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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
vnnd gegenwirtig gnad Gottes nicht braucht. Vnnd dise werffend das gemeynlich für / sie habind den zug noch nicht / vnnd sey gefarlich mit den gaben Gottes werben. Aber S. Paulus vrteylet dauon vil anderst / da er spricht2216 / Wir ermanend eüch als mitthälffer / das jhr nicht vergäblich die gnad Gottes empfahind. Vnnd zum Timotheo2217 / Jch ermanen dich / das du erweckist die gab Gottes die in dir ist. Nicht das wir on Gott von vns selbs ützit vermögind / sonder das der Herr vnseren fleiß vnd mitarbeit erforderet / die doch nicht aussert seiner hilff vnd on sein gnad ist. Dann recht vnnd waarhafftig spricht gedachter Apostel auch2218 / Gott ist der in vns würckt beyde das wöllen vnd das volbringen / nach seinem guoten willen vnnd fürsatz. Jtem2219 / Nicht das wir geschickt sygind von vns selbs als auß vns selbs etwas zuo gedencken / sonder all vnsere geschickligkeyt ist auß Gott.

2220 Da wil ich aber nicht das yemand verzweyfle / so er gleich nicht eins wägs allen volkomnen glauben in seinem hertzen empfindt. Die heilig Euangelisch geschrifft spricht2221 / Die erd bringt von jhr selbs zum ersten das graß / darnach die äher / darnach den vollen weitzen in den äheren. Also hatt auch der glaub sein zuonemmen. Darumb habend auch die Apostel deß Herren selb gebättet2222 / Herr meere vns den glauben. Jtem es schreyt im Euangelio Marci ein armer mensch den Herren an vnnd spricht2223 / Herr vermagst du etwas / so erbärm dich vnser vnd hilff vns / Von stund an aber spricht der Herr zuo jhm / Wenn du das magst glauben / alle ding sind müglich dem der da glaubt. Da schrey er gleich laut vnnd sprach / Jch glaub Herr / hilff meinem vnglauben. Sich der arm mensch glaubt / vnd empfand deß glaubens im hertzen der jhm von Gott gegeben was / verstuond doch darbey den selben so gar schwach sein / das er der hilff Gottes bedörffe. Darumb so bittet er / kumm zehilff meinem vnglauben / das ist / meinem glauben / der wol ein vnglauben möchte geachtet werden / so er sölte mitt dem volkomnen glauben verglichen werden. Da hörend aber vmb Gottes willen / was diser glaub wie klein er was / zuo wege bracht / vnnd was das demütig gemüt / das allein an der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes hanget / vermögen habe. Dann vonn stund an macht der Herr deß armen menschen kind gesund / vnnd richt es auff von der kranckheyt / als ob ers von todten erwackte / vnnd gabs dem glöubigen vatter wider. Darumb so yemand deß glaubens im hertzen empfindt / der verzweifle nit / wenn er schon merckt das er gnuog blöd vnd schwach ist / sonder begäbe sich gar vnnd gantz auff Gottes barmhertzigkeit / vnnd truwe seinen eignen krefften nichts / sonder bitte stäts vmb meerung deß glaubens. Jn welchem fürnemmen die trostreichen wort vnsers Heylands einen yeden gar wol trösten vnnd stercken mögend / da er im Euangelio spricht2224 / Bittend / so wirt eüch gegeben / Suochend / so werdend jr finden / Klopffend / so wirt eüch auffgethon werden. Dann einem yeden der bittet / wirt geben / vnd ein yeder der suocht / der findt / vnd wär klopffet / dem wirt auffgethon. Welcher ist vnder eüch menschen sein sein sun bittet vmb ein brot / der jm ein stein biete? oder so er jn bittet vmb ein fisch / der jm ein schlangen biete? So dann jr / die jr doch böß sind / könnend dennocht guote gaben eüweren kinden gäben / wie vil mehr eüwer vatter im himmel wirt guots gäben / ja den heiligen geist / so jr jhn bittend. Dise vnnd dergleichen ding / die vnns im Euangelio zuo trost fürgestellt sind / söllend vnsere hertzen mer bewegen vnnd gewüß machen deß guoten vnnd gantz vätterlichen willens Gottes gegen vnns / dann deß Teüffels yngäbungen / mit denen er nicht nun die hoffnung vnserer erwöllung / sonder auch Gott den Herren bey vnns in verdacht zuobringen vnderstat / als ob er vnns sein geschöpfft heisst / vnd lieber wölte / das sie verloren / dann das sie erhalten vnd sälig wurde.

2216 2.Cor.6.
2217 1.Tim.4.
2218 Phil.2.
2219 2.Cor.3.
2220 Da der glaub sein zuonemmen habe.
2221 Mar.4.
2222 Luc.17.
2223 Mar.9.
2224 Matth.7. Luc.11.

