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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Sechtzehende
alles anreitzen vnd außbieten / alle schmach vnd schältwort / aller zanck / zorn / eyfer vnd verbunst etc. wie dann Christus der Herr selb dises gsatzt also vßlegt / da er im Euangelio Matthei also spricht699. / Jr habend ghört / dz zuo den alten gesagt ist / Du solt nit töden / wer aber tödet / der sol deß grichts schuldig sein / Jch aber sag eüch / wer mit seinem bruoder zürnet / der ist deß grichts schuldig / vnd wer zuo seinem bruoder sagt / Racha / der ist deß raths schuldig / wer aber sagt / du Narr / der ist deß helschen feürs schuldig. Da hörst du ye / das auch der zorn verbotten wirt / deßgleich schmäch vnd schältwort / ja alle anzeigungen eins gmüts dz zuo schälten bewegt ist. Wie sol man jm dann thuon sprichst du? Also namlich / man sol sich mit dem den man erzürnt hat widerumb versünen / vnd allen hassz zorn vnd eyfer lassen auß sein / wir wöllind dann verdampt werden / vnd dz vns aller der dienst den wir Gott beweisend für sünd oder für eytel gerechnet werde. Dann darumb volget im heiligen Euangelio Matthei weitter also / Darumb wenn du dein gaab auff den Altar opfferist / vnd wirst da eingedenck / das dein bruoder etwas wider dich hat / so laß da vor dem Altar dein gaab / vnd gang vorhin versüne dich mit deinem bruoder / vnd denn gang vnd opffer dein gaab. Jtem noch weiter / Biß wilfertig deinem widersächer bald / dieweil du noch mit jm auff dem wäg bist / auff das dich der widersächer nit der mal eins überantworte dem Richter / vnd der Richter überantworte dich dem diener / vnd werdist inn kärcker geworffen / waarlich ich sag dir / du wirst von dannen nit heraußkommen / biß du auch den letsten haller bezaalest. Dise heylsam leer gibt vns Christus / Dieweil wir nun deren nit volgend / sind so grosse vnruowen / vnnd so vil widerwertigkeit inn der welt / dann die disem gebott volgend vnnd gehorsammend / ob sie schon etwas dest minder gelt vnd guot haben müssend / so habend sie aber dest mer fridens vnd ruowen. Was hilfft oder fröwt aber den menschen wenn er schon vnsaglich guot hat / vnd hat aber darnebend in seinem gemüt grosse sorgen / vil vnd mancherley verwirrter händlen / vnd nimmer kein ruow. Darumb dieweil das fürnemmen dises gsatztes ist / das es den menschen leere ein fridsamm still vnd rüwig läben füren / so verbeüttet es deßhalb auch / alle böse vnnd vngemeisterte anfächtungen deß gemüts / besonder zorn vnnd hassz / welches die zwey aller verderblichsten übel sind inn dem gantzen läben deß menschen.

700 Vom zorn aber bin ich nit willens hie vil zereden / wie auch von dem eyfer vnd haß nicht / dann es sind deren vil / die von dem zorn gar hüpsch vnnd subtil disputiert habend. Das ist aber dennocht zuo mercken / dz ein zorn ist / den die heilig gschrifft nit schiltet / welcher dermaß ist / das einer kein biderman wäre / der sich also nit erzurnte / das ist namlich der eyfer Gottes / den hat ein yeder frommer mensch / auß dem erzürnt er sich über das gottloß wäsen vnd über die sünd vnd laster der welt / dessen wir inn der heiligen geschrifft vil hüpscher exempel habend. Diser zorn streckt sich aber meer auff das laster an jm selb / dann auff die person die das laster begadt / dann so das laster auff hört / so hört bey dem auch der hassz vnd der zorn auff. Dennzuomal wirt aber der zorn gescholten wenn er auß bösen anfechtungen kompt vnd keine billiche vrsachen hat / wenn einer auß zorn sein anfächtung erfüllt / vnd dem schaden zuofügt oder vnderstadt zuo zefügen über den er erzürnt ist. Das ist ein grosses laster / vnnd ein vrsprung viler grossen vnd außsprächlichen üblen. Darumb gibt der heilig Apostel Paulus allen menschen den rath / das sie dem zorn kein statt gäbind / ob er gleich das gemüt etwan überfalt / vnnd sich ein weil bey vns enthaltet / das wir jhn doch vns nit gar anhangen noch bey vns wurtzlen laßind. Darumb spricht er701 / Zürnend vnd sündend nit / lassend die Sonn nicht nidergan über eüweren zorn / gäbend auch nit statt dem lesterer / oder dem Teüfel. Da er also wil sagen / So jr etwan erzürnet werdend / so sündend doch nicht / das ist / gestillend den zorn. Dann es

