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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwey vnd dreissigste
einig verkündung vnnd verheissung deß Neüwen Testaments ist / Jch wil gnädig sein jren vngerechtigkeytten vnnd überträttungen / vnd jhrer sünden nit mer gedencken. Wo nun ein sölliche verzeihung ist / da ist kein opffer oder gnuogthüung für die sünd. Darzuo so glaubend wir verzeyhung der sünden / Wenn aber der schuldner seim schuldherren gnuog thuot / lieber was verzeicht er jhm? Darumb so wirt diser artickel vnnd die hauptverheissung vnnd verkündung deß Neüwen Testaments mit der leer von der gnuogthüung vnserer wercken für die sünd / gar vmb keert vnd zuo boden gerichtet.

Weynen / fasten / sackgewand / allmuosen / vnd andere werck der gottsälikeit / der demuot vnnd liebe / erkennend wir jhren platz in der buoß haben / von welchem an seinem ort wirt geredt werden / das aber mit denen für die sünd gnuog geschähe / das laugnend wir in all wäg / damit wir nit das wärd der erlösung Christi außlärind. 1991 Wir erkennend wol das der Herr etwan die gestraafft / denen er doch die sünd geschenckt vnnd verzigen hat / als Adamen vnd Euam vnsere elteren / Jtem Dauid den Eebrächer vnnd Todtschleger. Jch hab aber vormals anzeiget das die selbigen trübsalen nicht gnuogthüungen gewesen sind für die sünd / die jnen Gott schon geschänckt vnd nachgelassen hat / sonder übungen Gottes zur züchtigung vnd demuot / der damitt die seinen also im gereiß behaltet / vnd mencklichem anzeigt vnnd zuo verston gibt / wie hefftig er die laster hasse / ob er sie gleich auß gnaden verzeicht. Darumb damitt wir nicht von der gnädigen verzeihung wegen dest geneigter sygind zuo sünden / so straafft er sie / vnd stelts vns zum exempel für. Vnd läsend deßhalb niendert das die glöubigen yendert jren trübsalen die gerächtmachung vnd gnuogthüung eigentlich habind zuogäben. Es gibt wol der Prophet Daniel dem aller mächtigisten Künig Nabuchodonosor ein rath vnnd spricht1992 / Löß deine sünd mit gerächtigkeyt / vnd dein mißthat mitt barmhertzig sein gegen den armen leüten. Hiemitt schreibt er aber dem Künig für / wie er sich fürohin inn seinem läben vnd in der verwaltung seines Reichs halten sölle / dann er hat bißhar vil völcker vndertruckt / vnd sich versündiget mit vnbarmhertzigkeyt / darumb so rhatet er jm / das er sein vorgend läben ändere / gerächtigkeyt würcke / vnd yederman guots thüge. Vnd redt deßhalb nicht von der gnuogthüung für die sünd vor Gott / sonder vor den menschen / dann es ist in keinem anderen das heyl dann in Christo. So aber yemand stracks auff dem buochstaben liggen wölte / so sagend wir / das der glaub der Christen gerächtigkeyt ist / mitt deren die sünden eigentlich versünt werdend / der selbig aber ist nit on wolthat vnnd liebe / welchen stucken die gerechtmachung nit eigentlicher weiß zuogäben wirt. Von welchem ich geredt hab / da ich disputiert von den guoten wercken.

Darumb da S. Peter auß Salomone anzeücht / die liebe bedeckt die vile der sünden / da wirt das wörtli bedecken nit für versünen gebraucht / dann die sünden werdend allein durch dz bluot Christi versünet vnd gereiniget / sonder wirt genommen für abwenden vnd abtreiben. Dann wie sich selbs lieben gar nach aller lasteren vrsprung ist / also wirt auch die liebe gehalten als ein abtreibere gar nach aller lasteren. Dann die liebe thuot dem nechsten nichts böses. 1993 Das sie aber yetz auch den Euangelischen sententz / ja die wort Christi deß heylands fürwerffend / Jren werdend vil sünd vergeben / dann sie hat vil geliebet / da verstond sie nitt / das daß wörtli [fremdsprachliches Material], das man gmeynlich teütschet / dann / oder darumb / ein nota illationis ist / das ist ein gemerck der volg / vnd das kein anderer verstand daruß mag geläsen werden / dann der / Jhren werdend jhre vil sünden vergeben / darumb hatt sie vil geliebet / oder / dahar kumpt es / das sie vil liebet. Vnnd ist nicht das wir die wort zwingind auff einen widerwertigen sinn oder verstand. Dann in der Histori im Euangelio stat grad daruor / Zuo dem

1991 Warumb Gott diem straffe / denen er doch die sünd verzigen.
1992 Dan.4.
1993 Vonn dem spruch / Jren werdend vil sünd vergäben / dann sie hatt vil geliebet.

