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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
welches dann der kirchen meinung ist / nach dem wort deß Heylands da er spricht / Mein vatter würckt bißhär / vnnd ich würcken auch / Jtem nach dem spruch Esaie / Der den geist deß menschen gestaltet in jm. Vnnd wie im Psalmen stat / der allein jhre hertzen gestaltet hat. So vil Hieronymus. Die heilig geschrifft leert ie mit heiteren worten2815 / das die seel nit von der erden entspringe / noch dz sie vor dem leib erschaffen seye / sonder das sie vß dem mund deß schöpffers härkömme / das ist / auß der verborgnen krafft Gottes / vnd dem jetz gestalteten leib yngossen werde. Dann do Moses die schöpffung vnsers ersten vatters beschreibt / da mäldet er das der leib Adams zum ersten seye gestaltet worden / vnd nach dem der selbig formiert vnd außgemachet / seye jm erst die läbendig seel yngeblasen. Dann er spricht2816 / vnd Gott der Herr gestaltet den menschen kat von der erden / vnd bließ in seine naßlöcher einen läbendigen athem / vnd also ward der mensch ein läbendige seel. Dann der läbendig athem heißt die läblich vernünfftig vnd menschlich seel / welche du sichst dem lyb ynblasen vnd yngossen sein / als der selbig jetzund formiert vnd gestaltet was. Vnd do der Herr auch das weyb auß dem ripp erschuoff / hat er die seel nit auß dem Adam vnd auß seiner seel in die Euam gepflantzet / sonder eine erschaffen vnnd die auß seiner güte vnd krafft jrem leyb der jetz formiert was yngegossen. Das aber auch wir auff den heütigen tag keiner anderen weyß vom Herren erschaffen werdind / dann also / das die seel dem leib nach dem er jetzund gestaltet ist / yngossen werde / bezeüget Job gar gnuogsamlich / da er spricht2817 / Deine händ habend mich (O Gott) gantz vnd gar rings weys vmb gemachet vnd gestalltet. Hast du mich nicht gegossen wie ein milch / vnd wie einen käs machen zuosammen rünnen? Mitt haut vnd fleisch hast du mich überzogen / auß beinen vnnd neruen hast du mich zuosammen gesetzt. Da hast gar fein beschriben die empfencknuß vnnd gestaltung deß menschlichen leybs inn muoter leyb. Darauff volget nun weyter im Job auch von der seel / Läben hast du mir gäben / vnd mir barmhertzikeit bewisen / mit deiner acht vnd huot hast du meinen geist verhütet. Merck / das läben das ist die seel / ist vonn Gott dem leyb yngegossen / als der jetz geformiert vnd gestaltet gewesen. Das läben spricht er hast du mir gegeben / vnnd barmhertzikeit bewisen. Zum läben setzt er auch die barmhertzikeit. Dann es ist ein wunder / das die frucht in muoter leyb mag läben / inn so vil hütlinen ingewicklet: Darumb so erzeigt sich darinn die grosse guothat der Göttlichen barmhertzikeit. Darauff volget aber erklärung weys / vnd dein heimsuochung / das ist / dein fürsichtikeit / acht vnnd huot / hatt meinen geist verhütet oder erhalten. Da nennt er ein geist / das er vorhin das läben / das ist die seel genennt hatt. Darumb so haltend wir recht vnd nach der geschrifft / das die seelen der menschen von Gott erschaffen / vnnd den leyben nach dem sie jetzt in muoter leyb außgemachet sind / yngossen werdind / Ob wir gleich hierinn nicht alle vnnd jede pünctli vnd stückli dises handels zum spitzfündigisten anrürend.

2818 Nun müssend wir aber auch besehen / was die seel in dem leyb deß menschen würcke. Das habend wir da oben inn der beschreibung der seel mitt kurtzen worten begriffen / da ich gesprochen / das sie dem leyb zuogethon / den menschen läbendig mache vnnd leite. Dann es begreifft die vernünfftig seel auch die uim uegetatiuam & sensitiuam, das ist / die krafft der natürlichen erhaltung vnnd der empfintnuß / vnnd nach der selben macht sie den leyb läbendig. Zuo dem so hatt sie auch zwen theil / die ämpteren nicht wäsens halb vnderscheiden sind / Nammlich den verstand vnnd den willen / nach den selben leitet sie den menschen. Dann mitt dem verstand / welcher auch gemüt vnnd vernunfft genennt wirdt / merckt / entscheidet / vnd erkennt sie die ding die verstentlich sind / vnnd sicht was sie thuon oder lassen sölle. Mitt dem willen aber oder mitt