Predig.
vnnd gegenwirtig gnad Gottes nicht braucht. Vnnd dise werffend das gemeynlich für / sie habind den zug noch nicht / vnnd sey gefarlich mit den gaben Gottes werben. Aber S. Paulus vrteylet dauon vil anderst / da er spricht2216 / Wir ermanend eüch als mitthaͤlffer / das jhr nicht vergaͤblich die gnad Gottes empfahind. Vnnd zum Timotheo2217 / Jch ermanen dich / das du erweckist die gab Gottes die in dir ist. Nicht das wir on Gott von vns selbs ützit vermoͤgind / sonder das der Herr vnseren fleiß vnd mitarbeit erforderet / die doch nicht aussert seiner hilff vnd on sein gnad ist. Dann recht vnnd waarhafftig spricht gedachter Apostel auch2218 / Gott ist der in vns würckt beyde das woͤllen vnd das volbringen / nach seinem guͦten willen vnnd fürsatz. Jtem2219 / Nicht das wir geschickt sygind von vns selbs als auß vns selbs etwas zuͦ gedencken / sonder all vnsere geschickligkeyt ist auß Gott.

2220 Da wil ich aber nicht das yemand verzweyfle / so er gleich nicht eins waͤgs allen volkomnen glauben in seinem hertzen empfindt. Die heilig Euangelisch geschrifft spricht2221 / Die erd bringt von jhr selbs zum ersten das graß / darnach die aͤher / darnach den vollen weitzen in den aͤheren. Also hatt auch der glaub sein zuͦnemmen. Darumb habend auch die Apostel deß Herren selb gebaͤttet2222 / Herr meere vns den glauben. Jtem es schreyt im Euangelio Marci ein armer mensch den Herren an vnnd spricht2223 / Herr vermagst du etwas / so erbaͤrm dich vnser vnd hilff vns / Von stund an aber spricht der Herr zuͦ jhm / Wenn du das magst glauben / alle ding sind müglich dem der da glaubt. Da schrey er gleich laut vnnd sprach / Jch glaub Herr / hilff meinem vnglauben. Sich der arm mensch glaubt / vnd empfand deß glaubens im hertzen der jhm von Gott gegeben was / verstuͦnd doch darbey den selben so gar schwach sein / das er der hilff Gottes bedoͤrffe. Darumb so bittet er / kumm zehilff meinem vnglauben / das ist / meinem glauben / der wol ein vnglauben moͤchte geachtet werden / so er soͤlte mitt dem volkomnen glauben verglichen werden. Da hoͤrend aber vmb Gottes willen / was diser glaub wie klein er was / zuͦ wege bracht / vnnd was das demuͤtig gemuͤt / das allein an der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes hanget / vermoͤgen habe. Dann vonn stund an macht der Herr deß armen menschen kind gesund / vnnd richt es auff von der kranckheyt / als ob ers von todten erwackte / vnnd gabs dem gloͤubigen vatter wider. Darumb so yemand deß glaubens im hertzen empfindt / der verzweifle nit / wenn er schon merckt das er gnuͦg bloͤd vnd schwach ist / sonder begaͤbe sich gar vnnd gantz auff Gottes barmhertzigkeit / vnnd truwe seinen eignen krefften nichts / sonder bitte staͤts vmb meerung deß glaubens. Jn welchem fürnemmen die trostreichen wort vnsers Heylands einen yeden gar wol troͤsten vnnd stercken moͤgend / da er im Euangelio spricht2224 / Bittend / so wirt eüch gegeben / Suͦchend / so werdend jr finden / Klopffend / so wirt eüch auffgethon werden. Dann einem yeden der bittet / wirt geben / vnd ein yeder der suͦcht / der findt / vnd waͤr klopffet / dem wirt auffgethon. Welcher ist vnder eüch menschen sein sein sun bittet vmb ein brot / der jm ein stein biete? oder so er jn bittet vmb ein fisch / der jm ein schlangen biete? So dann jr / die jr doch boͤß sind / koͤnnend dennocht guͦte gaben eüweren kinden gaͤben / wie vil mehr eüwer vatter im himmel wirt guͦts gaͤben / ja den heiligen geist / so jr jhn bittend. Dise vnnd dergleichen ding / die vnns im Euangelio zuͦ trost fürgestellt sind / soͤllend vnsere hertzen mer bewegen vnnd gewüß machen deß guͦten vnnd gantz vaͤtterlichen willens Gottes gegen vnns / dann deß Teüffels yngaͤbungen / mit denen er nicht nun die hoffnung vnserer erwoͤllung / sonder auch Gott den Herren bey vnns in verdacht zuͦbringen vnderstat / als ob er vnns sein geschoͤpfft heisst / vnd lieber woͤlte / das sie verloren / dann das sie erhalten vnd saͤlig wurde.

