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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
fromms läbens vnder das gsatzt der liebe / dann söllichs hatt auch der Herr vor jm gethon im Euangelio. Vber das schrijet auch der heilig Prophet im xciiij. Psalmen / Wol dem O Herr / den du in deinem gsatzt berichtest. Vnd im lxxviij. Psalmen / Er hat mit Jacob ein zeügknuß auffgerichtet / vnd dem Jsrael ein gesatzt geben / das es die nachkommenden / die kinder die für vnnd für geboren werdend / wüßtind / vnd es jhren kinderen erzelltind / damit sie jhr hoffnung in Gott satztind / seiner thaten nit vergäßind / vnd seine gebott hieltind. Jtem im xix. Psal. spricht Dauid / Das gsatzt deß Herren ist steiff vnd volkommen / widerbringt das gemüt / die zeügknuß deß Herren ist waarhafft / leert die vnberichteten weißheit. Die satzungen deß Herren sind billich / erfröwend das hertz. Das gebott deß Herren ist rein vnd lauter / vnd erleüchtet die augen. Die forcht deß Herren ist rein / vnnd bleibt in ewigkeit. Die vrtheyl deß Herren sind billich vnnd recht / lustbarlicher dann die menge deß fynesten golds / vnnd süsser dann honig oder honigwaben. Dahar dienet auch der gantz cxix. Psalm / der nach der ordnung deß alphabeths gestellt ist.

1489 Der dritt bruch deß gsatzts gottes ist / die muotwilligen zämen. Vnd heißt deßhalb dz gsatzt die so niener vmb nützit geben wöllend / mit straaffen paschgen / damit gemeyne ersammkeyt / frid vnd ruow erhalten werde / dann es sind vnder dem gmeynen man vil / die sich nit auß liebe der tugend / sonder allein vß forcht der straaff innhaltend / das sie leidenlich läbend. Mitt disem hat nun die güte Gottes / die ruow der menschen wöllen fürderen vnd erhalten. Vnd hiehar achten ich / das Paulus gesehen habe / da er spricht / Wir wüssend dz dem gerächten kein gsatzt gegäben ist / sonder den vngerechten vnd vngehorsammen / den gottlosen vnd sünderen / den vnheiligen vnd vngeistlichen / den vattermörderen vnnd muotermörderen / den todtschlegeren / den huoreren / den knabenschänderen / den menschendieben / den lugneren / den meyneydigen / vnnd so etwas anders der heilsammen leer zuo wider ist etc.

1490 Nun nach dem wir also den brauch / dz end / vnd dz ampt deß gsatztes erklärt / so volget das wir auch erleüterind / wie das gsatzt Gottes erfüllt werde. Es ist aber vnmüglich dz der mensch dz gsatzt vß seinen eignen krefften erfülle / vnd dem willen Gottes in allen dingen gnuog thuon möge. Dann es ist offenbar / dz im gsatzt nit nur das vsser werck / sonder auch die reinikeit der inneren anfechtungen / vnd also zereden ein göttliche volkommenheyt erforderet wirt / wie wir erst anzeigt habend. Dann es spricht auch der Herr / Sind volkommen / wie eüwer vatter / der in himmlen ist / volkommen ist. Dise volkommenheyt aber wirt nicht in vns erfunden dieweil wir in disem fleisch läbend. Dann das fleisch behaltet sein verderbte art biß an das end vnsers läbens / vnnd wie offt man es gleich abtreibt / so böumet es sich doch jmmer wider auff / vnd ligt im widerspil / das die göttlich volkommenheyt nimmermer in vns erfunden wirt / noch auß vnseren krefften fliessen mag. dauon wöllend wir aber hören die zeügknuß deß heiligen Apostels Pauli / der also spricht1491 / Wir wüssend das dz gsatzt geistlich ist / ich bin aber fleischlich / vnder die sünd verkaufft / dann es gefallt mir nit / das ich thuon / dann ich thuon nit das ich wil / sonder das ich hassz / das thuon ich. Vnd weyter / Jch weiß / das in mir / das ist / in meinem fleisch / nichts guots wonet / Wöllen hab ich wol / aber volbringen das guot / find ich nit. Jtem / ich hab ein lust an Gottes gesatzt nach dem inwendigen menschen / ich sich aber ein ander gesatzt in meinen glideren / das da widerstreitet dem gsatzt in meinem gemüt / vnnd mich gefangen nimpt in der sünd gesatz / welches ist in meinen glideren. Vnd zum letsten so beschleüßt ers vnnd spricht / So dienen ich nun mitt dem gemüt dem gesatz Gottes / aber mitt dem fleisch dem gesatz der sünd. 1492 Hie meynend aber etlich / Paulus habe söllichs nit von seiner / sonder von ander leüten / namlich von einer