699 Matth.5.
700 Vom zorn. Seneca.
701 Ephe.4.

Die Sechtzehende
alles anreitzen vnd außbieten / alle schmach vnd schaͤltwort / aller zanck / zorn / eyfer vnd verbunst ꝛc. wie dann Christus der Herr selb dises gsatzt also vßlegt / da er im Euangelio Matthei also spricht699. / Jr habend ghoͤrt / dz zuͦ den alten gesagt ist / Du solt nit toͤden / wer aber toͤdet / der sol deß grichts schuldig sein / Jch aber sag eüch / wer mit seinem bruͦder zürnet / der ist deß grichts schuldig / vnd wer zuͦ seinem bruͦder sagt / Racha / der ist deß raths schuldig / wer aber sagt / du Narr / der ist deß helschen feürs schuldig. Da hoͤrst du ye / das auch der zorn verbotten wirt / deßgleich schmaͤch vnd schaͤltwort / ja alle anzeigungen eins gmuͤts dz zuͦ schaͤlten bewegt ist. Wie sol man jm dann thuͦn sprichst du? Also namlich / man sol sich mit dem den man erzürnt hat widerumb versuͤnen / vnd allen hassz zorn vnd eyfer lassen auß sein / wir woͤllind dann verdampt werden / vnd dz vns aller der dienst den wir Gott beweisend für sünd oder für eytel gerechnet werde. Dann darumb volget im heiligen Euangelio Matthei weitter also / Darumb wenn du dein gaab auff den Altar opfferist / vnd wirst da eingedenck / das dein bruͦder etwas wider dich hat / so laß da vor dem Altar dein gaab / vnd gang vorhin versuͤne dich mit deinem bruͦder / vnd denn gang vnd opffer dein gaab. Jtem noch weiter / Biß wilfertig deinem widersaͤcher bald / dieweil du noch mit jm auff dem waͤg bist / auff das dich der widersaͤcher nit der mal eins überantworte dem Richter / vnd der Richter überantworte dich dem diener / vnd werdist inn kaͤrcker geworffen / waarlich ich sag dir / du wirst von dannen nit heraußkommen / biß du auch den letsten haller bezaalest. Dise heylsam leer gibt vns Christus / Dieweil wir nun deren nit volgend / sind so grosse vnruͦwen / vnnd so vil widerwertigkeit inn der welt / dann die disem gebott volgend vnnd gehorsammend / ob sie schon etwas dest minder gelt vnd guͦt haben muͤssend / so habend sie aber dest mer fridens vnd ruͦwen. Was hilfft oder froͤwt aber den menschen wenn er schon vnsaglich guͦt hat / vnd hat aber darnebend in seinem gemuͤt grosse sorgen / vil vnd mancherley verwirrter haͤndlen / vnd nimmer kein ruͦw. Darumb dieweil das fürnemmen dises gsatztes ist / das es den menschen leere ein fridsamm still vnd ruͤwig laͤben fuͤren / so verbeüttet es deßhalb auch / alle boͤse vnnd vngemeisterte anfaͤchtungen deß gemuͤts / besonder zorn vnnd hassz / welches die zwey aller verderblichsten übel sind inn dem gantzen laͤben deß menschen.

700 Vom zorn aber bin ich nit willens hie vil zereden / wie auch von dem eyfer vnd haß nicht / dann es sind deren vil / die von dem zorn gar hüpsch vnnd subtil disputiert habend. Das ist aber dennocht zuͦ mercken / dz ein zorn ist / den die heilig gschrifft nit schiltet / welcher dermaß ist / das einer kein biderman waͤre / der sich also nit erzurnte / das ist namlich der eyfer Gottes / den hat ein yeder frommer mensch / auß dem erzürnt er sich über das gottloß waͤsen vnd über die sünd vnd laster der welt / dessen wir inn der heiligen geschrifft vil hüpscher exempel habend. Diser zorn streckt sich aber meer auff das laster an jm selb / dann auff die person die das laster begadt / dann so das laster auff hoͤrt / so hoͤrt bey dem auch der hassz vnd der zorn auff. Dennzuͦmal wirt aber der zorn gescholten wenn er auß boͤsen anfechtungen kompt vnd keine billiche vrsachen hat / wenn einer auß zorn sein anfaͤchtung erfüllt / vnd dem schaden zuͦfuͤgt oder vnderstadt zuͦ zefuͤgen über den er erzürnt ist. Das ist ein grosses laster / vnnd ein vrsprung viler grossen vnd außspraͤchlichen üblen. Darumb gibt der heilig Apostel Paulus allen menschen den rath / das sie dem zorn kein statt gaͤbind / ob er gleich das gemuͤt etwan überfalt / vnnd sich ein weil bey vns enthaltet / das wir jhn doch vns nit gar anhangen noch bey vns wurtzlen laßind. Darumb spricht er701 / Zürnend vnd sündend nit / lassend die Sonn nicht nidergan über eüweren zorn / gaͤbend auch nit statt dem lesterer / oder dem Teüfel. Da er also wil sagen / So jr etwan erzürnet werdend / so sündend doch nicht / das ist / gestillend den zorn. Dann es

