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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd viertzig
noch maß: man singt tag vnd nacht. Vnnd disem vngeschickten vnnd auch vnglöubigen gsang wirdt als einem göttlichen vnnd verdienstlichen werck mer zuogeben dann der war glaub zuolasse. Sagen magst du / es seye das geschwätz das vnser Herr beym Mattheo als ein Heydische superstition verbotten vnd verdampt hat. Darzuo so singt man auch in frömbder spraach / die wenigen bekannt / vnnd deßhalb on alle frucht der kirchen. Man hört ein langs aufgezogens / vnd obsich vnnd nidsich gebogens getön / one deütliche wort. Offt kempffend auch die Senger in den stimmen mit einanderen / vnd wirt also der gantz tempel mit grossem gschrey erfüllt / vnnd mögend von deß geschreyß wegen die zuohörer wenig verston was man singt. Jch gschweyg erst yetz der figurierten Music vnnd der instrumenten / din vast alle in der orgelen begriffen werdend. Jch gschweygen auch der todtenliederen / oder deß gebätts für die todten / von denen ich auch an anderen orten disputiert hab. Dise vnd dergleychen ding aber habend die gantze zeyt deß kirchen Gottsdiensts also eyngenommen / das nichts / oder der wenigist teil / dem waren gebätt / vnd dem heiligen Göttlichen verkünden deß worts Gottes mag zuogeben werden. Darumb so brauchend die so dem Euangelio glaubend / von rechter vnnd billicher vrsachen wegen / dises gsang nit / vnnd duldens auch nit im tempel Gottes. Vnd werdend die am aller Gottsäligklichisten vnnd weyßlichisten handlen geachtet / die den besten teil zeyts oder die gantz zeyt darinn die kirch zuosamen kumpt vnd sich versamlet / dem eynbrünstigen vnd rüwigen gebätt / vnnd der heilsamen verkündung deß worts Gottes / mit vnderlassung dises gsangs / zuogebend: besonders dieweyl es schwär ist / auch das gsang / das sunst für sich selb leydlich ist / also eynzilen vnd innhaben / daß es nit etwan übers zil trätte vnd außbreche.

3358 Daß aber die alten gewüsse vnnd bestimpte stunden gehebt / zuo denen sy besonders daheim / vnd offentlich in der gemeind gebättet / bezeüget die gantze heilige gschrifft an vilen orten. Dauid spricht nit an einem ort in seinen Psalmen3359 / er wölle für den Herren trätten frü vnnd auch spaat. Daniel bättet den Herren deß tags dreü mal an. Widerumb spricht Dauid / Zuo siben malen lob ich dich tags. Da verstadt er aber durch die siben mal / offtermal. Dann also läsend wir auch an anderen orten geschriben seyn3360 / Jch wil euch von der sünd wegen siben mal mer schlahen. Jtem3361 / Der gerecht falt deß tags siben mal / vnnd stadt wider auf. Jtem3362 / Wenn dein bruoder deß tags siben mal wider dich sündet / vnd sich bekeert / etc. Darumb so wirt die sibende zal an gwüssen orten / wie auch an disem gegenwirtigen ort Dauids / gesetzt für offtermal. Das besonder gebätt aber der glöubigen / wie ich auch daoben anzeigt / hat Christus weder an ort noch an zeyt angebunden: die gemeinen hat er aber auch nit aufgehebt: dann er ist nit ein Gott der vnordnung / sonder der ordnung. Es hieltend auch seine jünger selbs / dieweyl sy vnder dem Jüdischen volck läbtend / die gewonten stunden deß gebätts / nit auß zwang / sonder auß freyheit / vnd sonderlich von der versamlungen wegen. Dann 3363 Petrus vnd Joannes giengend hinauf inn tempel vmb die neünte stund deß gebätts. Jtem3364 am Pfingsttag warend alle glöubigen einmütigklich versamlet / vnd empfiengend den heiligen geist vmb die dritte stund deß tags. Man lißt auch3365 daß Sant Peter besonders in das hauß hinauf gangen vmb die sechßte stund. Nach dem aber der tempel aufgehebt vnd die Juden zerströuwet / habend die kirchen / die sich von den Heyden versamlet / nit gleyche stunden jrer versamlungen vnd gmeinden gehalten / sonder nach jrer freyheit / ye nach dem es einer yeden kirchen sonderlichen gelägen wz. Welcher vngleychheit auch die histori der alten kirchen3366 gedenckt. Doch so sind vast gmeinlich die stunden

3358 Von den stunden deß gebätts.
3359 Psal.119.
3360 Leuit.26.
3361 Prou.24.
3362 Luc.17.
3363 Act.3.
3364 Acto.2.
3365 Acto.10.
3366 Trip.lib.9.cap.39.

