leblosen Stellen und zu einigen stereotypen Ausdrücken gezwun- gen hat. Dafür weisst auch Du allein, wo und wie oft hier Gedanken und Betrachtungen, die mir am Herzen liegen, dem Zweck und der Kürze des Buches zu Gefallen unterdrückt oder nur in flüchtiger Andeutung gegeben worden sind. Ebenso er- räthst Du hinwiederum am Besten die wirklichen Lücken, welche in der Befangenheit meines Urtheils und in dem anfänglichen Schwanken über den Plan des Werkes ihren Grund haben. Jetzt, da es fertig vor mir liegt, empfinde ich deutlich, dass ein solches Unternehmen nicht bloss einen Schreibenden, son- dern einen theilnehmenden Reisegefährten verlangen würde, mit welchem Thatsachen und Urtheile durchgesprochen und darauf hin geprüft werden müssten, ob sie genau richtig und ob sie an der betreffenden Stelle nothwendig sind. Zwar hatte ich mannigfach das Glück, in der Unterredung mit geistvollen und strebenden Künstlern Aufklärung und Ermunterung zu finden; in welchen Partien ich denselben am meisten verdanke, kann Dir am wenigsten ein Geheimniss bleiben. Aber es verging kein Tag, da ich nicht empfunden hätte, welche ganz andere Gestalt eine fortdauernde Berathung mit Dir dem Geschriebe- nen geben würde.
Mögest Du, liebster Freund, wenn Dich Dein Weg noch einmal nach Italien führt, in diesem Stationenbuch wenigstens Deine Schule gerne wiedererkennen.
leblosen Stellen und zu einigen stereotypen Ausdrücken gezwun- gen hat. Dafür weisst auch Du allein, wo und wie oft hier Gedanken und Betrachtungen, die mir am Herzen liegen, dem Zweck und der Kürze des Buches zu Gefallen unterdrückt oder nur in flüchtiger Andeutung gegeben worden sind. Ebenso er- räthst Du hinwiederum am Besten die wirklichen Lücken, welche in der Befangenheit meines Urtheils und in dem anfänglichen Schwanken über den Plan des Werkes ihren Grund haben. Jetzt, da es fertig vor mir liegt, empfinde ich deutlich, dass ein solches Unternehmen nicht bloss einen Schreibenden, son- dern einen theilnehmenden Reisegefährten verlangen würde, mit welchem Thatsachen und Urtheile durchgesprochen und darauf hin geprüft werden müssten, ob sie genau richtig und ob sie an der betreffenden Stelle nothwendig sind. Zwar hatte ich mannigfach das Glück, in der Unterredung mit geistvollen und strebenden Künstlern Aufklärung und Ermunterung zu finden; in welchen Partien ich denselben am meisten verdanke, kann Dir am wenigsten ein Geheimniss bleiben. Aber es verging kein Tag, da ich nicht empfunden hätte, welche ganz andere Gestalt eine fortdauernde Berathung mit Dir dem Geschriebe- nen geben würde.
Mögest Du, liebster Freund, wenn Dich Dein Weg noch einmal nach Italien führt, in diesem Stationenbuch wenigstens Deine Schule gerne wiedererkennen.
<TEI><text><front><divn="1"><p><hirendition="#i"><pbfacs="#f0010"n="[IV]"/>
leblosen Stellen und zu einigen stereotypen Ausdrücken gezwun-<lb/>
gen hat. Dafür weisst auch Du allein, wo und wie oft hier<lb/>
Gedanken und Betrachtungen, die mir am Herzen liegen, dem<lb/>
Zweck und der Kürze des Buches zu Gefallen unterdrückt oder<lb/>
nur in flüchtiger Andeutung gegeben worden sind. Ebenso er-<lb/>
räthst Du hinwiederum am Besten die wirklichen Lücken, welche<lb/>
in der Befangenheit meines Urtheils und in dem anfänglichen<lb/>
Schwanken über den Plan des Werkes ihren Grund haben.<lb/>
Jetzt, da es fertig vor mir liegt, empfinde ich deutlich, dass<lb/>
ein solches Unternehmen nicht bloss einen Schreibenden, son-<lb/>
dern einen theilnehmenden Reisegefährten verlangen würde, mit<lb/>
welchem Thatsachen und Urtheile durchgesprochen und darauf<lb/>
hin geprüft werden müssten, ob sie genau richtig und ob sie<lb/>
an der betreffenden Stelle nothwendig sind. Zwar hatte ich<lb/>
mannigfach das Glück, in der Unterredung mit geistvollen und<lb/>
strebenden Künstlern Aufklärung und Ermunterung zu finden;<lb/>
in welchen Partien ich denselben am meisten verdanke, kann<lb/>
Dir am wenigsten ein Geheimniss bleiben. Aber es verging<lb/>
kein Tag, da ich nicht empfunden hätte, welche ganz andere<lb/>
Gestalt eine fortdauernde Berathung mit Dir dem Geschriebe-<lb/>
nen geben würde.</hi></p><lb/><p><hirendition="#i">Mögest Du, liebster Freund, wenn Dich Dein Weg noch<lb/>
einmal nach Italien führt, in diesem Stationenbuch wenigstens<lb/>
Deine Schule gerne wiedererkennen.</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></front></text></TEI>
[[IV]/0010]
leblosen Stellen und zu einigen stereotypen Ausdrücken gezwun-
gen hat. Dafür weisst auch Du allein, wo und wie oft hier
Gedanken und Betrachtungen, die mir am Herzen liegen, dem
Zweck und der Kürze des Buches zu Gefallen unterdrückt oder
nur in flüchtiger Andeutung gegeben worden sind. Ebenso er-
räthst Du hinwiederum am Besten die wirklichen Lücken, welche
in der Befangenheit meines Urtheils und in dem anfänglichen
Schwanken über den Plan des Werkes ihren Grund haben.
Jetzt, da es fertig vor mir liegt, empfinde ich deutlich, dass
ein solches Unternehmen nicht bloss einen Schreibenden, son-
dern einen theilnehmenden Reisegefährten verlangen würde, mit
welchem Thatsachen und Urtheile durchgesprochen und darauf
hin geprüft werden müssten, ob sie genau richtig und ob sie
an der betreffenden Stelle nothwendig sind. Zwar hatte ich
mannigfach das Glück, in der Unterredung mit geistvollen und
strebenden Künstlern Aufklärung und Ermunterung zu finden;
in welchen Partien ich denselben am meisten verdanke, kann
Dir am wenigsten ein Geheimniss bleiben. Aber es verging
kein Tag, da ich nicht empfunden hätte, welche ganz andere
Gestalt eine fortdauernde Berathung mit Dir dem Geschriebe-
nen geben würde.
Mögest Du, liebster Freund, wenn Dich Dein Weg noch
einmal nach Italien führt, in diesem Stationenbuch wenigstens
Deine Schule gerne wiedererkennen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. [IV]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/10>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.