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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
wölche Gott nach seiner gerechtigkeyt auff das schwärest straafft. Darumb wie gemäldet / alle fromme außlegger vnnd treüwen diener Christi vnnd der kirchen sorg hand söllind / das sie die geschrifft vngefelscht behaltind / vnnd das rein lauter wort Gottes dem volck Christi fürtragind / Ja also söllend wir mit vmbgan das wirs erleütterind / nit verduncklind oder felschind mit vnsern vngereimpten zwungnen vnd lätzen außlegungen.

115 Nun ist es aber auch an dem das ich rede wie man die geschrifft vnnd das wort Gottes sölle außleggen. Da ich nun nicht reden wil von den spraachen / vnd dem wüssen der spraachen / oder von den freyen guoten künsten / die einem außleger der geschrifft gantz notwendig sind / sonder allein die gemeynen stuck vberlauffen. Da sol man nun zum ersten wissen / das ettliche ding inn der geschrifft vnnd wort Gottes so heitter werdend fürtragen / das sie keines außleggens bedörffend. Vnnd wer die ding lang wölte mit seinen außlegungen erleütteren / der thete gleich als wenn einer mitt liechtern vnnd facklen der Sunnen wölte helffen / das sie der welt dest heitterer schine. Was aber dermaß ist das es außleggens bedarff / das söllend wir doch nicht außleggen nach dem verstand vnsers gemüts / sonder nach dem verstand / sinn vnnd meynung / dessen von dem die geschrifft har kompt. Dann Sanct Peter spricht116 / daß die Prophetisch geschrifft nitt syge eygner außlegung / Dann die Prophecey sye nitt auß menschlichem willen herfür bracht / sonder die heiligen menschen Gottes habinds geredt / getriben von dem heiligen geist. Darumb so muoß man den sinn vnnd verstand deß worts Gottes auß der geschrifft selbs schöpffen / vnd nit auß vnserem guotduncken inn die geschrifft tragen. Darbey sind aber etliche reglen vnd anzeygungen zemercken / die wir kurtz durchgon wöllend.

117 Erstlichen / dieweyl der heylig Apostel Paulus wil / das die Prophecey abgange nach der gleichmäßige deß glaubens / wie stadt zun Römern am zwölfften / vnnd auch weytter spricht inn der anderen zun Corintheren118 / Dieweyl wir den selbigen geist deß glaubens habend / wie dann geschriben stadt / ich hab glaubt / darumb hab ich geredt / so habend wir auch glaubt / darumb so redend wir auch / So sol vns deßhalb das ein allgemeyne regel sein / das wir im außleggen der geschrifft nichts bringind noch einfürind / oder von anderen eingefürt annemmind / das den articklen vnsers waaren Apostolischen glaubens oder anderen alten Symbolen oder bekanntnussen vngemeß vnd zuo wider sye. Dann wie auch der Apostel sagt / so vermögend wir nichts wider die waarheyt / aber wol für der waarheyt. Als so wir lesend im Euangelio Joannis den spruch deß Herren119 / Der vatter ist grösser dann ich / da söllend wir gedencken dz es den articklen deß glaubens zuo wider ist / ein vngleicheyt halten vnd zuolassen / zwischend der Gottheyt deß vatters vnd deß Suns / vnd das deßhalb der Herr inn denen worten ein anders verstanden habe / dann die wort so man sie ploß ansicht lautend. 120 Jtem als da wir bey dem Apostel läsend / Es ist vnmüglich / das die so einmal erleüchtet sind / wo sie entfallend / das sie widerumb erneüweret werdind zuor buoß / da söllend wir nicht meynen / das denen so fallend die buoß vnnd besserung werde gantz abgeschlagen vnnd versagt / dann der allgemeyn glaub haltet / das allen menschen an allen orten vnd zuo allen zeyten / so lang die auff erden lebend / die sich zuo Gott bekeerend / verzeyhung aller sünden zuogesagt sye. Also auch so wir hörend / das der Herr brot genommen / vnd von dem geredt / Das ist mein leib. Da sollend wir eingedenck sein der articklen deß glaubens / die dem Herren zuogebend ein waren menschlichen leib / welcher auffgefaren zun himlen / sitzt zuo der grechten deß vatters / dannenhar er kommen wirt zuo richten die lebenden vnd die todten / Vnd söllend deßhalb gedencken / dz der Herr vom Sacrament geredt / vnd dz er wil dz man die Sacramentlichen wort / sacramentlich vßlege / nit

115 Die geschrifft sol nicht nach menschlichem gefallen außgelegt werden.
116 2.Pet.1.
117 Die außlegung der geschrifft sol nit streyten mit den articklen deß glaubens. 2.Cor.4.
118 2.Cor.13.
119 Joan.14.
120 Hebr.6.