Die Fünff vnd viertzig
noch maß: man singt tag vnd nacht. Vnnd disem vngeschickten vnnd auch vngloͤubigen gsang wirdt als einem goͤttlichen vnnd verdienstlichen werck mer zuͦgeben dann der war glaub zuͦlasse. Sagen magst du / es seye das geschwaͤtz das vnser Herr beym Mattheo als ein Heydische superstition verbotten vnd verdampt hat. Darzuͦ so singt man auch in froͤmbder spraach / die wenigen bekannt / vnnd deßhalb on alle frucht der kirchen. Man hoͤrt ein langs aufgezogens / vnd obsich vnnd nidsich gebogens getoͤn / one deütliche wort. Offt kempffend auch die Senger in den stimmen mit einanderen / vnd wirt also der gantz tempel mit grossem gschrey erfüllt / vnnd moͤgend von deß geschreyß wegen die zuͦhoͤrer wenig verston was man singt. Jch gschweyg erst yetz der figurierten Music vnnd der instrumenten / din vast alle in der orgelen begriffen werdend. Jch gschweygen auch der todtenliederen / oder deß gebaͤtts für die todten / von denen ich auch an anderen orten disputiert hab. Dise vnd dergleychen ding aber habend die gantze zeyt deß kirchen Gottsdiensts also eyngenommen / das nichts / oder der wenigist teil / dem waren gebaͤtt / vnd dem heiligen Goͤttlichen verkünden deß worts Gottes mag zuͦgeben werden. Darumb so brauchend die so dem Euangelio glaubend / von rechter vnnd billicher vrsachen wegen / dises gsang nit / vnnd duldens auch nit im tempel Gottes. Vnd werdend die am aller Gottsaͤligklichisten vnnd weyßlichisten handlen geachtet / die den besten teil zeyts oder die gantz zeyt darinn die kirch zuͦsamen kumpt vnd sich versamlet / dem eynbrünstigen vnd ruͤwigen gebaͤtt / vnnd der heilsamen verkündung deß worts Gottes / mit vnderlassung dises gsangs / zuͦgebend: besonders dieweyl es schwaͤr ist / auch das gsang / das sunst für sich selb leydlich ist / also eynzilen vnd innhaben / daß es nit etwan übers zil traͤtte vnd außbreche.

3358 Daß aber die alten gewüsse vnnd bestimpte stunden gehebt / zuͦ denen sy besonders daheim / vnd offentlich in der gemeind gebaͤttet / bezeüget die gantze heilige gschrifft an vilen orten. Dauid spricht nit an einem ort in seinen Psalmen3359 / er woͤlle für den Herren traͤtten fruͤ vnnd auch spaat. Daniel baͤttet den Herren deß tags dreü mal an. Widerumb spricht Dauid / Zuͦ siben malen lob ich dich tags. Da verstadt er aber durch die siben mal / offtermal. Dann also laͤsend wir auch an anderen orten geschriben seyn3360 / Jch wil euch von der sünd wegen siben mal mer schlahen. Jtem3361 / Der gerecht falt deß tags siben mal / vnnd stadt wider auf. Jtem3362 / Wenn dein bruͦder deß tags siben mal wider dich sündet / vnd sich bekeert / ꝛc. Darumb so wirt die sibende zal an gwüssen orten / wie auch an disem gegenwirtigen ort Dauids / gesetzt für offtermal. Das besonder gebaͤtt aber der gloͤubigen / wie ich auch daoben anzeigt / hat Christus weder an ort noch an zeyt angebunden: die gemeinen hat er aber auch nit aufgehebt: dann er ist nit ein Gott der vnordnung / sonder der ordnung. Es hieltend auch seine jünger selbs / dieweyl sy vnder dem Jüdischen volck laͤbtend / die gewonten stunden deß gebaͤtts / nit auß zwang / sonder auß freyheit / vnd sonderlich von der versamlungen wegen. Dann 3363 Petrus vnd Joannes giengend hinauf inn tempel vmb die neünte stund deß gebaͤtts. Jtem3364 am Pfingsttag warend alle gloͤubigen einmuͤtigklich versamlet / vnd empfiengend den heiligen geist vmb die dritte stund deß tags. Man lißt auch3365 daß Sant Peter besonders in das hauß hinauf gangen vmb die sechßte stund. Nach dem aber der tempel aufgehebt vnd die Juden zerstroͤuwet / habend die kirchen / die sich von den Heyden versamlet / nit gleyche stunden jrer versamlungen vnd gmeinden gehalten / sonder nach jrer freyheit / ye nach dem es einer yeden kirchen sonderlichen gelaͤgen wz. Welcher vngleychheit auch die histori der alten kirchen3366 gedenckt. Doch so sind vast gmeinlich die stunden

