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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Siben vnd dreissigste
ersten menschen / ob gleich wol nicht mit dem Nammen / sonder in dem werck selb / Christen gewesen sein sagen wurde / der jrret waarlich an der waarheyt nicht. Dann der Christen Namm heißt ein menschen / der durch die erkanntnuß vnnd leer Christi / inn bescheydenheyt deß gemüts / inn gerächtigkeyt vnnd mäßigkeyt deß läbens / inn verharrung aller tugenden / vnnd inn bekanntnuß der waaren Gottsäligkeyt / vor dem einigen vnnd ewigen Gott vnnser aller / groß vnnd fürtreffenlich ist. Diser dingen habend sich aber dise allten nicht minders gehalten vnnd geflissen dann auch wir. Dann sie habend der leiblichen beschneidung kein rechnung gehept / wie auch wir nicht / Noch der haltung deß Sabbaths / wie auch wir nicht / Noch deß enthaltens von speisen / vnnd anderer dingen vnderscheyd / die hernach erst Moses zuo dem aller ersten auffgesetzt vnnd vnnder der geheymnuß zuo halten befolhen hatt / wie auch yetzund die Christen der dingen nützit habend. Darzuo so habend sie den Christum das ist den gesalbten Gottes heitter gesehen. Dann das er Abrahe erschinen seye / vnnd Jsaaco Jsraeli vnnd Mosi geantwortet / vnnd auch hernach mitt den Propheten geredt habe / ist vorhin erklärt worden. Dahar findest auch dise glöubigen den Nammen Christi empfangen haben / nach dem wort das vonn jhnen geredt ist / namlich2512 / Nicht rürend meine gesalbeten an / vnnd fügend meinen Propheten nichts leyds zuo. Darumb so ist offenbar das diser glaub diser männeren die zuo Abrahams zeiten so Gottsäligklich geläbt habend / welcher auch vnlang hieuor durch die Predig Christi allen völckeren ist verkündet worden / der erst vnnd aller eltist glaub seye. So vil Eusebius.

2513So wir aber yetzund vnns selbst in disem Spiegel deß Christenlichen nammens beschouwen söllend / so werdend wir sehen / das deren gar wenig auff den hüttigen tag sind / die dises nammens wirdig sygind. Wir werdend wol all gemeynlich also genennt / vnnd wöllend auch allsammen Christen genennt werden / vnnser läbend aber wenig disem Nammen gemäß. Vonn der heiligen salbung werdend wir Christen genennt. Dise heilige salbung ist der heilig geist / Auff wäm wirt aber mein geist ruowen / spricht der Herr2514 dann auff dem niderträchtigen vnd stillen / vnnd der ab meiner red erzitteret? Wir vernütigend aber das wort Gottes / habend vnrüwige gemüter / sind durch böse anfechtungen zerstört / sind auff blasen vonn hoffart / darumb so habend wir die heilig salbung nitt. Wer wolt dann sagen das wir Christen wärind? Wir werdend der mertheyl beherrschet vonn bösen anfechtungen / vonn dem fleisch / von der wält / vnnd vonn dem Fürsten diser wält / wenig sind vnser / die das fleisch die wält vnnd was darinn ist beherrschind. Darumb so hatt der geist der wält vnnd deß fleisches die herrschafft in vns / nicht der geist Gottes. Der Teüffel beherrschet vnns / das fleisch vnnd die wält / dann denen dingen läbend wir / denen sind wir gehorsam / vnnd sind deßhalb knecht / frey von aller gerechtigkeyt vnd heiligkeyt / vnd dienend in einer schnöden knechtschafft. Dann wir begärend nicht erlößt zuo werden / wir suochend nicht ein der vnns errette / sind nicht vndultig ab der tyranney deß Teüffels / das wir vns darwider satztind / sonder sind faul vnnd blug / vnnd lassend vnns gern vnder die Tyranney trucken / vnnd darunder behalten. Ja es verdreüßt vnns der arbeyt / deß wachens / deß gebätts / vnnd aller stucken der Gottsäligkeyt / vnd liggend also sicher inn aller vnzucht. Wer wolt nun sagen das sölliche Seüw deß heiligen Christenlichen nammens wärt wärind / er wäre dann auch ein Sauw vnnd wuost? Darumb so ist es kein wunder / wenn sölliche zur hellen in das ewig feür verstossen werdend / damitt sie daselbst ewigklich bey dem sygind / dem sie hie nachzuovolgen so vnbillich erwölt habend. Wär ist auch vnder vnns allen /

