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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Dreissigste
die lüst deß fleisches / vnd lüst der augen / vnd hochpracht deß läbens / ist nit vom vatter / sonder von der wält. Vnd die wält vergat mit jrem lust / wär aber den willen Gottes thuot / der bleibt in ewigkeit. Sich da wirt Gott gantz ledig gesprochen von allen bösen. Das böß spricht er / ist nicht vom vatter / sonder vonn der wält / vnd welcher böses thuot / der thuot nicht das Gott wil / sonnder das die wält wil. Darumb sind die ding gentzlich wider ein ander / guots vnd böß / sünd vnd Gottes will. Dise zeügnussen der geschrifft acht ich gnuog sein / wiewol jhr wenig sind / einem jeden zuohörer der nicht vngottsförchtig ist.

Auß dem schlüssen ich nun / Zum ersten / die allgemein leer / die von der Apostelzeyt an allweg mit grossem fleiß vnd ernst / wider die vnrein Philosophy (welche ich doch nicht gar verwirffen / dann ich wol weiß / das etliche stuck der selbigen allen glöubigen vnnd liebhaberen der gottsäligkeit fast nutzlich vnd dienstlich sind) ist erhalten worden / nammlich / das Gott / nit ein vrhab vnd vrsach der sünden seye1710 Demnach schlüssen ich auch darauß / das der vrsprung deß bösen oder der sünd / auß dem menschen selb fliesse / vnd das auß trib vnd yngebung deß Teüffels. Doch also das ich sag / das er zum ersten verderpt / den menschen verderpt habe / vnd doch für sich selb allein nichts hette mögen schaffen / wenn der mensch nicht guotwillig vonn jhm selb zum bösen bewilliget hette. Vnnd da müssend wir für die augen nemmen den ersten fal vnsers vatters Ade / damit wir dest rechter von dem vrsprung der sünd vnd deß bösen vrtheilen könnind. Gott hat Adamen den vatter vnser aller erschaffen nach seiner bildtnuß vnd gleichnuß / das ist / er hat jhn erschaffen / guot / volkommen / heilig / gerecht vnnd vntödtlich. Vnnd jhn begabet mit allerley herrlichen vnnd fürtreffenlichen gaaben vnnd güteren / also das jhm zur säligkeit inn Gott nichts gemanglet. (Von welcher bildtnuß wir hernach auß Paulo etwas weyter reden wöllend.) Jst deßhalb fürtreffenlich gewesen an göttlichem reinen vnnd scharpffen verstand. Sein will was frey vnd heilig. So hat er auch krafft vnd vermögen guots vnd böses zuo thuon. Vber sölichs was jm von Gott ein gsatzt gegeben / das jm anzeigte / was er thuon oder lassen sölte. Dann mit dem / das Gott sprach / du solt nicht ässen von der frucht deß boums deß wüssens deß guoten vnd bösen / erforderet er einfaltig vonn jhm gehorsamme vnnd glauben / vnnd das er gantz vnnd gar an jhm hangete / vnnd diß alles freywillig / vngezwungen vnnd vngenötet thete. Dann es spricht auch der weyß man Ecclesiastici am fünfftzehenden wol vnnd recht / Gott hatt den menschen vonn anfang gemachet / vnnd hatt jhn gelassen inn der hand seines rathschlags. Er hatt jhm darzuo seine gebott vnd befelch gäben / So du wilt / so wirst die gebott halten / vnd sie werdend auch hinwiderumb dich erhalten. Darumb do die schlang das gemüt deß menschen versuocht / vnnd jhm riet er sölte ässen vonn dem verbottnen baum / verstuond der mensch wol was jhm fürgehalten ward / vnnd wußt auch wol das der schlangen rat / dem gebott deß Herren zuo wider was. Darnebend zwang jhn Gott nicht / Es zwang jhn auch der Teüffel inn der schlangen nicht / so er sich nun widersetzt hette / dann Gott hatt gesprochen / Jr söllend vonn dem baum nicht ässen vnnd es nicht anrüren / sonst werdend jhr sterben. Darumb was es jhm frey / vnnd inn der hand seines rathschlags ässen oder nicht ässen. Ja Gott offnet jhm sein willen / vnnd gebot jhm heiter / das er nicht ässe. Vnnd setzt jhm die gfar darzuo / damit er jhn vom ässen abzuge vnnd sprach / auff das du nicht sterbist. Deßgleich wie es der Teüffel nicht vermögen / also hatt er auch keinen gewalt mit jhm braucht / sonnder jhm die sach mit guotem fürgäben gerathen vnd jhn endtlich beredt. Dann wie sich der will deß weybs anfieng neigen zum wort deß Teüffels / da weich das gemüt vonn dem wort Gottes / vnd verwarff das guot gesatzt / vnnd

1710 Vonn dem waren vrsprung deß bösen vnd der sünd.

Die Dreissigste
die lüst deß fleisches / vnd lüst der augen / vnd hochpracht deß laͤbens / ist nit vom vatter / sonder von der waͤlt. Vnd die waͤlt vergat mit jrem lust / waͤr aber den willen Gottes thuͦt / der bleibt in ewigkeit. Sich da wirt Gott gantz ledig gesprochen von allen boͤsen. Das boͤß spricht er / ist nicht vom vatter / sonder vonn der waͤlt / vnd welcher boͤses thuͦt / der thuͦt nicht das Gott wil / sonnder das die waͤlt wil. Darumb sind die ding gentzlich wider ein ander / guͦts vnd boͤß / sünd vnd Gottes will. Dise zeügnussen der geschrifft acht ich gnuͦg sein / wiewol jhr wenig sind / einem jeden zuͦhoͤrer der nicht vngottsfoͤrchtig ist.