2815 Psal.33.
2816 Gen.2.
2817 Job. 10.
2818 Von den krefften vnd würckungen der seel.

Predig.
welches dann der kirchen meinung ist / nach dem wort deß Heylands da er spricht / Mein vatter würckt bißhaͤr / vnnd ich würcken auch / Jtem nach dem spruch Esaie / Der den geist deß menschen gestaltet in jm. Vnnd wie im Psalmen stat / der allein jhre hertzen gestaltet hat. So vil Hieronymus. Die heilig geschrifft leert ie mit heiteren worten2815 / das die seel nit von der erden entspringe / noch dz sie vor dem leib erschaffen seye / sonder das sie vß dem mund deß schoͤpffers haͤrkoͤmme / das ist / auß der verborgnen krafft Gottes / vnd dem jetz gestalteten leib yngossen werde. Dann do Moses die schoͤpffung vnsers ersten vatters beschreibt / da maͤldet er das der leib Adams zum ersten seye gestaltet worden / vnd nach dem der selbig formiert vnd außgemachet / seye jm erst die laͤbendig seel yngeblasen. Dann er spricht2816 / vnd Gott der Herr gestaltet den menschen kat von der erden / vnd bließ in seine naßloͤcher einen laͤbendigen athem / vnd also ward der mensch ein laͤbendige seel. Dann der laͤbendig athem heißt die laͤblich vernünfftig vnd menschlich seel / welche du sichst dem lyb ynblasen vnd yngossen sein / als der selbig jetzund formiert vnd gestaltet was. Vnd do der Herr auch das weyb auß dem ripp erschuͦff / hat er die seel nit auß dem Adam vnd auß seiner seel in die Euam gepflantzet / sonder eine erschaffen vnnd die auß seiner guͤte vnd krafft jrem leyb der jetz formiert was yngegossen. Das aber auch wir auff den heütigen tag keiner anderen weyß vom Herren erschaffen werdind / dann also / das die seel dem leib nach dem er jetzund gestaltet ist / yngossen werde / bezeüget Job gar gnuͦgsamlich / da er spricht2817 / Deine haͤnd habend mich (O Gott) gantz vnd gar rings weys vmb gemachet vnd gestalltet. Hast du mich nicht gegossen wie ein milch / vnd wie einen kaͤs machen zuͦsammen rünnen? Mitt haut vnd fleisch hast du mich überzogen / auß beinen vnnd neruen hast du mich zuͦsammen gesetzt. Da hast gar fein beschriben die empfencknuß vnnd gestaltung deß menschlichen leybs inn muͦter leyb. Darauff volget nun weyter im Job auch von der seel / Laͤben hast du mir gaͤben / vnd mir barmhertzikeit bewisen / mit deiner acht vnd huͦt hast du meinen geist verhuͤtet. Merck / das laͤben das ist die seel / ist vonn Gott dem leyb yngegossen / als der jetz geformiert vnd gestaltet gewesen. Das laͤben spricht er hast du mir gegeben / vnnd barmhertzikeit bewisen. Zum laͤben setzt er auch die barmhertzikeit. Dann es ist ein wunder / das die frucht in muͦter leyb mag laͤben / inn so vil hütlinen ingewicklet: Darumb so erzeigt sich darinn die grosse guͦthat der Goͤttlichen barmhertzikeit. Darauff volget aber erklaͤrung weys / vnd dein heimsuͦchung / das ist / dein fürsichtikeit / acht vnnd huͦt / hatt meinen geist verhuͤtet oder erhalten. Da nennt er ein geist / das er vorhin das laͤben / das ist die seel genennt hatt. Darumb so haltend wir recht vnd nach der geschrifft / das die seelen der menschen von Gott erschaffen / vnnd den leyben nach dem sie jetzt in muͦter leyb außgemachet sind / yngossen werdind / Ob wir gleich hierinn nicht alle vnnd jede pünctli vnd stückli dises handels zum spitzfündigisten anruͤrend.

2818 Nun muͤssend wir aber auch besehen / was die seel in dem leyb deß menschen würcke. Das habend wir da oben inn der beschreibung der seel mitt kurtzen worten begriffen / da ich gesprochen / das sie dem leyb zuͦgethon / den menschen laͤbendig mache vnnd leite. Dann es begreifft die vernünfftig seel auch die uim uegetatiuam & sensitiuam, das ist / die krafft der natürlichen erhaltung vnnd der empfintnuß / vnnd nach der selben macht sie den leyb laͤbendig. Zuͦ dem so hatt sie auch zwen theil / die aͤmpteren nicht waͤsens halb vnderscheiden sind / Nammlich den verstand vnnd den willen / nach den selben leitet sie den menschen. Dann mitt dem verstand / welcher auch gemuͤt vnnd vernunfft genennt wirdt / merckt / entscheidet / vnd erkennt sie die ding die verstentlich sind / vnnd sicht was sie thuͦn oder lassen soͤlle. Mitt dem willen aber oder mitt