2512 Psalm 105.
2513 Das wenig warer Christen sygind.
2514 Esai.66.

Die Siben vnd dreissigste
ersten menschen / ob gleich wol nicht mit dem Nammen / sonder in dem werck selb / Christen gewesen sein sagen wurde / der jrret waarlich an der waarheyt nicht. Dann der Christen Namm heißt ein menschen / der durch die erkanntnuß vnnd leer Christi / inn bescheydenheyt deß gemuͤts / inn geraͤchtigkeyt vnnd maͤßigkeyt deß laͤbens / inn verharrung aller tugenden / vnnd inn bekanntnuß der waaren Gottsaͤligkeyt / vor dem einigen vnnd ewigen Gott vnnser aller / groß vnnd fürtreffenlich ist. Diser dingen habend sich aber dise allten nicht minders gehalten vnnd geflissen dann auch wir. Dann sie habend der leiblichen beschneidung kein rechnung gehept / wie auch wir nicht / Noch der haltung deß Sabbaths / wie auch wir nicht / Noch deß enthaltens von speisen / vnnd anderer dingen vnderscheyd / die hernach erst Moses zuͦ dem aller ersten auffgesetzt vnnd vnnder der geheymnuß zuͦ halten befolhen hatt / wie auch yetzund die Christen der dingen nützit habend. Darzuͦ so habend sie den Christum das ist den gesalbten Gottes heitter gesehen. Dann das er Abrahe erschinen seye / vnnd Jsaaco Jsraeli vnnd Mosi geantwortet / vnnd auch hernach mitt den Propheten geredt habe / ist vorhin erklaͤrt worden. Dahar findest auch dise gloͤubigen den Nammen Christi empfangen haben / nach dem wort das vonn jhnen geredt ist / namlich2512 / Nicht ruͤrend meine gesalbeten an / vnnd fuͤgend meinen Propheten nichts leyds zuͦ. Darumb so ist offenbar das diser glaub diser maͤnneren die zuͦ Abrahams zeiten so Gottsaͤligklich gelaͤbt habend / welcher auch vnlang hieuͦr durch die Predig Christi allen voͤlckeren ist verkündet worden / der erst vnnd aller eltist glaub seye. So vil Eusebius.

2513So wir aber yetzund vnns selbst in disem Spiegel deß Christenlichen nammens beschouwen soͤllend / so werdend wir sehen / das deren gar wenig auff den hüttigen tag sind / die dises nammens wirdig sygind. Wir werdend wol all gemeynlich also genennt / vnnd woͤllend auch allsammen Christen genennt werden / vnnser laͤbend aber wenig disem Nammen gemaͤß. Vonn der heiligen salbung werdend wir Christen genennt. Dise heilige salbung ist der heilig geist / Auff waͤm wirt aber mein geist ruͦwen / spricht der Herr2514 dann auff dem nidertraͤchtigen vnd stillen / vnnd der ab meiner red erzitteret? Wir vernütigend aber das wort Gottes / habend vnruͤwige gemuͤter / sind durch boͤse anfechtungen zerstoͤrt / sind auff blasen vonn hoffart / darumb so habend wir die heilig salbung nitt. Wer wolt dann sagen das wir Christen waͤrind? Wir werdend der mertheyl beherrschet vonn boͤsen anfechtungen / vonn dem fleisch / von der waͤlt / vnnd vonn dem Fürsten diser waͤlt / wenig sind vnser / die das fleisch die waͤlt vnnd was darinn ist beherrschind. Darumb so hatt der geist der waͤlt vnnd deß fleisches die herrschafft in vns / nicht der geist Gottes. Der Teüffel beherrschet vnns / das fleisch vnnd die waͤlt / dann denen dingen laͤbend wir / denen sind wir gehorsam / vnnd sind deßhalb knecht / frey von aller gerechtigkeyt vnd heiligkeyt / vnd dienend in einer schnoͤden knechtschafft. Dann wir begaͤrend nicht erloͤßt zuͦ werden / wir suͦchend nicht ein der vnns errette / sind nicht vndultig ab der tyranney deß Teüffels / das wir vns darwider satztind / sonder sind faul vnnd blug / vnnd lassend vnns gern vnder die Tyranney trucken / vnnd darunder behalten. Ja es verdreüßt vnns der arbeyt / deß wachens / deß gebaͤtts / vnnd aller stucken der Gottsaͤligkeyt / vnd liggend also sicher inn aller vnzucht. Wer wolt nun sagen das soͤlliche Seüw deß heiligen Christenlichen nammens waͤrt waͤrind / er waͤre dann auch ein Sauw vnnd wuͦst? Darumb so ist es kein wunder / wenn soͤlliche zur hellen in das ewig feür verstossen werdend / damitt sie daselbst ewigklich bey dem sygind / dem sie hie nachzuͦvolgen so vnbillich erwoͤlt habend. Waͤr ist auch vnder vnns allen /

