlkehle biblische Geschichten eingemeisselt; ein schwa- cher Nachklang nordischer Portalbauten.
Der Dom von Capua, mit dem schon erwähnten stattlichen Vor-e hof, dessen Bogen auf antiken korinthischen Säulen ruhen. Im Innern Basilica mit geradem Gebälk; corinthische Capitäle aus christlicher Zeit, an die ravennatischen erinnernd. Unter dem Chor eine merk- würdige Crypta mit einem Grab Christi, offenbar erst aus der Zeit der Normannen und der Kreuzzüge.
Sodann die erweislich erst normannischen Basiliken:
Der Dom von Amalfi, als malerischer Gegenstand bedeutenderf denn als Kunstwerk; die Säulen des Innern zu Pfeilern modernisirt, Die phantastische Vorhalle (überhöhte Spitzbogen mit Gewölben auf an- tiken Säulen), der Thurm und der Kreuzgang sind kleine Specimina
Basiliken im übrigen Italien.
einem andern alten Anbau und wegen der Mosaiken. Sodann schlum- mert hier, hoch über dem adriatischen Meer, zwischen den Akazien- büschen die Asche desjenigen Mannes, welchem die Kunstgeschichte vor allen Andern den Schlüssel zur vergleichenden Betrachtung, ja ihr Dasein zu verdanken hat.
Wir schliessen noch eine Anzahl von Basiliken hier an, welche mit Ausnahme ihrer antiken Säulen nicht mehr viel kenntliches Alter- thum aufweisen; vielleicht ist selbst die jetzige Aufstellung der Säulen nicht mehr durchgängig die der ursprünglichen Kirchen.
S. Alessandro in Fiesole, hat nur noch seine ionischen Säulen;a angeblich VI. Jahrhundert.
S. Pietro de’ Cassinensi in Perugia, ebenfalls ionisch und starkb verändert.
Der Dom von Terracina, mit modernisirten Capitälen; Vorhallec mit ionischen, durch Pfeiler verstärkten, auf Doppelthieren ruhenden Säulen, über welchen ein Mosaikfries und über diesem offene Spitz- bogen (XII. Jahrhundert?). Der Glockenthurm mit Säulchenstellungen bekleidet, welche kleine Spitzbogen tragen; ähnlich ein Thurm in Velletri.
Der Dom von Sessa (bei S. Agata), mit korinthischen Säulen undd einer gewölbten Vorhalle auf Pfeilern. Am mittlern der drei Bogen sind in der Hohlkehle biblische Geschichten eingemeisselt; ein schwa- cher Nachklang nordischer Portalbauten.
Der Dom von Capua, mit dem schon erwähnten stattlichen Vor-e hof, dessen Bogen auf antiken korinthischen Säulen ruhen. Im Innern Basilica mit geradem Gebälk; corinthische Capitäle aus christlicher Zeit, an die ravennatischen erinnernd. Unter dem Chor eine merk- würdige Crypta mit einem Grab Christi, offenbar erst aus der Zeit der Normannen und der Kreuzzüge.
Sodann die erweislich erst normannischen Basiliken:
Der Dom von Amalfi, als malerischer Gegenstand bedeutenderf denn als Kunstwerk; die Säulen des Innern zu Pfeilern modernisirt, Die phantastische Vorhalle (überhöhte Spitzbogen mit Gewölben auf an- tiken Säulen), der Thurm und der Kreuzgang sind kleine Specimina
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Basiliken im übrigen Italien.
einem andern alten Anbau und wegen der Mosaiken. Sodann schlum-
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büschen die Asche desjenigen Mannes, welchem die Kunstgeschichte
vor allen Andern den Schlüssel zur vergleichenden Betrachtung, ja
ihr Dasein zu verdanken hat.
Wir schliessen noch eine Anzahl von Basiliken hier an, welche
mit Ausnahme ihrer antiken Säulen nicht mehr viel kenntliches Alter-
thum aufweisen; vielleicht ist selbst die jetzige Aufstellung der Säulen
nicht mehr durchgängig die der ursprünglichen Kirchen.
S. Alessandro in Fiesole, hat nur noch seine ionischen Säulen;
angeblich VI. Jahrhundert.
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S. Pietro de’ Cassinensi in Perugia, ebenfalls ionisch und stark
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Der Dom von Terracina, mit modernisirten Capitälen; Vorhalle
mit ionischen, durch Pfeiler verstärkten, auf Doppelthieren ruhenden
Säulen, über welchen ein Mosaikfries und über diesem offene Spitz-
bogen (XII. Jahrhundert?). Der Glockenthurm mit Säulchenstellungen
bekleidet, welche kleine Spitzbogen tragen; ähnlich ein Thurm in
Velletri.
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Der Dom von Sessa (bei S. Agata), mit korinthischen Säulen und
einer gewölbten Vorhalle auf Pfeilern. Am mittlern der drei Bogen
sind in der Hohlkehle biblische Geschichten eingemeisselt; ein schwa-
cher Nachklang nordischer Portalbauten.
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Der Dom von Capua, mit dem schon erwähnten stattlichen Vor-
hof, dessen Bogen auf antiken korinthischen Säulen ruhen. Im Innern
Basilica mit geradem Gebälk; corinthische Capitäle aus christlicher
Zeit, an die ravennatischen erinnernd. Unter dem Chor eine merk-
würdige Crypta mit einem Grab Christi, offenbar erst aus der Zeit der
Normannen und der Kreuzzüge.
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Sodann die erweislich erst normannischen Basiliken:
Der Dom von Amalfi, als malerischer Gegenstand bedeutender
denn als Kunstwerk; die Säulen des Innern zu Pfeilern modernisirt,
Die phantastische Vorhalle (überhöhte Spitzbogen mit Gewölben auf an-
tiken Säulen), der Thurm und der Kreuzgang sind kleine Specimina
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/109>, abgerufen am 30.11.2024.
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