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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
ziehe / so söllend wir also mercken / das die buoß ein bekerung zuo Gott ist / vnd wiewol er die selbig in vns durch sein wort vnd andere mittel erweckt / so verschaffet er doch fürnemlich durch seinen geist / das wir jn förchtend / ja jn den gerechten Gott / von dem wir abgewichen warend / vnnd das wir von hertzen traurind / das wir den gütigen vatter mitt vnseren sünden also verletzt vnnd erzürnet. Dann wir demütigend vnnd nidrigend vns vor seiner ewigen vnnd heiligen Mayestat / vnnd erkennend die sünden / die vns durch das wort Gottes fürgehalten vnd fürgeworffen werdend / ja erkennend das nützit gantzes in vns sey / Begärend aber mit Gott versünt zuo werden. Vnd dieweil söllichs nit mag geschähen dann durch den einigen mitler Christum den Herren / so ergreiffend wir den selbigen mit glauben / durch welchen wir von allen sünden ledig gesprochen / heilig vnd gerecht von Gott gerechnet vnd gehalten werdend. Welche nun yetzund dise guothat recht erkennend / die sind der sünd träffenlich feyend / vnd tödend den alten menschen. Darumb so wäre es nun an dem / das ich hie auch noch die übrigen stuck satzte / die zur buoßfertikeit gehörend / wo es nit die notturfft erforderte / dz ich auch etwz redte von der bekantnuß der sünden vnd der gnuogthüyung für die selbige. Dann von disen beden stucken leerend etliche die von der buoß disputierend / dz der warheit nit gmäß ist. Damit nun üwer lieb wüsse / wz jr mit der warheit hieuon halten söllind / so wil ich mich nit beschwären / mich in erklärung dessen etwz zuo sumen / guoter hoffnung dz söllichs nit one grosse frucht by V.L. abgon werde.

1966 Die wörtli confiteri vnd confessio, dz ist / bekennen vnd bekantnuß / werdend in der h. geschrift vf mengerley weiß brucht vnd verstanden. Dann sie heissend etwan / Gott loben / vnd jm vmb empfangne guothaten danck sagen. Dahar bekantnuß gsetzt wirt für lob vnd dancksagung. Dann der Prophet singt / Bekennend dem Herren / dann er ist guot / vnd seine güte wäret ewig. Paulus / da er zuo Tito schreibt von den gleichßneren / spricht er / Sie bekennend oder sagend sie erkennind Gott / aber mit der that verlöugnend sie es. Da heißt dz wörtli bekennen / sagen / sich vßthuon vnd rümen. Etwan heißt es vff die güte Gottes buwen vnd vertruwen / vnd dises vertruwen mit worten vnd wercken bezügen. Also bruchts der h. Joannes j. Joan. iiij. Vnd Paulus zuo Röm. am x. cap. Weiter so heißt bekennen / Gott die ehr geben / vnd frey heiter die sünd vnd dz gricht dz dir fürgworffen wirt / erkennen. Salomon spricht in den weisen sprüchen am xxviij. cap. Der seine mißthaten verhälen / ja auch also zereden schirmen wil / dem schlechts nit wol vß / der es aber bekennt vnd daruon stat / der erlanget gnad. Da wirt in disem spruch im Hebreischen brucht das wörtli ladah, für welches die vnseren sagend / bekennen. Iadah aber heißt hinwerffen vnd nachlassen / als so ein gespanner bogen nachlaßt. Vnd dz wörtli Modaeh ist als vil / als wenn du sagst / ein bekennender / einer der weicht / vnd einem anderen platz laßt. Dann Gott klagt vns an / vnd beschuldiget vns der sünden / vnnd erforderet vns zur straaff. Das erkennt das fleisch nicht bald / sonder sperrt sich wie ein gespanneter bogen / Zuo letst aber so laßt es nach / vnd erkennt das / das jhm Gott fürwirfft. Dise erkanntnuß wirt genennt Modaeh, das ist bekanntnuß / wie auch wir in teüsch sagend / Es hat gelassen / Er hat geschnellt / so wir bedeüten wöllend / das ein ding gewichen / oder das ein mensch bekennt habe / das er etwan lang gelougnet oder verhalten hat.