1489 Das gsatzt zwingt auch.
1490 Das es vnmüglich dz gsatzt auß eigenen krefften erfüllen.
1491 Rom.7.
1492 Das Paulus zun Römeren am 7.cap. von seiner eignen person geredt habe.

Predig.
fromms laͤbens vnder das gsatzt der liebe / dann soͤllichs hatt auch der Herr vor jm gethon im Euangelio. Vber das schrijet auch der heilig Prophet im xciiij. Psalmen / Wol dem O Herr / den du in deinem gsatzt berichtest. Vnd im lxxviij. Psalmen / Er hat mit Jacob ein zeügknuß auffgerichtet / vnd dem Jsrael ein gesatzt geben / das es die nachkommenden / die kinder die für vnnd für geboren werdend / wüßtind / vnd es jhren kinderen erzelltind / damit sie jhr hoffnung in Gott satztind / seiner thaten nit vergaͤßind / vnd seine gebott hieltind. Jtem im xix. Psal. spricht Dauid / Das gsatzt deß Herren ist steiff vnd volkommen / widerbringt das gemuͤt / die zeügknuß deß Herren ist waarhafft / leert die vnberichteten weißheit. Die satzungen deß Herren sind billich / erfroͤwend das hertz. Das gebott deß Herren ist rein vnd lauter / vnd erleüchtet die augen. Die forcht deß Herren ist rein / vnnd bleibt in ewigkeit. Die vrtheyl deß Herren sind billich vnnd recht / lustbarlicher dann die menge deß fynesten golds / vnnd suͤsser dann honig oder honigwaben. Dahar dienet auch der gantz cxix. Psalm / der nach der ordnung deß alphabeths gestellt ist.

1489 Der dritt bruch deß gsatzts gottes ist / die muͦtwilligen zaͤmen. Vnd heißt deßhalb dz gsatzt die so niener vmb nützit geben woͤllend / mit straaffen paschgen / damit gemeyne ersammkeyt / frid vnd ruͦw erhalten werde / dann es sind vnder dem gmeynen man vil / die sich nit auß liebe der tugend / sonder allein vß forcht der straaff innhaltend / das sie leidenlich laͤbend. Mitt disem hat nun die guͤte Gottes / die ruͦw der menschen woͤllen fürderen vnd erhalten. Vnd hiehar achten ich / das Paulus gesehen habe / da er spricht / Wir wüssend dz dem geraͤchten kein gsatzt gegaͤben ist / sonder den vngerechten vnd vngehorsammen / den gottlosen vnd sünderen / den vnheiligen vnd vngeistlichen / den vattermoͤrderen vnnd muͦtermoͤrderen / den todtschlegeren / den huͦreren / den knabenschaͤnderen / den menschendieben / den lugneren / den meyneydigen / vnnd so etwas anders der heilsammen leer zuͦ wider ist ꝛc.