2512 Psalm 105.
2513 Das wenig warer Christen sygind.
2514 Esai.66.
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[[295]/0682] Die Siben vnd dreissigste ersten menschen / ob gleich wol nicht mit dem Nammen / sonder in dem werck selb / Christen gewesen sein sagen wurde / der jrret waarlich an der waarheyt nicht. Dann der Christen Namm heißt ein menschen / der durch die erkanntnuß vnnd leer Christi / inn bescheydenheyt deß gemuͤts / inn geraͤchtigkeyt vnnd maͤßigkeyt deß laͤbens / inn verharrung aller tugenden / vnnd inn bekanntnuß der waaren Gottsaͤligkeyt / vor dem einigen vnnd ewigen Gott vnnser aller / groß vnnd fürtreffenlich ist. Diser dingen habend sich aber dise allten nicht minders gehalten vnnd geflissen dann auch wir. Dann sie habend der leiblichen beschneidung kein rechnung gehept / wie auch wir nicht / Noch der haltung deß Sabbaths / wie auch wir nicht / Noch deß enthaltens von speisen / vnnd anderer dingen vnderscheyd / die hernach erst Moses zuͦ dem aller ersten auffgesetzt vnnd vnnder der geheymnuß zuͦ halten befolhen hatt / wie auch yetzund die Christen der dingen nützit habend. Darzuͦ so habend sie den Christum das ist den gesalbten Gottes heitter gesehen. Dann das er Abrahe erschinen seye / vnnd Jsaaco Jsraeli vnnd Mosi geantwortet / vnnd auch hernach mitt den Propheten geredt habe / ist vorhin erklaͤrt worden. Dahar findest auch dise gloͤubigen den Nammen Christi empfangen haben / nach dem wort das vonn jhnen geredt ist / namlich 2512 / Nicht ruͤrend meine gesalbeten an / vnnd fuͤgend meinen Propheten nichts leyds zuͦ. Darumb so ist offenbar das diser glaub diser maͤnneren die zuͦ Abrahams zeiten so Gottsaͤligklich gelaͤbt habend / welcher auch vnlang hieuͦr durch die Predig Christi allen voͤlckeren ist verkündet worden / der erst vnnd aller eltist glaub seye. So vil Eusebius. 2513So wir aber yetzund vnns selbst in disem Spiegel deß Christenlichen nammens beschouwen soͤllend / so werdend wir sehen / das deren gar wenig auff den hüttigen tag sind / die dises nammens wirdig sygind. Wir werdend wol all gemeynlich also genennt / vnnd woͤllend auch allsammen Christen genennt werden / vnnser laͤbend aber wenig disem Nammen gemaͤß. Vonn der heiligen salbung werdend wir Christen genennt. Dise heilige salbung ist der heilig geist / Auff waͤm wirt aber mein geist ruͦwen / spricht der Herr 2514 dann auff dem nidertraͤchtigen vnd stillen / vnnd der ab meiner red erzitteret? Wir vernütigend aber das wort Gottes / habend vnruͤwige gemuͤter / sind durch boͤse anfechtungen zerstoͤrt / sind auff blasen vonn hoffart / darumb so habend wir die heilig salbung nitt. Wer wolt dann sagen das wir Christen waͤrind? Wir werdend der mertheyl beherrschet vonn boͤsen anfechtungen / vonn dem fleisch / von der waͤlt / vnnd vonn dem Fürsten diser waͤlt / wenig sind vnser / die das fleisch die waͤlt vnnd was darinn ist beherrschind. Darumb so hatt der geist der waͤlt vnnd deß fleisches die herrschafft in vns / nicht der geist Gottes. Der Teüffel beherrschet vnns / das fleisch vnnd die waͤlt / dann denen dingen laͤbend wir / denen sind wir gehorsam / vnnd sind deßhalb knecht / frey von aller gerechtigkeyt vnd heiligkeyt / vnd dienend in einer schnoͤden knechtschafft. Dann wir begaͤrend nicht erloͤßt zuͦ werden / wir suͦchend nicht ein der vnns errette / sind nicht vndultig ab der tyranney deß Teüffels / das wir vns darwider satztind / sonder sind faul vnnd blug / vnnd lassend vnns gern vnder die Tyranney trucken / vnnd darunder behalten. Ja es verdreüßt vnns der arbeyt / deß wachens / deß gebaͤtts / vnnd aller stucken der Gottsaͤligkeyt / vnd liggend also sicher inn aller vnzucht. Wer wolt nun sagen das soͤlliche Seüw deß heiligen Christenlichen nammens waͤrt waͤrind / er waͤre dann auch ein Sauw vnnd wuͦst? Darumb so ist es kein wunder / wenn soͤlliche zur hellen in das ewig feür verstossen werdend / damitt sie daselbst ewigklich bey dem sygind / dem sie hie nachzuͦvolgen so vnbillich erwoͤlt habend. Waͤr ist auch vnder vnns allen / 2512 Psalm 105. 2513 Das wenig warer Christen sygind. 2514 Esai.66.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [295]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/682>, abgerufen am 25.11.2024.