1967 Nun ist aber nicht einerley bekanntnuß der sünden / dann es ist ein göttliche vnd ein menschliche. Von der Göttlichen wöllend wir zum ersten reden / demnach auch von der menschlichen. Die göttlich nennend wir / die heitere zügnussen vnd exempel in der heiligen gschrifft hat / vnnd von Gott selb eingesetzt ist. Dise ist ein freye erkanntnuß vnnd bekennung der sünd die vns fürgeworffen wirt / mit welcher wir Gott alle ehr / vns aber nichts dann schmach zuogebend / vnnd mit deren wir Gott vnnd den nechsten wider den wir gesündet habend /

1966 Von der bekanntnuß der sünden.
1967 Von der bekanntnuß der sünden die Gott befolhen.

Predig.
ziehe / so soͤllend wir also mercken / das die buͦß ein bekerung zuͦ Gott ist / vnd wiewol er die selbig in vns durch sein wort vnd andere mittel erweckt / so verschaffet er doch fürnemlich durch seinen geist / das wir jn foͤrchtend / ja jn den gerechten Gott / von dem wir abgewichen warend / vnnd das wir von hertzen traurind / das wir den guͤtigen vatter mitt vnseren sünden also verletzt vnnd erzürnet. Dann wir demuͤtigend vnnd nidrigend vns vor seiner ewigen vnnd heiligen Mayestat / vnnd erkennend die sünden / die vns durch das wort Gottes fürgehalten vnd fürgeworffen werdend / ja erkennend das nützit gantzes in vns sey / Begaͤrend aber mit Gott versuͤnt zuͦ werden. Vnd dieweil soͤllichs nit mag geschaͤhen dann durch den einigen mitler Christum den Herren / so ergreiffend wir den selbigen mit glauben / durch welchen wir von allen sünden ledig gesprochen / heilig vnd gerecht von Gott gerechnet vnd gehalten werdend. Welche nun yetzund dise guͦthat recht erkennend / die sind der sünd traͤffenlich feyend / vnd toͤdend den alten menschen. Darumb so waͤre es nun an dem / das ich hie auch noch die übrigen stuck satzte / die zur buͦßfertikeit gehoͤrend / wo es nit die notturfft erforderte / dz ich auch etwz redte von der bekantnuß der sünden vnd der gnuͦgthuͤyung für die selbige. Dann von disen beden stucken leerend etliche die von der buͦß disputierend / dz der warheit nit gmaͤß ist. Damit nun üwer lieb wüsse / wz jr mit der warheit hieuon halten soͤllind / so wil ich mich nit beschwaͤren / mich in erklaͤrung dessen etwz zuͦ sumen / guͦter hoffnung dz soͤllichs nit one grosse frucht by V.L. abgon werde.

