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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zehende
gangen / Er gadt nit für / er klagt den armen verwundten man nit nur mit worten / er fart nit darmit für seinen sachen vnd händlen nach. Dann es spricht auch Jacobus der Apostel502 / So ein bruoder oder schwester bloß were / vnd mangel hettend an der täglichen narung / vnd yemand vnder eüch spräche zuo jnen / Gott berate eüch / wermend eüch vnd settigend eüch / vnd gäbe jnen aber nit wz deß leibs notturfft ist / was hulffe es sie? Darumb so gadt der Samaritan hinzuo / nimpt jn zuo handen / vnderstadt jhm zehelffen vnd jhn zeheilen / auffs best als er kondt vnd wußt. Er hat kein scheühen ab dem eiter / wuost vnd geschmack der wunden. Er verband jn / wartet nit biß ein anderer käm der es thäte / Er befilchts auch keinem andern. Er hat nit zewort dz er kein artzet seye / sonder dieweil es die notturfft erforderet / do thet er was er kont vnd vermocht / braucht was er hat / biß ers besser überkeme. Wein vnd öl hat er zuo jm auff den weg genommen gehebt / die braucht er yetz in der not / welche stuck jm auch nit vndienstlich warend / dieweil der wein die wunden seüberet / das öl aber den schmertzen nimpt vnnd linderet. Vnd erspart es also an seinem halß / damit er dem armen menschen möge gehelffen / mit dem ers alles braucht. Darzuo so steig er auch von seinem thier darauff er geritten / vnd satzt jn darauff / ja er selb lupfft jn mit seinen armen vff von der erden auff das thier / dieweil er selb nit mocht darauff kommen / Darzuo so beleittet er jn auch selbs / Befilchts nit ander leüten. Jtem / dieweil er jn nit mocht dahin bringen da er daheim was / so fürt er jhn doch an ein guote herberg / da laßt er sich abermals kein kosten vnd kein arbeit thauren / pfligt dem armen menschen selb / dieweil man sonst gmeynlich in Wirts hüseren zun krancken übel sorg hat. Vnd dieweil jn die not trang das er ye für muoßt / gab er dem Wirt gelt für jhn / vnd dessen so vil / so vil er meynt das es gnuog wer / biß er wider vmbhin kommen möchte / vnnd befalhe jn darzwüschend dem Wirt gar fleißig / versprach auch weitter für jhn / vnd sprach zum Wirt / so du etwas meer wirst darthuon / wil ich dir es bezalen wenn ich wider komm / verheißt deßhalb / dz er selbs wölle wider kommen / vnd erklärt sich / das er nit nachlassen vnd nichts sparen wölle biß das der arm wund mensch widerumb gesund werde. Jnn welcher Parabel vnd gleichnuß gar eigentlich ersehen wirt / wie wir vnseren nechsten lieben söllind / Namlich wie der Samaritan sich selbs vnnd alles das er hatt mit aller guotwilligkeyt darstrackt / dem armen menschen zuo hilff vnnd trost / also sind wir auch söllichs vnserem nechsten schuldig vnd verbunden / vnd so wir also thuond / so thuond wir die werck der barmhertzigkeit vnd der früntligkeit.

503 Auff söllichs wöllend wir aber auch besehen etliche zeügknussen der heiligen gschrifft / auß welchen wir der liebe art vnd eigenschafft dest baß mögind erkennen / wo villeicht etwas in dem das bißhar geredt außgelassen were. So schreibt nun Paulus zun Corintheren also504 / Die liebe ist langmütig vnd früntlich / die liebe ist nit verbünstig / die liebe ist nit widerbäfftzend / sie bläyet sich nitt auff / sie ist nitt vnzüchtig / sie suocht jren nutz nit / sie laßt sich nit zuo zorn reitzen / sie mißt nichts zuo argem / sie fröwet sich nit der vngerechtigkeyt / sonder sie fröwt sich der warheit sie vertregt alles / sie glaubt alles / sie hoffet alles / sie duldet alles. Vnnd zun Römern spricht er505 / die liebe fürkömme ander leüt mit ehrenbietung / sie nemme sich der heiligen notturfft an / sie sey gastfrey / vnd sträbe darnach / das sie gern beherberge / sie rede wol auch denen die sie verfolgend / sie fröwe sich mit den frölichen / vnnd weine mitt den weinenden / sie habe mitleiden mitt den schwachen. Jtem er spricht auch inn der selbigen Epistel506 / Sind niemand nichts schuldig / dann das jr einanderen liebind. 507 Dann wer den anderen liebet / der hat das gsatzt erfüllt / Dann das gsatzt / Du solt nit Eebrächen / Du solt nit töden / Du solt nit stälen / Du solt nit falsche zeügknuß geben / Du solt nit begären / vnnd so ein anders gebott mehr ist / das wirt in disem verfasset / namlich / Du solt lieben deinen

