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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Neün vnd viertzigste
so sagend wir / dz der sun nach der Gottheit dem vatter gleych / nach der menschheit aber minder seye / nach dem spruch deß propheten / der vom Apostel auch in disem handel vnnd argument gebraucht wirt3805 / Du hast jn ein wenig minder geachtet dann die engel. Also läsend wir im Euangelio / daß vnser Herr Christus brüder gehebt habe: vnd daß Joannes der Apostel ein sun Marie genennt wirt / Maria aber Joannis muoter. Wär wir aber sagen (er seye dann mit der Heluidianischen kätzerey vergifftet) daß dises nach dem buochstaben zuo verston seye / besonders dieweyl andere ort der gschrifft heiter bezeügend / daß die seygind brüder genennet worden / die für sich selbs brüders sün vnnd gschwüsterge kind / schwäger oder bluotsfreünd warend? So zeigend auch die vmbstend deß orts Joannis am neüntzehenden capitel an / dz Maria Joanni / als ein muoter einem sun / seye befolhen worden. Wenn man nun also bolderen wil / wie wir bißhär erfaren / daß sy gethon habend / die da schreyend / vnd stäts mit grossem gschrey wideräferend / Das ist mein leyb / Das ist mein bluot: Das ist / Das ist / Das ist / Jst / Jst / Jst: so möchtend wir auch das wideräferen / Das wort ist fleisch worden / ist worden / ist worden. Der vatter ist grösser dann ich / ist / ist / ist. Christus hat brüder / ja namlich brüder / brüder hat er. Das stadt in der gschrifft / also redt die warheit. Was frucht entstadt aber der kirchen auß disem mülichen hässigen geschrey / vnnd hartnäckigem kyben? Wie wöllend die zuohörer erbauwen werden? Wie wil Gottes eer gefürderet / vnnd die warheit geaufnet vnnd an tag bracht werden? Darumb so zwingt vns die notwendigkeit zuo bekennen / daß man etwan vom buochstaben abweychen muoß / aber nit vom verstand: sonder den verstand brauchen muoß den der glaub / vnnd andere ort der gschrifft so gegen dem gehalten werdend / item den die vmbstend desselbigen orts / auch vorgende vnnd nachgende wort von jnen selbs dargäbend / vnd mitsich bringend. Darnäbend schreyend vnd treybend auch wir selbs das / das man nit leychtlich von der einfalte der worten abweychen sölle. 3806 Wo vns aber die vngerympte zwingt / nit der vernunfft / sonder deß glaubens / vnd die streytige der gschrifft / vnnd vngleychheit mit den articklen deß glaubens / Da sagend / schreyend vnd kempffend wir / daß es recht / ja notwendig seye / abweychen vom buochstaben vnnd von der einfalte der worten. Nun wöllend wir aber yetzund mit grundtlichen argumenten vnd bewärnussen der gschrifft anzeigen daß vns die ding die wir yetzund erzelt / zwingend vom buochstaben zuo weychen / in disen worten deß Herren / Das ist mein leyb / Das ist mein bluot / so wir vorhin den waren vnd alten verstand diser gemeinen worten ein wenig erklärt habend.

3807 Der Herr saß ob einem tisch mit seinen jüngeren / vnd gab jnen das brot mit seiner eignen hand. Vnd dieweyl er nun einen waren menschlichen vnd natürlichen leyb hatt / so hat er ye mit disem seinem waren leyb den jüngeren das brot / nit ein leyb weder ein frömbden noch disen seinen eignen leyb dargebotten. Vnd hinderet vns hie nichts / das der heilig August. als er den 33. Psalmen außlegt / das von Dauiden anzücht / Vnd er ward getragen in seinen henden. Auff welches er gleych setzt: Wär wirt aber auff seinen henden getragen? Ein mensch mag wol auff ander leüten henden getragen werden / auff seinen eignen henden wirt niemants getragen. Darumb so wirt das nit vom Dauid verstanden / sonder von Christo. Dann Christus ward auff seinen henden getragen / do er seinen leyb befalch / vnd sprach / Das ist mein leyb: dann er truog den selben leyb in seinen henden / etc. Dann der heilig August. masset mit disen worten Christo nit zwen menschlich leyb an / sonder verstat / dz der menschlich leyb in seinen henden den sacramentlichen leyb / das ist das brot / das ein sacrament wz deß waren leybs getragen habe. Dann er spricht vßtrucklich / Als er sinen lyb befalch / truog er disen lyb inn henden. Dann in der anderen

3805 Psalm.8. Hebr.2.
3806 Wenn man vom buochstaben abweychen sölle.
3807 Die vralte außlegung der worten deß Nachtmals / Das ist min leyb.