1490 Nun nach dem wir also den brauch / dz end / vnd dz ampt deß gsatztes erklaͤrt / so volget das wir auch erleüterind / wie das gsatzt Gottes erfüllt werde. Es ist aber vnmüglich dz der mensch dz gsatzt vß seinen eignen krefften erfülle / vnd dem willen Gottes in allen dingen gnuͦg thuͦn moͤge. Dann es ist offenbar / dz im gsatzt nit nur das vsser werck / sonder auch die reinikeit der inneren anfechtungen / vnd also zereden ein goͤttliche volkommenheyt erforderet wirt / wie wir erst anzeigt habend. Dann es spricht auch der Herr / Sind volkommen / wie eüwer vatter / der in himmlen ist / volkommen ist. Dise volkommenheyt aber wirt nicht in vns erfunden dieweil wir in disem fleisch laͤbend. Dann das fleisch behaltet sein verderbte art biß an das end vnsers laͤbens / vnnd wie offt man es gleich abtreibt / so boͤumet es sich doch jmmer wider auff / vnd ligt im widerspil / das die goͤttlich volkommenheyt nimmermer in vns erfunden wirt / noch auß vnseren krefften fliessen mag. dauon woͤllend wir aber hoͤren die zeügknuß deß heiligen Apostels Pauli / der also spricht1491 / Wir wüssend das dz gsatzt geistlich ist / ich bin aber fleischlich / vnder die sünd verkaufft / dann es gefallt mir nit / das ich thuͦn / dann ich thuͦn nit das ich wil / sonder das ich hassz / das thuͦn ich. Vnd weyter / Jch weiß / das in mir / das ist / in meinem fleisch / nichts guͦts wonet / Woͤllen hab ich wol / aber volbringen das guͦt / find ich nit. Jtem / ich hab ein lust an Gottes gesatzt nach dem inwendigen menschen / ich sich aber ein ander gesatzt in meinen glideren / das da widerstreitet dem gsatzt in meinem gemuͤt / vnnd mich gefangen nimpt in der sünd gesatz / welches ist in meinen glideren. Vnd zum letsten so beschleüßt ers vnnd spricht / So dienen ich nun mitt dem gemuͤt dem gesatz Gottes / aber mitt dem fleisch dem gesatz der sünd. 1492 Hie meynend aber etlich / Paulus habe soͤllichs nit von seiner / sonder von ander leüten / namlich von einer