502 Jac.2.
503 Der liebe art vnd eygenschafft.
504 1.Cor.13.
505 Rom.12.
506 Rom.13.
507 Die liebe ist deß gsatzts erfüllung.

Die Zehende
gangen / Er gadt nit für / er klagt den armen verwundten man nit nur mit worten / er fart nit darmit für seinen sachen vnd haͤndlen nach. Dann es spricht auch Jacobus der Apostel502 / So ein bruͦder oder schwester bloß were / vnd mangel hettend an der taͤglichen narung / vnd yemand vnder eüch spraͤche zuͦ jnen / Gott berate eüch / wermend eüch vnd settigend eüch / vnd gaͤbe jnen aber nit wz deß leibs notturfft ist / was hulffe es sie? Darumb so gadt der Samaritan hinzuͦ / nimpt jn zuͦ handen / vnderstadt jhm zehelffen vnd jhn zeheilen / auffs best als er kondt vnd wußt. Er hat kein scheühen ab dem eiter / wuͦst vnd geschmack der wunden. Er verband jn / wartet nit biß ein anderer kaͤm der es thaͤte / Er befilchts auch keinem andern. Er hat nit zewort dz er kein artzet seye / sonder dieweil es die notturfft erforderet / do thet er was er kont vnd vermocht / braucht was er hat / biß ers besser überkeme. Wein vnd oͤl hat er zuͦ jm auff den weg genommen gehebt / die braucht er yetz in der not / welche stuck jm auch nit vndienstlich warend / dieweil der wein die wunden seüberet / das oͤl aber den schmertzen nimpt vnnd linderet. Vnd erspart es also an seinem halß / damit er dem armen menschen moͤge gehelffen / mit dem ers alles braucht. Darzuͦ so steig er auch von seinem thier darauff er geritten / vnd satzt jn darauff / ja er selb lupfft jn mit seinen armen vff von der erden auff das thier / dieweil er selb nit mocht darauff kommen / Darzuͦ so beleittet er jn auch selbs / Befilchts nit ander leüten. Jtem / dieweil er jn nit mocht dahin bringen da er daheim was / so fuͤrt er jhn doch an ein guͦte herberg / da laßt er sich abermals kein kosten vnd kein arbeit thauren / pfligt dem armen menschen selb / dieweil man sonst gmeynlich in Wirts hüseren zun krancken übel sorg hat. Vnd dieweil jn die not trang das er ye für muͦßt / gab er dem Wirt gelt für jhn / vnd dessen so vil / so vil er meynt das es gnuͦg wer / biß er wider vmbhin kommen moͤchte / vnnd befalhe jn darzwüschend dem Wirt gar fleißig / versprach auch weitter für jhn / vnd sprach zum Wirt / so du etwas meer wirst darthuͦn / wil ich dir es bezalen wenn ich wider komm / verheißt deßhalb / dz er selbs woͤlle wider kommen / vnd erklaͤrt sich / das er nit nachlassen vnd nichts sparen woͤlle biß das der arm wund mensch widerumb gesund werde. Jnn welcher Parabel vnd gleichnuß gar eigentlich ersehen wirt / wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / Namlich wie der Samaritan sich selbs vnnd alles das er hatt mit aller guͦtwilligkeyt darstrackt / dem armen menschen zuͦ hilff vnnd trost / also sind wir auch soͤllichs vnserem nechsten schuldig vnd verbunden / vnd so wir also thuͦnd / so thuͦnd wir die werck der barmhertzigkeit vnd der früntligkeit.

