Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.4. Buch. Von Hülfsgeschäften der Handl. halten zu können. Bei der damaligen schlechternBeschaffenheit der Schiffahrtskunst mußte er um so viel höher den Anschlag davon machen. Eben deswe- gen waren die Assecuranzen, als sie zuerst üblich wur- den, ungemein hoch. Im vorigen Jahrhundert war die gewöhnliche Prämie von Hamburg auf Lissabon auch im Sommer 5 p. C. Dazu würde sich kein Kaufmann entschlossen haben, wenn er nicht die bis dahin von ihm selbst bestandene Gefahr höher ange- schlagen hätte. Jezt aber weis der Kaufmann, wenn seine Polize gezeichnet ist, aufs bestimmteste, was ihm diese Gefahr kostet, und darf, in Rüksicht auf diese, den Preis seiner Waare nicht nach dem Grade seiner Besorgnis erhöhen. Wenn noch jezt alle Kauf- leute ihr Risico liefen, so würde doch ein jeder im Waa- ren-Verkauf so viel zu gewinnen suchen, daß er den Verlust von andern ihm verunglükkenden Waaren tragen könne. Dann aber würde manchmal ein leicht- sinniger, oder im Geld-Mangel sich befindender Kauf- mann, bei seiner schon glüklich angelangten Waare nicht auf die von derselben schon überstandene See- Gefahr rechnen, sondern wolfeil verkaufen und an- dern den Preis verderben können. §. 25. Indessen kann es mit dem Versichern zu weit ge- 4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl. halten zu koͤnnen. Bei der damaligen ſchlechternBeſchaffenheit der Schiffahrtskunſt mußte er um ſo viel hoͤher den Anſchlag davon machen. Eben deswe- gen waren die Aſſecuranzen, als ſie zuerſt uͤblich wur- den, ungemein hoch. Im vorigen Jahrhundert war die gewoͤhnliche Praͤmie von Hamburg auf Liſſabon auch im Sommer 5 p. C. Dazu wuͤrde ſich kein Kaufmann entſchloſſen haben, wenn er nicht die bis dahin von ihm ſelbſt beſtandene Gefahr hoͤher ange- ſchlagen haͤtte. Jezt aber weis der Kaufmann, wenn ſeine Polize gezeichnet iſt, aufs beſtimmteſte, was ihm dieſe Gefahr koſtet, und darf, in Ruͤkſicht auf dieſe, den Preis ſeiner Waare nicht nach dem Grade ſeiner Beſorgnis erhoͤhen. Wenn noch jezt alle Kauf- leute ihr Riſico liefen, ſo wuͤrde doch ein jeder im Waa- ren-Verkauf ſo viel zu gewinnen ſuchen, daß er den Verluſt von andern ihm verungluͤkkenden Waaren tragen koͤnne. Dann aber wuͤrde manchmal ein leicht- ſinniger, oder im Geld-Mangel ſich befindender Kauf- mann, bei ſeiner ſchon gluͤklich angelangten Waare nicht auf die von derſelben ſchon uͤberſtandene See- Gefahr rechnen, ſondern wolfeil verkaufen und an- dern den Preis verderben koͤnnen. §. 25. Indeſſen kann es mit dem Verſichern zu weit ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0098" n="90"/><fw place="top" type="header">4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.</fw><lb/> halten zu koͤnnen. Bei der damaligen ſchlechtern<lb/> Beſchaffenheit der Schiffahrtskunſt mußte er um ſo<lb/> viel hoͤher den Anſchlag davon machen. Eben deswe-<lb/> gen waren die Aſſecuranzen, als ſie zuerſt uͤblich wur-<lb/> den, ungemein hoch. Im vorigen Jahrhundert war<lb/> die gewoͤhnliche Praͤmie von Hamburg auf Liſſabon<lb/> auch im Sommer 5 p. C. Dazu wuͤrde ſich kein<lb/> Kaufmann entſchloſſen haben, wenn er nicht die bis<lb/> dahin von ihm ſelbſt beſtandene Gefahr hoͤher ange-<lb/> ſchlagen haͤtte. Jezt aber weis der Kaufmann, wenn<lb/> ſeine Polize gezeichnet iſt, aufs beſtimmteſte, was<lb/> ihm dieſe Gefahr koſtet, und darf, in Ruͤkſicht auf<lb/> dieſe, den Preis ſeiner Waare nicht nach dem Grade<lb/> ſeiner Beſorgnis erhoͤhen. Wenn noch jezt alle Kauf-<lb/> leute ihr Riſico liefen, ſo wuͤrde doch ein jeder im Waa-<lb/> ren-Verkauf ſo viel zu gewinnen ſuchen, daß er den<lb/> Verluſt von andern ihm verungluͤkkenden Waaren<lb/> tragen koͤnne. Dann aber wuͤrde manchmal ein leicht-<lb/> ſinniger, oder im Geld-Mangel ſich befindender Kauf-<lb/> mann, bei ſeiner ſchon gluͤklich angelangten Waare<lb/> nicht auf die von derſelben ſchon uͤberſtandene See-<lb/> Gefahr rechnen, ſondern wolfeil verkaufen und an-<lb/> dern den Preis verderben koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 25.</head><lb/> <p>Indeſſen kann es mit dem Verſichern zu weit ge-<lb/> trieben werden. Etwas wagen iſt bei Handlungs-Ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0098]
4. Buch. Von Huͤlfsgeſchaͤften der Handl.
halten zu koͤnnen. Bei der damaligen ſchlechtern
Beſchaffenheit der Schiffahrtskunſt mußte er um ſo
viel hoͤher den Anſchlag davon machen. Eben deswe-
gen waren die Aſſecuranzen, als ſie zuerſt uͤblich wur-
den, ungemein hoch. Im vorigen Jahrhundert war
die gewoͤhnliche Praͤmie von Hamburg auf Liſſabon
auch im Sommer 5 p. C. Dazu wuͤrde ſich kein
Kaufmann entſchloſſen haben, wenn er nicht die bis
dahin von ihm ſelbſt beſtandene Gefahr hoͤher ange-
ſchlagen haͤtte. Jezt aber weis der Kaufmann, wenn
ſeine Polize gezeichnet iſt, aufs beſtimmteſte, was
ihm dieſe Gefahr koſtet, und darf, in Ruͤkſicht auf
dieſe, den Preis ſeiner Waare nicht nach dem Grade
ſeiner Beſorgnis erhoͤhen. Wenn noch jezt alle Kauf-
leute ihr Riſico liefen, ſo wuͤrde doch ein jeder im Waa-
ren-Verkauf ſo viel zu gewinnen ſuchen, daß er den
Verluſt von andern ihm verungluͤkkenden Waaren
tragen koͤnne. Dann aber wuͤrde manchmal ein leicht-
ſinniger, oder im Geld-Mangel ſich befindender Kauf-
mann, bei ſeiner ſchon gluͤklich angelangten Waare
nicht auf die von derſelben ſchon uͤberſtandene See-
Gefahr rechnen, ſondern wolfeil verkaufen und an-
dern den Preis verderben koͤnnen.
§. 25.
Indeſſen kann es mit dem Verſichern zu weit ge-
trieben werden. Etwas wagen iſt bei Handlungs-Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |