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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Siben vnd viertzigste
wort: O Herr / sägne diß andächtig wasser mit deinem mund / dz es über die natürlich reinigung / die es durch das wäschen der leyben thuon mag / auch krefftig seye die gmüter zuo reinigen. Darnach nimpt der diener ein brunnende kertzen / hebt sy zum dritten mal in das tauffwasser / vnnd spricht: Es steyge die krafft deß heiligen geists in dise völle deß brunnens herab. Vnd weyter / Vnd mache die gantze substantz diß wassers fruchtbar vnnd krefftig zuo widergebären / etc. Vnd das alles verstond sy on figur einfaltig geredt seyn / vnd legends auch nit anderst auß. Welches dann heiter gnuog anzeiget / was sy dem gesägneten wasser zuogäbind / vnd das jr meinung ist die heiligen ding werdind in den zeichen begriffen. 3579 Darob windt vnnd träyet sich der Bonauentura wunderbarlich / vnd spricht doch zeletsten in seinem buoch in 4. Magistri Distinct. 1. quaest. 3. vnder anderem also: Man sol keins wägs sagen / daß die gnad in den sacramenten wäsenlich seye oder begriffen werde / wie wasser in einem gschirr / oder artzney in einer buchß: ja sölichs halten ist ein irrthumb. Darumb wirt jnen aber zuogäben daß sy die gnad begreyffind / daß sy die selbig bedeutend / vnd darumb daß in jnen die gnad allwäg gäben vnd mitteilt wirt: es gange dann ab vnd fäle an dem ders empfacht: doch also zeuerston / daß die gnad in der seel seye / nit in den sichtbaren zeichen. Darumb werdend sy auch gschirr der gnaden genennet. Wiewol sy auch auff ein andere weyß gschirr mögend genennet werden. Dann wie ein ding das in einem gschirr ist / nit vom gschirr oder auß dem gschirr ist sonder vom selben gschöpfft wirt: also ist die gnad nit von den sacramenten oder auß den sacramenten / sonder sy entspringt von dem ewigen brunnen / vnnd wirt in den sacramenten von der seel auß dem selbigen gschöpfft. Vnd wie einer zum gschirr laufft wenn er wassers darff: also / wär das wasser der gnaden suocht vnd nit hat / der muoß zun sacramenten lauffen. So vil Bonauentura. Der darinn recht hat / daß er die gnad Gott dem brunnen alles guoten zuogibt: Gott wölte aber dz er das ander / das er darauf setzt / auch reiner vnd einfaltiger darthon hette. 3580 Es ist auch recht dz er die seel deß menschen / vnd nit die sichtbaren zeichen / für den sitz vnnd für das gfeß der gnaden vnd gaaben Gottes haltet: dann die heilig gschrifft leert allenthalben / daß deß menschen gemüt / vnd kein element / oder was durch menschliche kunst gemachet ist / ein behausung seye der gnaden Gottes / vnd daß die selbig in keinem vnempfindtlichen ding eyngeschlossen seye / oder gesuocht vnd vereeret werden sölle. So dich alle himmel nit begreyffend / spricht Solomon3581 / wie vil minder dann dises hauß? Auff welches auch der theür vnd standhafft martyrer Christi Stephanus sicht / da er spricht:3582 Der aller höchst wonet nit in templen die mit henden gemachet sind. Als der Prophet spricht: Der himmel ist mein stuol / vnnd die erd der schämel meiner füssen: was wöllend jr dann für ein hauß bauwen? spricht der Herr: oder welches ist die statt meiner ruow? Disem volget auch nach der groß herrlich Apostel Christi Paulus / vnnd spricht:3583 Gott der die wält gemachet hat / vnnd alles was darinnen ist / sittmal er ein Herr ist himmels vnnd der erden / wonet er nit in templen mit den henden gemachet / seinen wirt auch nit von menschen henden gepflägt / als der yemants bedörffe dieweyl er selber yederman läben vnnd athem allenthalben gibt / etc. Dahär spricht auch der Herr im euangelio außtrucklich3584 / Es kumpt die zeyt / daß jr weder auff disem berg noch zuo Jerusalem den vatter werdend anbätten: sonder es kumpt die zeyt / vnd ist schon yetz / daß die warhafftigen anbätter werdend den vatter anbätten im geist vnd in der warheit.

Darumb so hebend die glöubigen die augen jres gemüts von den irrdischen vnd sichtbaren dingen auf zuo den himmelischen dingen. Deßhalb wenn vnsere heiligen altuorderen deß Herren Nachtmal woltend begon / so sang

3579 Bonaventurae zeügnuß daß die gnad in den sacramenten nit seye.
3580 Wo der sitz der gnaden Gottes seye / vnd woreyn sy gefasset werde.
3581 3.Reg.8.
3582 Acto.7.
3583 Acto.17.
3584 Joan.4.

Die Siben vnd viertzigste
wort: O Herr / saͤgne diß andaͤchtig wasser mit deinem mund / dz es über die natürlich reinigung / die es durch das waͤschen der leyben thuͦn mag / auch krefftig seye die gmuͤter zuͦ reinigen. Darnach nimpt der diener ein brunnende kertzen / hebt sy zum dritten mal in das tauffwasser / vnnd spricht: Es steyge die krafft deß heiligen geists in dise voͤlle deß brunnens herab. Vnd weyter / Vnd mache die gantze substantz diß wassers fruchtbar vnnd krefftig zuͦ widergebaͤren / ꝛc. Vnd das alles verstond sy on figur einfaltig geredt seyn / vnd legends auch nit anderst auß. Welches dann heiter gnuͦg anzeiget / was sy dem gesaͤgneten wasser zuͦgaͤbind / vnd das jr meinung ist die heiligen ding werdind in den zeichen begriffen. 3579 Darob windt vnnd traͤyet sich der Bonauentura wunderbarlich / vnd spricht doch zeletsten in seinem buͦch in 4. Magistri Distinct. 1. quaest. 3. vnder anderem also: Man sol keins waͤgs sagen / daß die gnad in den sacramenten waͤsenlich seye oder begriffen werde / wie wasser in einem gschirr / oder artzney in einer buchß: ja soͤlichs halten ist ein irrthumb. Darumb wirt jnen aber zuͦgaͤben daß sy die gnad begreyffind / daß sy die selbig bedeutend / vnd darumb daß in jnen die gnad allwaͤg gaͤben vnd mitteilt wirt: es gange dann ab vnd faͤle an dem ders empfacht: doch also zeuerston / daß die gnad in der seel seye / nit in den sichtbaren zeichen. Darumb werdend sy auch gschirr der gnaden genennet. Wiewol sy auch auff ein andere weyß gschirr moͤgend genennet werden. Dann wie ein ding das in einem gschirr ist / nit vom gschirr oder auß dem gschirr ist sonder vom selben gschoͤpfft wirt: also ist die gnad nit von den sacramenten oder auß den sacramenten / sonder sy entspringt von dem ewigen brunnen / vnnd wirt in den sacramenten von der seel auß dem selbigen gschoͤpfft. Vnd wie einer zum gschirr laufft wenn er wassers darff: also / waͤr das wasser der gnaden suͦcht vnd nit hat / der muͦß zun sacramenten lauffen. So vil Bonauentura. Der darinn recht hat / daß er die gnad Gott dem brunnen alles guͦten zuͦgibt: Gott woͤlte aber dz er das ander / das er darauf setzt / auch reiner vnd einfaltiger darthon hette. 3580 Es ist auch recht dz er die seel deß menschen / vnd nit die sichtbaren zeichen / für den sitz vnnd für das gfeß der gnaden vnd gaaben Gottes haltet: dann die heilig gschrifft leert allenthalben / daß deß menschen gemuͤt / vnd kein element / oder was durch menschliche kunst gemachet ist / ein behausung seye der gnaden Gottes / vnd daß die selbig in keinem vnempfindtlichen ding eyngeschlossen seye / oder gesuͦcht vnd vereeret werden soͤlle. So dich alle himmel nit begreyffend / spricht Solomon3581 / wie vil minder dann dises hauß? Auff welches auch der theür vnd standhafft martyrer Christi Stephanus sicht / da er spricht:3582 Der aller hoͤchst wonet nit in templen die mit henden gemachet sind. Als der Prophet spricht: Der himmel ist mein stuͦl / vnnd die erd der schaͤmel meiner fuͤssen: was woͤllend jr dann für ein hauß bauwen? spricht der Herr: oder welches ist die statt meiner ruͦw? Disem volget auch nach der groß herrlich Apostel Christi Paulus / vnnd spricht:3583 Gott der die waͤlt gemachet hat / vnnd alles was darinnen ist / sittmal er ein Herr ist himmels vnnd der erden / wonet er nit in templen mit den henden gemachet / seinen wirt auch nit von menschen henden gepflaͤgt / als der yemants bedoͤrffe dieweyl er selber yederman laͤben vnnd athem allenthalben gibt / ꝛc. Dahaͤr spricht auch der Herr im euangelio außtrucklich3584 / Es kumpt die zeyt / daß jr weder auff disem berg noch zuͦ Jerusalem den vatter werdend anbaͤtten: sonder es kumpt die zeyt / vnd ist schon yetz / daß die warhafftigen anbaͤtter werdend den vatter anbaͤtten im geist vnd in der warheit.

Darumb so hebend die gloͤubigen die augen jres gemuͤts von den irrdischen vnd sichtbaren dingen auf zuͦ den himmelischen dingen. Deßhalb wenn vnsere heiligen altuͦrderen deß Herren Nachtmal woltend begon / so sang

3579 Bonaventuræ zeügnuß daß die gnad in den sacramenten nit seye.
3580 Wo der sitz der gnaden Gottes seye / vnd woreyn sy gefasset werde.
3581 3.Reg.8.
3582 Acto.7.
3583 Acto.17.
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                   durch das wa&#x0364;schen der leyben thu&#x0366;n mag / auch krefftig seye die gmu&#x0364;ter zu&#x0366;
                   reinigen. Darnach nimpt der diener ein brunnende kertzen / hebt sy zum dritten mal
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                   dise vo&#x0364;lle deß brunnens herab. Vnd weyter / Vnd mache
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                   sichtbaren zeichen. Darumb werdend sy auch gschirr der gnaden genennet. Wiewol sy
                   auch auff ein andere weyß gschirr mo&#x0364;gend genennet werden. Dann wie ein ding das in
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                   gscho&#x0364;pfft wirt: also ist die gnad nit von den sacramenten oder auß den sacramenten
                   / sonder sy entspringt von dem ewigen brunnen / vnnd wirt in den sacramenten von
                   der seel auß dem selbigen gscho&#x0364;pfft. Vnd wie einer zum gschirr laufft wenn er
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[[416]/0924] Die Siben vnd viertzigste wort: O Herr / saͤgne diß andaͤchtig wasser mit deinem mund / dz es über die natürlich reinigung / die es durch das waͤschen der leyben thuͦn mag / auch krefftig seye die gmuͤter zuͦ reinigen. Darnach nimpt der diener ein brunnende kertzen / hebt sy zum dritten mal in das tauffwasser / vnnd spricht: Es steyge die krafft deß heiligen geists in dise voͤlle deß brunnens herab. Vnd weyter / Vnd mache die gantze substantz diß wassers fruchtbar vnnd krefftig zuͦ widergebaͤren / ꝛc. Vnd das alles verstond sy on figur einfaltig geredt seyn / vnd legends auch nit anderst auß. Welches dann heiter gnuͦg anzeiget / was sy dem gesaͤgneten wasser zuͦgaͤbind / vnd das jr meinung ist die heiligen ding werdind in den zeichen begriffen. 3579 Darob windt vnnd traͤyet sich der Bonauentura wunderbarlich / vnd spricht doch zeletsten in seinem buͦch in 4. Magistri Distinct. 1. quaest. 