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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwey vnd dreissigste
anlaß gibt nach der artzney zuo gedencken. Vnd so vil weiter reden ich hie / das ja auch die forcht Gottes selb / ob sie gleich recht vnd waarhafft / Jtem die trurigkeit vnnd der schmärtz der auß der begangnen sünd empfangen / wie groß der joch sey / deßgleich auch die demuot / wie genidriget sie jmmer sey / die reüwenden für sich selb Gott nicht mögend angenäm machen / sonder / das sie vil mer ein yngang zuobereitend zuo der erkanntnuß Christi / vnnd vnns fürend zuo Christo der für vns mensch worden vnd creütziget ist / vnnd vns dem selben einigen aufflegend vnd übergäbend das er vns läbendig vnd rein mache. Dann welcher sich waarlich zuo Gott bekeert / der wendet sich ab von jhm selbs vnnd von aller anderer hilff. Wer Gott waarlich förchtet / vnd von hertzen trauret / der förchtet jhn vnd trauret von wegen der begangnen sünden / vnnd aber das selbig nit allein / sonder dieweyl er empfindt das er gantz verderbt / nützit gantzes oder gesunds an jhm hatt / ja dieweil er Gott förchtet als ein vatter / so entdeckt er jhm seine wunden als einem artzet / vnd begärt mit jhm als mit seinem aller liebsten widerumb versünt zuo werden. Dieweil nun hie die waare gottsälikeyt schreyet / dz niemand Gott dem vatter möge versünt werden / dann durch den eingebornen sun / so ergreifft der reüwende mensch den selbigen mit glauben. Der glaub aber gründet allein in die gnad vnd barmhertzikeit Gottes die vns in Christo gegäben ist / vnd glaubt deßhalb der rüwend mensch dz er Gott lieb vnd angenäm sey von Christi wegen. Vnd darumb flehet er zuo Gott / vnd befilcht sich Gott gantz vnd gar / als wie man vom Dauiden lißt das er thon / vnd der verloren Sun Luc. xv. Cap. Hiehar gehört denn die leer vom Euangelio / vnnd von dem glauben in Jesum Christum. Jtem von der verzeihung der sünden / von welchem allem ich doben geredt hab.

1953 Darumb sol man hie die gemüter der reüwenden menschen mit allem fleiß vnd ernst stercken mit vilen vnd heiteren zeügnussen der heiligen gschrifft / von der volkomnen verzeihung der sünden / damit wir in vnseren versuochungen keinen zweiffel daran tragind. Da ich aber zuo rettung der ehren deß eingebornen suns Gottes jmmerdar wideräferen vnd ernstlich treiben / das den reüwenden die sünden nicht von deß reüwens wegen / so veer der selbig vnnser werck ist / vergeben werdind / sonder so veer der reüwen vnd die buoß die erneüwerung deß menschen durch den heiligen geist vnd den waaren glauben begreifft / welcher vns Christo dem einigen Artzet übergibt / der all vnsere kranckheyten heylet / vnd all vnsere wunden verbindet. Vnnd wiewol dise Tractation eigentlich zum glauben vnnd zum Euangelio gehört / von welchen stucken ich so vil ich in einer kürtze gemögen / hieuor geredt hab / so wil ich doch auch hie etliche heitere sprüch von der gnad Gottes vnd der verzeihung der sünden / erzellen.

Dauid singt im ciij. Psal. Lob den Herren O mein seel / vergiß nit aller seiner guothaten. Der alle deine mißthaten gnädiklich verzeicht / vnd alle deine schwacheiten heilet. Der dein läben vor der verderbnuß errettet / vnd dich früntlich vnd gütiklich zieret / Der mit guoten deine begirden settiget. Er thuot vns nit nach vnseren sünden / vnd widergiltet vns nit nach vnseren mißthaten. Dann als hoch der himmel ist gegen die erden / also groß ist auch sein gnad gegen denen die jn vor augen habend / Als weit der vffgang der Sonnen ist von nidergang / also weit thuot er vnsere überträttungen von vns. Als gütig vnd früntlich ein vatter ist gegen seinen kinden / also gütig vnd früntlich ist der Herr gegen denen die jhn vor augen habend / dann er weißt wie schwach / das ist wie geneigt zuo sünden wir sind / er gedenckt das wir kat sind.

1954 Esaias spricht / Wenn üwere sünd als rot sind als ein scharlach / so werdend sie weisser dann der schnee / vnd so sie brünnend wie ein purpur / so werdend sie wie weisse wollen? Jtem1955 er fürt auch Gott yn also redende / Jch ich bin der / der dein überträtten abtilgket / vnd dz von mein selbs wegen / vnd deiner sünd nimmermer gedenckt.