Auß dem schlüssen ich nun / Zum ersten / die allgemein leer / die von der Apostelzeyt an allweg mit grossem fleiß vnd ernst / wider die vnrein Philosophy (welche ich doch nicht gar verwirffen / dann ich wol weiß / das etliche stuck der selbigen allen gloͤubigen vnnd liebhaberen der gottsaͤligkeit fast nutzlich vnd dienstlich sind) ist erhalten worden / nammlich / das Gott / nit ein vrhab vnd vrsach der sünden seye1710 Demnach schlüssen ich auch darauß / das der vrsprung deß boͤsen oder der sünd / auß dem menschen selb fliesse / vnd das auß trib vnd yngebung deß Teüffels. Doch also das ich sag / das er zum ersten verderpt / den menschen verderpt habe / vnd doch für sich selb allein nichts hette moͤgen schaffen / wenn der mensch nicht guͦtwillig vonn jhm selb zum boͤsen bewilliget hette. Vnnd da muͤssend wir für die augen nemmen den ersten fal vnsers vatters Ade / damit wir dest rechter von dem vrsprung der sünd vnd deß boͤsen vrtheilen koͤnnind. Gott hat Adamen den vatter vnser aller erschaffen nach seiner bildtnuß vnd gleichnuß / das ist / er hat jhn erschaffen / guͦt / volkommen / heilig / gerecht vnnd vntoͤdtlich. Vnnd jhn begabet mit allerley herrlichen vnnd fürtreffenlichen gaaben vnnd guͤteren / also das jhm zur saͤligkeit inn Gott nichts gemanglet. (Von welcher bildtnuß wir hernach auß Paulo etwas weyter reden woͤllend.) Jst deßhalb fürtreffenlich gewesen an goͤttlichem reinen vnnd scharpffen verstand. Sein will was frey vnd heilig. So hat er auch krafft vnd vermoͤgen guͦts vnd boͤses zuͦ thuͦn. Vber soͤlichs was jm von Gott ein gsatzt gegeben / das jm anzeigte / was er thuͦn oder lassen soͤlte. Dann mit dem / das Gott sprach / du solt nicht aͤssen von der frucht deß boums deß wüssens deß guͦten vnd boͤsen / erforderet er einfaltig vonn jhm gehorsamme vnnd glauben / vnnd das er gantz vnnd gar an jhm hangete / vnnd diß alles freywillig / vngezwungen vnnd vngenoͤtet thete. Dann es spricht auch der weyß man Ecclesiastici am fünfftzehenden wol vnnd recht / Gott hatt den menschen vonn anfang gemachet / vnnd hatt jhn gelassen inn der hand seines rathschlags. Er hatt jhm darzuͦ seine gebott vnd befelch gaͤben / So du wilt / so wirst die gebott halten / vnd sie werdend auch hinwiderumb dich erhalten. Darumb do die schlang das gemuͤt deß menschen versuͦcht / vnnd jhm riet er soͤlte aͤssen vonn dem verbottnen baum / verstuͦnd der mensch wol was jhm fürgehalten ward / vnnd wußt auch wol das der schlangen rat / dem gebott deß Herren zuͦ wider was. Darnebend zwang jhn Gott nicht / Es zwang jhn auch der Teüffel inn der schlangen nicht / so er sich nun widersetzt hette / dann Gott hatt gesprochen / Jr soͤllend vonn dem baum nicht aͤssen vnnd es nicht anruͤren / sonst werdend jhr sterben. Darumb was es jhm frey / vnnd inn der hand seines rathschlags aͤssen oder nicht aͤssen. Ja Gott offnet jhm sein willen / vnnd gebot jhm heiter / das er nicht aͤsse. Vnnd setzt jhm die gfar darzuͦ / damit er jhn vom aͤssen abzuge vnnd sprach / auff das du nicht sterbist. Deßgleich wie es der Teüffel nicht vermoͤgen / also hatt er auch keinen gewalt mit jhm braucht / sonnder jhm die sach mit guͦtem fürgaͤben gerathen vnd jhn endtlich beredt. Dann wie sich der will deß weybs anfieng neigen zum wort deß Teüffels / da weich das gemuͤt vonn dem wort Gottes / vnd verwarff das guͦt gesatzt / vnnd

