Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.
Am ersten, scheint es mir, wäre der Alkohol Bunge, Der Vegetariauismus. 3
Am ersten, scheint es mir, wäre der Alkohol Bunge, Der Vegetariauismus. 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="33"/><lb/> Quelle der Muskelkraft ist. In der Sprache aller Völker<lb/> der Welt bedeutet des Wort süss zugleich angenehm.<lb/> Wenn uns das Süsse nicht mehr angenehm ist, so<lb/> deutet das auf einen abnormen Zustand. In diesem<lb/> Zustande befindet sich der Trinker. Und als Trinker<lb/> bezeichne ich jeden, der sich nicht behaglich fühlt,<lb/> wenn er nicht Tag aus Tag ein in irgend einer Form,<lb/> als Bier, als Wein Alkohol in seine Organe einführt.<lb/> Der Appetit des Trinkers ist fast ausschliesslich auf<lb/> Fleischspeisen gerichtet und die Vegetarianerhaben<lb/> vollkommen Recht, wenn sie lehren, dass<lb/> Alkoholgenuss und übermässiger Fleisch-<lb/> gen uss im Causalzusammenhange stehen. Man<lb/> schaffe nur den Alkohol ab, so wird das unmässige<lb/> FJeischessen von selbst aufhören. Die Frauen und<lb/> Kinder, welche keinen Alkohol trinken, haben gar<lb/> kein so grosses Verlangen nach Fleisch. Die Kaffee-<lb/> kränzchen der Frauen mit süssem Backwerk und<lb/> die „Naschsucht“ der Kinder sind Aeusserungen eines<lb/> gesunden Instinctes, welcher an der Tafel des bier-<lb/> trinkenden Familienhauptes keine Befriedigung findet.<lb/></p> <p> Am ersten, scheint es mir, wäre der Alkohol<lb/> zulässig als au s nah ms weises Genussmittel, bei be-<lb/> sonderen Gelegenheiten, als „Sorgenbrecher“ zur<lb/> Erhöhung geselliger Freuden. Diese unbestreit-<lb/> bare Eigenschaft des Alkohols beruht gleichfalls auf<lb/> der erwähnten lähmenden Wirkung, die er auf das<lb/> Gehirn ausübt. Diejenige Gehirnfunction nämlich,<lb/> welche bei der beginnenden Lähmung zunächst ge-<lb/> schwächt wird, ist das klare Urtheil, die Kritik.<lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Bunge, Der Vegetariauismus. 3<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0034]
Quelle der Muskelkraft ist. In der Sprache aller Völker
der Welt bedeutet des Wort süss zugleich angenehm.
Wenn uns das Süsse nicht mehr angenehm ist, so
deutet das auf einen abnormen Zustand. In diesem
Zustande befindet sich der Trinker. Und als Trinker
bezeichne ich jeden, der sich nicht behaglich fühlt,
wenn er nicht Tag aus Tag ein in irgend einer Form,
als Bier, als Wein Alkohol in seine Organe einführt.
Der Appetit des Trinkers ist fast ausschliesslich auf
Fleischspeisen gerichtet und die Vegetarianerhaben
vollkommen Recht, wenn sie lehren, dass
Alkoholgenuss und übermässiger Fleisch-
gen uss im Causalzusammenhange stehen. Man
schaffe nur den Alkohol ab, so wird das unmässige
FJeischessen von selbst aufhören. Die Frauen und
Kinder, welche keinen Alkohol trinken, haben gar
kein so grosses Verlangen nach Fleisch. Die Kaffee-
kränzchen der Frauen mit süssem Backwerk und
die „Naschsucht“ der Kinder sind Aeusserungen eines
gesunden Instinctes, welcher an der Tafel des bier-
trinkenden Familienhauptes keine Befriedigung findet.
Am ersten, scheint es mir, wäre der Alkohol
zulässig als au s nah ms weises Genussmittel, bei be-
sonderen Gelegenheiten, als „Sorgenbrecher“ zur
Erhöhung geselliger Freuden. Diese unbestreit-
bare Eigenschaft des Alkohols beruht gleichfalls auf
der erwähnten lähmenden Wirkung, die er auf das
Gehirn ausübt. Diejenige Gehirnfunction nämlich,
welche bei der beginnenden Lähmung zunächst ge-
schwächt wird, ist das klare Urtheil, die Kritik.
Bunge, Der Vegetariauismus. 3
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