1966 Die woͤrtli confiteri vnd confessio, dz ist / bekennen vnd bekantnuß / werdend in der h. geschrift vf mengerley weiß brucht vnd verstanden. Dann sie heissend etwan / Gott loben / vnd jm vmb empfangne guͦthaten danck sagen. Dahar bekantnuß gsetzt wirt für lob vnd dancksagung. Dann der Prophet singt / Bekennend dem Herren / dann er ist guͦt / vnd seine guͤte waͤret ewig. Paulus / da er zuͦ Tito schreibt von den gleichßneren / spricht er / Sie bekennend oder sagend sie erkennind Gott / aber mit der that verloͤugnend sie es. Da heißt dz woͤrtli bekennen / sagen / sich vßthuͦn vnd ruͤmen. Etwan heißt es vff die guͤte Gottes buwen vnd vertruwen / vnd dises vertruwen mit worten vnd wercken bezügen. Also bruchts der h. Joannes j. Joan. iiij. Vnd Paulus zuͦ Roͤm. am x. cap. Weiter so heißt bekennen / Gott die ehr geben / vnd frey heiter die sünd vnd dz gricht dz dir fürgworffen wirt / erkennen. Salomon spricht in den weisen sprüchen am xxviij. cap. Der seine mißthaten verhaͤlen / ja auch also zereden schirmen wil / dem schlechts nit wol vß / der es aber bekennt vnd daruͦn stat / der erlanget gnad. Da wirt in disem spruch im Hebreischen brucht das woͤrtli ladah, für welches die vnseren sagend / bekennen. Iadah aber heißt hinwerffen vnd nachlassen / als so ein gespanner bogen nachlaßt. Vnd dz woͤrtli Modaeh ist als vil / als wenn du sagst / ein bekennender / einer der weicht / vnd einem anderen platz laßt. Dann Gott klagt vns an / vnd beschuldiget vns der sünden / vnnd erforderet vns zur straaff. Das erkennt das fleisch nicht bald / sonder sperrt sich wie ein gespanneter bogen / Zuͦ letst aber so laßt es nach / vnd erkennt das / das jhm Gott fürwirfft. Dise erkanntnuß wirt genennt Modaeh, das ist bekanntnuß / wie auch wir in teüsch sagend / Es hat gelassen / Er hat geschnellt / so wir bedeüten woͤllend / das ein ding gewichen / oder das ein mensch bekennt habe / das er etwan lang gelougnet oder verhalten hat.

1967 Nun ist aber nicht einerley bekanntnuß der sünden / dann es ist ein goͤttliche vnd ein menschliche. Von der Goͤttlichen woͤllend wir zum ersten reden / demnach auch von der menschlichen. Die goͤttlich nennend wir / die heitere zügnussen vnd exempel in der heiligen gschrifft hat / vnnd von Gott selb eingesetzt ist. Dise ist ein freye erkanntnuß vnnd bekennung der sünd die vns fürgeworffen wirt / mit welcher wir Gott alle ehr / vns aber nichts dann schmach zuͦgebend / vnnd mit deren wir Gott vnnd den nechsten wider den wir gesündet habend /

