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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
sagt der Apostel nit / das wir nicht söllind zornig werden / sonder er wil das der zorn nicht lang were / vnd nicht in sünd vnd vnbill außbräche. Vnd das wörtli parorgismos, das Paulus an dem ort braucht / das heißt wol zorn / doch eigentlicher / ein bewegung vnd erzürnung. Mit dem er vns leeren wil / das wenn einem schon ettwas zuogefügt wurde / darab er schmärtzen vnnd zorn empfienge / so sölle doch der zorn nicht lang wären / vnd sölle man deßhalb keins wegs zuolassen / das der lesterer oder der Teüffel sich sädle / der also stillschweigend sich durch den zorn in vnnsere gemüter einlaßt / vnnd auß langwerendem zorn ein inuidiam, das ist ein hassz / vnd vnwillen vnnd verbunst machet / durch welchen er dann den gantzen menschen / ja sein gantzen verstand / all seine wort vnnd werck verkeert vnd zenichte bringt.

702 Dann hassz oder verbunst ist ein veralteter zorn / der yetz den eyferenden verbünstigen / häßigen selb mer plaget brennt vnd vexiert / dann den / gegen dem einer hassz vnd eyfer tregt. Wiewol hassz ein sölliche plag ist / die nimmer auffhört böses zuozegstatten dem / dem er neidig vnd auffsetzig ist. Es ist auch ein überschwencklichs vnd vnuersünlichs übel vnd laster. Darumb auch die Heyden das selbig selbs so hoch gehasset vnd gescholten / deren ich mich nit wil verdriessen lassen ettliche kundtschafften anzuoziehen / damitt sich doch die genannten vnnd falschen Christen / die so gar dem laster ergeben sind / lernind schämmen / wenn es ächt ettwas an jhnen bescheüßt / das sie von den Heyden selbs gestrafft werdend.

So spricht nun Virgilius Maro.
Der böß verbunst so fräßig ist
Das ß'Margk im bein nit sicher ist /
Er zeücht es auß mit grossem keib /
Er laßt kein bluot im gantzen leib.

Vnd Horatius Flaccus.
Wie grausamm die Tyrannen gsyn
Die gwonet in Sicilia
Noch hands nit funden grösser pyn
Dann syge die inuidia.

Silius Jtalicus spricht.
Es ist kein grösser plag auff erd
Dardurch der nechst mer ghindert werd /
Vnd die sein lob mög minder leiden /
Dann jnn mit eyfer hassen neiden.

Es beschreibt auch Ouidius Naso die Inuidiam, das ist den verbunst
vnnd hassz also.

Er sach wie sie dainnen saß
Wüst schlangen fleisch sie inn sich fraß /
Darauß sie dann nüt wirt geneert /
Sonder jr sünd wirt darmit gmeert.
Sie hat kein guote farb an jhr /
Jr leib ist mager vnd auch dür.
Kein rechten blick kans niemand gän /
Jn jrem maul wüst rostig zän /
Jr brust von gallen grün / jhr mund

702 Vom hassz vnd verbunst.

Predig.
sagt der Apostel nit / das wir nicht soͤllind zornig werden / sonder er wil das der zorn nicht lang were / vnd nicht in sünd vnd vnbill außbraͤche. Vnd das woͤrtli parorgismos, das Paulus an dem ort braucht / das heißt wol zorn / doch eigentlicher / ein bewegung vnd erzürnung. Mit dem er vns leeren wil / das wenn einem schon ettwas zuͦgefuͤgt wurde / darab er schmaͤrtzen vnnd zorn empfienge / so soͤlle doch der zorn nicht lang waͤren / vnd soͤlle man deßhalb keins wegs zuͦlassen / das der lesterer oder der Teüffel sich saͤdle / der also stillschweigend sich durch den zorn in vnnsere gemuͤter einlaßt / vnnd auß langwerendem zorn ein inuidiam, das ist ein hassz / vnd vnwillen vnnd verbunst machet / durch welchen er dann den gantzen menschen / ja sein gantzen verstand / all seine wort vnnd werck verkeert vnd zenichte bringt.

702 Dann hassz oder verbunst ist ein veralteter zorn / der yetz den eyferenden verbünstigen / haͤßigen selb mer plaget brennt vnd vexiert / dann den / gegen dem einer hassz vnd eyfer tregt. Wiewol hassz ein soͤlliche plag ist / die nimmer auffhoͤrt boͤses zuͦzegstatten dem / dem er neidig vnd auffsetzig ist. Es ist auch ein überschwencklichs vnd vnuersuͤnlichs übel vnd laster. Darumb auch die Heyden das selbig selbs so hoch gehasset vnd gescholten / deren ich mich nit wil verdriessen lassen ettliche kundtschafften anzuͦziehen / damitt sich doch die genannten vnnd falschen Christen / die so gar dem laster ergeben sind / lernind schaͤmmen / wenn es aͤcht ettwas an jhnen bescheüßt / das sie von den Heyden selbs gestrafft werdend.

So spricht nun Virgilius Maro.
Der boͤß verbunst so fraͤßig ist
Das ß’Margk im bein nit sicher ist /
Er zeücht es auß mit grossem keib /
Er laßt kein bluͦt im gantzen leib.

Vnd Horatius Flaccus.
Wie grausamm die Tyrannen gsyn
Die gwonet in Sicilia
Noch hands nit funden groͤsser pyn
Dann syge die inuidia.

Silius Jtalicus spricht.
Es ist kein groͤsser plag auff erd
Dardurch der nechst mer ghindert werd /
Vnd die sein lob moͤg minder leiden /
Dann jnn mit eyfer hassen neiden.

Es beschreibt auch Ouidius Naso die Inuidiam, das ist den verbunst
vnnd hassz also.

Er sach wie sie dainnen saß
Wuͤst schlangen fleisch sie inn sich fraß /
Darauß sie dann nüt wirt geneert /
Sonder jr sünd wirt darmit gmeert.
Sie hat kein guͦte farb an jhr /
Jr leib ist mager vnd auch dür.
Kein rechten blick kans niemand gaͤn /
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. LXXIIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/239>, abgerufen am 24.11.2024.