2815 Psal.33.
2816 Gen.2.
2817 Job. 10.
2818 Von den krefften vnd würckungen der seel.
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                   / ist vonn Gott dem leyb yngegossen / als der jetz geformiert vnd gestaltet
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                   Zum la&#x0364;ben setzt er auch die barmhertzikeit. Dann es ist ein wunder / das die
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[CCCXIX./0729] Predig. welches dann der kirchen meinung ist / nach dem wort deß Heylands da er spricht / Mein vatter würckt bißhaͤr / vnnd ich würcken auch / Jtem nach dem spruch Esaie / Der den geist deß menschen gestaltet in jm. Vnnd wie im Psalmen stat / der allein jhre hertzen gestaltet hat. So vil Hieronymus. Die heilig geschrifft leert ie mit heiteren worten 2815 / das die seel nit von der erden entspringe / noch dz sie vor dem leib erschaffen seye / sonder das sie vß dem mund deß schoͤpffers haͤrkoͤmme / das ist / auß der verborgnen krafft Gottes / vnd dem jetz gestalteten leib yngossen werde. Dann do Moses die schoͤpffung vnsers ersten vatters beschreibt / da maͤldet er das der leib Adams zum ersten seye gestaltet worden / vnd nach dem der selbig formiert vnd außgemachet / seye jm erst die laͤbendig seel yngeblasen. Dann er spricht 2816 / vnd Gott der Herr gestaltet den menschen kat von der erden / vnd bließ in seine naßloͤcher einen laͤbendigen athem / vnd also ward der mensch ein laͤbendige seel. Dann der laͤbendig athem heißt die laͤblich vernünfftig vnd menschlich seel / welche du sichst dem lyb ynblasen vnd yngossen sein / als der selbig jetzund formiert vnd gestaltet was. Vnd do der Herr auch das weyb auß dem ripp erschuͦff / hat er die seel nit auß dem Adam vnd auß seiner seel in die Euam gepflantzet / sonder eine erschaffen vnnd die auß seiner guͤte vnd krafft jrem leyb der jetz formiert was yngegossen. Das aber auch wir auff den heütigen tag keiner anderen weyß vom Herren erschaffen werdind / dann also / das die seel dem leib nach dem er jetzund gestaltet ist / yngossen werde / bezeüget Job gar gnuͦgsamlich / da er spricht 2817 / Deine haͤnd habend mich (O Gott) gantz vnd gar rings weys vmb gemachet vnd gestalltet. Hast du mich nicht gegossen wie ein milch / vnd wie einen kaͤs machen zuͦsammen rünnen? Mitt haut vnd fleisch hast du mich überzogen / auß beinen vnnd neruen hast du mich zuͦsammen gesetzt. Da hast gar fein beschriben die empfencknuß vnnd gestaltung deß menschlichen leybs inn muͦter leyb. Darauff volget nun weyter im Job auch von der seel / Laͤben hast du mir gaͤben / vnd mir barmhertzikeit bewisen / mit deiner acht vnd huͦt hast du meinen geist verhuͤtet. Merck / das laͤben das ist die seel / ist vonn Gott dem leyb yngegossen / als der jetz geformiert vnd gestaltet gewesen. Das laͤben spricht er hast du mir gegeben / vnnd barmhertzikeit bewisen. Zum laͤben setzt er auch die barmhertzikeit. Dann es ist ein wunder / das die frucht in muͦter leyb mag laͤben / inn so vil hütlinen ingewicklet: Darumb so erzeigt sich darinn die grosse guͦthat der Goͤttlichen barmhertzikeit. Darauff volget aber erklaͤrung weys / vnd dein heimsuͦchung / das ist / dein fürsichtikeit / acht vnnd huͦt / hatt meinen geist verhuͤtet oder erhalten. Da nennt er ein geist / das er vorhin das laͤben / das ist die seel genennt hatt. Darumb so haltend wir recht vnd nach der geschrifft / das die seelen der menschen von Gott erschaffen / vnnd den leyben nach dem sie jetzt in muͦter leyb außgemachet sind / yngossen werdind / Ob wir gleich hierinn nicht alle vnnd jede pünctli vnd stückli dises handels zum spitzfündigisten anruͤrend. 2818 Nun muͤssend wir aber auch besehen / was die seel in dem leyb deß menschen würcke. Das habend wir da oben inn der beschreibung der seel mitt kurtzen worten begriffen / da ich gesprochen / das sie dem leyb zuͦgethon / den menschen laͤbendig mache vnnd leite. Dann es begreifft die vernünfftig seel auch die uim uegetatiuam & sensitiuam, das ist / die krafft der natürlichen erhaltung vnnd der empfintnuß / vnnd nach der selben macht sie den leyb laͤbendig. Zuͦ dem so hatt sie auch zwen theil / die aͤmpteren nicht waͤsens halb vnderscheiden sind / Nammlich den verstand vnnd den willen / nach den selben leitet sie den menschen. Dann mitt dem verstand / welcher auch gemuͤt vnnd vernunfft genennt wirdt / merckt / entscheidet / vnd erkennt sie die ding die verstentlich sind / vnnd sicht was sie thuͦn oder lassen soͤlle. Mitt dem willen aber oder mitt 2815 Psal.33. 2816 Gen.2. 2817 Job. 10. 2818 Von den krefften vnd würckungen der seel.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCXIX.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/729>, abgerufen am 22.11.2024.