verbrennen, um darin leben zu können, dass wir dreifache, vierfache Kleider am Leibe tragen -- und zieht denn nicht eine Unnatürlichkeit die andere nach sich!
Und dennoch -- -- es liegt etwas sehr Berech- tigtes in der Furcht vor dem Widernatürlichen. Wir leben in einem Uebergangsstadium: der Instinct ver- lässt uns von Tag zu Tag immer mehr und wird nie wiederkehren, die bewusste Erkenntniss aber vermag ihn noch nicht zu ersetzen. Ueberall, wo wir es unternehmen, vermöge unserer bewussten Vernunft für unser Wohl zu sorgen, stören wir die Harmonie der unbewussten Triebe, wir gefährden unsere Ge- sundheit, unser Lebensglück. Aus dieser Quelle stammt ein grosser Theil des Elends, unter weichem die Menschheit seufzt auf unserem Planeten. Es ist die hohe Aufgabe der Wissenschaft, unsere bewusste Erkenntniss zu der Höhe zu erhe- ben, dass sie den unfehlbaren Instinct zu er- setzen vermag.
Wenn wir also streng wissenschaftlich unsere Frage formulireu, so werden wir nicht mehr fragen: was ist naturgemäss? Wir werden diese Frage in eine Reihe von Fragen zerlegen. Wir werden vor Allem einfach fragen: Ist Fleischgenuss dem Menschen schädlich? Das ist eine klare Frage; die lässt sich vielleicht experimentell beantworten. Bisher aber ist das Experiment noch nicht gemacht worden. Sie werden nun vielleicht denken -- die tausend und aber1 tausend Vegetarianer! Ich be-
Bunge, Der Vegetarianismus. 2
verbrennen, um darin leben zu können, dass wir dreifache, vierfache Kleider am Leibe tragen — und zieht denn nicht eine Unnatürlichkeit die andere nach sich!
Und dennoch — — es liegt etwas sehr Berech- tigtes in der Furcht vor dem Widernatürlichen. Wir leben in einem Uebergangsstadium: der Instinct ver- lässt uns von Tag zu Tag immer mehr und wird nie wiederkehren, die bewusste Erkenntniss aber vermag ihn noch nicht zu ersetzen. Ueberall, wo wir es unternehmen, vermöge unserer bewussten Vernunft für unser Wohl zu sorgen, stören wir die Harmonie der unbewussten Triebe, wir gefährden unsere Ge- sundheit, unser Lebensglück. Aus dieser Quelle stammt ein grosser Theil des Elends, unter weichem die Menschheit seufzt auf unserem Planeten. Es ist die hohe Aufgabe der Wissenschaft, unsere bewusste Erkenntniss zu der Höhe zu erhe- ben, dass sie den unfehlbaren Instinct zu er- setzen vermag.
Wenn wir also streng wissenschaftlich unsere Frage formulireu, so werden wir nicht mehr fragen: was ist naturgemäss? Wir werden diese Frage in eine Reihe von Fragen zerlegen. Wir werden vor Allem einfach fragen: Ist Fleischgenuss dem Menschen schädlich? Das ist eine klare Frage; die lässt sich vielleicht experimentell beantworten. Bisher aber ist das Experiment noch nicht gemacht worden. Sie werden nun vielleicht denken — die tausend und aber1 tausend Vegetarianer! Ich be-
Bunge, Der Vegetarianismus. 2
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verbrennen, um darin leben zu können, dass wir
dreifache, vierfache Kleider am Leibe tragen — und
zieht denn nicht eine Unnatürlichkeit die andere
nach sich!
Und dennoch — — es liegt etwas sehr Berech-
tigtes in der Furcht vor dem Widernatürlichen. Wir
leben in einem Uebergangsstadium: der Instinct ver-
lässt uns von Tag zu Tag immer mehr und wird nie
wiederkehren, die bewusste Erkenntniss aber vermag
ihn noch nicht zu ersetzen. Ueberall, wo wir es
unternehmen, vermöge unserer bewussten Vernunft
für unser Wohl zu sorgen, stören wir die Harmonie
der unbewussten Triebe, wir gefährden unsere Ge-
sundheit, unser Lebensglück. Aus dieser Quelle
stammt ein grosser Theil des Elends, unter weichem
die Menschheit seufzt auf unserem Planeten. Es ist
die hohe Aufgabe der Wissenschaft, unsere
bewusste Erkenntniss zu der Höhe zu erhe-
ben, dass sie den unfehlbaren Instinct zu er-
setzen vermag.
Wenn wir also streng wissenschaftlich unsere
Frage formulireu, so werden wir nicht mehr fragen:
was ist naturgemäss? Wir werden diese Frage in
eine Reihe von Fragen zerlegen. Wir werden vor
Allem einfach fragen: Ist Fleischgenuss dem
Menschen schädlich? Das ist eine klare Frage;
die lässt sich vielleicht experimentell beantworten.
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Bunge, Der Vegetarianismus. 2
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Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885/18>, abgerufen am 21.01.2025.
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