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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünfftzehende

Dionysius der Syracusaner tyrann / ward von wegen seiner tyranney vom land vertriben / Do zoch er gen Corinthum / vnnd ob er schon vor ein künig gewesen was / so richt er doch da ein schuol auff / vnd lart die kind die Music vnd anders / vnd ernart sich also darmit. Hette er nun nie nichts gelernet / vnd allein auff sein künigliche reichthumb vnd güter gehoffet / so wer er ein arbeitsäliger verdorbner mensch gewesen / vnd wurde jn sein eitele hoffnung betrogen vnnd verderbt haben / hette müssen hunger sterben. Nun so vil von der vnderrichtung die die elteren den kindern schuldig sind.

690Zuo letst aber müssend wir auch reden von der züchtigung vnnd straaff / die stadt eins theils in worten / anders theils in streichen / Da jetwederer theil sein maß haben sol / damit nit zuo vil dran thon werde. Die warnung oder straaff so mit worten geschicht / sol nit rüher sein dann einer wol verdient hat / Sie sol auch ernsthafft sein / doch nit allweg wären. Stete vnd jmmerwärende bescheltung / kumpt gleich in verachtung / Man findt auch wol kindt / bey denen man mee mit güte schaffet vnd außrichtet. Vnd wenn man sie nit etwan auch lobt / vnd von jnen verguot hat / wenn sie in eim ding fleiß habend / ob sie es schon nicht als zum eigentlichsten vnd besten machend / so wirst sehen vnd erfaren das sie bald kleinmütig werdend werden. Man sol jhnen auch nicht zuo vil auffladen vnd zuo muoten / wenn sie guotwillig vnd von jhnen selbs gnuog thuond. So vil die streich belanget / so sol man sie nit schlagen anderst dann von grosser vrsachen wegen / auch nit auß zorn / vnd nit vnzimlich damit sie besser vnnd nit das sie zuo nichts werdind. Vnd da söllend alle elteren den edlen spruch Pauli fleißig im hertzen haben da er spricht691 / Jr vätter reitzend ewere kind nicht zuo zorn. Dann durch vngestüms wüten werdend auch guote ingenia der kinden verderbt vnd zuo nichte gemacht. Von der zimlichen vnd mäßigen straff redt Salomon / do er spricht692 / Die ruoten vnd straff gebend weyßheit / das kindt aber deß man kein acht hatt / ist seiner muoter ein schand. Jtem vnderweiß vnd züchtige dinen sun / so wirt er dir ruow geben / vnd dein gemüt ergetzen. 693 Mit welchen worten Salomon die elteren strafft / die jren kinden zuo vil nachlassend / dardurch dann vil kinden verderbt werdend / vnd wirt damit nit minder gesündet von den elteren / dann mit zuouil rühe vnnd grimmige. Heli wirt gar hefftig gescholten inn der geschrifft von wegen das er seinen kinden zuo vil nach ließ / darumb kam er jämmerlich vmbs läben / vnd verdarbt auch seine gottlosen vnd muotwilligen fräfnen sün mit jhm. Deut. am xxj. Capitel / wirdt den elteren befolhen / das sie jre vngehorsamen kinder für recht stellen söllind / vnd da auff jhr leib vnnd läben klagen. Mit welchem strengen exempel / Gott die anderen kind hat wöllen in zucht vnd meisterschafft behalten / dann er ist ein Gott deß heilß / vnnd nicht ein Gott deß verderbens / vnd das die vngehorsamen widerspenstigen verdärbend vnd vmbkommend / das verwendet vnd braucht er zum guoten vnnd zum heil deren die gehorsam sind. Darumb so behaltind alle vätter den spruch deß Herren Jesu Christi wol vnd vest in jren hertzen / da er im Euangelio spricht694 / Es ist nit der will vor ewerem vatter im himmel / das iemand von disen kleinen verloren werde / vnd wer diser geringsten einen ergeret / dem were besser / das jm ein mülstein an halß gehenckt / vnnd ertrenckt wurde im meer da es am tieffesten ist.

695Dargegen aber vom ampt der kinden / habend wir doben geredt / da wir anzeigt wie man die elteren vereeren sölle. Paulus begreiffts mit eim wort fast alles / da er spricht696 / Jr kinder sind gehorsam eweren elteren in dem Herren. Darauff er auch die vrsach setzt / dann das ist billich. Jtem ein andere vrsach / dann Gott hat das gebotten. Darumb so lernind alle kind / das sie erkennind die müy vnd arbeit jrer elteren / die sie an sie gelegt eb sies erzogen / vnd seyend deßhalb

690 Von züchtigung vnd straff der kinden.
691 Ephes.6.
692 Pet.29.
693 Man sol den kinden nit zuo vil nachlassen.
694 Math.18.
695 Vom ampt der kinden.
696 Ephes.6.
Die Fünfftzehende

Dionysius der Syracusaner tyrann / ward von wegen seiner tyranney vom land vertriben / Do zoch er gen Corinthum / vnnd ob er schon vor ein künig gewesen was / so richt er doch da ein schuͦl auff / vnd lart die kind die Music vnd anders / vnd ernart sich also darmit. Hette er nun nie nichts gelernet / vnd allein auff sein künigliche reichthumb vnd guͤter gehoffet / so wer er ein arbeitsaͤliger verdorbner mensch gewesen / vnd wurde jn sein eitele hoffnung betrogen vnnd verderbt haben / hette muͤssen hunger sterben. Nun so vil von der vnderrichtung die die elteren den kindern schuldig sind.