Predig.
woͤlche Gott nach seiner gerechtigkeyt auff das schwaͤrest straafft. Darumb wie gemaͤldet / alle fromme außlegger vnnd treüwen diener Christi vnnd der kirchen sorg hand soͤllind / das sie die geschrifft vngefelscht behaltind / vnnd das rein lauter wort Gottes dem volck Christi fürtragind / Ja also soͤllend wir mit vmbgan das wirs erleütterind / nit verduncklind oder felschind mit vnsern vngereimpten zwungnen vnd laͤtzen außlegungen.

115 Nun ist es aber auch an dem das ich rede wie man die geschrifft vnnd das wort Gottes soͤlle außleggen. Da ich nun nicht reden wil von den spraachen / vnd dem wüssen der spraachen / oder von den freyen guͦten künsten / die einem außleger der geschrifft gantz notwendig sind / sonder allein die gemeynen stuck vberlauffen. Da sol man nun zum ersten wissen / das ettliche ding inn der geschrifft vnnd wort Gottes so heitter werdend fürtragen / das sie keines außleggens bedoͤrffend. Vnnd wer die ding lang woͤlte mit seinen außlegungen erleütteren / der thete gleich als wenn einer mitt liechtern vnnd facklen der Sunnen woͤlte helffen / das sie der welt dest heitterer schine. Was aber dermaß ist das es außleggens bedarff / das soͤllend wir doch nicht außleggen nach dem verstand vnsers gemuͤts / sonder nach dem verstand / sinn vnnd meynung / dessen von dem die geschrifft har kompt. Dann Sanct Peter spricht116 / daß die Prophetisch geschrifft nitt syge eygner außlegung / Dann die Prophecey sye nitt auß menschlichem willen herfür bracht / sonder die heiligen menschen Gottes habinds geredt / getriben von dem heiligen geist. Darumb so muͦß man den sinn vnnd verstand deß worts Gottes auß der geschrifft selbs schoͤpffen / vnd nit auß vnserem guͦtduncken inn die geschrifft tragen. Darbey sind aber etliche reglen vnd anzeygungen zemercken / die wir kurtz durchgon woͤllend.

117 Erstlichen / dieweyl der heylig Apostel Paulus wil / das die Prophecey abgange nach der gleichmaͤßige deß glaubens / wie stadt zun Roͤmern am zwoͤlfften / vnnd auch weytter spricht inn der anderen zun Corintheren118 / Dieweyl wir den selbigen geist deß glaubens habend / wie dann geschriben stadt / ich hab glaubt / darumb hab ich geredt / so habend wir auch glaubt / darumb so redend wir auch / So sol vns deßhalb das ein allgemeyne regel sein / das wir im außleggen der geschrifft nichts bringind noch einfuͤrind / oder von anderen eingefuͤrt annemmind / das den articklen vnsers waaren Apostolischen glaubens oder anderen alten Symbolen oder bekanntnussen vngemeß vnd zuͦ wider sye. Dann wie auch der Apostel sagt / so vermoͤgend wir nichts wider die waarheyt / aber wol für der waarheyt. Als so wir lesend im Euangelio Joannis den spruch deß Herren119 / Der vatter ist groͤsser dann ich / da soͤllend wir gedencken dz es den articklen deß glaubens zuͦ wider ist / ein vngleicheyt halten vnd zuͦlassen / zwischend der Gottheyt deß vatters vnd deß Suns / vnd das deßhalb der Herr inn denen worten ein anders verstanden habe / dann die wort so man sie ploß ansicht lautend. 120 Jtem als da wir bey dem Apostel laͤsend / Es ist vnmüglich / das die so einmal erleüchtet sind / wo sie entfallend / das sie widerumb erneüweret werdind zuͦr buͦß / da soͤllend wir nicht meynen / das denen so fallend die buͦß vnnd besserung werde gantz abgeschlagen vnnd versagt / dann der allgemeyn glaub haltet / das allen menschen an allen orten vnd zuͦ allen zeyten / so lang die auff erden lebend / die sich zuͦ Gott bekeerend / verzeyhung aller sünden zuͦgesagt sye. Also auch so wir hoͤrend / das der Herr brot genommen / vnd von dem geredt / Das ist mein leib. Da sollend wir eingedenck sein der articklen deß glaubens / die dem Herren zuͦgebend ein waren menschlichen leib / welcher auffgefaren zun himlen / sitzt zuͦ der grechten deß vatters / dannenhar er kommen wirt zuͦ richten die lebenden vnd die todten / Vnd soͤllend deßhalb gedencken / dz der Herr vom Sacrament geredt / vnd dz er wil dz man die Sacramentlichen wort / sacramentlich vßlege / nit