1966 Von der bekanntnuß der sünden.
1967 Von der bekanntnuß der sünden die Gott befolhen.
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                   vnd andere mittel erweckt / so verschaffet er doch fürnemlich durch seinen geist /
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                   sünden also verletzt vnnd erzürnet. Dann wir demu&#x0364;tigend vnnd nidrigend vns vor
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[CCXXXVII./0565] Predig. ziehe / so soͤllend wir also mercken / das die buͦß ein bekerung zuͦ Gott ist / vnd wiewol er die selbig in vns durch sein wort vnd andere mittel erweckt / so verschaffet er doch fürnemlich durch seinen geist / das wir jn foͤrchtend / ja jn den gerechten Gott / von dem wir abgewichen warend / vnnd das wir von hertzen traurind / das wir den guͤtigen vatter mitt vnseren sünden also verletzt vnnd erzürnet. Dann wir demuͤtigend vnnd nidrigend vns vor seiner ewigen vnnd heiligen Mayestat / vnnd erkennend die sünden / die vns durch das wort Gottes fürgehalten vnd fürgeworffen werdend / ja erkennend das nützit gantzes in vns sey / Begaͤrend aber mit Gott versuͤnt zuͦ werden. Vnd dieweil soͤllichs nit mag geschaͤhen dann durch den einigen mitler Christum den Herren / so ergreiffend wir den selbigen mit glauben / durch welchen wir von allen sünden ledig gesprochen / heilig vnd gerecht von Gott gerechnet vnd gehalten werdend. Welche nun yetzund dise guͦthat recht erkennend / die sind der sünd traͤffenlich feyend / vnd toͤdend den alten menschen. Darumb so waͤre es nun an dem / das ich hie auch noch die übrigen stuck satzte / die zur buͦßfertikeit gehoͤrend / wo es nit die notturfft erforderte / dz ich auch etwz redte von der bekantnuß der sünden vnd der gnuͦgthuͤyung für die selbige. Dann von disen beden stucken leerend etliche die von der buͦß disputierend / dz der warheit nit gmaͤß ist. Damit nun üwer lieb wüsse / wz jr mit der warheit hieuon halten soͤllind / so wil ich mich nit beschwaͤren / mich in erklaͤrung dessen etwz zuͦ sumen / guͦter hoffnung dz soͤllichs nit one grosse frucht by V.L. abgon werde. 1966 Die woͤrtli confiteri vnd confessio, dz ist / bekennen vnd bekantnuß / werdend in der h. geschrift vf mengerley weiß brucht vnd verstanden. Dann sie heissend etwan / Gott loben / vnd jm vmb empfangne guͦthaten danck sagen. Dahar bekantnuß gsetzt wirt für lob vnd dancksagung. Dann der Prophet singt / Bekennend dem Herren / dann er ist guͦt / vnd seine guͤte waͤret ewig. Paulus / da er zuͦ Tito schreibt von den gleichßneren / spricht er / Sie bekennend oder sagend sie erkennind Gott / aber mit der that verloͤugnend sie es. Da heißt dz woͤrtli bekennen / sagen / sich vßthuͦn vnd ruͤmen. Etwan heißt es vff die guͤte Gottes buwen vnd vertruwen / vnd dises vertruwen mit worten vnd wercken bezügen. Also bruchts der h. Joannes j. Joan. iiij. Vnd Paulus zuͦ Roͤm. am x. cap. Weiter so heißt bekennen / Gott die ehr geben / vnd frey heiter die sünd vnd dz gricht dz dir fürgworffen wirt / erkennen. Salomon spricht in den weisen sprüchen am xxviij. cap. Der seine mißthaten verhaͤlen / ja auch also zereden schirmen wil / dem schlechts nit wol vß / der es aber bekennt vnd daruͦn stat / der erlanget gnad. Da wirt in disem spruch im Hebreischen brucht das woͤrtli ladah, für welches die vnseren sagend / bekennen. Iadah aber heißt hinwerffen vnd nachlassen / als so ein gespanner bogen nachlaßt. Vnd dz woͤrtli Modaeh ist als vil / als wenn du sagst / ein bekennender / einer der weicht / vnd einem anderen platz laßt. Dann Gott klagt vns an / vnd beschuldiget vns der sünden / vnnd erforderet vns zur straaff. Das erkennt das fleisch nicht bald / sonder sperrt sich wie ein gespanneter bogen / Zuͦ letst aber so laßt es nach / vnd erkennt das / das jhm Gott fürwirfft. Dise erkanntnuß wirt genennt Modaeh, das ist bekanntnuß / wie auch wir in teüsch sagend / Es hat gelassen / Er hat geschnellt / so wir bedeüten woͤllend / das ein ding gewichen / oder das ein mensch bekennt habe / das er etwan lang gelougnet oder verhalten hat. 1967 Nun ist aber nicht einerley bekanntnuß der sünden / dann es ist ein goͤttliche vnd ein menschliche. Von der Goͤttlichen woͤllend wir zum ersten reden / demnach auch von der menschlichen. Die goͤttlich nennend wir / die heitere zügnussen vnd exempel in der heiligen gschrifft hat / vnnd von Gott selb eingesetzt ist. Dise ist ein freye erkanntnuß vnnd bekennung der sünd die vns fürgeworffen wirt / mit welcher wir Gott alle ehr / vns aber nichts dann schmach zuͦgebend / vnnd mit deren wir Gott vnnd den nechsten wider den wir gesündet habend / 1966 Von der bekanntnuß der sünden. 1967 Von der bekanntnuß der sünden die Gott befolhen.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCXXXVII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/565>, abgerufen am 25.11.2024.