Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.
Hätten die Vegetarianer Recht, so müssten wir 1) Zimmermann, Australien in Hinsicht der Erd-, Men-
schen- und Productenkunde nebst einer allgemeinen Darstel-
Hätten die Vegetarianer Recht, so müssten wir 1) Zimmermann, Australien in Hinsicht der Erd-, Men-
schen- und Productenkunde nebst einer allgemeinen Darstel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="14"/><lb/> wem von uns wird denn der Appetit erregt beim<lb/> Anblick eines weidenden Stieres, eines fliegenden<lb/> Vogels, eines schwimmenden Fisches? Die Früchte<lb/> am Baume locken jeden. Aber — wem fliesst denn<lb/> das Wasser im Munde zusammen beim Anblick eines<lb/> wogenden Kornfeldes oder gar einer frisch aus der<lb/> Erde gescharrten Kartoffel?! Unmittelbar durch den<lb/> Sinneseindruck reizen sie uns nicht; es bedarf dazu<lb/> schon einer Gedankenverknüpfung. Ein Hühnerei<lb/> dagegen ist für einen hungrigen Menschen wohl ein<lb/> lockender Anblick und die Abweichung vom In.stincte,<lb/> welche wir begehen, wenn wir statt der Vogeleier<lb/> ein Stück Rinderbraten verspeisen, ist nicht grösser<lb/> als wenn wir statt der Bananen und Kokosnüsse<lb/> gebackenes Brod und gekochte Kartoffeln essen.<lb/></p> <p> Hätten die Vegetarianer Recht, so müssten wir<lb/> eine instinctive Abneigung gegen die animalische<lb/> Nahrung am ersten bei den Naturvölkern erwarten<lb/> und zwar bei denen, welche an wohlschmeckenden<lb/> Früchten niemals Mangel leiden. Dieses aber ist<lb/> nicht der Fall. Selbst die paradiesischen Völker<lb/> der Südsee, denen die schönsten Früchte in den<lb/> Mund hängen, während ihre Inseln arm sind an<lb/> wohlschmeckender animalischer Nahrung, haben ein<lb/> so mächtiges Verlangen nach Fleisch, dass sie Katzen,<lb/> Hunde, Vampyre, Spinnen, Holzlarven, rohe Fische,<lb/> ja sogar Ratten bei lebendigem Leibe verzehren<note xml:id="fn1" next="#fn1_1" place="foot" n="1)"> Zimmermann, Australien in Hinsicht der Erd-, Men-<lb/> schen- und Productenkunde nebst einer allgemeinen Darstel-</note>.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0015]
wem von uns wird denn der Appetit erregt beim
Anblick eines weidenden Stieres, eines fliegenden
Vogels, eines schwimmenden Fisches? Die Früchte
am Baume locken jeden. Aber — wem fliesst denn
das Wasser im Munde zusammen beim Anblick eines
wogenden Kornfeldes oder gar einer frisch aus der
Erde gescharrten Kartoffel?! Unmittelbar durch den
Sinneseindruck reizen sie uns nicht; es bedarf dazu
schon einer Gedankenverknüpfung. Ein Hühnerei
dagegen ist für einen hungrigen Menschen wohl ein
lockender Anblick und die Abweichung vom In.stincte,
welche wir begehen, wenn wir statt der Vogeleier
ein Stück Rinderbraten verspeisen, ist nicht grösser
als wenn wir statt der Bananen und Kokosnüsse
gebackenes Brod und gekochte Kartoffeln essen.
Hätten die Vegetarianer Recht, so müssten wir
eine instinctive Abneigung gegen die animalische
Nahrung am ersten bei den Naturvölkern erwarten
und zwar bei denen, welche an wohlschmeckenden
Früchten niemals Mangel leiden. Dieses aber ist
nicht der Fall. Selbst die paradiesischen Völker
der Südsee, denen die schönsten Früchte in den
Mund hängen, während ihre Inseln arm sind an
wohlschmeckender animalischer Nahrung, haben ein
so mächtiges Verlangen nach Fleisch, dass sie Katzen,
Hunde, Vampyre, Spinnen, Holzlarven, rohe Fische,
ja sogar Ratten bei lebendigem Leibe verzehren 1).
1) Zimmermann, Australien in Hinsicht der Erd-, Men-
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