699 Matth.5.
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                   heylsam leer gibt vns Christus / Dieweil wir nun deren nit volgend / sind so
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                   zorn streckt sich aber meer auff das laster an jm selb / dann auff die person die
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[[73]/0238] Die Sechtzehende alles anreitzen vnd außbieten / alle schmach vnd schaͤltwort / aller zanck / zorn / eyfer vnd verbunst ꝛc. wie dann Christus der Herr selb dises gsatzt also vßlegt / da er im Euangelio Matthei also spricht 699. / Jr habend ghoͤrt / dz zuͦ den alten gesagt ist / Du solt nit toͤden / wer aber toͤdet / der sol deß grichts schuldig sein / Jch aber sag eüch / wer mit seinem bruͦder zürnet / der ist deß grichts schuldig / vnd wer zuͦ seinem bruͦder sagt / Racha / der ist deß raths schuldig / wer aber sagt / du Narr / der ist deß helschen feürs schuldig. Da hoͤrst du ye / das auch der zorn verbotten wirt / deßgleich schmaͤch vnd schaͤltwort / ja alle anzeigungen eins gmuͤts dz zuͦ schaͤlten bewegt ist. Wie sol man jm dann thuͦn sprichst du? Also namlich / man sol sich mit dem den man erzürnt hat widerumb versuͤnen / vnd allen hassz zorn vnd eyfer lassen auß sein / wir woͤllind dann verdampt werden / vnd dz vns aller der dienst den wir Gott beweisend für sünd oder für eytel gerechnet werde. Dann darumb volget im heiligen Euangelio Matthei weitter also / Darumb wenn du dein gaab auff den Altar opfferist / vnd wirst da eingedenck / das dein bruͦder etwas wider dich hat / so laß da vor dem Altar dein gaab / vnd gang vorhin versuͤne dich mit deinem bruͦder / vnd denn gang vnd opffer dein gaab. Jtem noch weiter / Biß wilfertig deinem widersaͤcher bald / dieweil du noch mit jm auff dem waͤg bist / auff das dich der widersaͤcher nit der mal eins überantworte dem Richter / vnd der Richter überantworte dich dem diener / vnd werdist inn kaͤrcker geworffen / waarlich ich sag dir / du wirst von dannen nit heraußkommen / biß du auch den letsten haller bezaalest. Dise heylsam leer gibt vns Christus / Dieweil wir nun deren nit volgend / sind so grosse vnruͦwen / vnnd so vil widerwertigkeit inn der welt / dann die disem gebott volgend vnnd gehorsammend / ob sie schon etwas dest minder gelt vnd guͦt haben muͤssend / so habend sie aber dest mer fridens vnd ruͦwen. Was hilfft oder froͤwt aber den menschen wenn er schon vnsaglich guͦt hat / vnd hat aber darnebend in seinem gemuͤt grosse sorgen / vil vnd mancherley verwirrter haͤndlen / vnd nimmer kein ruͦw. Darumb dieweil das fürnemmen dises gsatztes ist / das es den menschen leere ein fridsamm still vnd ruͤwig laͤben fuͤren / so verbeüttet es deßhalb auch / alle boͤse vnnd vngemeisterte anfaͤchtungen deß gemuͤts / besonder zorn vnnd hassz / welches die zwey aller verderblichsten übel sind inn dem gantzen laͤben deß menschen. 700 Vom zorn aber bin ich nit willens hie vil zereden / wie auch von dem eyfer vnd haß nicht / dann es sind deren vil / die von dem zorn gar hüpsch vnnd subtil disputiert habend. Das ist aber dennocht zuͦ mercken / dz ein zorn ist / den die heilig gschrifft nit schiltet / welcher dermaß ist / das einer kein biderman waͤre / der sich also nit erzurnte / das ist namlich der eyfer Gottes / den hat ein yeder frommer mensch / auß dem erzürnt er sich über das gottloß waͤsen vnd über die sünd vnd laster der welt / dessen wir inn der heiligen geschrifft vil hüpscher exempel habend. Diser zorn streckt sich aber meer auff das laster an jm selb / dann auff die person die das laster begadt / dann so das laster auff hoͤrt / so hoͤrt bey dem auch der hassz vnd der zorn auff. Dennzuͦmal wirt aber der zorn gescholten wenn er auß boͤsen anfechtungen kompt vnd keine billiche vrsachen hat / wenn einer auß zorn sein anfaͤchtung erfüllt / vnd dem schaden zuͦfuͤgt oder vnderstadt zuͦ zefuͤgen über den er erzürnt ist. Das ist ein grosses laster / vnnd ein vrsprung viler grossen vnd außspraͤchlichen üblen. Darumb gibt der heilig Apostel Paulus allen menschen den rath / das sie dem zorn kein statt gaͤbind / ob er gleich das gemuͤt etwan überfalt / vnnd sich ein weil bey vns enthaltet / das wir jhn doch vns nit gar anhangen noch bey vns wurtzlen laßind. Darumb spricht er 701 / Zürnend vnd sündend nit / lassend die Sonn nicht nidergan über eüweren zorn / gaͤbend auch nit statt dem lesterer / oder dem Teüfel. Da er also wil sagen / So jr etwan erzürnet werdend / so sündend doch nicht / das ist / gestillend den zorn. Dann es 699 Matth.5. 700 Vom zorn. Seneca. 701 Ephe.4.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [73]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/238>, abgerufen am 25.11.2024.