Die Zwey vnd dreissigste
einig verkündung vnnd verheissung deß Neüwen Testaments ist / Jch wil gnaͤdig sein jren vngerechtigkeytten vnnd übertraͤttungen / vnd jhrer sünden nit mer gedencken. Wo nun ein soͤlliche verzeihung ist / da ist kein opffer oder gnuͦgthuͤung für die sünd. Darzuͦ so glaubend wir verzeyhung der sünden / Wenn aber der schuldner seim schuldherren gnuͦg thuͦt / lieber was verzeicht er jhm? Darumb so wirt diser artickel vnnd die hauptverheissung vnnd verkündung deß Neüwen Testaments mit der leer von der gnuͦgthuͤung vnserer wercken für die sünd / gar vmb keert vnd zuͦ boden gerichtet.

Weynen / fasten / sackgewand / allmuͦsen / vnd andere werck der gottsaͤlikeit / der demuͦt vnnd liebe / erkennend wir jhren platz in der buͦß haben / von welchem an seinem ort wirt geredt werden / das aber mit denen für die sünd gnuͦg geschaͤhe / das laugnend wir in all waͤg / damit wir nit das waͤrd der erloͤsung Christi außlaͤrind. 1991 Wir erkennend wol das der Herr etwan die gestraafft / denen er doch die sünd geschenckt vnnd verzigen hat / als Adamen vnd Euam vnsere elteren / Jtem Dauid den Eebraͤcher vnnd Todtschleger. Jch hab aber vormals anzeiget das die selbigen truͤbsalen nicht gnuͦgthuͤungen gewesen sind für die sünd / die jnen Gott schon geschaͤnckt vnd nachgelassen hat / sonder uͤbungen Gottes zur züchtigung vnd demuͦt / der damitt die seinen also im gereiß behaltet / vnd mencklichem anzeigt vnnd zuͦ verston gibt / wie hefftig er die laster hasse / ob er sie gleich auß gnaden verzeicht. Darumb damitt wir nicht von der gnaͤdigen verzeihung wegen dest geneigter sygind zuͦ sünden / so straafft er sie / vnd stelts vns zum exempel für. Vnd laͤsend deßhalb niendert das die gloͤubigen yendert jren truͤbsalen die geraͤchtmachung vnd gnuͦgthuͤung eigentlich habind zuͦgaͤben. Es gibt wol der Prophet Daniel dem aller maͤchtigisten Künig Nabuchodonosor ein rath vnnd spricht1992 / Loͤß deine sünd mit geraͤchtigkeyt / vnd dein mißthat mitt barmhertzig sein gegen den armen leüten. Hiemitt schreibt er aber dem Künig für / wie er sich fürohin inn seinem laͤben vnd in der verwaltung seines Reichs halten soͤlle / dann er hat bißhar vil voͤlcker vndertruckt / vnd sich versündiget mit vnbarmhertzigkeyt / darumb so rhatet er jm / das er sein vorgend laͤben aͤndere / geraͤchtigkeyt würcke / vnd yederman guͦts thuͤge. Vnd redt deßhalb nicht von der gnuͦgthuͤung für die sünd vor Gott / sonder vor den menschen / dann es ist in keinem anderen das heyl dann in Christo. So aber yemand stracks auff dem buͦchstaben liggen woͤlte / so sagend wir / das der glaub der Christen geraͤchtigkeyt ist / mitt deren die sünden eigentlich versuͤnt werdend / der selbig aber ist nit on wolthat vnnd liebe / welchen stucken die gerechtmachung nit eigentlicher weiß zuͦgaͤben wirt. Von welchem ich geredt hab / da ich disputiert von den guͦten wercken.

Darumb da S. Peter auß Salomone anzeücht / die liebe bedeckt die vile der sünden / da wirt das woͤrtli bedecken nit für versuͤnen gebraucht / dann die sünden werdend allein durch dz bluͦt Christi versuͤnet vnd gereiniget / sonder wirt genommen für abwenden vnd abtreiben. Dann wie sich selbs lieben gar nach aller lasteren vrsprung ist / also wirt auch die liebe gehalten als ein abtreibere gar nach aller lasteren. Dann die liebe thuͦt dem nechsten nichts boͤses. 1993 Das sie aber yetz auch den Euangelischen sententz / ja die wort Christi deß heylands fürwerffend / Jren werdend vil sünd vergeben / dann sie hat vil geliebet / da verstond sie nitt / das daß woͤrtli [fremdsprachliches Material], das man gmeynlich teütschet / dann / oder darumb / ein nota illationis ist / das ist ein gemerck der volg / vnd das kein anderer verstand daruß mag gelaͤsen werden / dann der / Jhren werdend jhre vil sünden vergeben / darumb hatt sie vil geliebet / oder / dahar kumpt es / das sie vil liebet. Vnnd ist nicht das wir die wort zwingind auff einen widerwertigen sinn oder verstand. Dann in der Histori im Euangelio stat grad daruͦr / Zuͦ dem

1991 Warumb Gott diem straffe / denen er doch die sünd verzigen.
1992 Dan.4.
1993 Vonn dem spruch / Jren werdend vil sünd vergaͤben / dann sie hatt vil geliebet.
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/576>, abgerufen am 22.11.2024.