2216 2.Cor.6.
2217 1.Tim.4.
2218 Phil.2.
2219 2.Cor.3.
2220 Da der glaub sein zuͦnemmen habe.
2221 Mar.4.
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2223 Mar.9.
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[CCLXVII./0625] Predig. vnnd gegenwirtig gnad Gottes nicht braucht. Vnnd dise werffend das gemeynlich für / sie habind den zug noch nicht / vnnd sey gefarlich mit den gaben Gottes werben. Aber S. Paulus vrteylet dauon vil anderst / da er spricht 2216 / Wir ermanend eüch als mitthaͤlffer / das jhr nicht vergaͤblich die gnad Gottes empfahind. Vnnd zum Timotheo 2217 / Jch ermanen dich / das du erweckist die gab Gottes die in dir ist. Nicht das wir on Gott von vns selbs ützit vermoͤgind / sonder das der Herr vnseren fleiß vnd mitarbeit erforderet / die doch nicht aussert seiner hilff vnd on sein gnad ist. Dann recht vnnd waarhafftig spricht gedachter Apostel auch 2218 / Gott ist der in vns würckt beyde das woͤllen vnd das volbringen / nach seinem guͦten willen vnnd fürsatz. Jtem 2219 / Nicht das wir geschickt sygind von vns selbs als auß vns selbs etwas zuͦ gedencken / sonder all vnsere geschickligkeyt ist auß Gott. 2220 Da wil ich aber nicht das yemand verzweyfle / so er gleich nicht eins waͤgs allen volkomnen glauben in seinem hertzen empfindt. Die heilig Euangelisch geschrifft spricht 2221 / Die erd bringt von jhr selbs zum ersten das graß / darnach die aͤher / darnach den vollen weitzen in den aͤheren. Also hatt auch der glaub sein zuͦnemmen. Darumb habend auch die Apostel deß Herren selb gebaͤttet 2222 / Herr meere vns den glauben. Jtem es schreyt im Euangelio Marci ein armer mensch den Herren an vnnd spricht 2223 / Herr vermagst du etwas / so erbaͤrm dich vnser vnd hilff vns / Von stund an aber spricht der Herr zuͦ jhm / Wenn du das magst glauben / alle ding sind müglich dem der da glaubt. Da schrey er gleich laut vnnd sprach / Jch glaub Herr / hilff meinem vnglauben. Sich der arm mensch glaubt / vnd empfand deß glaubens im hertzen der jhm von Gott gegeben was / verstuͦnd doch darbey den selben so gar schwach sein / das er der hilff Gottes bedoͤrffe. Darumb so bittet er / kumm zehilff meinem vnglauben / das ist / meinem glauben / der wol ein vnglauben moͤchte geachtet werden / so er soͤlte mitt dem volkomnen glauben verglichen werden. Da hoͤrend aber vmb Gottes willen / was diser glaub wie klein er was / zuͦ wege bracht / vnnd was das demuͤtig gemuͤt / das allein an der gnad vnnd barmhertzigkeyt Gottes hanget / vermoͤgen habe. Dann vonn stund an macht der Herr deß armen menschen kind gesund / vnnd richt es auff von der kranckheyt / als ob ers von todten erwackte / vnnd gabs dem gloͤubigen vatter wider. Darumb so yemand deß glaubens im hertzen empfindt / der verzweifle nit / wenn er schon merckt das er gnuͦg bloͤd vnd schwach ist / sonder begaͤbe sich gar vnnd gantz auff Gottes barmhertzigkeit / vnnd truwe seinen eignen krefften nichts / sonder bitte staͤts vmb meerung deß glaubens. Jn welchem fürnemmen die trostreichen wort vnsers Heylands einen yeden gar wol troͤsten vnnd stercken moͤgend / da er im Euangelio spricht 2224 / Bittend / so wirt eüch gegeben / Suͦchend / so werdend jr finden / Klopffend / so wirt eüch auffgethon werden. Dann einem yeden der bittet / wirt geben / vnd ein yeder der suͦcht / der findt / vnd waͤr klopffet / dem wirt auffgethon. Welcher ist vnder eüch menschen sein sein sun bittet vmb ein brot / der jm ein stein biete? oder so er jn bittet vmb ein fisch / der jm ein schlangen biete? So dann jr / die jr doch boͤß sind / koͤnnend dennocht guͦte gaben eüweren kinden gaͤben / wie vil mehr eüwer vatter im himmel wirt guͦts gaͤben / ja den heiligen geist / so jr jhn bittend. Dise vnnd dergleichen ding / die vnns im Euangelio zuͦ trost fürgestellt sind / soͤllend vnsere hertzen mer bewegen vnnd gewüß machen deß guͦten vnnd gantz vaͤtterlichen willens Gottes gegen vnns / dann deß Teüffels yngaͤbungen / mit denen er nicht nun die hoffnung vnserer erwoͤllung / sonder auch Gott den Herren bey vnns in verdacht zuͦbringen vnderstat / als ob er vnns sein geschoͤpfft heisst / vnd lieber woͤlte / das sie verloren / dann das sie erhalten vnd saͤlig wurde. 2216 2.Cor.6. 2217 1.Tim.4. 2218 Phil.2. 2219 2.Cor.3. 2220 Da der glaub sein zuͦnemmen habe. 2221 Mar.4. 2222 Luc.17. 2223 Mar.9. 2224 Matth.7. Luc.11.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCLXVII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/625>, abgerufen am 22.11.2024.