1953 Dz den buoßfertigen die sünden gewüßlich vnd volkommenlich verzigen werdind.
1954 Esai.1.
1955 Esai.43.

Die Zwey vnd dreissigste
anlaß gibt nach der artzney zuͦ gedencken. Vnd so vil weiter reden ich hie / das ja auch die forcht Gottes selb / ob sie gleich recht vnd waarhafft / Jtem die trurigkeit vnnd der schmaͤrtz der auß der begangnen sünd empfangen / wie groß der joch sey / deßgleich auch die demuͦt / wie genidriget sie jmmer sey / die reüwenden für sich selb Gott nicht moͤgend angenaͤm machen / sonder / das sie vil mer ein yngang zuͦbereitend zuͦ der erkanntnuß Christi / vnnd vnns fuͤrend zuͦ Christo der für vns mensch worden vnd creütziget ist / vnnd vns dem selben einigen aufflegend vnd übergaͤbend das er vns laͤbendig vnd rein mache. Dann welcher sich waarlich zuͦ Gott bekeert / der wendet sich ab von jhm selbs vnnd von aller anderer hilff. Wer Gott waarlich foͤrchtet / vnd von hertzen trauret / der foͤrchtet jhn vnd trauret von wegen der begangnen sünden / vnnd aber das selbig nit allein / sonder dieweyl er empfindt das er gantz verderbt / nützit gantzes oder gesunds an jhm hatt / ja dieweil er Gott foͤrchtet als ein vatter / so entdeckt er jhm seine wunden als einem artzet / vnd begaͤrt mit jhm als mit seinem aller liebsten widerumb versuͤnt zuͦ werden. Dieweil nun hie die waare gottsaͤlikeyt schreyet / dz niemand Gott dem vatter moͤge versuͤnt werden / dann durch den eingebornen sun / so ergreifft der reüwende mensch den selbigen mit glauben. Der glaub aber gründet allein in die gnad vnd barmhertzikeit Gottes die vns in Christo gegaͤben ist / vnd glaubt deßhalb der ruͤwend mensch dz er Gott lieb vnd angenaͤm sey von Christi wegen. Vnd darumb flehet er zuͦ Gott / vnd befilcht sich Gott gantz vnd gar / als wie man vom Dauiden lißt das er thon / vnd der verloren Sun Luc. xv. Cap. Hiehar gehoͤrt denn die leer vom Euangelio / vnnd von dem glauben in Jesum Christum. Jtem von der verzeihung der sünden / von welchem allem ich doben geredt hab.

1953 Darumb sol man hie die gemuͤter der reüwenden menschen mit allem fleiß vnd ernst stercken mit vilen vnd heiteren zeügnussen der heiligen gschrifft / von der volkomnen verzeihung der sünden / damit wir in vnseren versuͦchungen keinen zweiffel daran tragind. Da ich aber zuͦ rettung der ehren deß eingebornen suns Gottes jmmerdar wideraͤferen vnd ernstlich treiben / das den reüwenden die sünden nicht von deß reüwens wegen / so veer der selbig vnnser werck ist / vergeben werdind / sonder so veer der reüwen vnd die buͦß die erneüwerung deß menschen durch den heiligen geist vnd den waaren glauben begreifft / welcher vns Christo dem einigen Artzet übergibt / der all vnsere kranckheyten heylet / vnd all vnsere wunden verbindet. Vnnd wiewol dise Tractation eigentlich zum glauben vnnd zum Euangelio gehoͤrt / von welchen stucken ich so vil ich in einer kürtze gemoͤgen / hieuͦr geredt hab / so wil ich doch auch hie etliche heitere sprüch von der gnad Gottes vnd der verzeihung der sünden / erzellen.

Dauid singt im ciij. Psal. Lob den Herren O mein seel / vergiß nit aller seiner guͦthaten. Der alle deine mißthaten gnaͤdiklich verzeicht / vnd alle deine schwacheiten heilet. Der dein laͤben vor der verderbnuß errettet / vnd dich früntlich vnd guͤtiklich zieret / Der mit guͦten deine begirden settiget. Er thuͦt vns nit nach vnseren sünden / vnd widergiltet vns nit nach vnseren mißthaten. Dann als hoch der himmel ist gegen die erden / also groß ist auch sein gnad gegen denen die jn vor augen habend / Als weit der vffgang der Sonnen ist von nidergang / also weit thuͦt er vnsere übertraͤttungen von vns. Als guͤtig vnd früntlich ein vatter ist gegen seinen kinden / also guͤtig vnd früntlich ist der Herr gegen denen die jhn vor augen habend / dann er weißt wie schwach / das ist wie geneigt zuͦ sünden wir sind / er gedenckt das wir kat sind.

1954 Esaias spricht / Wenn üwere sünd als rot sind als ein scharlach / so werdend sie weisser dann der schnee / vnd so sie brünnend wie ein purpur / so werdend sie wie weisse wollen? Jtem1955 er fuͤrt auch Gott yn also redende / Jch ich bin der / der dein übertraͤtten abtilgket / vnd dz von mein selbs wegen / vnd deiner sünd nimmermer gedenckt.