690Zuͦ letst aber muͤssend wir auch reden von der züchtigung vnnd straaff / die stadt eins theils in worten / anders theils in streichen / Da jetwederer theil sein maß haben sol / damit nit zuͦ vil dran thon werde. Die warnung oder straaff so mit worten geschicht / sol nit rüher sein dann einer wol verdient hat / Sie sol auch ernsthafft sein / doch nit allweg waͤren. Stete vnd jmmerwaͤrende bescheltung / kumpt gleich in verachtung / Man findt auch wol kindt / bey denen man mee mit guͤte schaffet vnd außrichtet. Vnd wenn man sie nit etwan auch lobt / vnd von jnen verguͦt hat / wenn sie in eim ding fleiß habend / ob sie es schon nicht als zum eigentlichsten vnd besten machend / so wirst sehen vnd erfaren das sie bald kleinmuͤtig werdend werden. Man sol jhnen auch nicht zuͦ vil auffladen vnd zuͦ muͦten / wenn sie guͦtwillig vnd von jhnen selbs gnuͦg thuͦnd. So vil die streich belanget / so sol man sie nit schlagen anderst dann von grosser vrsachen wegen / auch nit auß zorn / vnd nit vnzimlich damit sie besser vnnd nit das sie zuͦ nichts werdind. Vnd da soͤllend alle elteren den edlen spruch Pauli fleißig im hertzen haben da er spricht691 / Jr vaͤtter reitzend ewere kind nicht zuͦ zorn. Dann durch vngestuͤms wuͤten werdend auch guͦte ingenia der kinden verderbt vnd zuͦ nichte gemacht. Von der zimlichen vnd maͤßigen straff redt Salomon / do er spricht692 / Die ruͦten vnd straff gebend weyßheit / das kindt aber deß man kein acht hatt / ist seiner muͦter ein schand. Jtem vnderweiß vnd züchtige dinen sun / so wirt er dir ruͦw geben / vnd dein gemuͤt ergetzen. 693 Mit welchen worten Salomon die elteren strafft / die jren kinden zuͦ vil nachlassend / dardurch dann vil kinden verderbt werdend / vnd wirt damit nit minder gesündet von den elteren / dann mit zuͦuil rühe vnnd grimmige. Heli wirt gar hefftig gescholten inn der geschrifft von wegen das er seinen kinden zuͦ vil nach ließ / darumb kam er jaͤmmerlich vmbs laͤben / vnd verdarbt auch seine gottlosen vnd muͦtwilligen fraͤfnen sün mit jhm. Deut. am xxj. Capitel / wirdt den elteren befolhen / das sie jre vngehorsamen kinder für recht stellen soͤllind / vnd da auff jhr leib vnnd laͤben klagen. Mit welchem strengen exempel / Gott die anderen kind hat woͤllen in zucht vnd meisterschafft behalten / dann er ist ein Gott deß heilß / vnnd nicht ein Gott deß verderbens / vnd das die vngehorsamen widerspenstigen verdaͤrbend vnd vmbkommend / das verwendet vnd braucht er zum guͦten vnnd zum heil deren die gehorsam sind. Darumb so behaltind alle vaͤtter den spruch deß Herren Jesu Christi wol vnd vest in jren hertzen / da er im Euangelio spricht694 / Es ist nit der will vor ewerem vatter im himmel / das iemand von disen kleinen verloren werde / vnd wer diser geringsten einen ergeret / dem were besser / das jm ein mülstein an halß gehenckt / vnnd ertrenckt wurde im meer da es am tieffesten ist.

695Dargegen aber vom ampt der kinden / habend wir doben geredt / da wir anzeigt wie man die elteren vereeren soͤlle. Paulus begreiffts mit eim wort fast alles / da er spricht696 / Jr kinder sind gehorsam eweren elteren in dem Herren. Darauff er auch die vrsach setzt / dann das ist billich. Jtem ein andere vrsach / dann Gott hat das gebotten. Darumb so lernind alle kind / das sie erkennind die muͤy vnd arbeit jrer elteren / die sie an sie gelegt eb sies erzogen / vnd seyend deßhalb