503 Auff soͤllichs woͤllend wir aber auch besehen etliche zeügknussen der heiligen gschrifft / auß welchen wir der liebe art vnd eigenschafft dest baß moͤgind erkennen / wo villeicht etwas in dem das bißhar geredt außgelassen were. So schreibt nun Paulus zun Corintheren also504 / Die liebe ist langmuͤtig vnd früntlich / die liebe ist nit verbünstig / die liebe ist nit widerbaͤfftzend / sie blaͤyet sich nitt auff / sie ist nitt vnzüchtig / sie suͦcht jren nutz nit / sie laßt sich nit zuͦ zorn reitzen / sie mißt nichts zuͦ argem / sie froͤwet sich nit der vngerechtigkeyt / sonder sie froͤwt sich der warheit sie vertregt alles / sie glaubt alles / sie hoffet alles / sie duldet alles. Vnnd zun Roͤmern spricht er505 / die liebe fürkoͤmme ander leüt mit ehrenbietung / sie nemme sich der heiligen notturfft an / sie sey gastfrey / vnd straͤbe darnach / das sie gern beherberge / sie rede wol auch denen die sie verfolgend / sie froͤwe sich mit den froͤlichen / vnnd weine mitt den weinenden / sie habe mitleiden mitt den schwachen. Jtem er spricht auch inn der selbigen Epistel506 / Sind niemand nichts schuldig / dann das jr einanderen liebind. 507 Dann wer den anderen liebet / der hat das gsatzt erfüllt / Dann das gsatzt / Du solt nit Eebraͤchen / Du solt nit toͤden / Du solt nit staͤlen / Du solt nit falsche zeügknuß geben / Du solt nit begaͤren / vnnd so ein anders gebott mehr ist / das wirt in disem verfasset / namlich / Du solt lieben deinen

502 Jac.2.
503 Der liebe art vnd eygenschafft.
504 1.Cor.13.
505 Rom.12.
506 Rom.13.
507 Die liebe ist deß gsatzts erfüllung.
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                   bru&#x0366;der oder schwester bloß were / vnd mangel hettend an der ta&#x0364;glichen narung /
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                   sie? Darumb so gadt der Samaritan hinzu&#x0366; / nimpt jn zu&#x0366; handen / vnderstadt jhm
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                   thet er was er kont vnd vermocht / braucht was er hat / biß ers besser überkeme.
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                   der not / welche stuck jm auch nit vndienstlich warend / dieweil der wein die
                   wunden seüberet / das o&#x0364;l aber den schmertzen nimpt vnnd linderet. Vnd erspart es
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                   sich abermals kein kosten vnd kein arbeit thauren / pfligt dem armen menschen selb
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                   mo&#x0364;chte / vnnd befalhe jn darzwüschend dem Wirt gar fleißig / versprach auch
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[[44]/0180] Die Zehende gangen / Er gadt nit für / er klagt den armen verwundten man nit nur mit worten / er fart nit darmit für seinen sachen vnd haͤndlen nach. Dann es spricht auch Jacobus der Apostel 502 / So ein bruͦder oder schwester bloß were / vnd mangel hettend an der taͤglichen narung / vnd yemand vnder eüch spraͤche zuͦ jnen / Gott berate eüch / wermend eüch vnd settigend eüch / vnd gaͤbe jnen aber nit wz deß leibs notturfft ist / was hulffe es sie? Darumb so gadt der Samaritan hinzuͦ / nimpt jn zuͦ handen / vnderstadt jhm zehelffen vnd jhn zeheilen / auffs best als er kondt vnd wußt. Er hat kein scheühen ab dem eiter / wuͦst vnd geschmack der wunden. Er verband jn / wartet nit biß ein anderer kaͤm der es thaͤte / Er befilchts auch keinem andern. Er hat nit zewort dz er kein artzet seye / sonder dieweil es die notturfft erforderet / do thet er was