1953 Dz den buͦßfertigen die sünden gewüßlich vnd volkommenlich verzigen werdind.
1954 Esai.1.
1955 Esai.43.
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[[235]/0562] Die Zwey vnd dreissigste anlaß gibt nach der artzney zuͦ gedencken. Vnd so vil weiter reden ich hie / das ja auch die forcht Gottes selb / ob sie gleich recht vnd waarhafft / Jtem die trurigkeit vnnd der schmaͤrtz der auß der begangnen sünd empfangen / wie groß der joch sey / deßgleich auch die demuͦt / wie genidriget sie jmmer sey / die reüwenden für sich selb Gott nicht moͤgend angenaͤm machen / sonder / das sie vil mer ein yngang zuͦbereitend zuͦ der erkanntnuß Christi / vnnd vnns fuͤrend zuͦ Christo der für vns mensch worden vnd creütziget ist / vnnd vns dem selben einigen aufflegend vnd übergaͤbend das er vns laͤbendig vnd rein mache. Dann welcher sich waarlich zuͦ Gott bekeert / der wendet sich ab von jhm selbs vnnd von aller anderer hilff. Wer Gott waarlich foͤrchtet / vnd von hertzen trauret / der foͤrchtet jhn vnd trauret von wegen der begangnen sünden / vnnd aber das selbig nit allein / sonder dieweyl er empfindt das er gantz verderbt / nützit gantzes oder gesunds an jhm hatt / ja dieweil er Gott foͤrchtet als ein vatter / so entdeckt er jhm seine wunden als einem artzet / vnd begaͤrt mit jhm als mit seinem aller liebsten widerumb versuͤnt zuͦ werden. Dieweil nun hie die waare gottsaͤlikeyt schreyet / dz niemand Gott dem vatter moͤge versuͤnt werden / dann durch den eingebornen sun / so ergreifft der reüwende mensch den selbigen mit glauben. Der glaub aber gründet allein in die gnad vnd barmhertzikeit Gottes die vns in Christo gegaͤben ist / vnd glaubt deßhalb der ruͤwend mensch dz er Gott lieb vnd angenaͤm sey von Christi wegen. Vnd darumb flehet er zuͦ Gott / vnd befilcht sich Gott gantz vnd gar / als wie man vom Dauiden lißt das er thon / vnd der verloren Sun Luc. xv. Cap. Hiehar gehoͤrt denn die leer vom Euangelio / vnnd von dem glauben in Jesum Christum. Jtem von der verzeihung der sünden / von welchem allem ich doben geredt hab. 1953 Darumb sol man hie die gemuͤter der reüwenden menschen mit allem fleiß vnd ernst stercken mit vilen vnd heiteren zeügnussen der heiligen gschrifft / von der volkomnen verzeihung der sünden / damit wir in vnseren versuͦchungen keinen zweiffel daran tragind. Da ich aber zuͦ rettung der ehren deß eingebornen suns Gottes jmmerdar wideraͤferen vnd ernstlich treiben / das den reüwenden die sünden nicht von deß reüwens wegen / so veer der selbig vnnser werck ist / vergeben werdind / sonder so veer der reüwen vnd die buͦß die erneüwerung deß menschen durch den heiligen geist vnd den waaren glauben begreifft / welcher vns Christo dem einigen Artzet übergibt / der all vnsere kranckheyten heylet / vnd all vnsere wunden verbindet. Vnnd wiewol dise Tractation eigentlich zum glauben vnnd zum Euangelio gehoͤrt / von welchen stucken ich so vil ich in einer kürtze gemoͤgen / hieuͦr geredt hab / so wil ich doch auch hie etliche heitere sprüch von der gnad Gottes vnd der verzeihung der sünden / erzellen. Dauid singt im ciij. Psal. Lob den Herren O mein seel / vergiß nit aller seiner guͦthaten. Der alle deine mißthaten gnaͤdiklich verzeicht / vnd alle deine schwacheiten heilet. Der dein laͤben vor der verderbnuß errettet / vnd dich früntlich vnd guͤtiklich zieret / Der mit guͦten deine begirden settiget. Er thuͦt vns nit nach vnseren sünden / vnd widergiltet vns nit nach vnseren mißthaten. Dann als hoch der himmel ist gegen die erden / also groß ist auch sein gnad gegen denen die jn vor augen habend / Als weit der vffgang der Sonnen ist von nidergang / also weit thuͦt er vnsere übertraͤttungen von vns. Als guͤtig vnd früntlich ein vatter ist gegen seinen kinden / also guͤtig vnd früntlich ist der Herr gegen denen die jhn vor augen habend / dann er weißt wie schwach / das ist wie geneigt zuͦ sünden wir sind / er gedenckt das wir kat sind. 1954 Esaias spricht / Wenn üwere sünd als rot sind als ein scharlach / so werdend sie weisser dann der schnee / vnd so sie brünnend wie ein purpur / so werdend sie wie weisse wollen? Jtem 1955 er fuͤrt auch Gott yn also redende / Jch ich bin der / der dein übertraͤtten abtilgket / vnd dz von mein selbs wegen / vnd deiner sünd nimmermer gedenckt. 1953 Dz den buͦßfertigen die sünden gewüßlich vnd volkommenlich verzigen werdind. 1954 Esai.1. 1955 Esai.43.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [235]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/562>, abgerufen am 25.11.2024.