690 Von züchtigung vnd straff der kinden.
691 Ephes.6.
692 Pet.29.
693 Man sol den kinden nit zuͦ vil nachlassen.
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                   setzt / dann das ist billich. Jtem ein andere vrsach / dann Gott hat das gebotten.
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[[72]/0236] Die Fünfftzehende Dionysius der Syracusaner tyrann / ward von wegen seiner tyranney vom land vertriben / Do zoch er gen Corinthum / vnnd ob er schon vor ein künig gewesen was / so richt er doch da ein schuͦl auff / vnd lart die kind die Music vnd anders / vnd ernart sich also darmit. Hette er nun nie nichts gelernet / vnd allein auff sein künigliche reichthumb vnd guͤter gehoffet / so wer er ein arbeitsaͤliger verdorbner mensch gewesen / vnd wurde jn sein eitele hoffnung betrogen vnnd verderbt haben / hette muͤssen hunger sterben. Nun so vil von der vnderrichtung die die elteren den kindern schuldig sind. 690Zuͦ letst aber muͤssend wir auch reden von der züchtigung vnnd straaff / die stadt eins theils in worten / anders theils in streichen / Da jetwederer theil sein maß haben sol / damit nit zuͦ vil dran thon werde. Die warnung oder straaff so mit worten geschicht / sol nit rüher sein dann einer wol verdient hat / Sie sol auch ernsthafft sein / doch nit allweg waͤren. Stete vnd jmmerwaͤrende bescheltung / kumpt gleich in verachtung / Man findt auch wol kindt / bey denen man mee mit guͤte schaffet vnd außrichtet. Vnd wenn man sie nit etwan auch lobt / vnd von jnen verguͦt hat / wenn sie in eim ding fleiß habend / ob sie es schon nicht als zum eigentlichsten vnd besten machend / so wirst sehen vnd erfaren das sie bald kleinmuͤtig werdend werden. Man sol jhnen auch nicht zuͦ vil auffladen vnd zuͦ muͦten / wenn sie guͦtwillig vnd von jhnen selbs gnuͦg thuͦnd. So vil die streich belanget / so sol man sie nit schlagen anderst dann von grosser vrsachen wegen / auch nit auß zorn / vnd nit vnzimlich damit sie besser vnnd nit das sie zuͦ nichts werdind. Vnd da soͤllend alle elteren den edlen spruch Pauli fleißig im hertzen haben da er spricht 691 / Jr vaͤtter reitzend ewere kind nicht zuͦ zorn. Dann durch vngestuͤms wuͤten werdend auch guͦte ingenia der kinden verderbt vnd zuͦ nichte gemacht. Von der zimlichen vnd maͤßigen straff redt Salomon / do er spricht 692 / Die ruͦten vnd straff gebend weyßheit / das kindt aber deß man kein acht hatt / ist seiner muͦter ein schand. Jtem vnderweiß vnd züchtige dinen sun / so wirt er dir ruͦw geben / vnd dein gemuͤt ergetzen. 693 Mit welchen worten Salomon die elteren strafft / die jren kinden zuͦ vil nachlassend / dardurch dann vil kinden verderbt werdend / vnd wirt damit nit minder gesündet von den elteren / dann mit zuͦuil rühe vnnd grimmige. Heli wirt gar hefftig gescholten inn der geschrifft von wegen das er seinen kinden zuͦ vil nach ließ / darumb kam er jaͤmmerlich vmbs laͤben / vnd verdarbt auch seine gottlosen vnd muͦtwilligen fraͤfnen sün mit jhm. Deut. am xxj. Capitel / wirdt den elteren befolhen / das sie jre vngehorsamen kinder für recht stellen soͤllind / vnd da auff jhr leib vnnd laͤben klagen. Mit welchem strengen exempel / Gott die anderen kind hat woͤllen in zucht vnd meisterschafft behalten / dann er ist ein Gott deß heilß / vnnd nicht ein Gott deß verderbens / vnd das die vngehorsamen widerspenstigen verdaͤrbend vnd vmbkommend / das verwendet vnd braucht er zum guͦten vnnd zum heil deren die gehorsam sind. Darumb so behaltind alle vaͤtter den spruch deß Herren Jesu Christi wol vnd vest in jren hertzen / da er im Euangelio spricht 694 / Es ist nit der will vor ewerem vatter im himmel / das iemand von disen kleinen verloren werde / vnd wer diser geringsten einen ergeret / dem were besser / das jm ein mülstein an halß gehenckt / vnnd ertrenckt wurde im meer da es am tieffesten ist. 695Dargegen aber vom ampt der kinden / habend wir doben geredt / da wir anzeigt wie man die elteren vereeren soͤlle. Paulus begreiffts mit eim wort fast alles / da er spricht 696 / Jr kinder sind gehorsam eweren elteren in dem Herren. Darauff er auch die vrsach setzt / dann das ist billich. Jtem ein andere vrsach / dann Gott hat das gebotten. Darumb so lernind alle kind / das sie erkennind die muͤy vnd arbeit jrer elteren / die sie an sie gelegt eb sies erzogen / vnd seyend deßhalb 690 Von züchtigung vnd straff der kinden. 691 Ephes.6. 692 Pet.29. 693 Man sol den kinden nit zuͦ vil nachlassen. 694 Math.18. 695 Vom ampt der kinden. 696 Ephes.6.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [72]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/236>, abgerufen am 24.11.2024.