er kont vnd vermocht / braucht was er hat / biß ers besser überkeme. Wein vnd oͤl hat er zuͦ jm auff den weg genommen gehebt / die braucht er yetz in der not / welche stuck jm auch nit vndienstlich warend / dieweil der wein die wunden seüberet / das oͤl aber den schmertzen nimpt vnnd linderet. Vnd erspart es also an seinem halß / damit er dem armen menschen moͤge gehelffen / mit dem ers alles braucht. Darzuͦ so steig er auch von seinem thier darauff er geritten / vnd satzt jn darauff / ja er selb lupfft jn mit seinen armen vff von der erden auff das thier / dieweil er selb nit mocht darauff kommen / Darzuͦ so beleittet er jn auch selbs / Befilchts nit ander leüten. Jtem / dieweil er jn nit mocht dahin bringen da er daheim was / so fuͤrt er jhn doch an ein guͦte herberg / da laßt er sich abermals kein kosten vnd kein arbeit thauren / pfligt dem armen menschen selb / dieweil man sonst gmeynlich in Wirts hüseren zun krancken übel sorg hat. Vnd dieweil jn die not trang das er ye für muͦßt / gab er dem Wirt gelt für jhn / vnd dessen so vil / so vil er meynt das es gnuͦg wer / biß er wider vmbhin kommen moͤchte / vnnd befalhe jn darzwüschend dem Wirt gar fleißig / versprach auch weitter für jhn / vnd sprach zum Wirt / so du etwas meer wirst darthuͦn / wil ich dir es bezalen wenn ich wider komm / verheißt deßhalb / dz er selbs woͤlle wider kommen / vnd erklaͤrt sich / das er nit nachlassen vnd nichts sparen woͤlle biß das der arm wund mensch widerumb gesund werde. Jnn welcher Parabel vnd gleichnuß gar eigentlich ersehen wirt / wie wir vnseren nechsten lieben soͤllind / Namlich wie der Samaritan sich selbs vnnd alles das er hatt mit aller guͦtwilligkeyt darstrackt / dem armen menschen zuͦ hilff vnnd trost / also sind wir auch soͤllichs vnserem nechsten schuldig vnd verbunden / vnd so wir also thuͦnd / so thuͦnd wir die werck der barmhertzigkeit vnd der früntligkeit. 503 Auff soͤllichs woͤllend wir aber auch besehen etliche zeügknussen der heiligen gschrifft / auß welchen wir der liebe art vnd eigenschafft dest baß moͤgind erkennen / wo villeicht etwas in dem das bißhar geredt außgelassen were. So schreibt nun Paulus zun Corintheren also 504 / Die liebe ist langmuͤtig vnd früntlich / die liebe ist nit verbünstig / die liebe ist nit widerbaͤfftzend / sie blaͤyet sich nitt auff / sie ist nitt vnzüchtig / sie suͦcht jren nutz nit / sie laßt sich nit zuͦ zorn reitzen / sie mißt nichts zuͦ argem / sie froͤwet sich nit der vngerechtigkeyt / sonder sie froͤwt sich der warheit sie vertregt alles / sie glaubt alles / sie hoffet alles / sie duldet alles. Vnnd zun Roͤmern spricht er 505 / die liebe fürkoͤmme ander leüt mit ehrenbietung / sie nemme sich der heiligen notturfft an / sie sey gastfrey / vnd straͤbe darnach / das sie gern beherberge / sie rede wol auch denen die sie verfolgend / sie froͤwe sich mit den froͤlichen / vnnd weine mitt den weinenden / sie habe mitleiden mitt den schwachen. Jtem er spricht auch inn der selbigen Epistel 506 / Sind niemand nichts schuldig / dann das jr einanderen liebind. 507 Dann wer den anderen liebet / der hat das gsatzt erfüllt / Dann das gsatzt / Du solt nit Eebraͤchen / Du solt nit toͤden / Du solt nit staͤlen / Du solt nit falsche zeügknuß geben / Du solt nit begaͤren / vnnd so ein anders gebott mehr ist / das wirt in disem verfasset / namlich / Du solt lieben deinen 502 Jac.2. 503 Der liebe art vnd eygenschafft. 504 1.Cor.13. 505 Rom.12. 506 Rom.13. 507 Die liebe ist deß gsatzts erfüllung.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/180>, abgerufen am 22.11.2024.