Die Neün vnd viertzigste
so sagend wir / dz der sun nach der Gottheit dem vatter gleych / nach der menschheit aber minder seye / nach dem spruch deß propheten / der vom Apostel auch in disem handel vnnd argument gebraucht wirt3805 / Du hast jn ein wenig minder geachtet dann die engel. Also laͤsend wir im Euangelio / daß vnser Herr Christus bruͤder gehebt habe: vnd daß Joannes der Apostel ein sun Marie genennt wirt / Maria aber Joannis muͦter. Waͤr wir aber sagen (er seye dann mit der Heluidianischen kaͤtzerey vergifftet) daß dises nach dem buͦchstaben zuͦ verston seye / besonders dieweyl andere ort der gschrifft heiter bezeügend / daß die seygind bruͤder genennet worden / die für sich selbs bruͤders sün vnnd gschwüsterge kind / schwaͤger oder bluͦtsfreünd warend? So zeigend auch die vmbstend deß orts Joannis am neüntzehenden capitel an / dz Maria Joanni / als ein muͦter einem sun / seye befolhen worden. Wenn man nun also bolderen wil / wie wir bißhaͤr erfaren / daß sy gethon habend / die da schreyend / vnd staͤts mit grossem gschrey wideraͤferend / Das ist mein leyb / Das ist mein bluͦt: Das ist / Das ist / Das ist / Jst / Jst / Jst: so moͤchtend wir auch das wideraͤferen / Das wort ist fleisch worden / ist worden / ist worden. Der vatter ist groͤsser dann ich / ist / ist / ist. Christus hat bruͤder / ja namlich bruͤder / bruͤder hat er. Das stadt in der gschrifft / also redt die warheit. Was frucht entstadt aber der kirchen auß disem muͤlichen haͤssigen geschrey / vnnd hartnaͤckigem kyben? Wie woͤllend die zuͦhoͤrer erbauwen werden? Wie wil Gottes eer gefürderet / vnnd die warheit geaufnet vnnd an tag bracht werden? Darumb so zwingt vns die notwendigkeit zuͦ bekennen / daß man etwan vom buͦchstaben abweychen muͦß / aber nit vom verstand: sonder den verstand brauchen muͦß den der glaub / vnnd andere ort der gschrifft so gegen dem gehalten werdend / item den die vmbstend desselbigen orts / auch vorgende vnnd nachgende wort von jnen selbs dargaͤbend / vnd mitsich bringend. Darnaͤbend schreyend vnd treybend auch wir selbs das / das man nit leychtlich von der einfalte der worten abweychen soͤlle. 3806 Wo vns aber die vngerympte zwingt / nit der vernunfft / sonder deß glaubens / vnd die streytige der gschrifft / vnnd vngleychheit mit den articklen deß glaubens / Da sagend / schreyend vnd kempffend wir / daß es recht / ja notwendig seye / abweychen vom buͦchstaben vnnd von der einfalte der worten. Nun woͤllend wir aber yetzund mit grundtlichen argumenten vnd bewaͤrnussen der gschrifft anzeigen daß vns die ding die wir yetzund erzelt / zwingend vom buͦchstaben zuͦ weychen / in disen worten deß Herren / Das ist mein leyb / Das ist mein bluͦt / so wir vorhin den waren vnd alten verstand diser gemeinen worten ein wenig erklaͤrt habend.

3807 Der Herr saß ob einem tisch mit seinen jüngeren / vnd gab jnen das brot mit seiner eignen hand. Vnd dieweyl er nun einen waren menschlichen vnd natürlichen leyb hatt / so hat er ye mit disem seinem waren leyb den jüngeren das brot / nit ein leyb weder ein froͤmbden noch disen seinen eignen leyb dargebotten. Vnd hinderet vns hie nichts / das der heilig August. als er den 33. Psalmen außlegt / das von Dauiden anzücht / Vnd er ward getragen in seinen henden. Auff welches er gleych setzt: Waͤr wirt aber auff seinen henden getragen? Ein mensch mag wol auff ander leüten henden getragen werden / auff seinen eignen henden wirt niemants getragen. Darumb so wirt das nit vom Dauid verstanden / sonder von Christo. Dann Christus ward auff seinen henden getragen / do er seinen leyb befalch / vnd sprach / Das ist mein leyb: dann er truͦg den selben leyb in seinen henden / ꝛc. Dann der heilig August. masset mit disen worten Christo nit zwen menschlich leyb an / sonder verstat / dz der menschlich leyb in seinen henden den sacramentlichen leyb / das ist das brot / das ein sacrament wz deß waren leybs getragen habe. Dann er spricht vßtrucklich / Als er sinen lyb befalch / truͦg er disen lyb inn henden. Dann in der anderen

