würde, wenn ich um jeder tausend Menschen willen, meinen Untertahnen 100000 Rthlr. zur Last bringen wollte, blos damit sie von diesem oder jenem bestimm- ten Gewerbe leben können. Würde es also nicht besser sein, wenn ihr mit euren tausend Arbeitern an an- dern Gewerben Teil nähmet, die ihr in meinen Staa- ten findet, und welche durch Preis und Güte sich so empfehlen, daß sie eines starken auswärtigen Ver- triebs fähig werden. Von eurer Manufactur aber glaube ich nunmehro, daß sie sich eben so we- nig in meinen Staat verflanzen lasse, als dies mit so vielen andern Producten der Natur möglich ist.
So ungefähr dachte Leopold II., als er im vori- gen Jahre das Verbot des Hamburgischen Zukkers, ohngeachtet der lebhaften Gegenvorstellung der bis dahin privilegiirten Fabrikanten, aufhob und ihnen bloß einen billigen Vorteil im Zoll übrig ließ.
In jener mir entgegengesezten Schrift wird aber behauptet, daß, wenn auch die Preussischen Zuckersiedereien 20 p. C. teurer als die Hamburgi- schen arbeiteten, sie dennoch wegen ihrer vorteilhaf- ten Einwirkung in den Geldesumlauf dem Staate zu- träglich sein. So auffallend dies für jeden unbefan- genen Leser sein mögte, so kann es doch nicht so ei-
Zuſaz.
wuͤrde, wenn ich um jeder tauſend Menſchen willen, meinen Untertahnen 100000 Rthlr. zur Laſt bringen wollte, blos damit ſie von dieſem oder jenem beſtimm- ten Gewerbe leben koͤnnen. Wuͤrde es alſo nicht beſſer ſein, wenn ihr mit euren tauſend Arbeitern an an- dern Gewerben Teil naͤhmet, die ihr in meinen Staa- ten findet, und welche durch Preis und Guͤte ſich ſo empfehlen, daß ſie eines ſtarken auswaͤrtigen Ver- triebs faͤhig werden. Von eurer Manufactur aber glaube ich nunmehro, daß ſie ſich eben ſo we- nig in meinen Staat verflanzen laſſe, als dies mit ſo vielen andern Producten der Natur moͤglich iſt.
So ungefaͤhr dachte Leopold II., als er im vori- gen Jahre das Verbot des Hamburgiſchen Zukkers, ohngeachtet der lebhaften Gegenvorſtellung der bis dahin privilegiirten Fabrikanten, aufhob und ihnen bloß einen billigen Vorteil im Zoll uͤbrig ließ.
In jener mir entgegengeſezten Schrift wird aber behauptet, daß, wenn auch die Preuſſiſchen Zuckerſiedereien 20 p. C. teurer als die Hamburgi- ſchen arbeiteten, ſie dennoch wegen ihrer vorteilhaf- ten Einwirkung in den Geldesumlauf dem Staate zu- traͤglich ſein. So auffallend dies fuͤr jeden unbefan- genen Leſer ſein moͤgte, ſo kann es doch nicht ſo ei-
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Zuſaz.
wuͤrde, wenn ich um jeder tauſend Menſchen willen,
meinen Untertahnen 100000 Rthlr. zur Laſt bringen
wollte, blos damit ſie von dieſem oder jenem beſtimm-
ten Gewerbe leben koͤnnen. Wuͤrde es alſo nicht beſſer
ſein, wenn ihr mit euren tauſend Arbeitern an an-
dern Gewerben Teil naͤhmet, die ihr in meinen Staa-
ten findet, und welche durch Preis und Guͤte ſich ſo
empfehlen, daß ſie eines ſtarken auswaͤrtigen Ver-
triebs faͤhig werden. Von eurer Manufactur aber
glaube ich nunmehro, daß ſie ſich eben ſo we-
nig in meinen Staat verflanzen laſſe, als
dies mit ſo vielen andern Producten der
Natur moͤglich iſt.
So ungefaͤhr dachte Leopold II., als er im vori-
gen Jahre das Verbot des Hamburgiſchen Zukkers,
ohngeachtet der lebhaften Gegenvorſtellung der bis
dahin privilegiirten Fabrikanten, aufhob und ihnen
bloß einen billigen Vorteil im Zoll uͤbrig ließ.
In jener mir entgegengeſezten Schrift wird
aber behauptet, daß, wenn auch die Preuſſiſchen
Zuckerſiedereien 20 p. C. teurer als die Hamburgi-
ſchen arbeiteten, ſie dennoch wegen ihrer vorteilhaf-
ten Einwirkung in den Geldesumlauf dem Staate zu-
traͤglich ſein. So auffallend dies fuͤr jeden unbefan-
genen Leſer ſein moͤgte, ſo kann es doch nicht ſo ei-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/378>, abgerufen am 17.07.2024.
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