3358 Von den stunden deß gebaͤtts.
3359 Psal.119.
3360 Leuit.26.
3361 Prou.24.
3362 Luc.17.
3363 Act.3.
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                   vast alle in der orgelen begriffen werdend. Jch gschweygen auch der
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[[386]/0864] Die Fünff vnd viertzig noch maß: man singt tag vnd nacht. Vnnd disem vngeschickten vnnd auch vngloͤubigen gsang wirdt als einem goͤttlichen vnnd verdienstlichen werck mer zuͦgeben dann der war glaub zuͦlasse. Sagen magst du / es seye das geschwaͤtz das vnser Herr beym Mattheo als ein Heydische superstition verbotten vnd verdampt hat. Darzuͦ so singt man auch in froͤmbder spraach / die wenigen bekannt / vnnd deßhalb on alle frucht der kirchen. Man hoͤrt ein langs aufgezogens / vnd obsich vnnd nidsich gebogens getoͤn / one deütliche wort. Offt kempffend auch die Senger in den stimmen mit einanderen / vnd wirt also der gantz tempel mit grossem gschrey erfüllt / vnnd moͤgend von deß geschreyß wegen die zuͦhoͤrer wenig verston was man singt. Jch gschweyg erst yetz der figurierten Music vnnd der instrumenten / din vast alle in der orgelen begriffen werdend. Jch gschweygen auch der todtenliederen / oder deß gebaͤtts für die todten / von denen ich auch an anderen orten disputiert hab. Dise vnd dergleychen ding aber habend die gantze zeyt deß kirchen Gottsdiensts also eyngenommen / das nichts / oder der wenigist teil / dem waren gebaͤtt / vnd dem heiligen Goͤttlichen verkünden deß worts Gottes mag zuͦgeben werden. Darumb so brauchend die so dem Euangelio glaubend / von rechter vnnd billicher vrsachen wegen / dises gsang nit / vnnd duldens auch nit im tempel Gottes. Vnd werdend die am aller Gottsaͤligklichisten vnnd weyßlichisten handlen geachtet / die den besten teil zeyts oder die gantz zeyt darinn die kirch zuͦsamen kumpt vnd sich versamlet / dem eynbrünstigen vnd ruͤwigen gebaͤtt / vnnd der heilsamen verkündung deß worts Gottes / mit vnderlassung dises gsangs / zuͦgebend: besonders dieweyl es schwaͤr ist / auch das gsang / das sunst für sich selb leydlich ist / also eynzilen vnd innhaben / daß es nit etwan übers zil traͤtte vnd außbreche. 3358 Daß aber die alten gewüsse vnnd bestimpte stunden gehebt / zuͦ denen sy besonders daheim / vnd offentlich in der gemeind gebaͤttet / bezeüget die gantze heilige gschrifft an vilen orten. Dauid spricht nit an einem ort in seinen Psalmen 3359 / er woͤlle für den Herren traͤtten fruͤ vnnd auch spaat. Daniel baͤttet den Herren deß tags dreü mal an. Widerumb spricht Dauid / Zuͦ siben malen lob ich dich tags. Da verstadt er aber durch die siben mal / offtermal. Dann also laͤsend wir auch an anderen orten geschriben seyn 3360 / Jch wil euch von der sünd wegen siben mal mer schlahen. Jtem 3361 / Der gerecht falt deß tags siben mal / vnnd stadt wider auf. Jtem 3362 / Wenn dein bruͦder deß tags siben mal wider dich sündet / vnd sich bekeert / ꝛc. Darumb so wirt die sibende zal an gwüssen orten / wie auch an disem gegenwirtigen ort Dauids / gesetzt für offtermal. Das besonder gebaͤtt aber der gloͤubigen / wie ich auch daoben anzeigt / hat Christus weder an ort noch an zeyt angebunden: die gemeinen hat er aber auch nit aufgehebt: dann er ist nit ein Gott der vnordnung / sonder der ordnung. Es hieltend auch seine jünger selbs / dieweyl sy vnder dem Jüdischen volck laͤbtend / die gewonten stunden deß gebaͤtts / nit auß zwang / sonder auß freyheit / vnd sonderlich von der versamlungen wegen. Dann 3363 Petrus vnd Joannes giengend hinauf inn tempel vmb die neünte stund deß gebaͤtts. Jtem 3364 am Pfingsttag warend alle gloͤubigen einmuͤtigklich versamlet / vnd empfiengend den heiligen geist vmb die dritte stund deß tags. Man lißt auch 3365 daß Sant Peter besonders in das hauß hinauf gangen vmb die sechßte stund. Nach dem aber der tempel aufgehebt vnd die Juden zerstroͤuwet / habend die kirchen / die sich von den Heyden versamlet / nit gleyche stunden jrer versamlungen vnd gmeinden gehalten / sonder nach jrer freyheit / ye nach dem es einer yeden kirchen sonderlichen gelaͤgen wz. Welcher vngleychheit auch die histori der alten kirchen 3366 gedenckt. Doch so sind vast gmeinlich die stunden 3358 Von den stunden deß gebaͤtts. 3359 Psal.119. 3360 Leuit.26. 3361 Prou.24. 3362 Luc.17. 3363 Act.3. 3364 Acto.2. 3365 Acto.10. 3366 Trip.lib.9.cap.39.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/864>, abgerufen am 24.11.2024.