1710 Vonn dem waren vrsprung deß boͤsen vnd der sünd.
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                   Dann es spricht auch der weyß man Ecclesiastici am fünfftzehenden wol vnnd recht /
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[[201]/0494] Die Dreissigste die lüst deß fleisches / vnd lüst der augen / vnd hochpracht deß laͤbens / ist nit vom vatter / sonder von der waͤlt. Vnd die waͤlt vergat mit jrem lust / waͤr aber den willen Gottes thuͦt / der bleibt in ewigkeit. Sich da wirt Gott gantz ledig gesprochen von allen boͤsen. Das boͤß spricht er / ist nicht vom vatter / sonder vonn der waͤlt / vnd welcher boͤses thuͦt / der thuͦt nicht das Gott wil / sonnder das die waͤlt wil. Darumb sind die ding gentzlich wider ein ander / guͦts vnd boͤß / sünd vnd Gottes will. Dise zeügnussen der geschrifft acht ich gnuͦg sein / wiewol jhr wenig sind / einem jeden zuͦhoͤrer der nicht vngottsfoͤrchtig ist. Auß dem schlüssen ich nun / Zum ersten / die allgemein leer / die von der Apostelzeyt an allweg mit grossem fleiß vnd ernst / wider die vnrein Philosophy (welche ich doch nicht gar verwirffen / dann ich wol weiß / das etliche stuck der selbigen allen gloͤubigen vnnd liebhaberen der gottsaͤligkeit fast nutzlich vnd dienstlich sind) ist erhalten worden / nammlich / das Gott / nit ein vrhab vnd vrsach der sünden seye 1710 Demnach schlüssen ich auch darauß / das der vrsprung deß boͤsen oder der sünd / auß dem menschen selb fliesse / vnd das auß trib vnd yngebung deß Teüffels. Doch also das ich sag / das er zum ersten verderpt / den menschen verderpt habe / vnd doch für sich selb allein nichts hette moͤgen schaffen / wenn der mensch nicht guͦtwillig vonn jhm selb zum boͤsen bewilliget hette. Vnnd da muͤssend wir für die augen nemmen den ersten fal vnsers vatters Ade / damit wir dest rechter von dem vrsprung der sünd vnd deß boͤsen vrtheilen koͤnnind. Gott hat Adamen den vatter vnser aller erschaffen nach seiner bildtnuß vnd gleichnuß / das ist / er hat jhn erschaffen / guͦt / volkommen / heilig / gerecht vnnd vntoͤdtlich. Vnnd jhn begabet mit allerley herrlichen vnnd fürtreffenlichen gaaben vnnd guͤteren / also das jhm zur saͤligkeit inn Gott nichts gemanglet. (Von welcher bildtnuß wir hernach auß Paulo etwas weyter reden woͤllend.) Jst deßhalb fürtreffenlich gewesen an goͤttlichem reinen vnnd scharpffen verstand. Sein will was frey vnd heilig. So hat er auch krafft vnd vermoͤgen guͦts vnd boͤses zuͦ thuͦn. Vber soͤlichs was jm von Gott ein gsatzt gegeben / das jm anzeigte / was er thuͦn oder lassen soͤlte. Dann mit dem / das Gott sprach / du solt nicht aͤssen von der frucht deß boums deß wüssens deß guͦten vnd boͤsen / erforderet er einfaltig vonn jhm gehorsamme vnnd glauben / vnnd das er gantz vnnd gar an jhm hangete / vnnd diß alles freywillig / vngezwungen vnnd vngenoͤtet thete. Dann es spricht auch der weyß man Ecclesiastici am fünfftzehenden wol vnnd recht / Gott hatt den menschen vonn anfang gemachet / vnnd hatt jhn gelassen inn der hand seines rathschlags. Er hatt jhm darzuͦ seine gebott vnd befelch gaͤben / So du wilt / so wirst die gebott halten / vnd sie werdend auch hinwiderumb dich erhalten. Darumb do die schlang das gemuͤt deß menschen versuͦcht / vnnd jhm riet er soͤlte aͤssen vonn dem verbottnen baum / verstuͦnd der mensch wol was jhm fürgehalten ward / vnnd wußt auch wol das der schlangen rat / dem gebott deß Herren zuͦ wider was. Darnebend zwang jhn Gott nicht / Es zwang jhn auch der Teüffel inn der schlangen nicht / so er sich nun widersetzt hette / dann Gott hatt gesprochen / Jr soͤllend vonn dem baum nicht aͤssen vnnd es nicht anruͤren / sonst werdend jhr sterben. Darumb was es jhm frey / vnnd inn der hand seines rathschlags aͤssen oder nicht aͤssen. Ja Gott offnet jhm sein willen / vnnd gebot jhm heiter / das er nicht aͤsse. Vnnd setzt jhm die gfar darzuͦ / damit er jhn vom aͤssen abzuge vnnd sprach / auff das du nicht sterbist. Deßgleich wie es der Teüffel nicht vermoͤgen / also hatt er auch keinen gewalt mit jhm braucht / sonnder jhm die sach mit guͦtem fürgaͤben gerathen vnd jhn endtlich beredt. Dann wie sich der will deß weybs anfieng neigen zum wort deß Teüffels / da weich das gemuͤt vonn dem wort Gottes / vnd verwarff das guͦt gesatzt / vnnd 1710 Vonn dem waren vrsprung deß boͤsen vnd der sünd.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/494>, abgerufen am 25.11.2024.