115 Die geschrifft sol nicht nach menschlichem gefallen außgelegt werden.
116 2.Pet.1.
117 Die außlegung der geschrifft sol nit streyten mit den articklen deß glaubens. 2.Cor.4.
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119 Joan.14.
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[XII./0115] Predig. woͤlche Gott nach seiner gerechtigkeyt auff das schwaͤrest straafft. Darumb wie gemaͤldet / alle fromme außlegger vnnd treüwen diener Christi vnnd der kirchen sorg hand soͤllind / das sie die geschrifft vngefelscht behaltind / vnnd das rein lauter wort Gottes dem volck Christi fürtragind / Ja also soͤllend wir mit vmbgan das wirs erleütterind / nit verduncklind oder felschind mit vnsern vngereimpten zwungnen vnd laͤtzen außlegungen. 115 Nun ist es aber auch an dem das ich rede wie man die geschrifft vnnd das wort Gottes soͤlle außleggen. Da ich nun nicht reden wil von den spraachen / vnd dem wüssen der spraachen / oder von den freyen guͦten künsten / die einem außleger der geschrifft gantz notwendig sind / sonder allein die gemeynen stuck vberlauffen. Da sol man nun zum ersten wissen / das ettliche ding inn der geschrifft vnnd wort Gottes so heitter werdend fürtragen / das sie keines außleggens bedoͤrffend. Vnnd wer die ding lang woͤlte mit seinen außlegungen erleütteren / der thete gleich als wenn einer mitt liechtern vnnd facklen der Sunnen woͤlte helffen / das sie der welt dest heitterer schine. Was aber dermaß ist das es außleggens bedarff / das soͤllend wir doch nicht außleggen nach dem verstand vnsers gemuͤts / sonder nach dem verstand / sinn vnnd meynung / dessen von dem die geschrifft har kompt. Dann Sanct Peter spricht 116 / daß die Prophetisch geschrifft nitt syge eygner außlegung / Dann die Prophecey sye nitt auß menschlichem willen herfür bracht / sonder die heiligen menschen Gottes habinds geredt / getriben von dem heiligen geist. Darumb so muͦß man den sinn vnnd verstand deß worts Gottes auß der geschrifft selbs schoͤpffen / vnd nit auß vnserem guͦtduncken inn die geschrifft tragen. Darbey sind aber etliche reglen vnd anzeygungen zemercken / die wir kurtz durchgon woͤllend. 117 Erstlichen / dieweyl der heylig Apostel Paulus wil / das die Prophecey abgange nach der gleichmaͤßige deß glaubens / wie stadt zun Roͤmern am zwoͤlfften / vnnd auch weytter spricht inn der anderen zun Corintheren 118 / Dieweyl wir den selbigen geist deß glaubens habend / wie dann geschriben stadt / ich hab glaubt / darumb hab ich geredt / so habend wir auch glaubt / darumb so redend wir auch / So sol vns deßhalb das ein allgemeyne regel sein / das wir im außleggen der geschrifft nichts bringind noch einfuͤrind / oder von anderen eingefuͤrt annemmind / das den articklen vnsers waaren Apostolischen glaubens oder anderen alten Symbolen oder bekanntnussen vngemeß vnd zuͦ wider sye. Dann wie auch der Apostel sagt / so vermoͤgend wir nichts wider die waarheyt / aber wol für der waarheyt. Als so wir lesend im Euangelio Joannis den spruch deß Herren 119 / Der vatter ist groͤsser dann ich / da soͤllend wir gedencken dz es den articklen deß glaubens zuͦ wider ist / ein vngleicheyt halten vnd zuͦlassen / zwischend der Gottheyt deß vatters vnd deß Suns / vnd das deßhalb der Herr inn denen worten ein anders verstanden habe / dann die wort so man sie ploß ansicht lautend. 120 Jtem als da wir bey dem Apostel laͤsend / Es ist vnmüglich / das die so einmal erleüchtet sind / wo sie entfallend / das sie widerumb erneüweret werdind zuͦr buͦß / da soͤllend wir nicht meynen / das denen so fallend die buͦß vnnd besserung werde gantz abgeschlagen vnnd versagt / dann der allgemeyn glaub haltet / das allen menschen an allen orten vnd zuͦ allen zeyten / so lang die auff erden lebend / die sich zuͦ Gott bekeerend / verzeyhung aller sünden zuͦgesagt sye. Also auch so wir hoͤrend / das der Herr brot genommen / vnd von dem geredt / Das ist mein leib. Da sollend wir eingedenck sein der articklen deß glaubens / die dem Herren zuͦgebend ein waren menschlichen leib / welcher auffgefaren zun himlen / sitzt zuͦ der grechten deß vatters / dannenhar er kommen wirt zuͦ richten die lebenden vnd die todten / Vnd soͤllend deßhalb gedencken / dz der Herr vom Sacrament geredt / vnd dz er wil dz man die Sacramentlichen wort / sacramentlich vßlege / nit 115 Die geschrifft sol nicht nach menschlichem gefallen außgelegt werden. 116 2.Pet.1. 117 Die außlegung der geschrifft sol nit streyten mit den articklen deß glaubens. 2.Cor.4. 118 2.Cor.13. 119 Joan.14. 120 Hebr.6.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. XII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/115>, abgerufen am 24.11.2024.