1489 Das gsatzt zwingt auch.
1490 Das es vnmüglich dz gsatzt auß eigenen krefften erfüllen.
1491 Rom.7.
1492 Das Paulus zun Roͤmeren am 7.cap. von seiner eignen person geredt habe.
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                   ein gesatzt geben / das es die nachkommenden / die kinder die für vnnd für geboren
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[CLXIX./0431] Predig. fromms laͤbens vnder das gsatzt der liebe / dann soͤllichs hatt auch der Herr vor jm gethon im Euangelio. Vber das schrijet auch der heilig Prophet im xciiij. Psalmen / Wol dem O Herr / den du in deinem gsatzt berichtest. Vnd im lxxviij. Psalmen / Er hat mit Jacob ein zeügknuß auffgerichtet / vnd dem Jsrael ein gesatzt geben / das es die nachkommenden / die kinder die für vnnd für geboren werdend / wüßtind / vnd es jhren kinderen erzelltind / damit sie jhr hoffnung in Gott satztind / seiner thaten nit vergaͤßind / vnd seine gebott hieltind. Jtem im xix. Psal. spricht Dauid / Das gsatzt deß Herren ist steiff vnd volkommen / widerbringt das gemuͤt / die zeügknuß deß Herren ist waarhafft / leert die vnberichteten weißheit. Die satzungen deß Herren sind billich / erfroͤwend das hertz. Das gebott deß Herren ist rein vnd lauter / vnd erleüchtet die augen. Die forcht deß Herren ist rein / vnnd bleibt in ewigkeit. Die vrtheyl deß Herren sind billich vnnd recht / lustbarlicher dann die menge deß fynesten golds / vnnd suͤsser dann honig oder honigwaben. Dahar dienet auch der gantz cxix. Psalm / der nach der ordnung deß alphabeths gestellt ist. 1489 Der dritt bruch deß gsatzts gottes ist / die muͦtwilligen zaͤmen. Vnd heißt deßhalb dz gsatzt die so niener vmb nützit geben woͤllend / mit straaffen paschgen / damit gemeyne ersammkeyt / frid vnd ruͦw erhalten werde / dann es sind vnder dem gmeynen man vil / die sich nit auß liebe der tugend / sonder allein vß forcht der straaff innhaltend / das sie leidenlich laͤbend. Mitt disem hat nun die guͤte Gottes / die ruͦw der menschen woͤllen fürderen vnd erhalten. Vnd hiehar achten ich / das Paulus gesehen habe / da er spricht / Wir wüssend dz dem geraͤchten kein gsatzt gegaͤben ist / sonder den vngerechten vnd vngehorsammen / den gottlosen vnd sünderen / den vnheiligen vnd vngeistlichen / den vattermoͤrderen vnnd muͦtermoͤrderen / den todtschlegeren / den huͦreren / den knabenschaͤnderen / den menschendieben / den lugneren / den meyneydigen / vnnd so etwas anders der heilsammen leer zuͦ wider ist ꝛc. 1490 Nun nach dem wir also den brauch / dz end / vnd dz ampt deß gsatztes erklaͤrt / so volget das wir auch erleüterind / wie das gsatzt Gottes erfüllt werde. Es ist aber vnmüglich dz der mensch dz gsatzt vß seinen eignen krefften erfülle / vnd dem willen Gottes in allen dingen gnuͦg thuͦn moͤge. Dann es ist offenbar / dz im gsatzt nit nur das vsser werck / sonder auch die reinikeit der inneren anfechtungen / vnd also zereden ein goͤttliche volkommenheyt erforderet wirt / wie wir erst anzeigt habend. Dann es spricht auch der Herr / Sind volkommen / wie eüwer vatter / der in himmlen ist / volkommen ist. Dise volkommenheyt aber wirt nicht in vns erfunden dieweil wir in disem fleisch laͤbend. Dann das fleisch behaltet sein verderbte art biß an das end vnsers laͤbens / vnnd wie offt man es gleich abtreibt / so boͤumet es sich doch jmmer wider auff / vnd ligt im widerspil / das die goͤttlich volkommenheyt nimmermer in vns erfunden wirt / noch auß vnseren krefften fliessen mag. dauon woͤllend wir aber hoͤren die zeügknuß deß heiligen Apostels Pauli / der also spricht 1491 / Wir wüssend das dz gsatzt geistlich ist / ich bin aber fleischlich / vnder die sünd verkaufft / dann es gefallt mir nit / das ich thuͦn / dann ich thuͦn nit das ich wil / sonder das ich hassz / das thuͦn ich. Vnd weyter / Jch weiß / das in mir / das ist / in meinem fleisch / nichts guͦts wonet / Woͤllen hab ich wol / aber volbringen das guͦt / find ich nit. Jtem / ich hab ein lust an Gottes gesatzt nach dem inwendigen menschen / ich sich aber ein ander gesatzt in meinen glideren / das da widerstreitet dem gsatzt in meinem gemuͤt / vnnd mich gefangen nimpt in der sünd gesatz / welches ist in meinen glideren. Vnd zum letsten so beschleüßt ers vnnd spricht / So dienen ich nun mitt dem gemuͤt dem gesatz Gottes / aber mitt dem fleisch dem gesatz der sünd. 1492 Hie meynend aber etlich / Paulus habe soͤllichs nit von seiner / sonder von ander leüten / namlich von einer 1489 Das gsatzt zwingt auch. 1490 Das es vnmüglich dz gsatzt auß eigenen krefften erfüllen. 1491 Rom.7. 1492 Das Paulus zun Roͤmeren am 7.cap. von seiner eignen person geredt habe.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CLXIX.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/431>, abgerufen am 22.11.2024.