3805 Psalm.8. Hebr.2.
3806 Wenn man vom buͦchstaben abweychen soͤlle.
3807 Die vralte außlegung der worten deß Nachtmals / Das ist min leyb.
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[[452]/0996] Die Neün vnd viertzigste so sagend wir / dz der sun nach der Gottheit dem vatter gleych / nach der menschheit aber minder seye / nach dem spruch deß propheten / der vom Apostel auch in disem handel vnnd argument gebraucht wirt 3805 / Du hast jn ein wenig minder geachtet dann die engel. Also laͤsend wir im Euangelio / daß vnser Herr Christus bruͤder gehebt habe: vnd daß Joannes der Apostel ein sun Marie genennt wirt / Maria aber Joannis muͦter. Waͤr wir aber sagen (er seye dann mit der Heluidianischen kaͤtzerey vergifftet) daß dises nach dem buͦchstaben zuͦ verston seye / besonders dieweyl andere ort der gschrifft heiter bezeügend / daß die seygind bruͤder genennet worden / die für sich selbs bruͤders sün vnnd gschwüsterge kind / schwaͤger oder bluͦtsfreünd warend? So zeigend auch die vmbstend deß orts Joannis am neüntzehenden capitel an / dz Maria Joanni / als ein muͦter einem sun / seye befolhen worden. Wenn man nun also bolderen wil / wie wir bißhaͤr erfaren / daß sy gethon habend / die da schreyend / vnd staͤts mit grossem gschrey wideraͤferend / Das ist mein leyb / Das ist mein bluͦt: Das ist / Das ist / Das ist / Jst / Jst / Jst: so moͤchtend wir auch das wideraͤferen / Das wort ist fleisch worden / ist worden / ist worden. Der vatter ist groͤsser dann ich / ist / ist / ist. Christus hat bruͤder / ja namlich bruͤder / bruͤder hat er. Das stadt in der gschrifft / also redt die warheit. Was frucht entstadt aber der kirchen auß disem muͤlichen haͤssigen geschrey / vnnd hartnaͤckigem kyben? Wie woͤllend die zuͦhoͤrer erbauwen werden? Wie wil Gottes eer gefürderet / vnnd die warheit geaufnet vnnd an tag bracht werden? Darumb so zwingt vns die notwendigkeit zuͦ bekennen / daß man etwan vom buͦchstaben abweychen muͦß / aber nit vom verstand: sonder den verstand brauchen muͦß den der glaub / vnnd andere ort der gschrifft so gegen dem gehalten werdend / item den die vmbstend desselbigen orts / auch vorgende vnnd nachgende wort von jnen selbs dargaͤbend / vnd mitsich bringend. Darnaͤbend schreyend vnd treybend auch wir selbs das / das man nit leychtlich von der einfalte der worten abweychen soͤlle. 3806 Wo vns aber die vngerympte zwingt / nit der vernunfft / sonder deß glaubens / vnd die streytige der gschrifft / vnnd vngleychheit mit den articklen deß glaubens / Da sagend / schreyend vnd kempffend wir / daß es recht / ja notwendig seye / abweychen vom buͦchstaben vnnd von der einfalte der worten. Nun woͤllend wir aber yetzund mit grundtlichen argumenten vnd bewaͤrnussen der gschrifft anzeigen daß vns die ding die wir yetzund erzelt / zwingend vom buͦchstaben zuͦ weychen / in disen worten deß Herren / Das ist mein leyb / Das ist mein bluͦt / so wir vorhin den waren vnd alten verstand diser gemeinen worten ein wenig erklaͤrt habend. 3807 Der Herr saß ob einem tisch mit seinen jüngeren / vnd gab jnen das brot mit seiner eignen hand. Vnd dieweyl er nun einen waren menschlichen vnd natürlichen leyb hatt / so hat er ye mit disem seinem waren leyb den jüngeren das brot / nit ein leyb weder ein froͤmbden noch disen seinen eignen leyb dargebotten. Vnd hinderet vns hie nichts / das der heilig August. als er den 33. Psalmen außlegt / das von Dauiden anzücht / Vnd er ward getragen in seinen henden. Auff welches er gleych setzt: Waͤr wirt aber auff seinen henden getragen? Ein mensch mag wol auff ander leüten henden getragen werden / auff seinen eignen henden wirt niemants getragen. Darumb so wirt das nit vom Dauid verstanden / sonder von Christo. Dann Christus ward auff seinen henden getragen / do er seinen leyb befalch / vnd sprach / Das ist mein leyb: dann er truͦg den selben leyb in seinen henden / ꝛc. Dann der heilig August. masset mit disen worten Christo nit zwen menschlich leyb an / sonder verstat / dz der menschlich leyb in seinen henden den sacramentlichen leyb / das ist das brot / das ein sacrament wz deß waren leybs getragen habe. Dann er spricht vßtrucklich / Als er sinen lyb befalch / truͦg er disen lyb inn henden. Dann in der anderen 3805 Psalm.8. Hebr.2. 3806 Wenn man vom buͦchstaben abweychen soͤlle. 3807 Die vralte außlegung der worten deß Nachtmals / Das ist min leyb.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [452]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/996>, abgerufen am 25.11.2024.