3. vnder anderem also: Man sol keins waͤgs sagen / daß die gnad in den sacramenten waͤsenlich seye oder begriffen werde / wie wasser in einem gschirr / oder artzney in einer buchß: ja soͤlichs halten ist ein irrthumb. Darumb wirt jnen aber zuͦgaͤben daß sy die gnad begreyffind / daß sy die selbig bedeutend / vnd darumb daß in jnen die gnad allwaͤg gaͤben vnd mitteilt wirt: es gange dann ab vnd faͤle an dem ders empfacht: doch also zeuerston / daß die gnad in der seel seye / nit in den sichtbaren zeichen. Darumb werdend sy auch gschirr der gnaden genennet. Wiewol sy auch auff ein andere weyß gschirr moͤgend genennet werden. Dann wie ein ding das in einem gschirr ist / nit vom gschirr oder auß dem gschirr ist sonder vom selben gschoͤpfft wirt: also ist die gnad nit von den sacramenten oder auß den sacramenten / sonder sy entspringt von dem ewigen brunnen / vnnd wirt in den sacramenten von der seel auß dem selbigen gschoͤpfft. Vnd wie einer zum gschirr laufft wenn er wassers darff: also / waͤr das wasser der gnaden suͦcht vnd nit hat / der muͦß zun sacramenten lauffen. So vil Bonauentura. Der darinn recht hat / daß er die gnad Gott dem brunnen alles guͦten zuͦgibt: Gott woͤlte aber dz er das ander / das er darauf setzt / auch reiner vnd einfaltiger darthon hette. 3580 Es ist auch recht dz er die seel deß menschen / vnd nit die sichtbaren zeichen / für den sitz vnnd für das gfeß der gnaden vnd gaaben Gottes haltet: dann die heilig gschrifft leert allenthalben / daß deß menschen gemuͤt / vnd kein element / oder was durch menschliche kunst gemachet ist / ein behausung seye der gnaden Gottes / vnd daß die selbig in keinem vnempfindtlichen ding eyngeschlossen seye / oder gesuͦcht vnd vereeret werden soͤlle. So dich alle himmel nit begreyffend / spricht Solomon 3581 / wie vil minder dann dises hauß? Auff welches auch der theür vnd standhafft martyrer Christi Stephanus sicht / da er spricht: 3582 Der aller hoͤchst wonet nit in templen die mit henden gemachet sind. Als der Prophet spricht: Der himmel ist mein stuͦl / vnnd die erd der schaͤmel meiner fuͤssen: was woͤllend jr dann für ein hauß bauwen? spricht der Herr: oder welches ist die statt meiner ruͦw? Disem volget auch nach der groß herrlich Apostel Christi Paulus / vnnd spricht: 3583 Gott der die waͤlt gemachet hat / vnnd alles was darinnen ist / sittmal er ein Herr ist himmels vnnd der erden / wonet er nit in templen mit den henden gemachet / seinen wirt auch nit von menschen henden gepflaͤgt / als der yemants bedoͤrffe dieweyl er selber yederman laͤben vnnd athem allenthalben gibt / ꝛc. Dahaͤr spricht auch der Herr im euangelio außtrucklich 3584 / Es kumpt die zeyt / daß jr weder auff disem berg noch zuͦ Jerusalem den vatter werdend anbaͤtten: sonder es kumpt die zeyt / vnd ist schon yetz / daß die warhafftigen anbaͤtter werdend den vatter anbaͤtten im geist vnd in der warheit. Darumb so hebend die gloͤubigen die augen jres gemuͤts von den irrdischen vnd sichtbaren dingen auf zuͦ den himmelischen dingen. Deßhalb wenn vnsere heiligen altuͦrderen deß Herren Nachtmal woltend begon / so sang 3579 Bonaventuræ zeügnuß daß die gnad in den sacramenten nit seye. 3580 Wo der sitz der gnaden Gottes seye / vnd woreyn sy gefasset werde. 3581 3.Reg.8. 3582 Acto.7. 3583 Acto.17. 3584 Joan.4.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/924>, abgerufen am 28.11.2024.